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Bezugs-Preis: vierteljährlich t.W IÜK. frei ins hsus. ün Ser (Geschäftsstelle abgeholt 1 Mk. Einzelne Nummer 12 Pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Bonnabenö Nachmittag. Unterkaltungs- und Bnreigeblatt u Anzeigen-Preis: u Die einspaltige Zeile oöer Seren Kaum ll 15 pfg. Beklauen Sie einspaltige pettt- n zeile oöer Seren Naum 30 Pfg. 8 Bei belangreichen Aufträgen u. wieöer- lj Holungen entsprechens er Nabstt. Mt wöchentlich erscheinenöer Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen „Felö unö Sarten" unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Uühle, Ottenöorf-Okrilla. Nummer 65 Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Nühle, Lrotz-Okrills. - > - - Dontlerslag, den f. Juni M s5. Zahrgang Neuestes vom Tage. — Abermals haben die unermüdlichen Belagerungstruppen vor Verdun ihre Stel lungen um ein Beträchtliches verbessert. So wohl am linken wie am rechten Maasuser konnten sie ihre Linie vordrücken und die Franzosen zurücktreiben. Ein verheerendes Artillerieseuer hat wie stets den Sturmtruppen der Infanterie tüchtig vorgearbeitet. Rechts der Maas wurden die Ende voriger Woche neugewonnenen Stellungen am Südwestrande de» Thiaumontwalde» verbessert. Die Fran zosen, die in dieser Gegend mit so viel Hoff nungen ihren Vorstoß auf Douaumont ein setzten, nach vorübergehenden kleineren ört lichen Erfolgen aber unter außerordentlich blutigen Verlusten über ihre Ausgangspunkte zurückgeworfen wurden, haben also nochmals für sie wertvolles Gelände eingebüßt. Noch viel bedeutsamer ist der Erfolg der deutschen Waffen auf dem linken Maasuser. Bislang hatten sich die Franzosen mit anerkennens werter Zähigkeit an und nördlich der Straße zwischen dem Dorfe CumiöreS und der Süd- kuppe der Doppelhöhe ..Toter Mann" zu be haupten verstanden. Am Montag wurde end lich ihre Widerstandskraft gebrochen. Unter glücklichster Mitwirkung der Artillerie brachen deutsche Sturmkolonnen in die französischen Linien ein und zwangen den Feind zum Rückzug. Freilich nicht allen Franzosen ge lang es, sich vor den stürmenden Deutschen in Sicherheit zu bringen. 35 Offiziere und 1313 Mann mußten die Waffen strecken. Zählt man dazu noch die Toten und Verwundeten, so darf man den Gesamtverlust der Fran zosen allein in diesem Geländeabschnitt auf mmdesten» 3000 Mann schätzen. — Die italienische Presse sucht jetzt die amtliche Behauptung festzuhalten, daß die österreichische Offensive ausgehalten sei. Die Einnahme der SperrförtS und der Stellungen bei Asiago, die der österreichische Bericht mel dete, blieb den Italienern natürlich unbekannt. Ueber die Vorgänge in dieser Richtung geht Cadoma mit der stereotypen Phrase hinweg, daß die Lage unverändert sei. Die Regierung behauptet weiter in einem offiziösen Er läuterungsdokument, daß nur in den ersten Tagen die Oesterreicher Erfolge hatten, daß aber heute die Offensive stehe. Allgemein fällt auf, daß dem Abgeordneten Bissolati als einfachem Alpinisergeanten gestattet wurde, in Begleitung hoher Offiziere die gesamte Front zu besichtigen. Die Presse bringt dies mit der Neigung der Kriegsparteien in Zu sammenhang, heftige Angriffe gegen die Re gierung zu richten, weil der Widerstand gegen eine Offensive nicht genügend vorbereitet ge wesen sei. — Zum ersten Male seit vielen Monaten hören wir jetzt au» dem deutschen Heeres bericht etwa» Näheres über die Vorgänge an der griechisch-mazedonischen Grenze. Es wird