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Ottendorfer Zeitung Bezugs-preis: vierteljährlich 1,22 Mk. frei ins baus. In öer Seschästsstelle abgeholt 1 Mit. Linzelne Nummer 12 Pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabsnö Nachmittag. Unterkaltungs- und önreigeblatt Anzeigen-Preis: Die einspaltige 5eite oöer Seren Naum 15 pfg. keklamen Sir einspaltige PM- zeile oöer Seren Naum 32 pfg. Lei belangreichen Aufträgen u.wieSrr- Holungen entsprechender Nabrtt. Mit wöchentlich erscheinenöer Sonntngsbeilnge «Illustriertes UnterhaltungsblÄtt", sowie Sen nbwechselnö wöchentlich erscheinenöen illustrierten Beilagen «Felö unö Sarten" unS «Deutsche Moöe unö hanösrdeit". Lonntag, den 6. Februar M Druck unö Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrilla. Numnier Verantwortlicher hchristleiter Hermann Kühle, Srotz-Okrill». s5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Die Bewegung an der Westfront hält an und gibt der Vermutung Raum, daß es über kurz oder lang zu größeren Zusammen stößen kommen wird. In Flandern, im Artois und an anderen Stellen haben wiederum lebhafte Artilleriekämpfe statt gefunden, aus den Argonnen werden Hand granatenkämpfe berichtet, und die beiderseitigen Luftflotten sind unablässig tätig, Blößen des Gegners zu erspähen und ihm nach Kräften Schaden zuzufügen. Das gelang unseren Fliegern, für die fast kein Tag mehr vorüber geht, ohnen ihnen bemerkenswerte Erfolge zu bringen, auch neuerdings wieder, indem sie ein englisches und ein sranzösiches Kampf flugzeug abschießen konnten. Trotz aller offiziellen Verdunkelung«- und Verschleierungs manöver beginnen in Frankreich allmählich die Verlustziffern bekannt zu werden. Es sind, wie man jetzt aus einwandfreier Quelle erfährt, nicht weniger als 800000 Tote, die das verhältnismäßig menschenarme Frankreich zu beklagen hat. Mnn kann daher auch die ernsten Besorgnisse verstehen, mit denen ein Teil der Pariser Presse einer deutschen Offensive entgegensieht, Besorgnisse, die selbst durch die zuversichtlichsten Präsidenten- und Ministerreden nicht mehr lange beschwichtigt werden können und wohl bereits als die Vor läufer einer beginnenden allgemeinen Mut losigkeit angesehen werden dürfen. — Nachdem das Reutersche Bureau eine sogenannte Entgegnung auf die Erklärung der Chefs des deutschen Admiralstabes ver öffentlichte, die nachweisen sollte, daß Eng land wirklich die See beherrsche, ist durch die Fahrten des „Appam" und der „Möwe" über den Atlantischen Ozean diese englische Seeherrschaft schon fast lachhaft geworden. Einem deutschen O-Boot ist es aber Vor behalten geblieben, den Nachweis eu führen, daß die Engländer weder die Herren zur See sondern noch nicht einmal die Herren nn eigenen Hause sind. Fährt da ein deutsches V-Boot, während gerade unsere Zeppeline Noch an der Arbeit sind, mir nichts dir nichts in die Themsemündung hinein, gibt einen englischen Wachschiffe einen Rippenstoß, daß es versinkt und befördert dann einen belgischen und drei englische Fischdampser mit seinen Torpedos in die Tiefe. Als die p. p. eng lische Flotte dann erscheint, ist das deutsche ^-Boot längst davon. Da sich das O-Boot am 31. Januar und am 1. Februar, also an zwei Tagen, so nachdrücklich mit den eng lischen Vorpostenschifsen beschäftigt hat, so stellt das der Wachsamkeit der Engländer kein besonderes Zeugnis aus. — Das Marineluftschiff „l. 