Volltext Seite (XML)
Ottendorfer Zeitung Bezugs-preis: vierteljährlich t,W INK. frei ins Haus. In öer Leschästsstelle abgeholt I INK. Einzelne Numwer 12 Pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenö Nachmittag. Unterkaltungr- und Nnzeigen-Preis: Die einspaltige Zeile oöer Seren Naum 15 pfg. Neklamen Sie einspaltige Petit- zeile ober Seren Naum 3V pfg. Ne! belangreichen Aufträgen u. wieSer- holungen entsprechenöer Nabatt. M wöchentlich erscheinenöer Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaliungsblatt", sowie üen abwechselnö wöchentlich erscheinenüen illustrierten Beilagen „Felö unö Larten" unö „Deutsche Moöe unö hanüarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, Ottenöorf-Okrilla. Nummer 5s verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lroh-Okrilla. Lonutag, den 30. April sW s5. Jahrgang Amtlicher Teil. Aufnahme der schulpflichtigen Kinder Montag, den 1. Mai, nachm. 2 Uhr im Schulsaale. Ottendorf, am 29. April 1916. Der Schuldirektor. Bekanntmachung. Dienstag, den 2. Mai d. I. von 8—12 Uhr findet für den hiesigen Ort die Ver teilung des Petroleums für die Sommermonate statt. Verteilungslokal: Bahnhof Ottendorf. Das Liter Petroleum kostet 32 Pfg. Ottendorf-Moritzdorf, am 29. April 1916. Der Gemeindevorstand. Geflügelfutter. In nächster Zeit gelangen durch die hiesige Gemeinde einige Zentner Geflügelsutter (Mais) zur Verteilung. Geflügelbesitzer, welche Anspruch auf Zuteilung erheben, haben bis spätestens Mittwoch, den 3. Mai 1916 ihr Geflügel im Gemeindeamt anzumelden. Ottendorf-Moritzdorf, am 29. April 1916. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Die Alliierten haben vor Verdun das ganze Völkergemisch der Entente zusammen geschafft. Wie aus Erklärungen des australi schen Ministerpräsidenten hervorgeht, findet auch australische Artillerie bei der Verteidigung Verduns Verwendung. — Die „Köln. Ztg." meldet aus Kopen hagen: Entgegen der Behauptung der West- Mächte, daß die deutschen Angriffe bei Verdun planlos und ohne jedes System seien, macht der militärische Mitarbeiter dec Kopenhagner Zeitung „Politiken" darauf aufmerksam, daß die Deutschen nur zu kleinen Angriffen auf verschiedene Punkte übergegangen seien. Ihre volle systematische Anwendung der örtlichen Durchbruchsversuche habe sich wiederholt geltend gemacht, erst im Zurückdrängen der Franzosen zu beiden Seiten ihrer Stellung und dann in dem darauf folgenden Angriff auf die entstandenen vorspringenden Punkte. — Herr Asquith hat sich in seiner ersten Erklärung über den Stand der Revolution in Irland als ein schlechter Prophet erwiesen. Die revolutionäre Bewegung in Irland ist weit entfernt davon, abzuebben und wieder normalen Zuständen Platz zu machen, sie breitet sich vielmehr ganz unzweifelhaft weiter aus. Diese Erkenntnis ist dem englischen Premierminister über Nacht selbst aufgegangen so daß er im Unterhause sich zu der Mit teilung gedrungen fühlte, daß die Lage sehr ernst sei, und er nichts Eiligeres zu tun hatte, als ganz Irland in den Belagerungs zustand zu versetzen, woraus doch wohl allein schon hervorgeht, daß der Ausruhr, der sich zunächst nur in Dublin gezeigt haben soll, bereits weit über die irische Haupstadt hinausgewachsen ist und die Flammen des Aufruhrs über ganz Irland züngeln Herrn Asquith scheint angesichts dieser Wahrnehmung der Schreck gründlich in die Glieder gefvhren zu sein, denn sonst hätte er wohl nicht so jämmerlich mut- und widerstandslos die erst vor wenigen Tagen mühsam zusammengedraute Gesetzesvorlage über die Ausdehnung der Wehrpflicht angesichts des kühlen Empfanges der ihr im Unterhause zuteil wurpe, einfach zurückgezogen. OertlicheS und Sächsisches. Gttendorf-Gkrilla, 2?. April Mb. — Nach einer vom Ministerium des Innern soeben erlassenen Verordnung über Schlachtgenehmigungen haben sich die Fleischbeschauer hei der Lebendbeschau von Schlachttieren