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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend 2 Dt« »Ottn^orfn Zettüng- «rschrtnt Vin«» - t«», V»im«r»i«g »iw Sonnabend. - Der Be, oq, < Pret, wird mit Vezinn jeden Monat» betannt gegeben. 2 I« «alle höherer Vewalt «Krieg ob. sonst. - L irgendwelcher Störungen de» Betriebe, der " 2 Zeitung, d. Lieferanten «d. d. Beförderung^ A - Einrichtungen) hat der Besteh,r teinen An» - M spruch auf Lieferung »der Nachlieferung der -> m Zeitung ob. RL»Mh!ung d. Beplg,preis«, ü Postscheck-Konto Leipzig Nr. 26148. Mit de« Beilagen „Neue Illustrierte', «Mode und Herrn' «nd „Der Kvbsld'. Schristlkitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Nummer ^50 Freitag, den ^8. Dezember Ml 30. Jahrgang Amtlicher Teil Oeffentl. Sitzung der Gemeindeverordneten Freitag, den t8. dss. Mts, abends 8 Uhr ini Sitzungszimmer des Rathauses. Tagesordnung ist am Amtsbrett im Rathause ange schlagen. HUendors-Hkrilla, am 17. Dezember I93I. Der Gemeindeverordnetenvorsteher. Kertliches und Sächsisches. Vttendorf-Gkrilla, am s?. Dezember Ms. — Ein schwerer Unfall ereignete sich am Dienstag kurz nach 5 Uhr an dem Bahnübergang am Bahnhof Nord. Hier wurde von einem Personenzug der auf der Kirchstraße wohn hafte, 67 Jahre alte Rentenempfänger und frühere Sattler Liebs erfaßt und überfahren. Herr Liebs erlitt schwere Schädelverletzungen, die sofort zum Tode führten. Ihn dürfte selbst die Schuld an dem Unfall treffen, da der Lokomotiv führer rechtzeitig Läutesignale abgegeben und auch die Dampf pfeife in^ Tätigkeit j-gesetzt hatte. Er hat anscheinend die Warnungssignale überhört und auch das Herannahen des Zuges nicht rechtzeitig bemerkt. U — Zum ^Volksbegehren" „Landtagsauflösung", Habens sich hier 482 Personen .eingezeichnet. Da die ZaEder. Stimm berechtigten bei der letzten Wahl 3073 betrugt Habens sich reichlich 15 "/. am Volksbegehrens beteiligt. Wie mitgeteilt wird, sind die Schulferien für 1332 vom Dolksbildungsministerium wie folgt vorgesehen ^worden: Osterferien vom 19. März bis 2. April, Pfingstferien vom 14. bis 21?Mai, Sommerferien vom 16. Juli bis 22. August, Herbstferien vom 30. September bis 8. Oktober und Wech- nachtsferien vom 24. Dezember 1932 bi« 7. Januar 1933. Freital, 16. Dezember. Die 27jährige Arbeiterin Mar garethe Schramm aus Freital stellte sich bei der Polizeiwache m Rohwein und gab an, dah sie ihre 70jährigc Rluller in der Wohnung in Freital nach einem Streit erschlagen habe. Die Ermittlungen der Polizei bestätigten diese Angaben. Die Mutter lag mit zahlreichen Beilhieben über die rechte Kopf seite tot im Bett. Oberhalb des Kopses lag das blulbefudelte Veit. Anzeichen eines Kampfes waren nicht vorhanden. Es wurden Beamte nach Rohwein entsandt, um das Mädchen nach Dresden zu bringen. Dresden. Zu dem Muttermord in Freital teilt der Po« lizeibericht noch mit: Mutter und Tochter wohnten zusammen in Freital. Die Mutter war tatsächlich den ganzen Tag über nicht gesehen worden. Die Tochter hatte im Laufe des Vor mittags nach einem Streit mit der Mutter die Wohnung verlgssen. Beim Eindringen der Polizei lag die Witwe Schramm tot tm Bett. Gelddifferenzen sollen dis Ursache der