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Ottendorfer Zeitung. Die „Dtteudorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme van Inseraten bi« »armittag w Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Sxaltzeile berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Nr. 25. Sonntag, den 26. Februar 1905. 4. Jahrgang. Oertliches und Sachliches. Dttendorf-Dkrilla, 25. Februar igos. — Falsche Einhundertmarkscheine sind in der letzten Zeit in verschiedenen Städten verausgabt worden. Die Falsifikate tragen das Datum des 1. Juli 1898, Nummer 0 789 480 sind I Millimeter schmälerund 1>/, Millimeter länger als die echten Scheine. Der Druck der Worte „Reichsbanknote" und „Ein Hundert Mark" ist auffällig dick und aufliegend. Die feinen Randverzierungen bei den Anfangs buchstaben der obigen Worte fehlen zum Teil, namentlich auffällig bei dem Buchstaben „II" rechts oben in dem Worte „Hundert". Bei dem Medaillon auf der Rückseite sind bei den echten Scheinen die Schattenlinien in der links unten befindlichen Verzierung ganz durchgehend während sie bei den Falsikaten ungefähr von der Mitte ab ganz fehlen. — Dem Fleischergewerbe in den sächsischen Grenzortcn droht durch die Konzession im neuen Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn wonach 40000 Schweine in geschlachtetem Zustande nach Sachsen eingeführt werden können, eine unliebsame Konkurrenz. Man glaubt dieselbe abwenden zu können, wenn man den Nachweis erbringt, daß in Sachsens Grenzstädten größere Schlachthöfe vorhanden sind, die allen Anforderungen entsprechen. Plauen hat sich nach dieser Richtung bereits geregt, um einen Teil der Einfuhr lebender und im Jnlande erst zu schlachtender Schweine zu erlangen. Aber auch jenseits der Grenze ist man bemüht, die Schlachtungen nicht aus der Hand zu geben, um des damit verbundenen Vorteils nicht verlustig zu gehen. Besonders rasig malt man sich die Sache bereits !in Bodenbach. Das dortige Blatt schreibt: Die für den Export besonders günstige Lage Bodenbachs läßt es sich als zweifellos erscheinen daß der größte Teil des für Sachsen bestimmten Kontingentes von 40000 Schweinen im Bodenbacher Schlachthause geschlachtet werden wird, besten großartige Anlagen bekanntlich allen Anforderungen entsprechen. Für das Bodenbacher Schlachthaus wird dadurch eine jährliche Mehreinnahme von ungefähr 100000 Kronen erwachsen. Verzinsung und Amortisation des seinerzeit für die Schaffung de» Schlachthauses aufgenommenen Kapitales, Spesen usw. abgerechnet, würde der ^Stadt- gemeinde ein Netto-Reingewinn von 25- bis 30 000 Kr. verbleiben, ein Betrag, der ungefähr der Hälfte des durch die Gemeinde umlagen erreichten Einkommen« gleichkommt Bodenbach dürfte durch das Schlachthaus in die Lage kommen, in Zukunft nach menschlischem Ermessen auf die Erhöhung der Gemeinde- Umlagen verzichten zu können. — Der Verband der deutschen Schuh- und Schäftefabrikanten luv kürzlich sämtliche deutschen Fabrikanten zu einer Versammlung nach Berlin ein. Eö galt, zu den seit langer Zeit ge stiegenen und noch weiter steigenden Leder und Materialienpreisen Stellung zu nehmen, die fertigen Fabrikate mit diesen Preisen in Einklang zu bringen und der Schleuder- konkurenz zu begegnen. Die Versammlung, die vom Vorsitzenden, Kommerzienrat Manz- Bamberg geleitet wurde, war von mehr als 400 Fabrikanten aus allen Teilen des Reiches besucht. Nach längerer Debatte wurde der Antrag einstimmig angenommen: daß die Fabrikanten sich verpflichteten, vom 15. Februar an einen Anschlag bis 10 Prozent auf sämtliche Leder-Schuhwaren durchzuführen und in keinem Falle zu seitherigen Preisen weiter zu ver kaufen. — Postanweisungsumschläge, wie sie jetzt nur