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Die „Vttendorfcr Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- lag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich ; Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inserat bi, vormittag w Uhr. Inserate werben w't p Pf. für die Sxaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß.Dkriüa. Nr. 79. Oertlichrs und Sächsisches. Bttsndorf-Dkrilla, 2. Juli 1904. sA In den gestrigen Abendstunden konnte leicht ein größeres Unglück entstehen, ein Kind hatte eine Petroleumflasche vor dem Sickert'schen Grundstück in Groß-Okrilla auf die Straße fallen lasten und der Inhalt ergoß sich auf die selbe. ein hinzugekommener hiesiger Einwohner machte sich den Scherz ein brennendes Streich holz daran zu halten, sofort schlugen die Flammen empor uud es war der herrschenden Windstille zu danken, daß die Flammen nicht das direkt an der Straße liegenden Wohnhaus welches mit Stroh gedeckt ist, ergriff. — Kurze Zeit darauf ertönte Feueralarm und zwar handelte es sich um Feuer welches in der Möbelfabrik zu Cunnersdorf ausgebrochen war. Dasselbe wurde von der CunnerSdorfer Feuerwehr im Entstehen unterdrückt und konnte die hiesige freiwillige Feuerwehr welche sich auf dem Wege befand wieder zurückkehren. *** Am 30. Juni wurde durch den hiesigen Fleischbeschauer Herrn Küttner bei einem zwei Jahre alten Bullen im Schaubezirk 12 in beiden Kaumuskeln, zum erstenmale in hiesiger Gegend, Finnen vorgefunden. Der hinzugezogene Amtstierarzt Herr Slomke konstatierte dasselbe. — Die Heidelbeerernte ist zur Zeit im vollem Gange. In den frühesten Morgen stunden wandern alltäglich zahlreiche Sucherinnen dieser gesunden Frucht in die Waldungen der Umgebung. Auch im Vogtlande ist nunmehr mit der Heidelbeerernte, die dieses Jahr eine Überaus reiche werden wird, begonnen worden. — Die zweite Klasse der gegenwärtigen spielenden 146. Königlich sächsischen Landes lotterie wird am Mittwoch den 13. und Donnerstag den 14. Juli gezogen. Die Er neuerung der betreffenden Klassenlose hat dis zum 4. Juli zu erfolgen. — Von der Handelskammer Dresden wird auf folgenden, für die Inhaber von Waren zeichen sehr wichtigen Umstand aufmerksam ge macht: Da das Gesetz über den Warenzeichen schutz seit dem 1. Oktober 1894 in Kraft ist. läuft am 1. Oktober d. I. beziehentlich kurz darauf die zehnjährige Schutzdauer für die zahl reichen am 1. Oktober 1894 oder bald darauf eingetragenen Zeichen ab. Soweit die Inhaber der Warenzeichen nicht bereits vorher selbst die Erneuerung der Zeichen (unter gleichzeitiger Einsendung von 10 M.) schriftlich beim Patent amte beantragen, werden sie bei Ablauf der Schutzfrist durch eine Zuschrift des Patent amtes dazu aufgefordert werden. Viele ein- getiagene Warenzeichen sind jedoch inzwischen (durch Erbgang, Verkauf und dergleichen) in andere Hände übergegangen. Deren Inhaber werden daher gut tun, sogleich beim Patentamte die Umschreibung des Zeichens auf ihren Namen zu beantragen, da sie sonst bei der etwaigen Verlängerung der Eintragung Schwierigkeiten haben könnten. — Die Sächsische Staatseisenbahnverwaltung gewährt für diejenigen Gegenstände, die auf der Gewerbeausstellung in Steinheim (vom 11. Juni bis 3. Juli), auf der Fachausstellung für die Schuh- und Lederindustrie in Berlin (vom 25. bis 30. August) und auf der Aus stellung von Löschgeräten und Feuerwehr requisiten in Bruchsal (vom 27. bis 29. August ausgestellt werden, frachtfreie Rückbeförderung auf den ihr unterstellten Linien unter den üblichen Bedingungen. — Im Großherzogtum Baden ist, wie aus Mannheim berichtet wird, eine amtliche Warnung vor der Piämien - riffeklenbank Fouuna ui Amsterdam ergangen. Diese Firma die sich auch Senenlos-Gesellschuft Fortuna nennt, hieß früher Bank-Effekten-Comptoir und firmierte auch unter dem Namen F. Weber. Als Inhaber der letzteren Firma wurden seinerzeit ein gewisser L. K. Strötzel und die Firma Allan und Cie. in Arnheim genannt. Hinter der Firma Allan versteckt sich der be Sonnlag, den 3. Juli 1904. 