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Ottendorfer Zeitung. Die „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendörf-Okrilla mir Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel", „Feld und Garten", „^>piel und ^port" und „Deutsche Mode". Annahm« von Inseraten bis vormittag w Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 30. Freitag, den 21. November 1902. 1. Jahrgang. vcr- Bekanntmachung. Sonnabend, den 22. November c. MD Mittags Uhr sollen mehrere Haufen Btrassenseklanim an Vee Uadeburgep Strasse meistbietend steigert werden. Sammelpunkt der Bieter im Restaurant „fviedinck-Wilkelms-Vad." Gltendorf-Mritzdorf, am 20. November 1902. Der Gemeindevorstand. Lincke. Bekanntmachung. Sonnabend, den rr. sKovember e. Zlbends Hotz Nkn findet im Gattkok sum „tckvoanren Noss", Gesellschaftszimmer, die Vergebung I., der Anfuhr von 100 odru Steinen aus dein Hermsdorfer Steinbruck für den Lomnitoer Strassen-sVIassenscbutt, 2-, der Bespannung des Schneepfluges für die nächste Periode, an den Mindestfordernden statt. Vttcndors-Moritzdors, am 20. November 1902. Der Gemeindevorstand. Lincke. Die Sparkasse Attendorf-Worihdorf verzinst Einlagen mit 8^/4 0/0 und werden dieselben streng gebeim geballen auch der Steuereinschätzungskommission gegenüber. Die Uebertraguug bei auswärtigen Sparkassen angelegter Gelder wird kostenfrei vermittelt. Geschäftszeit der Sparkasse Werktags von 8—1 und z—Z, Sonnabends und an Vorabenden von festtagen von 8—r dkr. Die Sparkassenverwaltung. Oertliches und Sächsisches. Vttendors-Vkrilla, .20 November 1902. — Brrr, ist das plötzlich kalt ge worden; im Nu ist das Thermometer unter den Gefrierpunkt hinabgerutscht und auch gleich so tief gesunken, daß man in verg-ngener Nacht m hiesiger Gegend 12 Grad Celsius unter Null zu konstatlren halte. In der zweiten Nooemberhälfle muß man indessen auf Frostwctter eingerichtet sein und darf sich nicht darüber beklagen, wenn einem die Augen über gehen vor eisigem Luflhauch und die Ohren vor Frost schmerzen. Besser kalt und klar, ats nebtig und regnerisch I Für das Weih nachtsgeschäft ist das Frostwetier jedenfalls von hohem Werte, und es wird in Stadl und Land meltausendmal der Wunsch laut, wenn es nur so einige Wochen anhiette, dann würde schon Gelo unter die Leute kommen. Zu be dauern ist, daß der scharfe Frost einsetzie ohne voraufgegangenen Schneefall. Die schützende Schneedecke ist für die junge Saat bei an dauerndem Frost unentbehrtich, fehlt sie, so können leicht die jungen Triebe, die freilich eine recht glotze Portion von WeitcrfesiigkeN besitzen, erfrieren. Statt üppiger Saat er scheint dann im Frühjahr nach der Schnee schinetze bas tahle Ackerfetd, das von neuem, unter Auswenüung von Getd und Mühe be stellt werden mutz; die im Herbst gethane Arbeit ist dann verloren. Strenger November frost pflegt jed.ch setbsl anhallend zu sein, und was wu bisher an Kälte gehabt haben, hat den jungen Saaten wohl noch keinen erheb lichen Schaben zugefügt. Ein so plötzlicher Wetterumschlag, wie wir ihn gegenwärtig ourch- gemacht haben, stellt dagegen unter allen Um ständen unsere Athmungsorgane aus eine harte Probe. Wer nicht ganz lapitelsest ist, bekommt jetzt seinen schönsten Karwrrh weg trotz Winter mantel und Halstuch. Die Lite Gewähr, vor Erkältungen bewahrt zu bleiben, haben jetzt diejenigen, öle ihre ganze Lebensweise aus Llähtuug und Abhärtung des Körpers ange legt haben; die sich von der Hundslägshitze nicht anfechcen lassen, sind auch gegen die eisige Winterluft gefeit. Dresden, 18. November. Die Albert brücke zu Dresden konnte heule auf ein;25- jähriges Bestehen zurückblicken. Sie wurde am 14. Juni 1875 unter der Oberleitung des damaligen Oberingenieurs Manck begonnen und am 18. November 1877 war der Bau voll endet. Nach Abzug der Wintermonate und der Hochwasserzeiten ergaben sich etwa achtzehn Monate wirkliche Bauzeit bei einem Gesamt- kostenaufwande von 2 075000 Mark. — In den letzten Tagen sah man hier öfters größere Abteilungen Gardereiter, mit Schaufeln versehen, die Dresdner Heide durch streifen. Wie verlautet, handelt es sich bei biesen Kommandos mit ihrer sonderbaren Be waffnung um Nachforschungen nach einer Kassette mit über 2000 Mark Inhalt, welche bei dem genannten Regiment vor ca. 14 Tagen ab handen gekommen ist. Der