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II UW kN KL W^E ZS «8 WU PgMWW ^A/A4^ 4lW4 ß^ 4 Vie „Dttcndorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- rag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mir Rioritzdorf und Rmgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „öpiel und öport" und „Deutsche Mode". Annahme von Jnsecatcn bis vormittag w Uhr? Inserate werden m't io Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be- sonderem Tarif, Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Nr. 91. Sonntag, den 31. Juli 1904. 3. Jahrgang. Dadepla tz. Hiermit wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der Aufenthalt außerhalb des Kaäeplatres, sowie alles Lärmen auf denselben bei Vermeiäung von 20 Mark Ordnungsstrafe verboten ist. Eltern sind für ihre kianäer verantxvortlich. Ottendorf-Moritzdorf, am 25. Juli 1904. Der Gemeindevorstand. Lincke. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf.Dkrilla, 28. Iuli 1804. — Durch Herrn Oberförster Fritzsche wurde am vergangenem Sonntage in Gegenwart des gesamten ForstpeisonalS dem 38 Jahre in Arbeit stehenden Waldarbeiter August Jahn, sowie den 31 Jahre in Arbeit stehenden Wald arbeiter August Zschwauck beide in Moritzdorf wohnhaft das tragbare Ehicnzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. — Am morgenden Sonntage veranstaltet der rührige Wirt des Friedrich Wilhelms-Bades ein großes Sommerfest welches in Pfefferkuchen verlosung, Preis-Vogelschießen, Sehenswürdig keiten. sowie Gratis-Belustigungen für Kinder Garten- Freikonzert und zum Abend große Illumination des Gurtens bestehen wird. Zu dieser Veranstaltung wäre ein recht zahlreicher Besuch der hiesigen Einwohnerschaft nur zu wünschen, zumal der Reingewinn der Freiwilligen Feuerwehr zur Anschaffung einer Abprotzspntze zu Gute kommen wird. Medingen. Am morgenden Sonntage wird in der hiesigen erneuerten Kirche wieder der erste Gottesdienst gehalten werden. Als im vorigen Jahre bei Gelegenheit der Visitation in der Hausväterversammlung Herr Superintendent Pache auf die Notwendigkeit einer baldigen Renovation der hiesigen Kirche hinwies, erklärte sich der Kirchenpatron Herr Geh.»Rat Dr. Mehnert sofort bereit, für die Instandsetzung Sorge tragen und die Kosten übernehmen zu wollen. Dieses Versprechen hat er nunmehr in überaus dankenswerter Weise eingelöst und unter der sachkundigen Leitung drS Herrn Dekorationsmalers Buck in Ottendorf har das Innere des Gotteshauses ein würdiges und geschmackvolles Kleid bekommen. Aber auch die Medinger Kirch-Gemeinde hat das Ihrige dabei getan. Sie hat an der Orgel wesentliche nochmals nötige Reparaturen vor nehmen lassen, sodaß die Orgel nun wieder zur Erbauung der Gemeinde dienen kann. Auch ist auf Gemeindekosten die dem Friedhof um gebende Mauer wieder hergestellt und die Kirche mit neuem, freundlichen Putz versehen worden. Möge nun das Gotteshaus, wie es von nun ab dem Dorfe äußerlich zur Zierde gereicht, auch die Stätte sein, zu der die Bewohner gern und unaufgefordert gehen, um Segen zu suchen und Segen zu finden! — Der amtliche Bericht über den Saaten stand im Reiche Mitte Juli erschienen. Wir entnehmen ihm: Wintenveizen 2,5 Sommer weizen 2,8, Winterspelz 2, Winterroggen 2,5, Sommerroggen 2.6, Sommergerste 2,6, Hafer 3, Kartoffeln 2,7, Klee 3.3, Luzerne 3, Wiesen 3,1, wobei zwei gut, drei mittel bedeutet. Kenn zeichnend für den Berichtsmonat, ist die große Dürre, die in allen Teilen des Reichs auf die Saaten und vor allem auf das Wachstum der Futterpflanzen einen ungünstigen Einfluß auS- üble- Dazu kamen scharfe nördliche