3. Jahrgang. kannte W. F. S. Schuhmacher, der den Los schwindel seit Jahren unter stets wechselnder Firma (Allgemeine Prämien- und Rentenbank in Rotterdam, Effekten- und Kommissionbank) betreibt. Schuhmacher ist in Deutschland wegen Betruges mit Gefängnis bestraft. Auch Strötzel ist mehrfach wegen Betruges vorbestraft, und gegen ihn ist in Lündburg wegen der von ihm von den Niederlanden aus begangenen Be trügereien ein Steckbrief erlassen worden. Das Publikum kann nicht eindringlich genug über haupt vor jedem ausländischen Serienlosgeschäft gewarnt werden. — Taschendiebe machen sich mit Beginn der Reisezeit auf den großen Bahnhöfen mit Vorliebe bemerkbar, wo an den Fahrkarten- und Gepäckschaltern, in den Warteräumen, an den Bahnsteigsperren und insbesondere auch im Momente des Einsteigens ein Hasten und Treiben stattfindet, das den Reisenden meist in Unruhe versetzt und seine Umgebung weuig oder gar nicht beachten läßt. Hiermit rechnen die Taschendiebe, die in ihrem Gewerbe meist erfahren sind, genau; man behalte daher das kleine Reisegepäck fest in der Hand und lasse es nirgend aus den Augen. Gerade an der engen Bahnsteigsperre droht den sorglosen Reisenden Gefahr, ein jeder will einen guten Platz haben, das Publikum drängt sich eng zusammen und schafft hiermit günstige Gelegenheit für das unchubere Gewerbe der Taschendiebe. Man wird ferner gut tun, eins größere Bar summe sorgfältig verborgen zu tragen und in der Geldtascha nur einen kleinen Betrag für unterwegs eintretende Bedürfnisse. Ebenso empfielt es sich, die Fahrkarte besonders auf zubewahren und nicht mit dem Kleingeld zu sammen, damit man im ungünstigsten Falle wenigstens die Fahrt fortistzen kann, ohne eine neue Karte lösen zu müssen. Bringt man in der Brieftasche größere Beträge, Legitimations- popicre usw. unter, so halte man durch irgend eine Vorsichtsmaßregel darauf, daß das Stück nicht ohne weiteres vom Langfinger aus der Seitentasche herausgezogen werden kann. Wertsachen in kleinen Handtaschen zu bergen, hat während der Fahrt immer Bedenken, namentlich dann, wenn der Reisende, von langer Reise ermüdet, in Schlummer verfällt. — Die Anlegung von neuen Truppcn- Uebungsplätzen ist in keiner Gegend billig. Auch der bei Belgern geplante soll über 30 Millionen Mark kosten. Außerdem wäre eine Bahn nölig. Nach Blättermeldungen geht man nun mit dem Plan um, den Truppen- Uebungsplatz Zeithain zu vergrößern und ihn für sämtliche sächsische Truppen auszubauen. Das würde nur etwa 8 Millionen Mark kosten; ein Teil des Dorfes Jakobstal, sowie Lichten see würden durch das neue Projekt von der Bildfläche verschwinden müssen. Gegenwärtig finden in Zeithain Gelände-Vermessungen statt, ob zu diesem Zweck, sei dahingestellt. Meißen. Der seit kurzem von hier nach Dresden verzogene Konditor Magerstädt hat in den l-tzten Tagen der vergangenen Woche seinen Tod in einem Moritzburger Teiche ge sucht und gefunden. Am Montag wurde der Leichnam gefunden. In der Nähe des Teiches soll Rock und Ueberzieher gelegen haben, was die Spur auf den Vermißten lenkte. Die Be weggründe zur Tat dürften wohl in einem schnellen Wechsel der Verhältnisse zu suchen sein. Magerstädt war in Meißen 23 Jahre lang als Besitzer des Ca;ös „National" tätig. — Vorgestern in der fünften Stunde ge rieten Kirschpflücker (Handwerksburschen) in der Kleinböhlaer Kirschbude beim Vesper wegen Zusammensteuern eines Schnapses in Streit, wobei sie sich