zu vergewissern, daß die Schlachtung mit Genehmigung des Kom munalverbandes erfolgt. Für Schlachtungen von Vieh, das vom Vtehhandelsverband den mit militärischen Lieftrnngen Be- aufiragten zugewiesen wird, genügt vor behältlich anderweiter Anordnung dec mili- lärischen Stellen die entsprechende Be scheinigung des Viehhandels-Verbandes. HausschlachlungeN sollen in dec Regel ge nehmigt werden, wenn das gewonnene Fleisch bei einem Verbrauche von andert halb Pfund oder von der vom Kommunal- ve bande festgesetzten geringeren Menge Fletsch auf den Kopf und die Woche in der Wirtschaft des Selbstversorgers in längstens vier Wochen aufgezehrt werden kann. Alle Hausschlachtungen zum Zwecke der Versorgung auf längere Zeit dürfen bis zum 1. Oktober nicht genehmigt werden. Notschlachtungen werden von diesem Verbot nicht berührt, Soweit Gastwirte und In haber ähnlicher Betriebe noch selbst schlachten dürfen, baben sie die für Fleischer vor geschriebenen Bücher und Nachweisungen zu führen und die von ihnen für das ge wonnene Fleisch eingenommenen Marken an die hierfür bestimmten Stellen ab zuliefern. — Kriegsausstellung Dresden 1916. Die Kriegsausstellung im Berliner Zoologischen Garten, die soeben geschlossen worden ist, hat mehrfach verlängert werden müssen, da der Besuch bis zuletzt lebhaft anhielt. Kein Wunder, denn wer wird nicht gern die mächägen Geschütze, die Flugzeuge oder Torpedos, die Handfeuerwaffen sehen, die unsere Truppen dem Feinde im harten Kampfe abgenommen haben. Oder das Bild der feindlichen Soldaten in Proben ihrer Uniformen oder in lebendig gestellten Gruppen. Vieles von dem, was in Berlin die Besucher immer wieder avzog, wird jetzt nach Dresden überckhrt und mit reichlichen Ergänzungen, zumal aus dem Bereiche der Kunst und der Literatur zu der sächsischen Kriegsausstellung vereinigt, die in ihrer Grundform der Berliner Aus stellung gleichend doch ein wesentlich andres Bild bieten wird als jene. Ein besondrer Ausschuß ist für die Vorbereitung der Ausstellung gebildet. Die für die künst lerische Ausgestaltung von Ausstellungen längst bekannten Namen von Prozessor Groß und Professor Tschomann lassen er warten, daß die Räume im Erdgeschoß des Albertinums an der Brühlschen Terrasse der Ausstellung einen würdigen Platz bieten werden. — Futterlaub. Die Futternot des ver gangenen Winters und ihre mannigfachen Folgen sollten eine ernste Lehre sein, unter allen Umständen alle Mittel aufzubieten, einer Wiederholung dieser Notlage im kommenden Erntejahre enlgegenzuarbeiten. Ein sicheres Mittel, bas hierfür zum Ziel iührt. ist die weitgehende Futterlaubwerbung Man möge aber nicht erst den Ausfall der Heuernte abwarten, und etwa nach deren Minderertrag zur Lanbreisiggewinnung schreiten. Denn das Laub hat dann einen großen Teil seines hohen Nährwertes ein gebüßt und außerdem macht angesichts des Mangels an ausländischen Futtermitteln selbst die beste Heuernte die Gewinnung von Futterlaub nicht überflüssig. Das Laub und die Zweigspitzen fast aller Holz arten sind als Viehfutter verwendbar, aus genommen Traubenkirsche, Faulbaum und Goldregen. Nach den Versucheu und Vor schlägen des Geheimen Oberforstrats Dr. Neumeister empfiehlt es sich, Ende Mai und Anfang Juni das Laubreisig zu ernten. Es ist teils grün, teils getrocknet zu verfüttern. In nicht zu großen Mengen und mit anderem Futter vermischt, ist es allen Tieren bekömmlich. — Die Geheimmittel des feindlichen Auslandes. Unter dieser Ueberschrift bringt die Zeitschrift „Deutsches Schaffen" (Berlin 35), durch welche auch neuerdings die Interessen der deutschen Industrie gegen über den Anschlägen des feindlichen Aus landes sehr wirkungsvoll vertreten werden eine längere Abhandlung, aus welcher in sehr lehrreicher Weise zu ersehen ist, welche Riesenbeträge der gutmütige Deutsche M'chel für höchstzweifelhafte Heilmittel ausgibt, die uns bisher das