Tat gewesen sein. Dresden. Einem eigenartigen tödlichen Unfall fiel ein 56 Jahre alter Mann in der Llumenstraße zu Opfer. Die Feststellungen ergaben, daß er wegen eines körperlichen Leidens gymnastische Uebungen vorgenommen hatte, wozu er sich mit Lederriemen an ein Plättbrett ange schnallt hatte. Dabei fiel er aufs Bett, konnte sich von dem Plättbrett nicht wieder befreien und fand so, da keine Hilfe zur Stelle way den Erstickungstod im Federbett. Dresden. Vorübergehend stillgelegt wird die Schiffswerft Laubegast wegen Mangels an Arbeitsauf» trägen, und zwar von Ende Dezember bis Anfang Februar. Von der Stillegung werden etwa siebzig Arbeitnehmer be soffen. Dresden. Der Schutzverband der Glasfabriken Dres dens ist auf Grund der Notverordnung vom 8. Dezember mit den Gewerkschaften in Verhandlungen getreten; in freier Vereinbarung wurde ein 10,5prozentiger Lohnabbau Mit Wirkung vom 1. Januar 1932 beschlossen. Mohorn. Ein schwerer Motorraddunfal! ereignete sich in Herzogswalde, der ein Lodesopferforderte. Ein mit zwei Mohorner Geschäftsleuten besetztes Motorrad stieß mit voller Wucht gegen einen Baum. Der Führet des Rades erlitt so schwere Kopfverletzungen, daß er tüt lie gen blieb. Sein Mitfahrer trug schwere, aber anscheinend nicht lebensgefährliche Verletzungen davon. Das Unglück ist darauf zurückzuführen, daß der Führer durch die Scheinwer fer eines entgegenkommenden Kraftwagens geblendet wor den war. Pirna. Ein Raubüberfall wurde abends im Staatsforst bei Großgraupa auf einen 60jährigen Kaufmann aus Graupa verübt. Der Kaufmann, der in Pirna einen Geldbetrag abgehoben hatte, befand sich auf dem Heimweg, als ihn im Wald ein Unbekannter ansprach. Der Kaufmann wurde von dem Räuber niedergeschlagen und der Geldtasche mit etwa 40 RM Bargeld beraubt. Der Räuber entkam un- -rkannt. Bautzen. Eine große Weiynachtsfreude wuro hier 55 Postbamten zu teil. Sic hatten sich zu einer Spielge meinschaft zusammengeschlossen und spielten gemeinsam zehn verschiedene Zehntellose der Sächsischen Staatslotterie. Jetzt hatten sie das Glück, mit einem Zehntel am 40 000-RM-Ge- winn beteiligt zu ein. Jeder der 55 Postbeamten erhält als willkommenen Weihnachtszuschuß etwa 60 Reichsmark aus gezahlt. Bautzen. EingewaltigesSchadenfeuer suchte nachts das Rittergut Weigsdorf-Köblitz bei Cunewalde heim. Vermutlich infolge böswilliger Brandstiftung kam in der großen Scheune Feuer aus, wodurch das ganze Gebäude bis auf die Umfassungsmauern in Asche gelegt wurde. Die ge samte diesjährige Ernte, ebenso viele landwirtschaftliche Ma schinen und Geräte sind vernichtet. Der Schaden ist zahlen mäßig noch nicht abzuschätzen. Der Riltergutspächter wird besonders schwer betroffen, da er erst kürzlich die Versicherung um 10 000 RM ermäßigt hatte. Die Feuerwehren hatten o-->ße Mühe, die schwer bedrohte Gärtnerwohnung zu retten. Leipzig. Eine lange Beute machten Diebe, die nachts vom Gelände der Städtischen Ziegelei an der Delitz scher Straße in Eutritzsch etwa tausend Meter Dachlatten, jede Latte zu etwa vier Meter Länge, und sieben Zentner Brennholz entwendeten Leipzig. Vereitelte Demonstrationen. Von kommunistischer Seite war Propaganda für Erwerbslosen