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Kirchennachrichten. Ottendorf-Okrilla. Donnerstag, den 29. Juni 1916. Abends Uhr Kriegsbetstunde. § Sezugs-Preis: « j vierteljährlich t,2O MK. frei ins tzaus. u tön öer üeschästsstelle abgeholt 1 Mk. j Einzelne Nummer IO pfg. jj t Erscheint Dienstag, Donnerstag unö k! t 5onnabenö Nachmittag. Unterkaltungs- und finreigeblatt Anzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oäer Seren Naum 13 Pfg. Keklamen Sie einspaltige Petit zeile oöcr Seren Naum 3ll pfg. Bei belangreichen Nusträgen u.IvieSer- holungen entsprechenoer Nsbatt. Mt wöchentlich erscheinenöer Sonntägsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie üen abwechselnö wöchentlich erscheinenöen illustrierten Beilagen „Felö unö Karten" unö „Deutsche Moöe unö hAnöarbeit". Druck unä Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrilla. Nummer 77 verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Hrotz-Okrilla. s5. Jahrgang Freitag den 30. ^uni M6 Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Montag, den 3- Juli dss. Js. von 8-12 Uhr findet für den hiesigen Ort die Ver> teilung der Kleie und des GeflügelsutterS statt. Verteilungslokal: Bahnhof Ottendorf. Besitzer, welche Milchkühe und Geflügel besitzen, haben bis Sonnabend mittag Zettel im Gemeindeamt abzuholen. Ottendorf-Moritzdorf, am 27. Juni 1916. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Nur geringe Zuversicht in eine weitere erfolgreiche Verteidigung Verduns spricht nach dem Verluste von Thiaumoat und der teil weisen Eroberung Fleurys aus den jetzigen Artikeln der Pariser Morgenblätter. Heros erwägt bereits den Fall der Festung, der, wie er in seiner „Victoire" schreibt, der Moral Frankreichs und seiner Verbündeten einen harten Schlag versetzen würde. Denn Verdun fei mehr als eine mächtige Festung, Verdun sei das Sinnbild der Hartnäckigkeit und der heldenmütigen Widerstandskraft der fran zösischen Nation. Von Fachkritikern äußert sich Oberst Rousset am pessimistischsten. Er meint, man könne gegenwärtig noch nicht die Bedeutung des von den Deutschen errungnen Vorteils abschätzen. Aber die Lage sei ernst denn nur ein schmales Gelände trenne die Hauptverteidigungslinie von dem Festungs kern. Trotz der übermenschlichen Anstrengung der Verteidiger sei es den Angreifern gelungen sich neuer Stellungen zu bemächtigen, die weit bester als d e jetzt von den Franzosen besetzten seien. — Eine gewisse Unruhe hat sich bet uns hier und dort bemerkbar gemacht, weil es manchem nicht recht in den Kopf will, daß die Bukowina nahezu ganz geräumt wurde, und daß die Rusten in Wolhynien nicht schnell genug wieder in ihre Ausgangsstellungen zurückgeworfen worden sind. Mit Unrecht werden solche Bedenken ausgesprochen. Zu nächst liegt es natürlicherweise im Wesen des Riesenkampfes unserer Zeit, daß die überaus weiten Verteidigungsfronten der befestigten Stellungen nicht überall gegen Massenangriffe gehalten werden können. Hier handelt es sich um gewaltige Räume, deren vorübergehende Preisgabe gar keine entscheidende Rolle spielt Die Hauptsache bleibt, daß der Feind seinen Zweck im großen nicht erreicht. Dieses aber ist geschehen. - — Die „Köln. Volksztg." veröffentlicht ein Schreiben