feindliche Ausland geliefert hat. In dem fraglichen Artikel heißt es unter anderem: „Schon die große Anzahl von Präparaten, mit denen auf Kundenfang ausgegangen wurde legt die Vermutung nahe, daß Deutschland und Oesterreich in die Hunderttausende Mark und Kronen den schlauen Engländern für fast gänzlich wertlose Mittel geopfert haben. Solche Mittel waren zum Beispiel Anfy, dreifach konzentriert, gegen Husten, besteht aus Alkohol, Extraktivstoffen (Zucker) Wasser, Kreosot nnd Menthol. Der Ber liner Polizeipräsident und das österreichische Ministerium des Innern warnten öffent lich vor den teuren (50 Gramm 2,75 Mk.) Präparaten. Man braucht in Deutschland kein Hustenmittel englischen Ursprungs, denn die deutsche Heilmittelindustrie ist soweit fortgeschritten, daß sie das bietet, was das heilungsuchende Publikum braucht und wir haben die Gewähr, daß wir es nicht mit einem Mittel von zweifelhafter Zusammensetzung und unverschämt hohem Preise zu tun haben. Nehmen wir das bekannteste deutsche Hustenmittel, „Kaiser's Brust-Caramellen". Dieselben sind wegen ihrer vorzüglichen Wirkung nicht nur gegen Husten. Heiserkeit und Katarrh, sondern auch gegen sonstige Erkrankungen der Atmungsorgane von den Aerzten vielfach empfohlen und auch im Publikum bestens bekannt. „Kaiser's Brust-Caramelleu" be kommt man schon in Beuteln zu 10, 25 und Dosen zu 50 Pfg. in den meisten Apotheken und Drogerien, wie auch in vielen besseren Kolonialwarenhandlungen. Leppersdorf. Hier brannte vor gestern abend eine mit Stroh, Futtermitteln und Holzvorräten gefüllte Scheune des Wirtschastsbesitzers Klotzsch nieder. Fischbach-Selig st ad t. Kaum daß die Fleischkarten eingesührt sind, so hat die Hamsterei auf einem anderen Gebiete begonnen. Hier gehen täglich Verwundete aus dem Lazarett Arnsdorf von Haus zu Haus, um Eier aufzukaufen. Anfangs glaubte man, daß die Eier fürs Lazarett bestimmt seien und gab biese bereitwilligst ab, natürlich in der Annahme, für unsere verwundeten Vaterlands-Verteidiger ein gutes Werk getan zu haben. Kürzlich nun erzählte ein Verwundeter, er habe von seinem Vorgesetzten (angeblich einem Arzt) 16 Mark — geschrieben Sechzehn Mark - erhalten, um dafür in der Umgegend Eier aufzukaufen, er wisse nicht, wo er diese austreiben solle. Durch eine solche Aus« klärung ist man hier natürlich stutzig ge worden und die Eieraufkäufer werden von nun ab wenig Glück haben, solche zu be« kommen. Angenommen, daß ein Et jetzt 20 Pfg. kostet, so wären dies für einen Betrag von 16 Mark 80 Stück Eier. Wozu braucht dieser eine Herr eine solche Menge? Weiß er nicht, daß durch solche Handlungs weise seine Mitmenschen geschädigt werden? Ein solches Vorgehen verdient aber der Oeffentlichkeit bekannt gegeben zu werden. Was nützen da alle Bestrebungen der Be hörden, die nötigsten Lebensmittel durch Einführung des Kartensystems gleichmäßig zu verteilen. Wenn nun auch noch die Eierkarte kommen sollte, so ist der be treffende Herr sicher nicht unschuldig an dieser neuen Maßnahme. Meißen. Bei einem Morgenfpaziergang durch das zwischen Naundörfel und Kmehlen gelegene Naundörfler Holz wurde am zweiten Feiertage der verwundet inS Elternhaus beurlaubte Sohn des Gast wirtes Findeisen in Naundörfel bei Meißen aus über Sträuchern hängende männliche Kleidungsstücke aufmerksam, die er als Uniformstücke entwichener Kriegsgefangner erkannte. Beim Nähertreten gewahrte er auch zwei ausgerissene Engländer und einen Russen im tiefsten Schlummer am Boden liegend. Von ihm geweckt, folgten die drei dem Soldaten willig nach dem Dorfe, wo sie im Gute des Gemeinde vorstandes untergebracht wurden, bis sie am Dienstag früh von einem Meißner Militärkommando nach Meißen abgeführt wurden. Ihren Angaben nach sind sie vor einigen Tagen aus einer Brikettsabrik bei Senftenberg, in der sie beschäftigt waren, entwichen. Einer der Festgenommenen gab sich als Geistlicher aus.