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iLendorfer Zettung 24. Jahrgang. Nummer 76 amtlichen Bekanntmachungen zu Ottenborf-Okriüa. Diese Zeitung veröffentlicht die des Gemeinderate» Freitag, den 3 Juli 1925 «»»»»»»»»»»»«Hili»»»»»»!» 2 Die »Ottsndorfrr Fettu««' erscheint Die«» - tag, Donneret«- «io Sonnabend. - Der B»>»a,-Pr«t, »Kd »Ü Vegtnn jede« Monat» bekannt -e-eben. 2 I« Fall« -Sherer Dew all (Krieg vd. sonst. 2 ü trgrndwelcher Störungen de« Betrieb« der ü 2 Zeitung, d. Sief,raste» od. d. vefördernnao- L <rtnricht»ngen) hat der Berte-er keine« vn» - « sprach ans Lieferung »der Nachlieferung der « 2 grtkmg »d. Rückzahlung d. Berugopreise». - Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Dngetgo» » vid« «» don Erfchek »«d l Mit den Beilagen »Neue Illustrierte', »Mode und Hei«' «d »Der «odsw*. SchrifUeitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde - Giro - Konto Sd- Amtlicher Teil. Tabackanpflanzuugen. Diejenigen Einwohner, welche Taback angepflanzt haben, müssen es bis spätesten« 1b. Juli 1925 im Rathaus Verwaltungszimmer gemeldet haben. Die Größe der Anpflanzung ist in Quadratmeter anzu- geben. Httendorf-Hkrilla, am 1. Juli 1925. Der Gemeinderat. OertlicheS nnd Sächsisches. Gtiendorf-Dkrilla, den 2. Juli (925. — Au den Volksschule» find jährlich 5 Wandertage zu veranstalten. Sie dienen hauptsächlich der körperlichen Er tüchtigung, wollen Natur- und Hrimatliebe wecken und bilden eine bilden eine wertvolle Ergänzung des Unterrichts. Erwähnt sei noch, daß dabei wertvolle sittliche «rüste (wie Kamaradschaft, Hilfsbereitschaft, Mut, Ausdauer, Selbstbe herrschung) im Kinde gefördert werden. Für Vie Klaffen der hiesigen Volksschule ist nun der kommende Freitag al« der zweite Wandertag in diesem Jahre geplant. Ja Rücksicht auf die wirtschaftliche Notlage vieler Eltern glaubt die hie^ge Lehrerschast recht zu handeln, wenn sie dir Kinder, die in die Heidelbeeren gehen wollen, von der Klaffenwanderung beurlaubt. Die Lehrer werden mit den übrigen Kindern wandern. — Ein postaliche» Jubiläum. Am 1. Juli diese» Jahre» find 75 Jahre verflossen, daß in Sachsen Postbrief, marken und Postanweisungen eingeführt wurden. Am 1. Juli 1850 gab die damalige königlich sächsische Poft di« erste 3-Pfennig-Marke zum Frankieren von Kreuzbändern au». Die Marke hatte quadratische Form, eigenartige Randleisten, in der Mitte die Wertztsfer und den Zusatz darunter: franko. Als mit dem 31. Dezember 1867 die sächsische Post al« solche aufhörte und in di« des Norddeutschen Bunde» übergehen mußte, wurde dann deren Wertmarke ringeführt. Jene alten sächsischen Postwertzeichen sind in zwischen derart selten geworden, daß man bereit« vor 25 Jahren, als dieser Vorgang sich zum 50. Male jährte, etwa 150 Mark für jene sächsischen 3-Pfennig-Marken be zahlt hat. Die ersten sächsischen Postanweisungen führten sich damals nicht recht ein, denn ihr Tarif für die Ein- zahlung«gebühr, die ein viertel Groschen für den Taler be trug, ;war dem Publikum zu hoch uud erst später, al« Gcneralpostmrister Stephan die Reichspostanweifungen etn- führte, stieg auch im damaligen Königreich Sachsen der Gebrauch der Postanweisungen in kurzer Zett außerordent lich und machte damit die Post erst richtig zu einem allge meinen Verkehr«instttut. Dresden. Nächsten Sonnabend mittag» Punkt 12 Uhr wird auf dem wundervollen Festplatze der Priv. Bogen- schützeu-Gejellschaft au der Elbe bei „Anton«" der große Vogel auf der gewaltigen 45 Meter hohen Stange aufge zogen und mit diesem festlichen Akte die althiftorisch« Dresdner Vogelwiese eröffnet werden. Neun Tage