demonstrationen in der inneren Stadt und den Geschäftsvier teln der Vororte gemacht worden Infolge der von der Po lizei getroffenen Sicherungsmaßnahmen blieb es bei gelegent lichen Versuchen. In Lindenau wurde em Polizeweamter plötzlich von einer großen Anzahl junger Männer umringt und ihm die Pistole und das Seitengewehr entrissen. Ein Kommando Schutzpolizei stellte die Ordnung wieder her. Im ganzen wurden sechzehn Personen festgenommen. Mittelbach. Unfall am Bahnübergang. Am hiesigen Bahnübergang stieß ein Personenauto aus Chemnitz mit einer nach Wüstenbrand fahrenden Güterzuglokomotive zusammen. Der Kraftwagen wurde zertrümmert. Die bei den Insassen erlitten erhebliche Verletzunyen. Waldheim. Wiederetgrisfen werden konnte der in der vergangenen Woche aus dem hiesigen Zuchthaus auf tollkühne Weise entwichene Schwerverbrecher Mar Drechsel. Gendarmerie spürte ihn in der Umgebung von Roßlau im Anhaltischen auf und konnte ihn ohne größere Schwierigkei ten festnehmen. Schwarzenberg. Neue Brücke. Die bei dem Hoch wasser im Schwarzwassertal am 6 Juli dieses Jahres durch das Unwetter zerstörte Brücke vor dem Zollamt in Wittigs- thal ist jetzt wiederhergestellt und mit einer schlichten Feier in Gegenwart des Amtshauptmanns Dr von Schwartz als Staatskommissar ihrer Bestimmung übergeben worden. Das Finanzministerium hat endgültig beschlossen, aus Erspar- nisrücksichten das Straßen- und Wasserbauamt in Schwar zenberg aufzulösen. Reuolsnih. Verschüttet wurde auf dem Kaiserin- Augusta-Schacht von hereinbrechenden Gesteinsmassen der Bergarbeiter Oestreich. Er mußte in schwerverletztem Zustande ins Stollberger Bezirkskrankenhaus übergeführt werden. Klingenthal. Ungetreuer Kassierer. Der Kas sierer eines hiesigen Sparvereins hat 4000 RM Spar- und Vereinsgelder unterschlagen. Infolgedessen konnte an 137 Mitglieder zu Weihnachten das Spargeld nicht ausgezahlt werden. Einige Mitglieder, unter denen sich auch Wohlfahrts erwerbslose befinden, verlieren bis zu 400 RM. Der unge treue Kassierer, der Gastwirt Pöhfand, wurde verhaft'' Sächsischer Lamas gel jprechen wollte, wuro? ihm das nicht genaue», oa er das nationalsozialistische Parteiabzeichen trug und sich trotz wiederholter Aufforderungen des Präsidenten Weckel wei gerte. es abzulegen. Präsident Weckel erklärte, daß er Schle gel der zuständigen Behörde melden wolle und jeden aus dem Saal weisen lassen werde, der politische Abzeichen trage. Bon kommunistischer Seite wurden ebenfalls zahlreiche Anträge vorgetragen, die sich gegen die Polizei, die Sozial demokraten und die Nationalsozialisten wenden. Deutschna tional Anträge behandeln das gleiche Thema. Die Kommu nisten verlangten die telephonische Anweisung an den säch sischen Finanzminister, gegen die Notverordnung entschieden Stellung zu nehmen, sowie die Notverordnung in Sachsen nicht zur Durchführung zu bringen Ein gleicher Antrag tag von den Nationalsozialisten vor Die Aussprache über sämt liche Themen erfolgt in der Donnerstaqsitzunq. s 733 SS8 BMrvegehrenrMmm« Dresden, 17. Dezember. Rach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis haben sich für das Volksbegehren eingetragen im Wahlkreis Dresden-Bautzen 237 197 von 1319337 