Geschädigte ist der Pächter des Unteroffizierkasinos vom Garde reiterregiment. — Der 15 Jahre alte Sohn eines Schuh machermeisters war in einem Versicherungs geschäft mit Einkassiren beauftragt. Einem Bekannten, der ihm eine größere Versicherung zuführen wollte, lieh er Geld, das er von Len Inkasso unterschlug. Gestern sollte vor dem Landgerichte Hauptversammlung statlfinden, der junge Mensch erhängte sich ^edoch vorher, um seinen Eltern die Schande der Bestrafung zu ersparen. — Vor fünf Wochen bezog in Kötzschen - broda eine aus Preußen kommende, an scheinend sehr vermögende Familie mit 7 Kindern im Alter von 1—8 Jahren und zwei Dienst mädchen eine herrschaftliche Villa. In jüngster Zeil sollen nun schwere Verluste die Familie heimgesucht Haven, so daß dieselbe an den Verkauf einiger wertvoller Gegenstände gehen mußte. Am letzten Sonntag haben sich nun Vater und Mutter von ihrer Wohnung ent fernt, nachdem sie zuvor eine größere Zahl Briefe geschrieben, unter anderen auch einen Zellet an die Dienstmäochen, dieselben möchten einen Teil der noch vorhandenen Sachen ver äußern und von dem Erlös die Kinder zu Verwandten, drei nach Leipzig und vier in die Schweiz befördern lassen. Mickten. Montag Morgen in der siebenten Stunde wurde die auf der Jägerstraße wohn hafte, 57 Jahre alte Arbeitersehefrau Mild das Opfer eines Brandunglücks. Gelegentlich eines Schwindelansalleü entfiel ihr eine bren nende Petroleumlampe. Die Flammen er griffen trotz sofortiger Hilfe die Kleider der Unglücklichen und fügten ihr erhebliche Brand wunden zu, die am Abend desselben Tages den Tod herbeiführten. — Am Sonnabend Abend waren in einer Kindischer Gastwirtschaft bei Elstra vier fremde Männer anwesend, welche den mitanwesenden Hausbesitzer und Steinarbeiter Clemens Wünsche aus Kindisch beredeten, gesellschaftlich mit nach dem „Heiteren Blick zu gehen. Unterwegs, am Ausgange des Ortes, haben nun die Vier den Wünsche arg zugerichtet und ihm gefähr liche Stiche in Kopf, Hände und Rücken bei gebracht. Dem Verletzten ist es noch möglich gewesen, sich bis zu seiner Wohnung zu schleppen, dort ist er infolge des starken Blut verlustes zusammengebrochen. Die Thäter sind entkommen; Wünsches Zustand ist sehr bedenklich. Riesa, 17. November. Ein eigenartiger Unfall stieß der 11jährigen Selma S. hier- selvst zu. Sie ließ sich des Morgens von ihrer Schwester das Haar machen, wobei sie ihrem Kopfe eine ziemlich gezwungene Haltung gegeben haben dürfte, denn plötzlich gab es einen hörbaren Knack, das Mädchen vermochte den Kopf nicht mehr geradeaus zu richten und empfand großen Schmerz. Das Mädchen mußte die Hilfe des Arztes suchen, der eine Halssäulenverdrehung feststellte, die Halswirbel wieder einrichtete und einen Gipsverband an legte. Ob sich das Uebel wieder gänzlich heben wird, läßt sich noch nicht bestimmen. Mühlberg a. d. E., 16. November. Der auf Bahnhof Falkenberg stationirte Zugführer Schcoof wurde gestern Abend in der zehnten Stunde von einer Lokomotive überfahren und sofort getötet. Sch. überschritt, vom Dienste kommend, um seinen Heimatweg abzukürzen, die Geleise der Verbindungsbahn. In dem selben Augenblicke nahte eine Lokomotive, die der Bedauernswerte indessen zu spät bemerkte. Er wurde zu Boden gerissen und überfahren. Entsetzlich zugerichtet wurde er später zwischen den Geleisen aufgefunden. Sch. ist erst am 1. Oktober von Magdeburg nach Falkenberg versetzt worden. — Havarie erlitt ein talwärts fahrender beladener Kahn unterhalb Mühlbergs dadurch, daß er an eine Buhne fuhr und von der Strömung herumgedrückt, quer über den Elbstrom zu liegen kam. Hierdurch war der Schiffsverkehr an der Unfallstätte vollständig gehemmt. Nach längeren Bemühungen gelang es, das Verkehrshindernis wieder za beseitigen. Senftenberg, 18. November. Gestern Abend gegen 11 Uhr war in der zweiten Scheunenreihe am Briesker Wege Feuer aus- gebrochen. Es brannte die Lorenzsche, an Herrn Privatier P. Gutmann verpachtete Scheune und wurde auch die rechts daneben- stehenoe Schmalzlsche Scheune bald vom Feuer ergriffen. Obwohl verhältnismäßig schnell die Jüttendorfer Spritze und bald darauf auch die freiwillige Feuerwehr mit 3 Spritzen zur Stelle war, konnte bei dem starken Winde die links angrenzende Melkasche Scheune doch nicht ge halten werden und brannte auch diese