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Ottendorfer Zeitung Neuestes vom Tage. — E« ist den Franzosen gelungen, den Erfolg, den sie am Sonnabenv vor Verdun erzielten, jetzt um ein Genüge» auszubauen. Nach hartem Kampfe haben unsere Truppen schließlich das Dorf Bezonvaux und einen westlich von dem Dorfe gelegenen kleineren Wald ausgeben müssen. Alle Versuche der Franzosen, durch weitere Vorstöße nach Norden Boden zu gewinnen, sind ihnen aber nicht geglückt. Auf den Höhen nördlich von diesem Dorfe prallten ihre zum Teil mit starken Kräften unternommenen Angriffe, gegen unsre Stellungen ab. Einen großen'strategischen Erfolg haben die Franzosen hier also nicht erzielt, im Gegenteil wird das Ergebnis noch stark durch die schweren Verluste ausgewogen, die es kostete. Die Kämpie vor Ve.dun sind nun einmal der Art, daß um jeden Fußbreit Boden, um jeden, auch den kleinsten Erfolg, Ströme von Blut stießen müssen. So haben denn auch die Franzosen den lokalen Erfolg sehr schwer bezahlen müssen, ohne daß es ihnen gelang, ihn zu größerer Wirkung aus- zugestalten — Die französisch britischen Gesamtverluste iw der Sommeschlacht belaufen sich nach vor sichtiger Berechnung aus mindestens 800000 Mann. Sie übersteigen demnach weit die von unseren Feinden gerechnete Zahl von 600000 Mann deutscher Sommeverluste, die in Wirklichkeit aber erheblich unter einer halben Million bleibt und wobei zu bedenken ist, daß etwa 76 Prozent aller Verwundeten dank der vortresflichen ärztlichen Pflege und dem hohen Stande der ärztlichen Wissenschaft in Deutschland in verhältnismäßig kurzer Zeit kampffähig wieder zur Frout rücken. - — General Joffre hat dem General Ni velle die Befugmsie eines Oberbefehlshabers der Nord, und Nordostarmee übergeben. — In Widerspruch zu den Meldungen der letzten Tage berichtet der Londoner Korre spondent der „Beilmgske Tidende" anläßlich der Ueberreichung der deutschen Friedensnote durch die Vereinigten Staaten, das sich in Endland die Ansicht über den Friedens- Vorschlag zu ändern scheint. Trotz der Ver- sicherungen, daß die Alliierten an ihren längst gefaßten Beschlüssen über die Friedens grundlagen festhalten werden, uno trotz der Erklärungen aller kriegerischen Elemente, daß Verhandlungen nicht möglich seien, so lange die Deutschen Belgien und die eroberten französischen Gebiete besetzt hielten, scheint Abgabe von Heu. Das Proviantamt Dresden benötigt dringend 700 Zentner Heu von hiesiger Ge meinde. Davon müssen 200 Zentner dieses Jahr noch mittels Geschirr abgeliefert werden. Alle Besitzer von Heu werden hiermit aufgesordert, am Mittwoch, den 20. Dezember 1SIK, vormittags von 8-1 Uhr im hiesigen Gemeindeamt (Polizeizimmer) an zuzeigen, wieviel sie von ihrem Heubeüand abgeben können. Es ist gesunde, unverdorbene Ware der Ernte 1916 ohne fremden Zusatz zu liefern. Die Lieferung hat in ungebundenem und ungepreßtem Wiesenheu zu erfolgen. Maßgebend ist das aus dem Proviantamt fest- gestellte Gewicht. Die Zahlung erfolgt sofort nach Empfang des Heues durch das König!. Proviantamt Dresden an die Heuablicferer. Bei jeder Lieferung ist eine Rechnung ab zugeben. Pflicht jedes Heubesitzers ist es, sich an der Lieferung zu beteiligen, damit die gewünschte Lieferung zustande kommt. Oltendorf-Monydorf, am 17. Dezember 1916, Der Gemeindevorstand. eine wachsende Stimmung dafür vorhanden zu sein, daß der deutsche Friedensvorschlag die