Winde und ungewöhnlich große Temperaturschwankungen in verschiedenen Gegenden, sogar Nachtfröste dann fast trop.sche Hitze. Der Wintenveizen hat meist gut verblüht, wird aber vielfach früh reif und ist mancherorts mit Rost befallen. Auch der Winterroggen hat sehr schnell gereift, sodaß seine Aberntung früher als in anderen Jahren begonnen und besonders in Süd deutschland zum Teil schon beendet werden konnte. Fast allgemein wird aber berichtet, daß die Ausbildung der Körner infolge der Trockenheit und großen Hitze mangelhaft ist. Immerhin haben sich die Noten der Winter früchte nur wenig geändert. Ziemlich erheblich hat sich im allgemeinen der Stand der Sommer saaten verschlechtert. Sie reifen fast durchweg zu schnell und bleiben infolgedessen kurz im Stroh und leicht im Korn. Auch der Stand der Kartoffeln läßt weißt zu wünschen übrig. Die Futterpflanzen hatten unter der Dürre am meisten zu leiden. Das Grünfutter wird knapp. Klotzsche. Morgen Sonntag findet der Waldgottesdienst bei günstigem Wetier statt im Gotteshause in dem Waldparke statt. Er beginnt wie gewöhnlich um 9 Uhr. Der Posaunenchor des Christlichen Vereins junger Männer begleitet die Gesänge. Klotzsche. Nachdem die Heidebahn entgültig den Betrieb eingestellt hat, beabsichtigt die Dresdner Fuhrwesengesellschaft versuchsweise die Einrichtung einer Omnibuslinie nach Klotzsche im Anschluß an die Straßenbahnlinie Haupt- bahnhof—Arsenal. Es sollen vorläufig täglich acht Touren via Schänkhübel bis Erbgericht- Klotzsche gefahren werden und dec Betrieb früh 7 Uhr beginnen und bis abends 11 Uhr währen. Sonn- und Festtags sollen auch Sonderwagen nach Arndts Kurhaus verkehren- Mit amtshauptmannschastlicher Genehmigung wird der Betrieb am Sonntag den 31. August beginnen. Dresden. Der bisher noch nicht da gewesene niedrige Wassermanget der Elbe hält trotzt der verschiedentlich niedergegangenen Ge witterregen noch an, und es rst eine Beendigung des Erreignissen erst dann zu erwarten, wenn im ganzen Elbgebiete andauernte Landregen dem Strome und dessen Nebenflüssen fortgesetzt größere Wassermengen zuführcn. Der sonst so belebte, schöne breite Strom bietet gegenwärtig ein trauriges Blld. Weitab von den g wöhnten Ufern erblickt man nur noch in der Fahrrinne langsam dahinfließendes Wasser, welches aber größtenteils so seicht ist, daß es der Schiffahrt nicht mehr Nenen kann. Höchstens eine kleine Prahme und Führ- und Fischerkähne haben Wasser genug, um fahren zu können. Die gesamte Schiffahrt ist eingestellt. Ueberall liegen fast auf dem Trockenen Dampfer- und Frachtschiffe der verschiedensten Art fest. Der hieraus den Schiffahrttreibenden erwachsende Schaden ist enorm und wird nicht nur den weniger kapitalkräftigen Unternehmern, sondern auch den großen Personen- und Schleppschiffahrts gesellschaften schwere Sorgen bereiten. Auch zahlreiche Arbeiter, welche an den Umschlags plätzen seit Jahren in der Schiffahrtszeit beim Verladen der Güter van der Bahn auf die Schiffe und umgekehlt ihr Brot und Verdienst für den Winter fanden, müssen feiern. Auf den Umschlagplätzen in Laube, am Dresdner Elbquai, am König Alberthafen, in Meißen und bei Riesa, wo sonst lebhafter Schiffahrts verkehr stattfand und die großen Krahne von frühzeitig bis spät abend in Tätigkeit waren, herrscht gegenwärtig sonntägliche Stille. — Eine öffentliche Maurerversammlung im Trianon beschäftigte sich am Mittwoch abend mit dem Prot st gegen einen am 13. Juli in einer schwachbesuchten Maurerversammlung ge faßten Beschluß, wonach die Akkordarbeit im Putz vom 1. August d. I. an abgeschaft werden sollte. — Nachdem