lang wird dann dieser Festtrubel dauern uud sicherlich auch die«, mal wieder alt und jung tu diesen Bann ziehen. Bischofswerda. Feuer brach vermutlich durch Brandstiftung im Gute eine« Gut«besitzer« in Frankental au«. Ihm fielen die Scheunen und die Wirtschaftsgebäude, tn denen sich da« Vieh befand zum Opfer. Nur mit großer Mühe konnte da« Wohnhau« erhalten bleiben, Infolge des schnellen Umsichgreifens der Flammen konnte nur da« Vieh gerettet werden. Da« Kleinvieh ist vernichtet, ebenso sämtliche Maschinen, Geräte und Wagen, und die gesamte Heuernte. Der bedeutende Schaden ist durch Versicherung nicht gedeckt. Zittau. In Seitendorf hatte in der Nacht zum Sonnabend der 69 jährige Tischlermeister Gustav Volke einen Kampf mit zwei Einbrechern zu bestehen. Die Ein- brecher, die auf einer Leiter zum offenstehendeu Schlaf kammerfenster eingefttegen waren, überfielen Volke dem es aber gelang, durch treffliche Gegenwehr die Verbrecher tn di« Flucht zu schlagen. Volke trug mehrere Verletzungen davon. Döbeln. Mitte voriger Woche brach im Wettiner- H-s am Bahuhof Döbeln-Ost Feuer au», da» bereit» einen s bedenklichen Umfang angenommen hatte, aber noch recht zeitig gelöscht werden konnte. Ein im Hause wohnender j 24 jähriger erwerbsloser Arbeiter wurde als Brandstifter er- f mittelt und verhaftet. Er hatte da» auf dem Oberbodeu i stehende Gerümpel mit Petroleum begossen und augebrannt. Bad Gottleuba. Am 1. Juli find 20 Jahre verfloffeu, seitdem Gottleuba dem großen Verkehrsnetze der z Eiseubahu angeschloffen wurde. Stollberg. In der Kurve oberhalb des Schützen platzes fuhr rin au« Lößnitz kommender, mit sech« Personen besetztes Auto gegen das tn Reparatur befindliche Brücken geländer, riß e» mit sich uud blieb an den darunter befind lichen Baugerüst hängen. Der Wagen wurde stark beschädigt, Personen glücklicherweise nicht verletzt. Frankenhausen. Wegen versuchten Morde« an seiner Stiefmutter wurde der 23 jährig, Handlungsgehilfe Büttner verhaftet. Büttner hat seine Stiefmutter in der gemeinschaftlichen Wohnung zu erdrosseln versucht, indem er fie nach vorausgegangenen Streite gepackt, aufs Sofa ge- worfen und ihr rin Taschentuch in den Mund gesteckt, ihr sodann einen Strick um den Hals gelegt und deisen zuge- zogen hatte. Auf die Hilferufe der Fau eilten Hausbe wohner hinzu, die die bedrängte Fcau befreiten und den Stiefsohn der Gendarmerie übergaben. Chemnitz. Aus der Landstraße zwischen Aunaberg und Bärenstein verunglückten in der Nähe des Gasthaus:« Goldene Sonne am Sonntag auf einer Autofahrt die beiden Chemnitzer RechiSanwälts Wisla und Hartmann dadurch schwer, daß ihnen e in amerikanischer Wagen in die Flanke fuhr. Sämtliche vier Insassen wurden durch den heftigen Anprall au« dem Wagen geschleudert. Während aber der Chauff-ur und ein weiterer Insasse mit leichteren Verletzung«» davonkamen, wurden die beiden Rechtsanwälte so schwer verletzt, daß fie sogleich nach dem Chemnitz« Krankenhaus gebracht werden mußten. Die Insassen des amerikanischen Wagens fuhren rücksichtslos weiter, ohne sich um die Ver unglückten zu kümmern, und konnten bis jetzt noch nicht er mittelt werden. — Der Betrüger, der dieser Tage einen jungen Ange stellten einer hiesigen Firma in einem Bankhaus« durch ein geschicktes Betrugsmauöver um 700 Mark bracht«, ist am Montag al« ein 35 jähriger Kaufmann aus Oberfrohna er- mittelt wordrn. Durch einen Zufall traf der Betrogene den raffinierten Betrüger auf der hiesigen Brückenstraße, erkannte ihn wieder und veranlaßte kurz entschlossen einen Poltzeibe- amten zur sofortigen Festnahme. Der Verhaftete soll die Tat