mit Messern stachen und der eine am Oberschenkel, an der Brust und im Gesicht schwer verletzt wurde, sodaß dieser ärztlich ver bunden und ins Dahlener Krankenhaus geschafft werden mußte. Den Messerhelden transportierte die Gendarmerie nach Oschatz. — Am Gasthof Straßenhaus zu Chursdorf wurde am Sonntag nachmittag ein unbekannter männlicher Leichnam gefunden. Signalement: 1,65 m groß, ungefähres Alter 50 Jahre, angehend graues Haupihaat und Schnurrbart brauner Rock und Weste, grau karierte Hose, rindlederne Halbstiefel, braunen Filzhut, Remontoiruhr. Legitimationspapiere waren nicht vorhanden. Nossen. Im Pferdestalle der Klostermühle wurde das dreijährige Kind des Geschirrsührers Christoph von einem Pferde derart an den Kopf geschlagen, daß es eine tiefe Stirnwunde davontrug. Das Kind dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Hainichen In recht unliebsamer Weise hat sich in unserer Umgebung die gefürchtete Bornaische (Pferde-) Krankheit ausgebreitet. In Bockendorf sind ihr bereits drei, in Ricchberg eins und in Langenstricgis vier Pferde zum Opfer gefallen. Leipzig. Die Bewegung der Bauhilfs arbeiter nimmt immer tumultarischere Formen an. So endete die Mittwoch abend ab- gehalt-me Versammlung wieder ergebnislos mit unbeschreiblichem Lärm. Von 1115 Stimmen waren 624 für den Streit und 414 dagegen. Da sonach wiederum keine Dreiviertel-Mehrheit erzielt war, erklärten die Streitgegner den Be schluß auf Arbeitseinstellung für ungültig Hiergegen erhoben die Streiklustigen energischen Protest, griffen die Führer der Organisation auf das schärfste an und beschuldigten die Ab- stimmungslommission eines unrichtigen Ver fahrens. Sie verlangten sofortige Arbeits niederlegung. Leipzig. Zwei Schwindler, der Kaufmann Jahnke aus Perl bei Saarburg und der Drechsler Wilhelm Jakob aus Dölitz, hatten hier ohne jedes Betriebskapital die Privat- Krankenkasse „Lipsia" begründet und zahlreiche Agenten engagiert, deren Kautionsbeträge — und auf diese war es nur abgesehen — sie durchbrachten. Die Geschädigten verlieren ca. 10 000 Mk. und die Gauner wandern auf 3 Jahre 3 Monate 2 Wochen, beziehentlich 5 Jahre 9 Monate 2 Woche ins Gefängnis. Zittau. Am Sonntag Vormittag geriet in der Dreifaltigkeitskirche während des Gottes dienstes eine Altardecke in Brand. Der Gottes dienst mußte auf kurze Zeit unterbrochen werden. Die Kirchenbesucher bewahrten zum Glück besonnene Ruhe, griffen selbst mit zu und halfen das Feuer unterdrücken, bevor es um sich greifen konnte. Man nimmt an, daß der Brand dadurch entstanden ist, das ein Luftzug die über den Abendsmahlgefäßen liegende Decke den brennenden Kerzen nahe gebracht hat. Bertsdorf b. Zittau. Zwei zwölfjährige Schulknaben brachen beim Gutsbesitzer Gustav Israel hier ein und erbeuteten aus einem Glasschranke 87 Mk. Silbergeld, während sie das Gold liegen ließen. Das Geld vergruben sie auf dem Felde. 4 Mk. sind auf dem Olbersdorfer Schützenfeste vernascht worden. Das übrige Geld sollte auf ähnliche Weise vertan werden. Chemnitz. Gestern Abend ereignete sich in der Nähe von Gelenau ein schwerer Automobilunfall. Ein mit vier Herren be setztes Automobil überschlug sich auf der ab schüssigen Landstraße. Sämtliche Insassen wurden herausgeschleudert. Der Strumpf fabrikant Lohse aus Einsiedel bei Chemnitz wurde sofort getötet, während von den übrigen Insassen, sämtlich Chemnitzer Herren, zwei schwere Verletzungen erlitten und einer mit dem Schrecken davonkam. Einsiedel. Ueber den Automobilunfall im benachbarten Dittersdorf liegen noch folgende Einzelheiten vor : Der verunglückte Herr Kaufmann Papst ist ins städtische Krankenhaus zu Chemnitz eingeliefert worden. Er hat Ver letzungen im Gesicht erlitten, während Herr Oppler einen