nunmehr der Beginn der Vogelwiese herangerückt ist und die großen Bauten der ausgedehnten Bretterstadt bis auf wenige Kleinigkeiten vollendet sind, hat auf der Festwiese reges Leben und Treiben, ge schäftiges Hin und Her seinen Anfang ge nommen. Von früh bis abends rollen lange Züge von Frachtwagen, mit den verschieden artigsten Produkten zur Erzeugung toller Freude beladen, schwere, grün bemalte Wohnungswagen der Schausteller und Karussel- besitzer, sowie unzählige kleinere Gefährte dem Festplatze zu. Das sich dort darbietende Bild ist ein außerordentlich bewegtes, und aufmerksame Beobachter können so manche interessante Kleinigkeit voller Ernst uud Scherz wahmehmen. In den großen Bierpalasten und Singspiel- Hallen, dem Hippodrom usw. wird an der Aus schmückung, sowie den Beleuchtungsanlagen der weiten Räume gearbeitet, und zum Teil ist man schon seit einigen Tagen dabei, Tische und Stühle für die zu erwartenden Gäste zurecht- zustellen. — Kurz nach der gestrigen Vorstellung schlugen Flammen aus dem Dach des Residenz- Theaters, worauf Großfeueclärm erfolgte. Das Feuer brach in einer Lackierwerkstatt nebenan aus und schlug auf das Theater über, wo es rasch um sich griff und die Garderobe erfaßte. Nach einer halben Stunde war die Gefahr beseitigt. Aus der Lößnitz. Nachdem der Serkowitzer Gemeinderat die Vereinigung init Radebeul angenommen hat, beginnen jetzt die in Radebeul in der Minderheit vorhandenen Gegner der Vereinigung eine Agitation, wodurch noch in der letzten Stunde die Vereinigung den beiden Gemeinden Radebeul und Serkowitz vereitelt werden soll. Man bezweifelt jedoch, daß dieser Vorstoß den erwünschten Erfolg haben wird. Königsbrück. Ein schrecklicher Unglücks fall ereignete sich Mittwoch Abend in der 8. Stunde im hiesigen Emaillierwerk. Der an der Stanze beschäftigte Arbeiter Pfeifer aus Stenz kam mit dem Fuß der Tretvorrichtung durch welche die Stanze in Bewegung gesetzt wird, zu nahe und veranlaßte dadurch das Niederfallen der Stanze in dem Augenblick, als seine Hand noch mit Unterlegen auf dem Stanztisch beschäftigt war. 4 Finger der linken Hand wurden ihm total abgequetscht. Da Pfeiler schon vor Jahren ein ähnliches Unglück an der rechten Hand erlitt, ist er durch den neuerlichen schweren Unfall Ganzinvalid ge worden. Großröhrsdorf. Zwei Radfahrer, die einem Fußgänger ausweichen wollten, stießen hierbei zusammen. Der eine Radfahrer stürzt- infolgedessen so unglücklich, daß er sich eine Gehirnerschütterung zuzog, die seine Aufnahme in das Krankenhaus nötig machte. Jonsdorf. Am Dienstag Abend gegen r/,8 Uhr gerieten hier zwei 18 jährige Bleicherei- arbeiter in heftigen Streit. Im Verlaufe desselben bohrte der eine dem anderen sein großes Dolchmesser in den Unterleib und ver letzte ihn lebensgefährlich. Der unglückliche junge Mensch namens Weikert aus Krombach i. B., woher auch der Mörder Kunze ist, wurde ins Gemeindeamt gebracht, wo er alsbald, bevor ärztliche Hilfe zur Hand war, verschied. Der Mörder ist geflohen. Pirna. Die sogenannten Hungersteine am Prasserschen Krane deren seit Wochen sichtbare Oberteile sich im Laufe der Tage mit zahl reichen Zeichen, Buchstaben und Jahreszahlen bedeckt hatten, werden gegenwärtig auf An ordnung der Strombehörde entfernt. Die Zahl der am Dienstag aus dem Wasser ragenden Felsenfpitzen beliefen sich auf mindestens 15 Stück. Das Hauptaugenmerk richtete sich naturgemäß auf die beiden großen sichtbaren Felsenplatten. Sie werden so weit abgetragen, daß sie bei jetzigem Wasserstaud (210 om unter Null) nicht mehr sichtbar sind. Sie erhalten ein gleiches Niveau wie die