au« wirtschaftlicher Bedrängnis vollbracht haben, hat aber bereit« den gesamten Betrag verausgabt. — Die alt« Frankfurter Reisebrieftaubenvereiuigung halt« in Verbindung mit der Badener Schwestervereiniguug dieser Tage 3000 Brieftauben nach Chemnitz gesandt, die hier nach ihrer Ankunft auf dem Eilgüterbahnhos zum Fern- flugr über 300 Kilometer nach ihrer Heimat freigetaffen wurden. Wie jetzt aus Frankfurt a. M. mitgeteilt wird, find die ersten Tauben, die hier 5 Uhr 40 Minuten früh abflogen, dort mittag« 12 Uhr eiugetroffeu, so daß die Tierchen zu der riesigen Strecke etwas über 6 Stunden ge braucht haben. — Infolge Ersetzung des bisherigen Postpferdewagen- Betrieb fuhr am Dienstag abend um 6 Uhr der letzte Postwagen aus dem alten Tore an der Chemnitzer Straße, durch das schon die alten sächsischen Postwagen zu fahren pflegten. Die Postillione hatten noch einmal volle Paradeuniform angelegt, die Pferde trugen, mit Rosen ge- schmückt, die alten Geschirre aus der Zett von 1866, und wie der Wagen au» dem Postgebäude herau»fuhr, blteß der Postillon zum letzten Male da» alte „Ruß i denn, muß i denn". Der Wage« wurde auf den Straßen, die er durch- fuhr, überall auf das freudigste begrüßt, und der Eindruck aus di« Passanten war sichtlich ein großer. Bad Elster. Hier wurde der frühere Wirtschasts- besttzer Hausner, der im Jahre 1908 seinen 1863 geborenen Bruder Hermann ermordet hat, verhaftet. Di«ser war seinerzeit spurlo» verschwunden. Hausner hatte damals aus- gesagt, sein Bruder sei mit einem offeneuen Rasiermesser in den Wald gegangen und habe vermutlich Selbstmord verübt. Die Leiche konnte aber nicht gefunden werden. Jetzt hat der Sohn eines Hauseigttümrr« zufällig in der Räucher- kammer de» Hausner einen Menschenschädel gesehen uud sein«« Bater davon Miteilung gemacht, d«r Anzeige erstattete. Bei einer Hauesuchung wurden auch Menschenknocheu ge- funden. Hausner hat ein Geständnis abgelegt. Die AgrarM 'm Aelchen-LMMM. Die Anfänge einer Zollpolitik in Deutschland gehen auf den Großen Kurfürsten zurück und bewegten sich auch unter seinen Nachfolgern Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Großen, dem Zuge der Zeit entsprechend, auf merkan tilistischer Grundlage. Die Ausfuhr von Rohstoffen, insbe sondere von Getreide und Wolle, wurde verboten, die Aus fuhr von Fertigfabrikaten in jeder Weise gefordert. Hem mend wirkten namentlich im inneren Verkehr die soge nannten Akzisen, die für Getreide, Fleisch, Getränke, Le bensmittel und Kaufmannswaren aller Art meist an den Stadttoren erhoben wurden. Die Waren, welche vom Aus lande kamen, hatten entsprechend höhere Zahlungen zu leisten, so daß die Torakzisen in den Städten eine weit größere Bedeutung hatten als der Erenzzoll. Die Akzisen wurden als Wertzoll erhoben. Jede Provinz besaß ihren besonderen Tarif und war wieder in mehrere Bezirke mit je einem Hauptzollamt eingeteilt. In jedem Bezirk wurde von den eingeführten Waren eine Abgabe erhoben. Dieses unerquickliche System blieb in der Hauptsache bis Anfang des 19. Jahrhunderts bestehen. Friedrich Wilhelm III. war ein entschiedener Anhänger der Freihandels und arbeitete von Anfang an auf die Ausbildung eines Erenzzollsystems gegen das Ausland hin. Die unter seiner Regierung fertiggestellten Tarife von 1818 und 1821 wurden epochemachend für die Entwicklung der deutschen Zollpolitik. Nach anfänglichem Widerstreben kam 1833 der Deutsche Zoll verein zustande, der 18 deutsche Staaten zu einem Zollgebiet zu- sammenschloß und mit dem 1. Januar 1834 in Kraft trat. Nach Gründung des Deutschen Reiches ging die Aufgabe des Zoll