in Württemberg im Gebrauch sind und auch bei uns von der Geschäftswelt gewünscht wurden, werden nicht einmal eingeführt. Andere Gründe, als daß man bequem Porto sparen könne, sind für die Einführung solcher Kuverte nicht ermittelt w irden. Wenn jemand zum Beispiel 202 M. und gleichzeitig einen Brief abzuschicken hätte, so würde er, um 10 Pfg. Postanweisungsgebühr zu sparen, möglicherweise die Anweisung nur auf 200 M. ansstellen und den Nest bar in den Umschlag legen, wodurch sich ungetreue Beamten leicht veranlaßt fühlen könnten, den Brief zu unter schlagen. Um dieser Verführung zu begegnen, wurde seinerzeit schon die Gebühr der Post anweisungen bis zu 5 M. auf 10 Pf. er mäßigt. Aus diesem Grunde sprach sich das Reichspostamt gegen die Einführung der Post- anweisungskuverte aus. Medingen. Am Mittwoch hielt der landwirtschaftliche Verein von Medingen und Umgend im HauSwaldschen Gasthofe sein diesjähriges Stiftungsfest ab. Dasselbe bestand m Konzert, Theater und Ball. Die Konzert musik hatte Herr Direktor Wachsmut, Radeburg gestellt und die jungen Musiker entledigten sich hrer Aufgabe in vorzüglicher Weise, Als Theaterstücke wurden 3 Einakter „Der Ehren pokal", „Der einzige junge Mann im Dorfe" und „Karlchens erste Liebe" und eine humoristische Duoszene „Der neue Bursche" ge spielt. Die Spielenden, alles Mitglieder des Vereins und Angehörige von solchen, waren fast alle das erste Mal auf der Bühne und es ist deshalb umsomehr anzuerkennen, daß sie sämtlich ihre Nolle gut aufgefaßt und wieder gaben, einige sogar in vorzüglicher Weise. Lauter Beifall lohnte deshalb auch nach jedem Stück die Spieler. Vor der Bühne waren die Symbole der Landwirtschaft: Sense, Rechen und Kabel, angebracht und strahlten in buntem elektrischem Lichte. Ein fröhlicher Ball hielt die Mitglieder des Vereins noch lange beisammen. Eisenberg-Moritzburg. Hier wird am 7. März Roß- und Viehmarkt abgehalten. Klotzsche. Unter dem Vorsitze des Herrn Gemeindevorstandes Müller-Klotzsche fand am Mittwoch abend eine Versammlung der Ge meinderäte zu Klotzsche, Weixdorf und Lausa und anderer Jnterestenten statt. Es handelte sich um das Projekt: Erbauung einer elektrisch en Schienenbahn von Dresden über Klotzsche nach Weixdorf-Lausa. Eine Kommission bestehend aus dem Gemeindevorständen von Klotzsche, Lausa mit Friedersdorf, Weixdorf undGomm- litz, vier Gemeinderatsmitglieder und den Vertretern der Orts- und Verschönerungs vereine, soll für Abschaffung der Petition mit möglichster Beschleunigung Sorge tragen, damit bei Zusammentritt des Landtages alle Vor arbeiten erledigt sind. Dresden. Am Donnerstag nachmittag in der dritten Stunde lief auf der Klopstock-Straße ein 3 jähriges Mädchen in ein Geschirr hinein wobei es so unglücklich stürzte, daß eines der Pferde dem Kinde auf den Kopf trat, so daß es sofort verstarb. — Am Dienstag vormittag hörte der im ersten Obergeschoß des Hauses Johann-Mayer- Straße 10 wohnende Kürschner Kermes aus der eine Treppe höher gelegenen Wohnung der Arbeiter - Witwe Petzold Hilferufe. Er eilte hinauf, schlug, da ihm auf Anklopfen nicht geöffnet wurde und er von dem Mädchen laut weinend die Worte: „Mutter ich ver brenne" vernahm, die Vorsaaltüre ein und fand hier das 9 Jahre alte Mädchen der Frau Petzold mit brennenden Kleidern vor. Schnell entschlossen riß er ihr die Kleider vom Leibe und vermittelte sogleich die Ueberführung des Kindes in das Friedrichstädter Krankenhaus, wo es jedoch balb verstarb. Die Kleine hatte nach ihrer Einlieferung noch anzugeben vermocht, daß ein aus dem Ofen gesprungener Feuer funke ihre Kleider in Brand gesetzt habe. Beim Loschen hat Ach Kürschner Kermes drei Finger der rechten Hand stark