nämlich Mitgeteilt, daß der wichtige Rüpel- paß durch deutsche und bulgarische Truppen besetzt worden ist. Das war allerdings be reit» au» dem bulgarischen Heeresbericht vom 27. Mai bekannt. Neu aber und für uns Deutsche von besonderem Interesse ist die Tatsache, daß dabei auch deutsche Truppen beteiligt waren Den Anlaß zu diesem Vor gehen bilvete, wie der deutsche Heeresbericht ausdrücklich feststellt, die Notwendigkeit der Sicherung gegen zweifellos beabsichtigte Ueber- raschungen durch die Ententetruppen Die griechischen Posten scheinen wohl ursprünglich zum Widerstand entschlossen gewesen zu sein, denn es heißt, daß unsere Ueberlegenheit sie gezwungen hat, auszuweichen. Zugleich aber wird betont, daß die griechischen Hoheitsrechte gewahrt wurden, und allem Anschein nach setzten auch sogleich Verhandlungen mit der griechischen Regierung ein, die den Erfolg hatten, daß die griechischen Truppen zurück gezogen worden sind. Das Fort Rüpel ist ein von den Griechen nach den Balkankriegen angelegtes Festungswerk, das den Zweck hatte das Strumatal und die Straße nach Demir Hissar zu geherrschen. Es ist also eine wich tige Stellung, welche die Griechen hier ge räumt haben. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, H. Mai ,9,6. — Erst die Familien, und dann die Fabrikanten! Nachdem eine Märmelade. fabrik sich darüber beschwert hat, daß sie von der ReichsverteilungssteUe nicht ge nügend Zucker bekomme, um haltbare Waren Herstellen zu können, wird es von einem Berliner Blatte als „erwrderlich" bezeichnet, den Marmeladesabriken die „un bedingt nötige" Menge Zucker zur Ver fügung zu stellen. Man wird diesem Ver langen nur dann beitreten, wenn eine der artige Zuteilung von Zucker an die Marmeladefabriken nicht auf Kosten der Zuckermenge erfolgt, die den Familien für Einmachezwecke zugewiesen werden kann. Die Zuckerversocgung der Familien ist zweiiellos wichtiger als die der Marmelade- tabriken. Würden letztere auf Kosten der Familien mit Zucker bedacht, dann wäre die unausbleibliche Folge, daß den Familien vermehrte Ausgaben für die Deckung ihres Marmeladrbedarfes erwüchsen. Darum ist es dringend „erforderlich, daß die Reichs- veNeilungsstelle erst die Familien und dann die Marmeladesabrrken bedenkt. — Die Stadt Dresden läßt vom 28 Mai an versuchsweise zu, daß bei ihren Fleischern an Stelle des bisherigen Viertelpfundes die döppclte Flitschmenge, das sind 250 ^r Fleisch mit Knochen, 200 §r Fleisch ohne Knochen oder 240 Wurst allgemein zur Kundenlifte angemetdet werden darf Diese Maßnahme fußt mit darauf, daß die der Stadt in größeren Posten zur Verfügung stehenden Geuüerfleischmengen in die sicher zustellenden Kundenlieferungen mit ein bezogen werden. In den Landbezirken ist eine ähnliche Ausbesserung der Fleischmenge zur Zeit noch n.cht angängig, einmal weil hier das Gefrierfleisch zur Verhinderung seines Verderbens frei gegen Fleifchmarken zum Verkaufe stehen muß und weil auch die Zuweisungen von lebendem Vieh an die Landbezirke durch den Viehhandels- verband bisher in so schwachem Maße stattgefunden haben, daß nur mit großer Mühe das Woch-mviertelpfund für den Kops — und selbst dieses noch nicht ein mal allenthalben — zur Verfügung ge standen hat. Es sind jedoch bet dem Vieh handelsoerbande bereits dringende Vor stellungen erhoben, um bald größere Vieh- zuwetsungen zu erreichen und insbesondere die Verschiedenheit zwischen Stadt und Land auszugletchen. — Einschränkung der Kälberschlachtungen Zur Hebung