19" ist von einer Ausklärungsfahrt nicht zurückgekehrt. Die angestellten Nachforschungen blieben er gebnislos. Das Luftschiff wurde nach einer Reutermeldung nm 2. Februar von dem in Grimsby beheimateten englischen Fischdampfer „King Stephan" in der Nordsee treibend an- getroffen, Gondel und Luftschisskörper teil weise unter Wasser. Die Besatzung befand ich auf dem über dem Wasser befindlichen ^eu des Luftschiffes. Die Bitle um Rettung dem englischen Fischdampser ab geschlagen mit dem Vorgeben, daß seine Be- Mung schwächer sei als die des Luftschiffes. E Fischdampser kehrte vielmehr nach Grimsby Nus Südbeßarabien nach Rumänien herüber^mmende Rersende berichten, daß in diesen Gegenden weiterhin große Truvven- mengen zusammengezogen werden. Die Trupvenmassen setzen sich aus Reichowehr und Kosakenformatronen zusammen. Alle aus Zentralrußlanü kommenden Eisenbahnzüge sind mit Truppenmassen und Heeresartikeln belegt. Auch zu Schiffe werden Truppen transporte nach Südbeßarabien durchgeführt. Länges des russtichen Donauufers und in den Donaumündungen werden Baggerarbeiten vor genommen, alle Hindernisse, welche die Schiff fahrt in den dort angelegten Kanälen ver hinderten, wurden freigelegt. In Odessa und in den Donauhäfen Ismail und Kilia wurden zwei Fabriketablissemcnts zu Munitionsfabriken umgebaut, sie erzengen unter der Leitung eng lischer Techniker Artilleriemunition. Die Donauufcr werden von bewaffneten russischen Schiffen eifrig abpatrouilliert. Kein fremdes Schiff darf sich nähern. Um dem Offiziers mangel abzuhelsen, werden die Schüler der oberen Gymnasialklassen — oft nicht mehr als 16 Jahre alt — rekrutiert und zu Offi zieren ausgebildet. — Der „Rudical" stellt fest, daß Frank reich trotz aller Aufopferung und trotz des Mutes seiner Soldaten nicht siegt. Die Deutschen seien in Noyon, ihre Zeppeline bombardierten Paris, die Lage in Saloniki sei schlecht, die Oesterreicher besetzten Albanien die Russen seien wert hinter ihrer Grenze in die Verteidigung gedrängt und die Lage auf dem Balkan werde täglich nngünstiger. Warum haben wir Deutschland noch nicht geschlagen, trotz aller Hilfsmittel, die uns zur Verfügung stehen? ruft der „Radical" aus. Weil, so erklärt das Blatt, unsere Regierung arm ist und die Leiter Frankreichs die Ver antwortung ablehnten und sich wie vor dem Kriege mit Redekunststücken vor dem Parlament begnügen mußten. Was fehle, sei ein Mann. — In einer in Chersey gehaltenen Rede erklärte der Generalleutnant Hutton, daß die Meinung des Lord Kitchener, es werde drei Jahre dauern, bis Deutschland niedergerungen sei, unrichtig sei. Kitchener habe die Zeit zu kurz eingeschätzt. Man beginne allmählich zu begreifen, wie groß die Macht Deutschlands sei, daß sich nun nach dem Süden ausbreite, wahrscheinlich in der Absicht, von der Nord see bis zum Persischen Golf einen breiten Gürtel zu formen. Ob es dies fertig bringt werde zum größten Teile von England ab hängen. OertlicheS und Sächsisches. Gtlendorf-Vkrilla, s. Februar Wö. — Neue Flugschriften zur Volksernährung Von der Reihe der allgemein verständlich aehaltnen kurzen Flugschriften zur Volks ernährung, welche die Z. E. G. in Berlin herausqibt und kostenlos durch Behörden, Kommunen und gemeinnützige Vereine in großen Mengen verteilen läßt, sind einige Hefte erschienen, die wiederum wichtiges Material für die Aufklärung unsres Volkes über zeitgemäße