über ein siegreiches Gefecht unserer ostafrikanischen Schutztruppen bei Kondoa- Jrangi über die Burenbrigade des Generals Vandeventer am 9 bis 11. Mai 1916, wo nach die äußerst erbitterten Kämpfe zur Er- oberung der gesamten englischen Stellungen führten. Die Engländer zogen sich mit großer Schnelligkeit etwa 10 Kilometer nordwärts zurück, wo sie eiligst Verschanzungen anlegien. Unsere siegreichen Abteilungen konnten den zürückgehenden Gegner nicht verfolgen, weil ihnen die Pferde fehlten. Die Burenbrigade verlor in den dreitägigen heftigen Kämpfen 1200 Mann, wovon über die Hälfte tot am Platze blieben. Mehrere leichte Geschütze und Maschinengewehre wurden erbeutet. — Aus Berlin wird gemeldet: Die kriegs gerichtliche Hauptverhandlung im Prozeß gegen Karl Liebknecht hat am Mittwoch um 9 Uhr vormittags im Militärgerichtsgebäude in der Lehrter Straße begonnen. Das Gericht ist besetzt mit einem Major als Vorsitzenden und zwei Kriegsgerichtsräten, im Zivilberuf Rechts- anwälte, von denen einer die Verhandlung führt, ferner einem Hauptmann und einem Oberleutnant. Dem Angeklagten steht Rechts anwalt Bracke-Braunschweig als von ihm ge wühlter Verteidiger zur Seite. Nach Aufruf der Zeugen und Dolmetscher, der Vereidigung der Richter und Feststellung der Personalren des Angeklagten wird die Anklageversügung verlesen, die in der Hauptsache, wie bekannt, auf versuchten Landesverrat, begangen im Felde, d. h. während des Kriegszustandes, und Widerstand gegen die Staatsgewalt lautet. Hierauf beantragte der Vertreter der Anklage während der gesamten Dauer der Sitzung, auch während der Verhandlung über diesen Antrag, die Oeffentlichkeit auszuschließen. Der Angeklagte protestierte gegen den letzten Teil des Antrages. Nach H 285 der Militär strafgerichtsordnung mußte jedoch die Ver handlung über die Ausschließung der Oeffent lichkeit in nichtöffentlicher Sitzung stattfinden. Das Urteil lautete auf zwei Jahre sechs Monate drei Tage Zuchthaus und Entfernung aus dem Heere wegen versuchten Kriegs verrats, erschwerten Ungehorsams und Wider standes gegen die Staatsgewalt. Gegen dieses Urteil steht Liebknecht das Rechtsmittel der Berufung zu. Oertttches uns Sächsisches. Gttendorf-Dkrilla, Ly. Juni W6. — Welchen groben Einfluß die Heidelbeer- ernte in unserem Orte ausmacht, kann man daraus ersehen, daß allein am Dienstag und Mittwoch auf dem hiesigen Personenbahnhof gegen 25 Zentner Heidelbeeren nach auswärts zum Versand gebracht wurden. — In der am Dienstag stattgefundenen Gemeinderatssitzung wurde Herr Buchhalter Schäfer als Ersatzmann für Herrn Dr. Stolzenburg verpflichtet. Bei einer am 6. Juni slnt> gefundenen Revision sämtlicher Gemeindckaffen wurde festgestellt, daß bei sämtlichen Kasten kein Grund zu Ausstellungen vorhanden war. Weiter wurde beschlossen, bei Freiwerden der hiesigen Schutzmannstelle diese von Militäranwärtern der mittleren Beamtenklaffe und nicht von der niederen Beamtenklasse zu besetzen. Ein kleineres Bau gesuch des Herrn Hermann Tamme wurde bedingungslos genehmigt. Auf Vorschlag des Sparkastenausschustes beschließt der Gemcinde- rat den Hypothekenzinssuß der in Kleinokrilla gelegenen Grundstücke ab 1. Juli von 4^ auf 4'/2" o zu erhöhen, da sich Kleinokrilla