verbrannt. — Einen neuen Beweis für das Darnieder liegen der Sandsteinindustrie in der Sächsischen Schweiz, liefert eine soeben erschienene statistische Tabelle über die Bewegung von Sandsteinen auf der sächsischen Elbe in den letzen drei Jahren. Während im Jahre 1902 hauptsächlich aus den Elbsandsteinbrüchen von Posta-Schöna und aus dem Cottaer Sandstein brüchen in Form von Pflasterhorzeln, Bau- horzeln' Schüttsteinen und rauhen und ge sägten Steinblöcken zirka 34,335 Kubikmeter Sandsteine, in Pirna verladen wurden, ver minderte sich die Steinmafse 1903 auf 25 421 Kubikmeter und 1904 sank sie auf 12 500 Kubikmeter, Die rapide Abnahme der zu transportierenden Masse im Jahre 1904 ist allerdings auch mit auf den enorm niedrigen Wasserstund der Elbe zurückzuführen, welche längere Zeit überhaupt jede Schiffahrt un möglich machte. — Seit mehreren Wochen hat eine wohl- organisierte großstädtische Einbrecherbande ihr Wesen getrieben, bis es jetzt der Polizei gelungen ist, den größten Teil der DiebeS- gesellschaft, hinter Schloß und Riegel zu bringen. Die Einbrecher setzten sich aus allen Kreisen zusammen: Kaufleute Photographen, Schlosser und „Arbeiter" pp. Mit welcher Verwegenheit nnd Frechheit die Einbrecher ge arbeitet haben, mag folgendes Beispiel zeigen: Die Burschen hatten es besonders auf Nestaurationen und Produktengeschäfte ab gesehen. Einer der Einbrecher mußte sich in das betreffende Lokal begeben, dem man nächtlicherweile einen Besuch zugedacht hatte. Dieser Gast bestellte sich ein Glas Bier und benutzte seine Anwesenheit dazu, unbemerkt ein Fenster zu öffnen. Wenn dann der Wirt zur Ruhe gegangen war und auch der letzte Gast — in diesem Falle der Einbrecher — das Lokal verlaffen hatte, öffnete er das bereits aufgewirbelte Fenster von außen vollends stieg dann mit seinen Komplizen ein und erbrach Kisten und Kasten. ^Radeberg. Die Stadtverordneten beschlossen Mittwoch abend, für beide evangelische Schulen einen Schularzt aufzustellen, der alle neu auf zunehmenden Schüler untersuchen und kränkliche und schwache Kinder beobachten soll. Pirna. Von dem Mit woch abends halb 7 Uhr von Dresden eintreffenden Personen zuge ist auf dem hiesigen Bahnhofe eine weib liche Person, die schon während des Einfahrens des Zuges von einem Wagen vierter Klaffe abspringen wollte, überfahren und sofort getötet worden. Großschönau. Spurlos verschwunden ist seit acht Tagen der Gastwirt und Fleischer meister E. Schmidt. Besitzer des „Gasthofs zum goldenen Hirsch" (Sandschänke). Un erquickliche Familienverhältniffe, sowie eine große Schuldenlast dürften der Grund sein. Dohna. Hier ist beschlossen worden, zur Erinnerung an die sogenannte Kaiser- oder Schreckensnacht vom 8. zum 9. September 1843 in welcher Napoleon I. dort wohnte, am Schenkschen Hause eine Gedenktafel anzubringen. Chemnitz. Das hiesige Schwurgericht verurteilte den Arbeiter Bayer aus Beuthen wegen Hausfriedensbruchs und Aufruhrs zu einem Jahre fünf Monaten Gefängnis. Im November 1904 sind schon 13 Beteiligte an dem Aufruhr zu Gefängnisstrafen von einem Jahr zwei Monaten bis herab zu zwei Monaten verurteilt worden. Mit einem „Gänsemarsch" junger Burschen mit um gewendeten Röcken begannen die der Ver handlung zugrunde liegenden Vorkommnisse aus dem Schützenplatze im Stadtteile Altendorf gelegentlich des im August 1904 in Chemnitz abgehaltenen Wettin-BundeS-SchießenS, die nun nahezu mit 12 Jahren Gefängnis gesühnt wurden. Waldenburg. Ein verdächtiger Todesfall wird viel besprochen. Der Architekt und Baumeister Max Albert Eckhardt soll infolge einer Mißhandlung gestorben sein, die ihn eines Tages Anfangs dieses Monats gelegentlich einer Holzauktion in Franken von einigen daran