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Vie ,Vttcndorfer Zeitung" scheint Dienstag, Donners- und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahm, »an Inseraten bi» »»»mittag t» Uhr. Inserate werden mit »o Pf. für di« Spaltzeil« berechnei Tabellarischer Satz nach bi« sonder,m Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Lr. 117. Freitag, den 29. September 1908. 4. Jahrgang. Wegesperrung. Der die Böhmische Glaastraße mit der Dresden-Königsbrücker Straße verbindende in Llross-VIrrM» wird wegen Umbaues dvm 28. September d. I. bis auf weiteres allen Verkehr x»«psrrt. Letzterer wird über die obengenannten Staatsstraßen verwiesen. Zuwidenhandlungen werden nach § 1 der Verordnung vom 9. Juli 1872, den Verkehr jf den öffentlichen Wegen betreffend, bi» zu 30 Mark bestraft. vross-OUrM», am 26. September 1905 ,Aühn, Gemeindevorstand. Vrrtliches und Sächsisches. Vttendorf-Dkrilla, 28. September tios. — Beförderung lebender Tiere. Am - Oktober treten auf den sächsischen StaatS- Men über die Beförderung lebender Tiere ^stehende Bestimmungen in Kraft. Lebende ^en werden in erster Reihe mit Eilgüterzügen jt> Personenzügen mit Güterbeförderung oder, ^enn solch? nicht zur Verfügung stehen, mit Msonenzügen befördert. Solche dürfen jedoch jr dann benutzt werden, wenn bei Benutzung Öderer Züge eine wesentliche Verzögerung der Versendungen einträte oder für die Weiter- ^tung ein Anschluß nicht erreicht wird. Eine "klastung der Personenzüge mit Viehwagen ist innerhalb der Bestimmungen der Eisen- Mbau- und Betriebsordnung gestattet, in- Mrheit darf die fahrplanmäßige Dnrch- Mung des Zuges nicht in frag« gestellt ?°'rdtn, da» heißt, die Einstellung und Ad lung muß innerhalb d«r fahrplanmäßigen ^fenthaltszeit auf der Abgangs - und Mfangsstation möglich sein. Besonders Mige Personenzüge sind von der Vieh- "'lirderung überhaupt auszuschließen. Dcr- Züge und alle Schnellzüge dürfen zur Förderung von Pferden in einzelnen Wagen- jungen und im Stückverkehre unter Er dung eines SOprozentigcn Frachtzuschlages dann benutzt werden, wenn es sich um ^»„Pferde oder darum handelt, den mit den Reffenden Zügen Reisenden die auf die Reise ^genommenen Kutschwagen- und Reitpferde der Bestimmungsstation sofort zur Ver dung zu stellen. Ueber die in beschränktem Klange zur Tierbeförderung zugelaffenen ^rsonenzüge. sowie über die Beförderung von ^einvieh geben die Gülerabfertigungsstellen Munst. ^Dresden, Ein Jubiläum ungewöhnlicher konnte die Marketenderin Klotzsche jetzt Hetzen, waren «s doch 25 Jahre, daß sie Schützen-Regiment während der all- Hrlichen Manöver begleitet. Aus diesem An- U« wurde ihr während des vierwöchigen Manövers in Freiberg eine von den Offizieren Regimentes gestiftete wertvolle mit ent aschender Widmung versehene Standuhr Erreicht. - -- Am Donnerstag nachmittag gegen Uhr wurden auf der Chemnitzer Straße zwei ^»lmädchen. die hinter einem Straßenbahn- ^gen herlaufend, plötzlich hervorbrachen und ? «inen ihnen entgegenkommenden Straßen- jhnwagcn onrannten, umgeriffcn. Während j «ine der Mädchen, das zur Seite geschleudert ?"rde, mit einigen Hautabschürfungen davon M geriet das andere unter den Vorderperron erlitt einen Nasenbeinbruch und mehrere Mtabschürfungen im Gesicht. Durch das um- Mge Verhalten des Wagenführers wurde ein "Heres Unglück verhütet. In der Nacht zum Montag sind in e?rstadt Striesen Straßenpassauten von einem q? mühsam aus Krücken sortbewegenden Aschen, der angab, er sei soeben aus dem jnkenhause entlassen