Elbsohle, Unsere Nachkommen werden also diese Felsplatten nur dann wieder zu Gesicht bekommen wenn eine noch größere Trockenheit wie jetzt eintritt und der Elbwasserspiegel auf einen Stand von 220 bis 225 ein unter Null herabsinkt. Wenn die Steine auch nicht in der Fahrrinne legen, so bildeten sie doch für die am hiesigen Niederlagsplatze anlegenden Frachtkähne, sobald der Wasierstand ein geringerer ward, eine stete Gefahr, wie das Aufsitzen von Fahrzeugen in den letzten Jahren bewiesen hat. Für Chronisten verschwinden mit dem Steinen aber interessante und bedeutsame Zeichen aus früheren Zeiten. Hand in Hand mit der Be seitigung der Hungersteine geht eine Ausbesserung der Ufer an den Stellplätzen beim hiesigen NiederlagSplotz. Das am Ufer etwas flach abfallende Strombett wird etwas steiler her gestellt. — Ein neuer Dürrestein ist auf der Vogelgesanger Elbstrecke zu Tage getreten, auf welchem sich die Jahreszahlen 1517, 1681, 1686, 1800 und andere befinden- Grimma. Eine Folge der langen Trockenheit ist es, daß der, wie gemeldet, am 16. d- M. im Glastener Waldrevier ausge brochene Brand, der fick über 200 Acker ver breitete, auch jetzt nach nicht völlig erloschen ist. Noch immer glimmt das Feuer unter dem Waldboden fort und verzehrt die Wurzeln der Bäume, so daß diese durch lebhafteren Luftzug zum Stürzen gebracht werden. Eine amts- hauptmannschastliche Bekanntmachung warnt dieserhalb auch vor dem Betreten des Waldes. Die betroffenen Revierteile müßen vollständig abgeforstet werden. Ein großer Teil der an gekohlten Stämme wird in Holzschleifereien, die übrigen als Feuerholz Verwendung finden müssen. Grimma. Hier meldete sich auf der Polizeiwache ein 19 jähriger Kontorist aus Leipzig und bat um seine Verhaftung. Er hatte als Kassierer einer Riege des allgemeinen Turnvereins zu Schönfeld 43 Mark unter schlagen und hatte seine Stelle und damit die Möglichkeit verloren, das fehlende Geld zu ersetzen. Nach Grimma war er gekommen, um sich das Leben zu nehmen. Er war den ganzen Tag über, den Revolver in der Tasche umher geirrt, hatte aber den Mut zum freiwilligen Verzicht aufs Leben nicht gefunden. Leipzig. Von dem 10 Uhr 7 Minuten vormittags abgehenden Zuge wurden am Donnerstag bei der Haltestelle Lützschena zwei Streckenarbeiter erfaßt und sofort getötet. — Die wahrhaft tropische Hitze der letzten Tage übte einen ganz unheilvollen Einfluß auf die Kindersterblichkeit aus. Von insgesamt 60 Todesfällen entfielen beim Standesamt L.- Plagwitz in voriger Woche allein 71 auf Kinder unter einem Jahre. Meist war als Todesursache Brechdurchfall zu verzeichnen. — Ein 15 jähriger Kaufmannslehrling hat sich am 24. d. M. aus seiner Wohnung mit der ausgesprochenen Absicht entfernt, sich das Leben nehmen zu wollen. Bisher konnte über den Verbleib des Knaben nichts ermittelt werden. Pan schwitz. Auf einem zum Kloster- vorwerk gehörigen Felde find etwa 3 i/z Scheffel Weizen niedergebrannt. Das Feuer, welches nur mit großer Mühe durch die Freiwillige Feuerwehr und Arbeiter gelöscht wurde, ist dadurch entstanden, daß ein mtt dem Abmähen des Weizens beschäftigter Arbeiter beim An zünden der Tabakspfeife das noch brennende Streichholz weggeworfen hat. Thierbach bei Pausa i. V. In einem Anfall von Schwermut verübte die 40 jährige Ehefrau des Zimmermanns Baßler hier eine grauenvolle Tat. Blutüberströmt wurde die Unglückliche im Schweinestall stöhnend und jammernd ausgefunden. Mit einem scharfen Beile ihres Ehemannes hatte sich die Frau erst zwei Finger und dann die ganze Hand ab gehackt, sie blutete aus sieben Wunden an der Stirne und an den Schläfen.