unserer durch den Krieg be- einträch igten Viehbestände ist von ver- schiedei.en Seiten ein volles oder wenigstens teilweises Verbot von Kälberschlachlungen gefordert worden. Vor allem wurde be fürwortet, die weiblichen Kälber unter ein Schlachtveibot zu stellen, um die Aufzucht von Milchkühen zu beschleunigen. Eine solche Einschränkung der Käiberschlachtnngen ist bereits inzwischen erfolgt, sie bedurfte keiner Regelung durch eine Bundesrats- ratsvcrordnung, weil doch die Zahl der Schlachtungen jetzt durch die Rei'chsfletsch stelle bestimmt wird. Um einen Ausgleich zu schaffen für die massenhaften Ab schlachtungen, die im vergangenen Winter für die Konservenfabriken vorgenommen wurden sind, mußte bis auf weiteres die Zahl der Schlachtungen sehr erheblich unter den Durchschnitt der Friedenszeit herab gesetzt werden. Infolgedessen sind auch die Schlachtungen von Kälbern derart geregelt worden, daß nur noch die Hälfte der durchschnittlichen Schlachtungen vor dem Kriege zugelassen wird. Da wir gegen wärtig aber eine große Zahl von Kälbern verfügen, wird durch diese Maßregel die Aufzucht von Rindvieh und besonders von Milchkühen sehr wesentlich gefördert werden. Daß durch diese Aufzucht ein Teil der er zeugten Milch dem menschlichen Verbrauch entzogen wird, ist unvermeidlich. Die durch die Gcünfülterung inzwischen gesteigerte Milcherzeugung läßt aber diesen Nachteil weniger empfindlich erscheinen. — Die Verwendung von ungemischtem Weizenmehl. Eine neue Bundesrats oerordnung bringt eine Reihe wichtiger Abänderungen der Bekanntmachung über die Bereitung von Vackware vom 31. März 1915. Im Paragraph 2 jener Verordnung war die Verwendung von ungemischtem Weizemehl für die Bereitung von Back ware verboten, dieses Verbot wird jetzt aufgehoben. Den Landeszentralbehörden wird die Ermächtigung erteilt, zu gestatten daß zur Bereitung von Weizenbrot in Fällen eines dringenden wirtschaftlichen Bedürfnisses da§ Weizenmehl wieder un vermischt Verwendung findet. Im Para graph 9, der alle Arbeiten zur Bereitung von Backwaren in der Zeit von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens verbietet (Nacht backverbot), sind nun auch die Vorarbeiten unter das Verbot mit ausgenommen. Von allen Vorschriften dieser Verordnung sind ausdrücklich ausgenommen die von Keks-, Zwieback, Waffel-, Honigkuchen-, Pfeffer oder Lebkuchenfabriken hergestellten Er zeugnisse, soweit sie aus Getreide oder Mehl bereitet werden, das den Fabriken von der Reichsgetreidestelle ge'iefert ist. — Der Reichsarbeitsausschuß für Obst bau und Obstverwertung, dem Vertreter des Obstbaues, des Deutschen Pomologen- Vereins in Eisenach, der Obstverwertungs industrie und des Obstgroßhandels an gehören, hat kürzlich in Berlin die nach stehenden Richtpreise für Obst diesjähriger Ernte festgesetzt. Erdbeeren 30 Mark, Johannisbeeren, rote 17 Mark, Johannis beeren, weiße 18 Mark, Johannisbeeren schwarze 22 Mark, Stachelbeeren, grün, unreif, ungeputzt, 15 Mark, Stachelbeeren, hartreif und reif, 15 Mark, Gartenhimbeeren 32 Mark, Großfrüchtige Sauerkirschen mit oder ohne Stiel, Lange Lotkirsche, Schatten morelle und Ostheimer Weichsel 25 Mark, Preßkirschen 16 Mark. Preise für Süß. tirschen, Mirabellen, Reineclauden, Pfirsiche Aprikosen, Quitten und Zwetschen sind noch nicht festgesetzt worden, weil sich der Ausfall der Ernte znrzeit noch nicht be urteilen läßt. Für wildwachsende Beeren: Heidel-, Preise!, Moosbeeren und Wald- h'mbeeren, ferner für Rhabarber, Kürbis