worben, angebettelt "rden. Als seine Festnahme erfolgen sollte, er seine Krücken fort und ergriff die " M, leistete auch heftigsten Widerstand. " Aussehen erregt hier der Selbstmord zweier unbekannter Freunde. Amtlich wird hierzu gemeldet: Am Mittwoch Nachmittag wurde in einem Gebüsch des König!. Großen Gartens ein ungefähr 20 Jahre alter Un bekannter erschaffen aufgefunden. Es liegt zweifellos Selbstmord vor. Nach den vor gefundenen Briefen ist anzunehmen, daß der Erschaffene beschlossen hatte, mit einem Freunde gemeinsam in den Tod zu gehen. Ein am Tatorte vorgefundenes Rasiermesser und ein abgeschoffener Revolver, welcher neben einer Blutlache lagen, lassen vermuten, daß der Freund des Toten sich zwar schwer verletzt, päter aber noch in Sicherheit hat bringen können. Angestellte Recherchen nach den Namen de« Selbstmörders und seines Freundes blieben bis jetzt ergebnislos. Eisenberg-Moritzburg. Zur Vervoll ständigung der äußeren Ansicht der hiesigen Kirche erhielt diese dadurch eine recht herrliche, höchst wertvolle Verschönerung, daß die kolossale Sandstein-Statue, den Apostel Paulus dar stellend, in den dazu eingebauten Stand über dem Haupteingange gebracht wurde. Die Statue wurde bekanntlich vom Landes-Kunst- fonds d«r genannten Kirche zum Geschenk ge macht- Das Gewicht dieses Meisterwerkes beträgt 130 Zentner. Weinböhla. Beim Transport eines Möbelwagens von Schmorkau über Radeburg nach Weinböhla verunglückte am Sonnabend früh der St-llmachermeister und Hausbesitzer Friedrich Emil Wehner von Weinböhla lebens gefährlich. Wehner geriet bei der Duchfahrt einer Brücke bei Radeburg zwischen die Mauer und den Möbelwagen, wobei ihm der Unter leib derartig gequetscht wurde, daß er schwere innere Verletzungen erlitt. Der Arzt ordnete die Unterbringung des Verunglückten im Ländlichen Krankenhause zu Meißen an. Wehner wird allgemein bedauert; seine Ehe frau liegt auch seit einigen Wochen schwer krank darnieder. Meißen- Ein wahres Muster von Zu verlässigkeit scheint eine hiesige Firma in einem Kutscher ihr eigen zu nennen. Dieser wurde mit seinem Geschirr in die Nähe von Tharandt geschickt, um dort in einem Dorfe seine Ladung abzusetzen. Am Abend kam er in gehobenster Stimmung auf einem seiner Pferde sitzend ohne Wagen wieder daheim an. Ueber den Verbleib des Wagens und seiner Ladung konnte er auch am anderen Tage noch keine Auskunft geben. Er erklärte nur, diesen Weg in seinem ganzen Leben nicht wieder zu fahren. Ueberall ständen Schänken an der Straßei Ein dem Wagen nachgesandter Kundschafter entdeckte diesen in einem Landgasthofe. Dort war der zuverlässige Kutscher mit seinem Geschirr gegen Abend vollständig betrunken an gekommen, er hatte seine Pferde abgespannt und war davongeritten. Großenhain. Der bedauerliche Vorfal gelegentlich einer nächtlichen Felddienstübung des Großenhainer Husarenregiments, bei dem der verstorbene Unteroffizier Blümke von einem Platzpatronenschuß in die Brust getroffen und schwer verwundet wurde, beschäftigte am Dien tag das Kriegsgericht der dritten Division Nr 32. Der 1884 zu GroßhartmannSdor bei Freiberg geborene Fleischer, jetziger Solda Ernst Abwin Körner von der 3- Eskadron des 1. Husaren-RegimentS Nr. 18 in Großen- zain war angeklagt, am Abend des 19. August als er bei einer Felddienstübung als Schnarr posten fungierte, durch unvorsichtige Behandlung einer Dienstwaffe, indem er, obwohl sein ge- adener Karabiner ungesichert war, den Finger am Abdrücker ließ, auch die Mündung des Karabiner nicht