Behandlung finden müsse, auf die er Anspruch habe, daß er also ernsthaft erwogen zu werden verdiene. —- Der Vormarsch unserer Truppen in der nördlichen Walachei macht sehr erhebliche Fortschritte. Trotzdem die Rumänen und Russen immer wieder versuchen, an bestimmten Abschnitten unsere Truppen auszuhalten, sind sie bisher noch überall nach kurzem Kampfe geworfen worden. Der Buzauabschnitt, d. h. das Tal des Flußes Buzaul, an dem die Stadt Buzau liegt, ist in breiter Front überschritten worden. Dabei wurden 1150 Gefangene gemacht. An der Donau ist jetzt ebenso der Uebergang über den unteren Calmaiuiul erfolgt. Daß der Rückzug des rumänisch-russischen Heeres ein sehr eiliger ist wird auch durch den Umstand bewiesen, daß sie viel Material zurückließen Allein 19 Lokomotiven und 400 Eisenbahnwagen, meist mit Ladung, fielen in unsere Hand und werden uns bei dem augenblicklichen Wagen mangel sehr zustatten kommen. In der Dobrudscha hat die Verfolgung der weichen den Russen unsere Truppen bis dicht an die waldreichen Gegenden geführt, die den nörd lichen Teil des Landes bedecken. Diese Waldgegenden beginnen nördlich von dem schon von uns besetzten Harsova und folgen Höhenzügen, die sich von Westen nach Osten durch das Land erstrecken. Man erwartet, daß die Russen, die bisher ohne Kampf zurückgingen, sich hier in dem zum Widerstand geeigneteren Gelände aufs neue zur Wehr setzen werden. — Infolge des Vorrückens der Donau- Armee ist jetzt mit der Dobrudschafront eine gerade Linie hergestellt worden. Durch das schnelle Vorrücken der bulgarischen Truppen sah sich Sacharow zum Rückzüge gezwungen. Der linke Flügel der neunten Armee gewinnt täglich Raum. Der Widerstand des Feindes nimmt in dem Maße ab, als unsere Truppen der Linie Braila—Buzau sich nähern. Durch die Fortschritte auf diesem Frontabschnitt wird die ganze Front bedeutend verkürzt. Dieses Manöver ist von größter Wichtigkeit für die weiteren Ereignisse. — Ueber den Zustand der rumänischen Oelauellen verlamet: Wenn auch Teile der technischen Anlagen zerstört sind, kann man doch damit rechnen, daß, wenn auch in be schränktem Umfange, der Bohr- und Raffinerie- betrieb sofort ausgenommen und in kurzer Bezugs-preis: vierteljährlich t,20 INK. frei ins 6-ms. In öer Leschästsstelle abgeholt t Ulk. Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenö Nachmittags Ulüerkaltungs- und ^nreigeblatt Anzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oöer Seren Naum 15 pfg. Neklamen Sie einspaltige vetit- zeile oSer Seren Naum 30 pfg. Bei belangreichen Aufträgen u. Wieöer- holungen entsprechender Nabatt. Mt wöchentlich erscheinenöer Sonntagsbeilage .Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenöen illustrierten Beilagen „Felö unö (Zarten" unö .Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unck Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrllls. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrilla. Nummer ^5^ Mittwoch, den 20. Dezember IW6 ^5. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Die nächste Brotmarkenausgabe findet morgen Mittwoch, den 20.