vereins auf das Deutsche Reich über. Die Freihandelsströmung dauerte in Deutschland bis etwa Mitte der 70er Jahre fort. Der deutsche Markt wurde in dieser Zeit völlig mit deutschem Getreide versorgt. Da zunächst keine auswärtige Konkurrenz die Getreidepreiss drückte, konnte sich die landwirtschaftliche Produktion in aufsteigender Linie ent wickeln, und so kam es, daß die deutsche Landwirtschaft in diesem Zeitalter trotz des Freihandels eine Blütezeit erlebte. Die Situation änderte sich erst entscheidend, als durch den Bau von Dampfschiffen und Eisenbahnen die amerikanische Kon kurrenz sich auf den europäischen Märkten fühlbar machte. So kam es, daß Bismarck im Jahre 1879, zugleich unter Hinweis auf die ungünstige Handelsbilanz, sich für den Schutz der nationalen Arbeit auf der ganzen Linie einsetzte und der zunehmenden Ein fuhr an Brotgetreide in Verbindung mit den stark gesunkenen Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse durch einen Zoll von 1 M. für den Doppelzentner Getreide Einhalt zu tun versuchte. Das Experiment konnte natürlich nicht gelingen, weil dieser Zoll zu geringfügig war. Auch sie Erhöhung des Zolles im Jahre 1885 auf 3 M. für den Doppelzentner genügte nicht. Erst nachdem die Eetreidezölle im Jahre 1887 auf S M. pro Doppel zentner erhöht waren, hob sich allgemein das Preisniveau des Getreides auf eine zeitgemäße Höhe, so daß die Landwirtschaft einen Rückhalt für ihr Fortbestehen und einen neuen Anreiz für Lie Steigerung der Produktion erhielt. Aus handelspolitischen Gründen wurd; unter Reichskanzler von Caprivi 1892 der Zoll für Brotgetreide auf 3,50 M. ermäßigt und dieser Satz durch die neu abgeschlossenes Handelsverträge auf Jahre hinaus festgelegt. Der Schlag traf die Landwirtschaft um so schwerer, als gerade in Lieser Zeit die argentinische Kon kurrenz neu einsetzte. Die Preise für landwirtschaftliche Erzeug nisse wurden unter das erträgliche Matz herabgcdrückt, während der Landwirt seine Betriebsmittel zu steigenden Preisen von der Industrie einkaufen mußte. Die Folgen waren zunehmende Ver schuldung, gewaltiger Rückgang der Produktion und Verschärfung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land. So mancher Land wirt sah sich in dieser Zeit gezwungen, seine väterliche Scholle zu verlassen, weil er vollständig verarmt war. Erst das Zolliarifgesetz vom Dezember 1902, das im März 1906 in Kraft trat und auf Grund dessen unter Fürst Bülow die neuen Handelsverträge mit Gültigkeit bis zum 3l. Dezember 1917 abgeschlossen wurden, brachte einen Umschwung in Form eines gesteigerten Schutzes für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Zölle des Fürsten Bismarck von 1887 wurden im wesent lichen wiederhergestellt, teilweise um kleine Beträge erhöht. Die Folge war eine neue Blüteperiode für die deutsche Landwirt schaft, die ihrerseits wieder mit zu dem gewaltigen Aufschwung unserer Industrie und zur Hebung der Eesamtwirtschaft bei getragen hat. Der Weltkrieg hat die Handelsverträge und Handelsbeziehungen zerrissen. Die neutralen Staaten haben die Verträge teilweise gekündigt. Nachdem uns mit dem 10. Ja nuar 1925 unsere handelspolitische Autonomie wiegergegebeN ist, sehen wir uns gezwungen, unsere Handelsverträge so ziem lich mit der ganzen Welt zu erneuern. Dazu fehlte uns bis her das unbedingt erforderliche Rüstzeug in Form eines ein heitlichen zeitgemäßen Zolltarifs. Den, sucht Lie neue Zolloor- läge der Regierung abzuhelfen, die ein geschlossenes Zollsystem auf der Basis des Bülow-Tarifs unter Anpassung an die der zeitigen Verhältnisse darstellt. l.. s Aier-ü eine BeilaO«.