als außenstehende Gemeinde betrachtet und durch Beitrittserklärung der fr- Zt. geplanten Verbandssparkaffe in Lausa und Umgegend der hiesigen Sparkasse Einlagen entziehen wollte und auch die sonstigen Verhältnisse der hiesigen Gemeinde gegenüber nicht darnach sind, daß diese die bisher gewährte Ver günstigung (4Vj Proz.) auch weiterhin ge währt wird. Mit 1. Juli tritt die neue Sparkaffenordnung in Kraft) auch wird mit diesem Tage die schon seit langem beschlosten und infolge des Krieges und des dadurch be dingten Beamtenmangels bis jetzt zurück gestellte tägliche Verzinsung eingesührt. Herrn Oberschutzmann Pötzsch wird infolge Krankheit eingetretener ungünstiger Familienverhältnisse wegen eine monatliche Beihilfe von 12,50 Mk. ab 1. Juli auf die Zeit der Teuerung ge währt. Ueber die Festsetzung der Lebens ¬ mittelpreise fand eine allgemeine Aussprache statt und wurde beschlossen, diese in der bis herigen Weise zu handhaben. Um die hier herrschende Kartoffelknappheit zu mildern, wurde ein Ersuchen an die Amtshauptmann schaft gerichtet, daß durch Zusatzbrotmarken ein Ausgleich geschaffen werden soll. — Durch das vorzeitige Einsammeln von wildwachsenden Beeren aller Art werden zum Schaden der Volksernährung große Werte vernichtet. Die Königlichen Ministerien der Finanzen und des Innern haben daher das Einsammeln, insbesondere der Preißel-, Heidel-, Erdbeer- unb Him beeren in unreifem Zustande verboten und die Folstrevierverwaltungen sowie auch die Amtc-Hauptmannschasten ermächtigt, die Zeitpunkte des Beginns der Ernte für die vnschienen Beerenforten zu bestimmen. Lies ist durch eine Bekanntmachung der Amtshauplmannschast Dresden - Neustadt und der beteiligten Forstrcvierverwaltungen vom 21. Juni 1916 geschehen und es ist darin der Beginn der Himbeerernte auf dm 15. Juli 19l6 und der Preißelbeerernte auf den l. September 1916 festgesetzt worden. Es ist dringend wünschenswert, daß diese Zeitpunkte von der Bevölkerung strengstens eingehalten werden, da andern falls zu befürchten ist, daß durch das vor zeitige Einsammeln große Mengen unreifer Beeren vernichtet und hierdurch der Volks ernährung entzogen werden. Alle Eltern, Vormünder, Erzieher und Lehrer werden daher ihre Auimerksamkeit dieser Frage zu wenden müssen und insbesondere die ihrer Obhut anvertrauten Kinder unter Auf klärung über die Sachlage unbedingt von einem vorzeitigen Einsammeln abhalten müssen. Die in Betracht kommenden Be hörden werden unnachsichtlich gegen Ueber- lretungen des Pflückverbois einschreiten. — Im Verkehr mit der Bukowina ist bis auf weiteres der Paketverkehr ganz, der übrige Postverkehr für die Gegend nördlich von der Linie Jswor—Szypot— Camerale - Setetin - Hadikfalva - Scherbutz eingestellt. — Ein dankbares Gemüse. Ein in Sachsen wenig bekanntes Gemüse, das sich durch große Fruchtbarkeit, reichen Ertraa, billige und verhältnismäßig wenig Mühe er fordernde Pflege, sowie durch Nährkraft und Wohlgeschmack auszeichnet, ist der Mangold, eine der Runkelrübe ähnliche zweijährige Pflanze mit gestielten Blättern. Die Blätter ergeben ein spinatähnliches Gemüse, die abgezogenen Stiele kann man mit einer Tunke zu einem guten Gericht wie Schwarzwurzeln oder Spargelstücke verarbeiten. Man