nach oben hielt, auf irgend eine Weise verschuldet zu haben, daß sich der Karabiner entlud und der Schuß den Unter offizier Blümke in die Brust traf und dessen Tod am 27. August herbeisührte. Der An geklagte schilderte den Vorfall folgendermaßen: Die Abteilung, zu der er gehörte, hatte das Dorf Wistaude gegen den „Feind" zu schützen. Gegen 1/, 10 Uhr abends wurde er vom Wachmeister zur Ablösung des Schnarrpostens weggeschickt. Er hatte noch nicht lange diesen Posten eingenommen, als er Pferdegetrappel hörte und in geringer Entfernung eine Patrouille sah. Ob cs eine oder mehrere Personen waren, konnte er bei der herrschenden Dunkelheit — es war in jener Nacht be sonders finster — nicht erkennen. Auf seinen Ruf „Halt, wer dal" will er eine Antwort „Gute Freunde!" gehört haben, dann plötzlich machte die Patrouille Kehrt und verschwand Daraus schloß der Posten, daß die Patrouille zum „Feinde" gehörte. Er gab deshalb darauf sofort zwei Alarmschüffe ab. Nach kurzer Zeit hörte er abermals Pfcrdegetrappel und einen Pfiff, worauf er von allen Seiten dunkle Ge stalten auf sich zukommen sah. Er nahm selbst hinter einem Baume dicht am Straßengraben Posto, rief nochmals „Halt, wer dal" und gab darauf wieder einen Alarmschuß ab. Schnell lud er nochmals den Karabiner, kam aber nicht zum Abschießen, denn der „Feind" war ihm schon zu nahe gekommen, Wie es nun gekommen, daß sich die Waffe trotzdem entlud, vermag der Angeklagte in Anbetracht dessen, daß sich der Vorgang innerhalb weniger Sekunden absptelte und er (K) sich in großer Aufregung befand, nicht mit Bestimmtheit an zugeben, er nimmt jedoch an, daß ihn jemand, wahrscheinlich der Unteroffizier Blümke selbst, gestoßen habe, sodaß er mit dem Finger dem Abzug zu nahe gekommen sei. Der Angeklagte der sich auf seine Abteilung zurückzog, hörte nur noch einen Weheruf der von dem Unter offizier Blümke herrührte, Der Schuß hatte letzterem in die Brust getroffen, die Brust wand durchschlagen, die Lunge verletzt und eine starke Blutung hervorgerufen. Die weitere Vernehmung des Angeklagten und der Zeugen ergab, daß nach der Schießvorsckrift der Posten im Falle der Gefahr berechtigt ist, einen Alarmschuß abzugeben, dagegen ist nicht unter sagt, innerhalb einer Entfernung von 100 m nickt zu schießen. Dagegen besteht die Vor schrift, daß des Nachts ein Alarmschuß nur nach oben abgegeben werden darf. Die Un vorsichtigkeit des Angeklagten soll nur darin bestehen, daß er mit dem Finger bereits am Abzüge war, ehe er den Karabiner nach oben gerichtet hatte. Verschiedene Zeugen behaupteten daß die Schuld an dem Unglück den Angreifern und nicht zum wenigsten den Angeklagten selbst treffe, denn nach der Schießvorschrift dursten Gefangene nicht gemacht werden, sodaß Blümke von einer Umzingelung des Postens hätte ab- fehen müssen. Blümke, der bis zu seinem Tode bei Besinnung, aber leider nicht vernehmungs fähig war, soll noch kurz vor seinem Tode be merkt haben, daß er allerlings nach dem Karabiner gegriffen habe. Das Kriegsgericht hielt den Schuldbeweis für nicht erbracht und erkannte auf Freisprechung des Angeklagten. Als Verteidiger fungierte Herr Rittmeister von Hoven. Kamenz. In Bischheim wurden auf dem kürzlich abgebrannten Mühlengrundstück ein größerer Münzenfund gemacht. — In Mittelbach nahm der Gutsbesitzer Henke bei einer Lastfuhre tun dreijähriges Söhnchen mit aus den Wagen. Der Knabe kürzte aber herab und wurde von d«m ihn Iberfahrenden Geschirr sofort getötet. Kötzschen broda, Das Justizministerium