nieder. Der reiche Inhalt der drei Scheunen ver brannte mit, nur einige größere Geräte konnten gerettet werden; die Betroffenen sollen ver- Üchert haben. Es liegt jedenfalls böswillige Brandstiftung vor. Freiberg, 17. November. Die von den hiesigen drei königlichen sächsischen Militär- vereinen:Kameradschaft,Kriegerbund und Militär verein I gemeinsam übernommene Aufführung des vaterländischen Festspiels „Kurfürst Moritz von Sachsen" hat ein wider Erwarten ungünstiges Ergebniß geliefert. Der Reinertrag, so war es bestimmt, sollte den Unlerstützungskassen der drei Vereine zufließen. Leider haben sich die ge hegten Hoffnungen als trügerisch erwiesen, denn durch die Aufführungen haben die betreffenden Vereine nicht nur nichts für ihre Kassen erzielt, sondern sie müssen nun zu den aufgewendeten Mühen obendrein noch einen Fehlbetrag von ungefähr 1000 Mark gemeinschaftlich decken. ZFreiberg, 18. November. Am Sonntag war in dem nahen Halsbrücke, auf dem Orts teile Hammerberg, in dein Hause des Hütten arbeiters Fischer aus bisher nicht ermittelter Ursache Feuer ausgebrochen. Bei dem herr schenden starken Ostwind griffen die Flammen schnell um sich, so daß das ganze Anwesen dem Elemente zum Opfer fiel. Chemnitz, 17. November. Zwischen dem Staatsfiskus und der hiesigen Stadtgemeinde ist ein Vertrag wegen Umgestaltung der Eisen bahn hier abgeschloffen worden. Die Stadt hat hiernach als erste Beitragsrate zu den Um- baukosten am 2. Januar 1903 400000 Mark an den Staat zu zahlen. Dem Staatsminister a. D. von Watzdorf wird der Dank der Stadt gemeinde für die Förderung dieser Angelegen heit ausgesprochen. Chemnitz, 18. November. Ein seit vorigem Monat von seinem Truppenteile deser- tir.er Soldat, der am Sonnabend Abend von einem Schutzmann, der Kenntnis von seinem Unterkommen in Chemnitz erhalten halte, fest genommen werden sollte, brachte sich, ehe es der Beamte verhindern konnte, einen Schuß aus einem Revolver in die linke Brustseite bei und verletzte sich lebensgefährlich. Er wurde nach dem Stadtlrankenhause gebracht. Chemnitz, 18. November. In der näheren und weiteren Umgebung von Chemnitz mehren sich in letzter Zeit die Einbrüche in Gotteshäuser recht bedenklich. Dieser Tage sind in der Kirche zu Reichenhain unbekannte Diebe eingedrungen, ohne jedoch viel zu er beuten. Das Gesindel ist sogar in die Leichen halle eingestiegen. Auch in Rabenstein haben vermutlich dieselben Einbrecher dem dortigen Gotteshause einen Besuch abgestattet. Nach dem Eindrücken von Fensterscheiben sind sie in das Innere eingedrungen und haben hier mehrere Opferbüchsen erbrochen, aber kein Geld darin gefunden. Aus Aerger darüber demolirten sie den Taufstein. Von den Ein brechern fehlt jede Spur. Auch die Kirche in Oberfrohna ist von Dieben heimgesucht worden. Hier haben sie die heiligen Geräte u. s. w. in der gemeinsten Weise entweiht und die Bücher umher geworfen. Einen in der Sakristei stehenden Altar schafften die Kirchenschänder bis vor das innere Ausgangsthor des Gottes hauses, während sie die Altarkerzen Mitnahmen und einige Buntglasfenster einschlugen. Glauchau, 17. November. In der letzten hier stattgefundenen Textilarbeiterversammlung ivurde mitgeteilt, daß der Verdacht vorliege, es werde in Glauchau Meeraner Arbeit ge fertigt. Obwohl selbst bezweifelt wurde, daß von hier aus den Meeraner Konkurrenten ge holfen würde, aus der Verlegenheit zu kommen, wurde doch mit erweitertem Streik gedroht und schließlich folgende Resolution angenommen: „Da sich in Glauchau die Meeraner Fabrikanten sehr bemerkbar machen, schöpft die gesammte Arbeiterschaft von Glauchau Verdacht, daß Meeraner Artikel fabrizirt werden. Der Ver dacht ist um so gerechtfertigter, als die Artikel schwer zu kontroliren sind- Deshalb beauftragt die Arbeiterschaft den GesammtvorstanL der Filiale Glauchau, mit dem Centraloorstande in Unterhandlungen zu treten, um sich im gegebenen Falle der Unterstützung zu versichern. Mylau. Den Verletzungen, die die 19- jährige Elsa Müller dadurch erlitten, daß sie von einer Güterzugslokomotive umgerissen wurde, ist das Mädchen jetzt leider im Kceiskrankenstift Zwickau erlegen. Ein weiterer Schicksalsschlag traf den Vater des Mädchens, der wegen Geisteskrankheit, an der er seit einiger Zeit litt, m der Anstalt Uutergöltzsch untecgebracht werden mußte.