kann von der Pflanze den ganzen Sommer hindurch bis in den Winter abernten, weil sie stets neue Blätter treibt. Tie überwinterte Pflanze gibt schon im April wieder Gemüse, nnd wenn sie im Juli in den Samen schießt, so bringen bereits wieder die im April neubesäten Beete neuen Ertrag. Die Pflanzen stehen am besten einzeln im Versatz in etwa 35 Zentimeter Abstand voneinander. Der Mangold liebt die Sonne, begnügt sich aber auch mit magerem, natürlich ent sprechend gedüngtem Boden. Sein Anbau ist angelegentlich zu empfehlen. Dresden. Am Montag ist hier im K-ankenhans Friedrichstadt auch noch die Frau des mit seinem neunjährigen Sohne -iner Gasvergiftung im Hause Tharandter Straße Nr. 80 am Freitag zum Opfer ge fallenen Maschinisten Kaeppler im Tode gefolgt. Die 42 jährige Frau war, wie schon berichtet, in ihrer Wohnung auf dem Fußboden liegend stark betäubt angetroffen worden. Die Wiederbelebungsversuche hatten zwar Erfolg gehabt, doch ist es den Aerzten nicht gelungen, die Unglückliche am Leben zu erhalten. Die nun auf so tragische Weise aus dem Leben geschiedene Familie wird auf dem Löbtauer Friedhof eine gemeinsame Ruhestätte erhalten. — (M. I.) Die deutsche KriegSauSstellung Dresden 1916, deren Anziehungskraft stetig wächst, erhält fortgesetzt Anfragen über den Preis beim Besuch durch auswärtige Ver eine. Der geringe Eintrittspreis (55 Pfg., für Kinder unter 14 Jahren, für Schüler und Schülerinnen und für Militär vom Feldwebel abwärts sowie für Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen in Uniform nur 25 Pfg.) erlaubt des gemeinnützigen Zweckes wegen keine allgemeine Ermäßigung für Vereine. Nur für Schüler und Soldaten, die geschloffen und unter Führung eines Vorgesetzten oder Lehrers die Ausstellung besuchen, ist der Eintrittspreis auf 10 Pfg. bemessen. Eine Führung kann nur dann eingerichtet werden, wenn die Gruppen sich vorher schriftlich oder telephonisch (17 227) anmelden. Regelmäßige Erklärungen werden täglich um 11 Uhr geboten. Der Besuch der Ausstellung wird Auswärtigen dadurch erleichtert, daß in dem Erfrischungsräume zu mäßigen ortsüblichen Preisen eine gute Bewirtung zu haben ist. HainSberg. Der Lokalanzetger für Hatnsberg und Umgegend teilt seinen Lesern mit, baß er sich genötigt sehe, mit Ende dieses Monats sein Erscheinen ein» zustellen. Hohnstädt. Bet einem am Sonn» abend in Grimma und in der Umgebung aufgetretenen heftigen Gewitter traf rin Blitzstrahl in Hohnstädt das Gebäude des im Felde stehenden Brauers Oswald und zündele. Nachdem der Dachstuhl nieder» g-brannt war, konnte ein weiteres Um» sichgreifen des Feuers verhütet werden. Otterwisch. Hier schlug der Blitz in den Kuhstall der Besitzung des Wasser» mühlenbesitzerS Meinig ein und tötete drei Kühe und ein Kalb. Plauen t. V. Mit ganz besonderer Frechheit ging der 18 Jahre alte Hand« arbeiter Karl Walter ModeS von hier bei Fahrraddiebstählen vor. Am 18. Juut entwendete er einem Fahrradeändler ein Fahrrad. Der Spitzbube hatte die Un verfrorenheit, dieses dann einem änderten Fahrradhändler zu verkaufen. Da» viel versprechende Bürschchen wurde in dem Augenblick sestgenommen, als er ein am 24. Juni nach seinem Geständnis in Pirk gestohlenes Fahrrad wiederum verkaufen wollte.