- Dezember von abend» 7—^8 Uhr in der neuen Schule zu Oltendorf statt. Die Broimartenkoutrollnummer ist vorzuzeigen Ottendorf-Moritzdorf, am 19. Dezember 1916. Der Gemeindevorstand. sZeit erheblich gesteigert werden kann. Die .ortseingesessene Bevölkerung ist durchweg j arbeitswillig. Die Hauptschwierigkeit besteht, (wie auch sonst in Rumänien, darin, die ge- ! wonnenen Vorräte fortzuschasfen. Der Trans- Port wird jedenfalls mit der Förderung nicht gleichen Schritt halten. Indessen wird auch hier mit der Zeit eine fortschreitende Besserung erzielt werden. OertUches und SöchstschsS. Ottendorf-Vkrilla, fy. Dezember M6. — (K. M) In letzter Zeit häufen sich die Fälle, in denen das Entweichen eines ohne militärische Bewachung abgegebenen Kriegs - gefangenen von seiner Arbeitsstelle auf ein Verschulden des Arbeitgebers zurückzusühren ist, insofern dieser die ihm vertragsmäßig obliegende Bewachung des Kriegsgefangenen unterlassen oder mindestens mangelhaft durch geführt hat. Da mit dem Entweichen der Kriegsgefangenen, abgesehen von den den Militärbehörden erwachsenden Schwierigkeiten auch Gefahr für unsere Bevölkerung verbunden sein kann, sieht sich die Militärverwaltung genötigt, strafrechtliche Verfolgung der säumigen Arbeitgeber herbeizuführen. Diese werden deshalb gut tun, sich einer gewissenhaften Erfüllung ihrer Vertragspflichten zu befleißigen um sich einerseits keiner Strafe auszusetzen, andererseits aber auch sich die vorteilhaften Arbeitskräfte zu sichern. Königbrück. Am 13. Dezember d. I. unternahm die 2. Kompanie des Landsturm- Jnfanterie-Bataillons Großenhain — zur Zeit auf dem Truppenplatze Königsbrück — unter Führung ihres Kompanie Führers Herrn Hauptmann Gierisch einen Feldmarsch über Laußnitz, Lomnitz und Groß Naundorf nach dem Keulenberg. Die Kompanie kochte auf dem Berge ab und veranstaltete hieran eine schlichte aber erhebende Weihnachtsfeier, welcher auch der Kommandeur des Bataillions, Herr Oberst v. Baumann nebst Adjutanten bei wohnten. Ein schlichter Weihnachtsbaum ließ seine Lichter erglänzen Die Bataillonsmusik spielte das alte, immer wieder herzerheben^e Weihnacht.-sied „O du fröhliche, o du selige Weihnachtszeit", .in welches die kräftigen Männerstimmen bewegt einsetzten. Herr- Hauptmann Gierisch hielt eine der Zeit an gepaßte Ansprache, die bei allen Teilnehmern einen tiefen Eindruck erzielte. Die Rede wurde mit dem Lieve „Stille Nacht heilige Nacht" bekräftigt, woraus der Kompanie- Feldwebel Herrn Hauptmann Gierisch den Dank der Kompanie für die Bereitung dieser Weihnachtsfeier aussprach. Einzelne Angehörige der Kompanie rerschönten die Feier durch wohlgelungene gesangliche uud deklamatorische Vorträge und die Bataillonsmusik erheiterte alle durch harmonische Weisen. Die würdige Feier dürste in Hinsicht darauf, daß sie auf einem schönen, historischen Punkte stattfand, einzig dastehen und bei allen Beteiligten hat sie einen tiefen Eindruck hinterlassen. Den Landsturmmännern, die daran teilnahmen, wird sie unvergeßlich bleiben. Gegen 6 Uhr nachmittags vollführte die Kompanie den infolge der Dunkelheit an manchen Stellen schwierigen Abstieg und marschierte dann unter klingendem Spiel über ReichenI ach und Reichenau nach dem Truppenplatz Königsbrück woselbst sie abends 8 Uhr eintraf Dresden. Tödlich verunglückt ist am Montag vormittag in einem Hause der inneren Neustadt der 15 jährige Markthelser Kurt Hans Garten aus Stetzsch, der beim Ge brauch eines Fahrstuhls trotz scharfer Ver warnung die Tür nicht geschlossen hatte und mit seinem Körper zwischen die Wandung und den Fahrstuhl geraten war. Der junge Mann wurde eingeklemmt und völlig zerstückelt. Der Krieg 1914/16. Werden und Wesen des Weltkriegs, dargestellt in umfassenderen