Ernährungsfragen bringen. DaS Heft 14: „Kleine Beiträge zur Volks ernährung", enthält eine Auswahl von kleineren Beiträgen aus der Korrespondenz „KriegSkost" aus den Händen erster Fach kenner, die sich ans die verschiedensten Ge biete der Ernährungslehre und ver prak tischen Wirtschaft erstrecken. Heft 15: „Der Klippfisch als Nahrungsmittel", wird dazu beitragen, das unbegründete Vorurteil gegen dieses wichtige und billige Nahrungsmittel weiterhin einzudämmen; es bringt genaue Mitteilungen über seine Herstellung und seine Verwendungsmöglichkeiten. Heft 12: „Die Kartoffelküche in der KriegSzeit" und Heft 16: „Die neue Kriegsküche", sollen den Hausfrauen besondere Aufklärungen für die fett- und fleischlosen Tage geben: Das erstere zeigt, in wie weitem Maße man aus den Kartoffeln wohlschmeckende und nahrhafte Speisen Herstellen kann, während das letztere ganz im allgemeinen eine Reihe wichtiger und wertvoller Koch anweisungen mit möglichster Ersparnis an Fleisch und Fett gibt. Es sollten sich alle Behörden, Kommunen und gemeinnützige Vereine angelegen sein lassen, diese Flug- schriften an alle ihnen nahestehenden Kreise zu verteilen. Dresden. In die Elbe gestürzt und ertrunken ist in der Nacht zum Mittwoch gegen 2 Uhr der 31 Jahre alte, bei seinen Eitern am Bischofswege in DreSden-Neu- stadt wohnende Gymnasiallehrer Oswald Wilhelm Dölitzsch. Der Unglückliche war, wie verlautet, in Begleitung Bekannter auf dem Heimwege am Terraffenufer be griffen und stürzte durch einen Fehltritt in die Elbe. Der Leichnam konnte noch nicht geborgen werden. Leipzig. Schon seit Monaten fahnden alle Krtminalbehörden auf eine berüchtigte Einbrecherbande, die seit Juni 1915 in allen Gegenden Deutschlands durch ihre fortgesetzten Geldschrankeinbrüche ungemein großen Schaden anrichlete. In letzter Zeit sind von ihnen auch besonders im König, reiche Sachsen und in der Provinz Sachsen eine Anzahl solcher Einbrüche verübt worden. Die sachgemäße Ausführung ließ erkennen, daß man es mit erfahrenen und gewerbsmäßigen Einbrechern zu tun hatte. Ebenso war sicher, daß nach Art der Aus- sllhrung und auch nach den hinterlassenen Spuren an den beschädigten Geldschränken überall ein und dieselben Personen als Täter in Frage kommen mußten. Ferner ließ sich in Anbetracht der geleisteten Arbeit beurteilen, daß mindesten- drei bis vier Personen am Werke waren. Zudem waren bei einem der letzten Einbrüche im Konsum verein zu Weinböhla bet Dresden tat sächlich vier verdächtige Personen, darunter zwei mit Fahrrädern, beobachtet worden. Durch gemeinsame Arbeit der Leipziger Kriminalpolizei mit der Königlichen Landes- kriminalpolizet, Brigade Leipzig, ist eS jetzt gelungen, dte gefährlichen und gefürchteten Geldschrankknacker festzunehmen. Der Landeskrimtnalbrtgade, welche dte Er- mittlungen schon längere Zett betrieb, konnten jetzt von der Leipziger Kriminal abteilung sehr wichtige Hinweise gegeben werden, die die Spur nach dem Führer der Bande, einem 26 jährigen Schneider und Kellner Paul Theodor Friedrich Ehrhardt, der den Spitznamen Walter führt, mit Sicherheit nach Berlin lenkte. Von hiesigen Kriminalbeamten wurde denn auch der gemeinsame Schlupfwinkel Ehrhardts und eines seiner Genossen, eines 34 Jahre alten berüchtigten Bauernfängers in Berlin, Schumannstraße 5, ermittelt. Beide wnrden überlistet und unter Mithilfe von Berliner Kriminalbeamten in