Armbruch und Herr Wolf Kontusionen am Knie und Schienbein davon getragen haben. Ueber die Ursache des Un falls wurde bekannt, das die Herren den Venusberg gekommen sind, uud zwar in Be kleidung eines zweiten Automobils, welches dem ersten etwas nachgeblieben war. Auf der Höhe hat Herr Papst auf das nachkommende Gefährt gewartet, um dann weiterzufahren. Obwohl die Straße Gefälle hat, hat der Wagen kein schnelles Tempo angenommen. Plötzlich platzte ein Pneumatikreifen am ersten Automobil, wodurch sich die Wagenachse schräg stellte. Der Wagen überstürzte sich, zwei der Paffagiere kamen unter denselben zu liegen und die beiden anderen Herren wurden in den Straßengraben geschleudert. Hierbei stürzte leider Herr Lohs gegen einen Straßenbaum und erlitt dadurch einen Schädelbruch der seinen baldigen Tod zur Folge hatte. Zwickau. Der 39 Jahre alte Baupolizei- Aktuar Paul Lorenz kam am 27. Juni in Disziplinaruntersuchung, weil er zwei Berichte des Stadtrats, in denen es sich um Landes kulturrenten handelte, heimlich zurückbehglten hatte, sodaß sie gar nicht an die Oberbehöcden gelangt sind. Im Laufe der Untersuckung stellte sich heraus, das er zahlreiche Akten beiseite geschafft, versackt und verschiedene Bauzeichnungen, die ihm von Privatleuten übergeben worden waren, an den Stadtrat nicht abgeliefert hatte. Ferner hat er Bauschein gebühren, die er anzunehmen überhaupt nicht befugt war, in etwa 20 Fällen vsreinahmt und unterschlagen. Auch hat er sich an zwei Bau kautionen vergriffen, indem er die betreffenden Wertpapiere, statt an die Kämmerei abzuliefern, für seine privaten Zwecke verpfändete. Ob damit seine Verfehlungen erschöpft sind, wird die im Gange befindliche Untersuchung lehren. Lorenz wurde von seinen Aemtern als Bau- polizei-Aktuar und Feuerwehr-Fourier suspendiert und in Untersuchungshaft genommen. Falkenstein. Hier wurde auf dem Bahn hofe ein 13 Jahre alter, aus Chemnitz ge bürtiger Bursche abgefaßt, der in einem Gast hause einem böhmischen Gänsehändler seine Geldtasche mit 600 Mark Inhalt und seine Taschenuhr entwendet hatte. Der Gänsehändler war am Tische eingeschlafen, als er erwachte, waren Uhr und Tasche verschwunden. Der jugendliche Dieb war um Pfingsten herum aus der Anstalt Bernsdorf entwichen und trieb sich seitdem bettelnd umher. — Nachdem die Stickerei-Industrie eine Wendung zum Bessern eingeschlagen, sind alle Kräfte angespannt und es macht sich bereits Mangel an Arbeitern fühlbar. Die Fabrikanten sind angewiesen, die nöiigen Arbeitskräfte von auswärts herbeizuziehen. Aus der Klingenthaler Gegend sind eine Anzahl Arbeiter in der Stickerei-Industrie hier beschäftigt. Rothenbuch- Auf dem hiesigen Grenz revier kam es am Sonntag abeud in Zwielicht zwischen dem Forstbeamten Günther aus Rothenbuch und einen Wilderer, dem Maurer Englert aus Wiesthal, zu einem förmlichen Feuergefecht, bei dem beide Schützen erheblich verwundet wurden. Nur durch den Umstand, daß dem Wilderer die Munition früher ausging als dem Förster, hatte letzterer sich den „Sieg" zuzuschreiben. Englert wurde gefessellt und ins Amtsgerichtsgefängnis abgeliefeM. Plauen. Einen Grundstock als Fonds zur etwaigen späteren Erwerbung der hiesigen Straßenbahn sammelt die Stadtverwaltung an. Der hiesige Stadtgemeinderat beschloß, daß dem Fonds der seitens der Sächsischen Straßenbahn gesellschaft an die Stadtgemcinde vertragsmäßig gezahlte Reingewinn aus dem Jahre 1903 in vertragsmäßig gezahlte Reingewinn aus dem Jahre 1903 in Höhe von 9475 M. 57 Pfg. sowie die in den nächsten 10 Jahren zu zahlende Entschädigung für den Verzicht auf Beteiligung am Reingewinn von jährlich 3000 Mark zufließt. Plauen. In Lauterbach wurde dr Gendarmeriewachmeister Storm von einem Unbekannten ermordet.