Stimmberechtigten oder 17,73 Prozent. Wahlkreis Leipzig 127 603 von 927 576 Stimmberechtig ten oder 13,48 Prozent. Wahlkreis Chemnitz-Zwickau 368 758 von 12S652S Stimmberechtigten oder 28,44 Prozent. Der Wahlkreis Chemnitz-Zwickau erreichte also für sich allein fast die Stimmenzahl, die notwendig ist, um das Volks begehren durchzuführen. Von den insgesamt 3 580 441 Stimmberechtigten haben - 733 558 Personen für das Volksbegehren, also 28,48 Prozent gestimmt. Die Aussichten Mr den Aoiksentscheid Einzelergebniffe Städte Wahlberechtigt Abgegebene Stimmen Dresden 494 241 75 295 Leipzig 513 404 45 17S Chemnitz 247 024 83 119 Plauen 76 571 26 947 Zwickau 58 822 12 531 Meißen 33 161 5 983 Pirna 22 270 4 377 Bautzen 27 010 4 825 Riesa 17 313 2 079 Freiberg 24 485 7 858 Annabe'rg 13 472 4139 Aue 17 384 3 906 Auerbach i. V. 13 727 3 375 Crimmitschau 20 374 4 033 Falkenstein 10 751 3 783 Glauchau 22 069 3 779 Hohenstein-Ernstthal 12 069 4 587 Lichtenstein-Callnberg 8 537 1990 Limbach 13120 6 388 Meerane 18 049 2101 Olbernhau 6 680 1882 Reichenbach t. V. Schwarzenberg 22 986 7 939 4 776 2 704 Stollberg 6 902 1872 Werdau 14 999 5 349 Bischofswerda 6 300 1820 Radeberg 11000 1820 Großenhain 8 700 2 711 Freital 25 822 3 270 Döbeln 15 400 1427 Oschatz 6 950 665 Brand-Erbisdorf 3 654 1013 Flöha 3 960 1606 Mittweida 12 948 3 474 Kamenz 7 536 632 Zittau 27 265 2 907 Löbau 8 770 1749 Borna 7 070 713 ' Frankenberg 9 862 2 542 Vor Eintritt in die Tagesordnung der Mittwochsitzung des Sächsischen Landtags stellte der Abg Siegel (Kom.) den Antrag, den kommunistischen Antrag wegen der letzten Reichsnotverordnung auf die Tagesordnung zu setzen. Der Landtag beschloß demgemäß. Eine Reihe sozialdemokratischer Abgeordneter begrün dete Anträge, die sich gegen die Nationalsozialisten wenden. Während der Ausführungen der Antragsteller herrschte im Haus l e b h a ft e/V n r u h e, die. auch anhielt, als Abg. Lasch (Nats.) einen Antrag einbrachte, durch den die Re gierung beauftragt werden soll, sofort schärfstens gegen alle Ausschreitungen gegen Nationalsozialisten vorzugehen und jede kommunistische und sozialdemokratische Hetze zum Bür gerkrieg in der Presse zu verhindern. Cs kam wiederholt zu lärmenden Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. Als de* nationalsozialistische Aba. Sckle- Nachdem das Volksbegehren durchgegangen ist, erhebt sich die Frage, ob der nach der Verfassung durchzuführende Volksentscheid ebenfalls von Erfolg lein wird. Die hinter dem Volksbegehren stehenden Parteien brachten bei der Reichstagswahl am 14. September 1830 insgesamt 1 561 000 Stimmen auf, wovon für das Volksbegehren aber nur dis knappe Hälfte eintrat. Um dem Volksentscheid zum Siege zu verhelfen, müßten aber rund 1 750 000 Wähler sich betei ligen, mit anderen Worten: die Volksentscheidsparteien müß ten eine Million Wähler mehr auf die Beine bringen, was aber nach Lage der Dinge wohl kaum anzunehmen ist. Der Sächsische Landtag hat jetzt nach der Durchführung des Volksbegehrens über leine Auslölung zu beschließen. Dis Zusammensetzung der Parteien wird einen dahingehenden Antrag zur Ablehnung bringen worauf imFebruar oder März der Volksentscheid zu stlaen bat.