und Tomaten sollen Preise nicht festgesetzt werden. - Die Versorgung mit ausländischem Käse. Infolge der am 20. März 1916 in Kraft getretenen Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 11. März 1916 hat die Zentral-Einkaufngesellschaft m. b. H. in Berlin allein die Berechtigung, aus ländischen Käse in den Verkehr zu bringen. Eine vorübergehende Stockung der Einfuhr dürste in den nächsten Tagen vollständig behoben sein, so daß die Zufuhr und Vc» sorgung mit ausländischem Käse dem Be darf entsprechen wird. — Das Verbot der Vergnügungsfahrten mit dem Fahrrad, das der Oberbefehls haber der Marken soeben für seinen Macht bereich erließ und das wahrscheinlich auch über andere KorpSbezirke verhängt werden wird, trifft die ausflugSfreudtge Radfahrer welt recht empfindlich. Zu Fahrten ins Freie ist die gegenwärtige Zeit natürlich besonders geeignet, wer ein Rad hat und fahren kann, läßt es jetzt in den freien Stunden, an Sonntagen, Himmelfahrt und Pfingsten, gewiß nicht rosten. Durch viele tausend Pläne hat der Erlaß des Ober befehlshabers einen Strich gemacht. Wenn das Verbot gleichwohl ohne Murren er tragen wird, so liegt das darin, daß unsere Radfahrer, von denen der weitaus größte Teil ja im Felde steht, gleich ihren Ge fährtinnen auf dem Stahlroß die Not wendigkeit anerkennen, alle unsere Gummi vorräte der Heeresleitung zur Verfügung zu stellen. Im Geschäftsleben sowie zu Fahrten zur Arbeitsstätte und wieder zurück kann das Fahrrad wie bisher ohne Ein schränkung benutzt werden. Die Fahrräder werden jetzt von der gleichen Anordnung betroffen, die im Interesse der Benzin» ersparnis bereits im ersten Kriegsjahre für Automobile erlassen wurde. Unsere Natur freunde werden aber inne werden, daß eS auch ohne Rad oder Auto möglich ist, Wälder und Seen aufzusuchen und sich an dem Reichtum ihrer Schönheit zu erfreuen. Dresden. Die Kriegs-Ausstellung Dresden 1916 ist am 31. Mai d. I. mit tags 1 Uhr eröffnet worden. Der Eintritt», preis beträgt für Erwachsene 50 Pfg, für Kinder und Militär (vom Feldwebel ab wärts) 25 Pfg. Chemnitz. Der durch die Wetter katastrophe in Chemnitz angerichtete Schaden fit weil größer als zuerst angenommen wurde. Nach Angaben, die der „Chemnitzer Allgemeinen Zeitung" von maßgebender Sette gemacht wurden, beträgt der Schaden am städtischen Elektrizitätswerke allein 120000 bis 150000 Mark, allerdings hofft man, durch den Verkauf der vom Sturme abgerissenen Kupferbedachung an die Heeres verwaltung einen schönen Erlös zu er zielen. Der Schaden, der an dem Ver, gnügungsetabUssement Biergarten Scheibe angerichtet wurde, beträgt rund 100000 Mark, der Schaden in den städtischen An lagen wird vom städtischen Gartendirektor 'Werner auf 17 000 Mark geschätzt, da» Schloßteich-Restaurant dürste um rund 10000 Mark geschädigt worden sein. Ins gesamt beträgt der angerichtete Schaden wohl 1»/, Million Mack. Auers walde. Der hiesige mittlere Ortsteil wurde am Sonnabend durch ein Gewitter mit Hagel und Windhose schwer hetmgesucht. Die Hoffnungen auf eine gute Ernte sind hier größtenteils vernichtet. Unzählige Bäume wurden entwurzelt und umgebrochen. Die Feuerwehr mußtealarmiert werden. Ein großer Schaden ist an Ge bäuden entstanden. Zäune sind umgelegt. Fünf Güter sind schwer heimgesucht, vier Wohnhäuser, die Gemeindeturnholle sowie das Haus des Gemeind-vorstandcö Kluge wurden erheblich beschädigt. Am letzteren Haus ist ein Giebel durch kalten Schlag zerstört worden, so daß er abgetragen werden mußte.