Ab- Handlungen und kleineren Sonderartikeln. Unter Mitwirkung hervorragender Fach männer herausgegeben von Dietrich Schäfer. Mit vielen Karten, Plänen, Kunstblättern, Textbildern und statistischen Beilagen. Erster Teil, in Leinen gebunden 10 Mark. (Ver lag des Bibliograhischen Instituts in Leipzig und Wien.) Die unabsehbare Fülle der Kriegsliteratur macht es schwer, Tageswerte von dauernden Erzeugnissen zu fordern Aber eine vor urteilslose Vertiefung in das geistige Schaffen unserer Tage lohnt doch hier und da die aufgewandte Mühe. Stößt man dabei auf ein Werk, das, wie das vorliegende, wirklich etwas zu sagen hat, so ist der Gewinn um so größer. Was sich hier bietet, ist von seltener Gediegenheit. Werden und Wesen des Krieges in seinen vielverzweigten Zu sammenhängen wird hier in einer Weise von hervorragenden Fachmännern unter der Führerschaft Dietrich Schäfers entwickelt, wie sie besser und fester umrifsen kaum gedacht werden kann. Wenn man sich vor Augen hält, wie die wissenschaftlichen Forschungen auf den vielgestaltigen Gebieten, die der Krieg in neue Bewegung versetzt hat, in Einzelerscheinungen zersplittert niedergclegt werden mußten, so wird man zunächst ein Wagnis darin ersticken, alles das in einem einzigen Werke sammeln zu wollen. Und doch ist der Versuch gelungen Politik und Geschichte, Kriegsgeographie und Kriegs geschichte, Technik und Kriegführung, Kultur und Geistesleben, Recht und Volkswirtschaft, so gliedern sich die großen Gruppen dieses Buches, kommen hier in ihren mannigfachen Auswirkungen klar und übersichtlich zu Worte. An der Hand einer systemaiischen Auswahl wird hier ein vollkommenes Bild des großen Weltkrieges und seiner geschichtlichen Ursachen entrollt. Das gilt ebenso von den geschicht lichen Darstellungen, die das Europa der letzten Jahrzehnte betrachten und bis in dis geheimsten Winkel der historischen Ver- knüpsungen hineinleuchien, den Krieg also gewissermaßen begründen, wie von den licht, vollen Ausführungen über die völkerrechtlichen und wirtschaftlichen Grundlagen und Fragen der Gegenwart, nicht minder auch von dem, was über Religion und Kircke, Wissenschaft und Schule, bildende Kunst und deutsche Art gesagt wird. Ueberall wird das Lesen zum Genuß, ob man sich mit den Schilderungen aus Technik oder Kriegführung, über die Kampfmittel von Heer und Flotte oder die Leistungen der deutschen Chemie, der In dustrie und der Landwirtschaft, der Kriegs sozialpolitik beschäftigt oder den Darlegungen über das Jneinandergrcifen des kultur- geschichtlichen Werdens der Welt nachgcht. Da das Werk einem doppelten Zweck dienen will, indem es seinen größeren Abhandlungen vollkommene Selbständigkeit gibt und zugleich Tausende von kleineren, lexikonartig angelegten Artikeln (die der Fortsetzung des Werkes Vor behalten sind) mit den ersteren Hand in Hand gehen läßt, wird da« Ganze zu einem großzügig angelegten Nachschlagebuche, auch zu einer Ergänzung von Meyers Konversations lexikon und ähnlichen Werken. Ein kräftiger erfrischender Hauch vaterländischen Geistes weht durch das Buch. Die geschmackvolle und würdige Ausstattung, unterstützt durch eine großer Anzahl kreislicher Bilder, Karten und Tafeln, umrahmt den reichen Inhalt des Buches. Den Abnehmern von Meyers Großem und Kleinem Konversations-Lexikon wird es in dem entsprechenden Einband als „Kriegsnachtrag" zu einem Vorzugspreise (Band I für 9 Mark) geliefert