ihrer Wohnung fest genommen. Ehrhardt war dort als Dr. med. und der andere als verwundeter Oberleutnant ausgetreten. Seine bei ihm sich aufhaltende Geliebte wurde ebenfalls mit verhaftet. Alle drei wurden nun so- wrt in einer Kraftdroschke dem Berliner Polizeigefängnis zugeführt. Inzwischen hatten Kriminalbeamte in Leipzig den dritten Einbrecher, einen 20 Jahre alten Kellner und Zuhälter, mitsamt seiner Ge- liebten ausgehoben und jestgenommen. Am 3. Februar ging endlich noch das letzte Mitglied dieser sauberen Gesellschaft, der „Stettiner Hans", in Berlin in die Falle. Soweit die vorläufigen Feststellungen er geben haben, kommen etwa 30 Geldschcank- einbrüche auf das Konto dieser gemein gefährlichen Bande, darunter als besonders ertragreiche der Einbruch in der Dampf molkeret in Lützen, wo den Einbrechern 2200 Mark in dte Hände fielen, der Ein bruch in die Zweigstelle einer Dampsfischerei in Halle a. S., bei dem sie 2560 Mark erbeuteten, in ein Getreidegeschäft in Delitzsch, wo ihre Beute 1200 Mark betrug in die Trockenmtlchwerke in Böhlen bet Rötha, wo sie 900 Mark und Wertpapiere stahlen, in ein Getreidegeschäft in Mügeln bei Oschatz, wo ihnen eine große Anzahl Zinsscheine der Deutschen ReichSanleihe in dte Hände fielen, der schon erwähnte Ein bruch in Weinböhla, wo sie zwei Geld schränke mit etwa 10000 Mark Bestand ausraubten, der Einbruch bet einer Firma in Danzig, wo sie außer einem hohen Geldbeträge GeschäftSanteilscheine im Wert von 40000 Mark forttrugeu, in Oldenburg woselbst sie ebenfalls mehrere Tausend Mark gestohlen hatten, in KottbuS, wo ihnen wiederum für 6000 Mark Reichs anleihe und über 1000 Mark Geld in die Hände fielen, in eine Buchhandlung in Hamburg, wo 2000 Mark erbeutet und in Hagen, wo 10000 Mark geraubt wurden usw. In mehreren Fällen hatte diese Bande vorher die Wachhunde vergiftet oder beseitigt. Da alle Beteiligten mehr oder weniger schwer vorbestraft sind, ist ihnen die Verurteilung zu längeren Zuchthaus- strafen sicher. — Der Obcrpfarrer Harleß in Walden burg in Sa. hat eine ehrenvolle Berufung erholten, indem er für das Pfarramt in Radeburg bet Dresden gewählt wurde. Oberpfarrer Harleß hat über zwanzig Jahr« in Waldenburg t. Sa. gewirkt. Er ist ein hochbegabter Kanzelredner und infolgedessen sieht ihn die Kirchengemeinde Waldenburg nur ungern scheiden. — Schwer heimgesucht wurde ein in Löbtau wohnendes Elternpaar. Durch den Mord in Radebeul verlor es seine Tochter die Frau verehelichte Claußnitzer und der in der sächsischen Schweiz abgestürzte jugendliche Kletterer, der 18jährige Schlosser» lehrling Alfred Kuntze, war ihr Sohn. Wurzen. Bei der in der hiesigen Gegend jetzt vorgenommenen Nachprüfung wurden in den Ortschaften Wurzbach 370, Weitisberga 60, Oßla 170, Nötterdorf 109 und Dürrenbach 60 Zentner Roggen, Weizen und Mehl mehr als nach dem angegebenen Bestände vom 16. November 1915 vorgefunden. Mittweida. Auf eigenartige Weis« verunglückte ein jüngerer auf dem Körper der Industriebahn beschäftigter Arbeiter. Vom Felsen oberhalb der Bahngletse löste sich ein Stein und traf den jungen Mann derart, daß ihm beide Kieier zertrümmert wurden. Der Verunglückt« wurde einet Chemnitzer Klinik zugeführt. Marienberg. Der Bezirksausschuß der Amthauptmannschaft Marienberg be- schloß, dte Abhaltung von Schlachtfest«» zu verbieten, Hausschlachtungen sollen keine Schwierigkeiten gemacht werden.