hat den Gemeindeverwaltungen von Kötzschen- woda, Niederlößnitz usw. mitgeteilt, daß von dem Angebot eines Bauplatzes auf der Grünen Straße für ein Amtsgericht wegen der weiten Entfernung des Platzes vom Hauptverkehr ab gesehen werden müßte. Neustadt in Sachsen. Von einem Motor- zwcirad überfahren wurde am Dienstag Abend im nahen Berthelsdorf der Schuhmacher Hultsch aus Oberottendorf. Die davongetragene Verletzung machte die Aufnahme in» Kranken haus notwendig. Der Radfahrer hat sich zur Be zahlung der Kosten bereit erklärt. Waltersdorf. Infolge unvorsichtigen Um gehens mit einer Schußwaffe wurde am Sonntag in Waltersdorf bei einem Vergnügen des dortigen Jugendvereins der Fabrikarbeiter Buttig schwer verletzt. Ein anderer junger Mann hatte sich kurz zuvor eine Teschinpistol« gekauft und will nicht gewußt haben, daß die Waffe geladen war. Plötzlich ging der Schuß los und die Kugel drang dem Buttig in die Weichteile. Der Schwerverletzte wurde nach dem Krankenhaus in Zittau gebracht. Riesa. Bei einer Zugsleerfahrt nach dem Güterbahnhofe zu war Montag abend der Hilfsweichensteller Schmidt auf dem Dache eine» Wagens IV- Klasse beschäftigt, als er mit dem Kopse an die Gröbaer Überbrückung anstieß und heruntergeschleudert wurde. Dabei wurde er überfahren und getötet. Leipzig. Der 5 Uhr 57 Minuten von Hof hier eintreffende Schnellzug kam Montag abend infolge eines ungewöhnlichen Ereignisse» mit 22 Minuten Verspätigung an. Al» der Zug die Goltzschthalbrücke passiert« sprang «in« nervenkranke Frau, die sich auf einen Augen blick der Aufmerksamkeit des sie begleitenden Transporteurs zu entziehen gewußt hatte, zur Tür drs Wagenabteils hinaus. Sie verstarb nach kurzer Zeit. Wie noch gemeldet wird' ist die Dame die Witwe eines Rittergutsbesitzer aus Dresden. In ihrer Begleitung ^befanden sich auch ihre beiden Töchter. Chemnitz. Das Königliche Oberverwaltungs gericht in Dresden hat die Anfechtungsklage der Hausbesitzer am Neustädter Markt gegen die von den städtischen Kollegien beschlossene Bebauung desselben mit dem Theater und Museum abgewiesen. Tannenberg bei Annaberg. Eine noch nicht vollständig aufgeklärte eigentümlich« Schieß« affäre hat sich letzter Tage in der Nähe der Höfferschen Fabrik abgespielt. Es wurde! dort der ehemalige Beamtenschüler B. aus Geyer der zur Zeit zu seiner weiteren Ausbildung auf dem Gemeindeamt« zu Tannenberg tätig ist, im Straßengraben liegend ausgefunden. Er soll zunächst angegeben haben, er wolle ein wenig schlafen; eS stellte sich jedoch heraus, daß er eine Wunde am Hinterkopfe hatte, und daß zwei Beamtenschüler auch bereits ein Geschirr besorgten, um den Verletzten zum Arzt zu fahren. Der Arzt soll eine Schußwunde au» einem 6 Millimeter-Gewehr, jedenfalls Revolver konstatiert haben. Da« Geschoß aus der Wunde zu entfernen, soll ihm nicht möglich gewesen sein, der Zustand des B. sei besorgnis erregend. Es laufen die verschiedensten G«rüchte um- Die jungen Leute sollen sich mit dem Schießen aus Pistolen vergnügt haben und hierbei soll einer der Beamtenschüler den B. derart an den Kopf getroffen haben, daß die Kugel ihm den Schädel durchbohrt hat. Adorf. Mit schweren Verbrennungen de» Unterleibes und der Beine wurde Dienstag früh der 25 Jahre alte Ofcnbauer Wagner aus Langenwetzendorf in seine Heimat trans portiert, Der junge Mann, verheiratet und Vater eines Kindes, war hier am Montag abend beim Bau eines Backofens durch Um fallen und Explodieren einer Petroleumlampe lebensgefährlich verletzt worden-