beteiligten Personen widerfahren ist. Die Beerdigung Eckhardts ist behördlich untersagt worden, da die Leiche gerichtlich seziert werden soll. Leipzig. Mittwoch nachmittag wurde die deutsche Fleischerschule im oberen Saale de» Schlachthof-Restaurants eröffnet. Die Fach schule wurde am 28. August 1895 von dem Kollegen Schneider in Worms gegründet, hatte jedoch alsbald infolge geringen Besuches so mit Schwierigkeiten zu kämpfen, daß nach einigen Jahren ihre Verlegung nach Hamm erfolgen mußte. Dort entwickelte sie sich später derart, daß die Verhältnisse in Hamm un zureichend wurden, weshalb eine Rückverlegung nach Worms stattfand. Auch hier blühte sie unter der späteren tatkräftigen Leitung Mink- weiter, und als der Wunsch entstand, sie nach einem zentral gelegenen Orte zu verlegen, wählte man Leipzig zum Sitz der Schule. Von ihrem 27 Schülern stammen 10 au» Preußen, 6 aus Sachsen, 4 aus Süddeutschland 4 aus Oesterreich und Galizien und 3 au» ander-n deutschen Bundesstaaten. — Die hiesige Polizei verhaftete auf dem Hauptpostamie einen internationalen Gauner, namens Schob aus Gmünd. Er hat an hiesige hochgestellte Persönlichkeiten, unter anderen an den Reichsgerichtspräsidenten Dr. Gutbrod, Erpreffungsbriefe gesandt; das gleiche Manöver hat er auswärts bei mehreren Reichstags abgeordneten usw. versucht. Zwickau. Einen Selbstmordversuch unter nahm der Soldat Hermann Dittmar. Er verletzte sich durch einen Schuß, jedoch nicht lebensgefährlich. Als Grund zum Selbstmord gibt er an, daß er trotz guten Willens den Anstrengungen des Dienstes nicht gewachsen sei. Jetzt ist der arme Bursche noch wegen Unterschlagung der zum Selbstmordversuch ver wendeten Dienstpatrone zu zwei Wochen Mittel arrest verurteilt worden. — Wegen Unterschlagung im Amte wurde vom hiesigen Schwurgericht der 33 Jahre alte frühere Landbriefträger Karl Ernst Geipel au» Brambach, der vom Juni bis November in seinem Amte als Landbriefträger beim Postamt in Treuen etwa 850 Mark amtliche Gelder unlerschlagen hat, zu zwei Jahren sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Plauen i. V. Die näheren Umstände der grauenvollen Bluttat bei Voigtsgrün, der der Gutsbesitzer Forner zum Opfer fiel, lassen die Ruchlosigkeit der beiden Mordbubeu in dem grellstem Lichte erscheinen. Dieselben hatten e» am Tage des Mordes durchaus nicht auf einen bestimmten, etwa Forner abgesehen, sondern wollten den ersten besten, der ihnen in die Hände fiel, berauben und töten. So faßten sie erst den Entschluß, früh in der Nähe de» Weges «'beitende Leute bei ihrem Heimwege in den Steinbruch zu stürzen. Doch sahen sie davon ab, als in der Ferne die Gestalt des Landwirts Beck auftauchte und sich ihnen näherte. Der ältere Neumann bezeichnet« diesen als da» Opfer. Und sicherlich wäre Beck unter den Händen der Verbrecher ver endet, wenn nicht der jüngere Neumann zurückgescheut wäre und seinen Spießgesellen bedeutet hätte, daß Beck jedenfalls wenig Geld bei sich habe. So entging Beck dem drohenden V-rderben und den Mördern die Summe von 900 M. die er in der Tasche trug. Außerdem kam noch, während sich die beiden Raubmörder stritten, Forner heran. Nun zögerte auch der jüngere Neumann nicht länger. Sie überfielen und ermordeten Forner, sanden aber nur einige Mark bei ihm. Aus dem Vogtlands. Der hohe Schnee und der dadurch entstandene Futtermangel treibt auch den Fuchs aus seinem Versteck- Inner halb weniger Tage sind in einem Revier im oberen Vogtlande vier Füchse getötet worden. Im Herbste vorigen Jahres wurden in einem Revier bei Falkenstein eine ganze Anzahl dieser Raubtiere unschädlich gemacht, was ein Zeichen dafür ist, daß der Fuchs in unseren Waldungen noch immer häufig ist.