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Die „NNciG'licrFettung" erschein! Dicnb!^^. Doime»s< tag iin!? ^anna>cn> a!>ciiSs. Nczn^«pins rncrteisach'Iich ; Mark. Durch -io Post bezogen z.20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mü Atoritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bis vormittag zo Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Derlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Nr. 27. Freitag, den 14. November 1902. 1. Jahrgang. Die Sparkasse Httendors-Worihdorf verzinst Einlagen mit 31/4 °/g und werden dieselben streng gebelni gehalten auch der Steuereinschätzungskommission gegenüber. Die Uebertragung bei auswärtigen Sparkassen angelegter Gelder wird kostenfrei vermittelt. Geschäftszeit der Sparkasse Merktags von 8—1 unä 3—5, Sonnabends und an ^orabenäen von festtsgen von 8—r Ukr. Die Sparkassenverwaltung. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, zz. November 1902. O t t e n d 0 r f - M 0 r i tz d 0 r f. In der am 21. März unter Vorsitz des Herrn Ge meindevorstand Lincke abgehaltencn Gemeinde- ratssitzung wurde beschlossen: 1) für laufendes Jahr die Anlagen zur Gemeindekaffe wie folgt zu erheben und zwar den Einheitssatz vom Einkommen 5fach (1901: 7fach) und 13 Pfg. (1901: 15 Pfg.) für die Grundsteuereinheit. 2) die urlaubsweise Entlassung des Korrektionär El. zu beantragen. — In der am 11. April c. unter Vorsitz des Herrn Gemeindeoorstand Lincke abgehaltenen Gemeinderatssitzung nahm der Gemeinderat folgende Mitteilungen des Herrn Vorsitzenden zur Kenntnis: a) Antritt des Hilfsexpedienten Schöne, b) amtshaupt- Mannschaftllche Jnpflichtnahme des Gemeinde kassierers, 0) Konzessionssache Schütze, ä) Un fallversicherung des Fleischbeschäuers Küttner, s) Glückwunschschreiben des Geheimen Regier- ungs-Rates AmlShauptmanns v. Craushaar, H Emgang rückständiger Schankgewerbesteuer, 8) erhöhte Beihilfe zur Ausrüstung der frei willigen Feuerwehr, K) Uebertragung der Zwangsoollstceckungsbefugnis an den Gemeinde vorstand, y Aufstellung des angekauften Geld- schrankeS, k) Ablehnung des Beitritts der Gemeinde Großokrilla zum Freibankverbande. — Herrn Gemeo devorstand Lincke in Aner kennung seiner Tüchtigkeit auf weitere 6 Jahre zu wäblen und sein Gehalt unter Wegfall der Wohnungsgelder und der Einnehmergebühr für Erhebung der Brersteuer um 400 Mark ab 1. April zu erhöhen. — Das Sitzungs- zunmer ,ür den Gemetndcral dem Vorschläge des Finanz- und Verfassungsausschusses gemäß auszustatlen. -- Von den Schmiedenmstern Brade und Jeschke Kostenanschläge wegen An bringung der Stragcnschilder herdeizuziehen. — Das vom Finanz- und Verfassungs-Ausschuß vorgcarveuete Regulativ über die Erhebung von Abgaben bei öffentlichen Lustbarkeiten zu genehnugen. — Mu der Anschaffung von 4 Plrkattafeln erklärt sich das K llegium einver standen. — Die Abhaltung öffentlicher Ge- meiuderalssitzungen wud mit 8 gegen 3 Stimmen abgelehnl. — Für das Kind Wodniock wird eine Ecznhuugsöeihilse von 2,80 Mark wöchent lich bewilligt. — Die Beschwerde des Haus besitzers Dübel um Beseitigung des entlang der Moritzgasse führenden Tagewassergrabens soll Berücksichtigung finden und ein Kosten anschlag wegen ev. Beschleußung dieser Gasse hcrbeigczogen werden. — Die Verlängerung des Schnittgerinnes entlang der Ernststraße wird gutgeheißcn. — Der ferneren Mitbenutz ung der hiesigen Arrestzellen seitens der Ge meinde Großokrilla gegen eine jährliche Ent schädigung von 5 'Mark wird zugestimmt. — Das Wohnhausanbaugesuch des Privatus Lange wird bedingungswe se befürwortet. Radeberg. Die Hoffnungen, welche an die Erwerbung der zur Zwangsversteigerung gelangten Vereinigten Glashütten durch Kom merzienrat Wilhelm Hirsch von der Arbeiter schaft geknüpft worden waren, scheinen sich nicht erfüllen zu wollen. Die Firma Wilh. Hirsch L Beünch, in deren Besitz tue Ver ¬ einigten Radeberger Glashütten übergegangen ind, erklärte, daß sie sich entschlossen habe, den Betrieb der Hohlglashütte ganz aufzugeben, und zwar sei bereits der eine Ofen, welcher noch im Betriebe war, gelöscht worden; auch ei nicht beabsichtigt, diesen Zweig der Glas- abrikation wieder aufzunehmen. Der Tafel glasbetrieb werde unter Benutzung der alten Einrichtungen weitergeführt, schon damit die Leute beschäftigt bleiben; die Firma hofft, zur weiteren Arbeit inzwischen geeignete Maßregeln treffen zu können, damit der Betrieb wenigstens vorläufig im jetzigen Umfange aufrecht er halten bleibe. Beabsichtigt werde, diesen Be trieb nach und nach zu vergrößern, wodurch a wieder umfangreichere Beschäftigung für Leute der Glasbr mche geschaffen werde. Bretnig. Die Freiwillige Feuerwehr, welche am 15. November 1877 gegründet wurde, begeht am 14. Dezember dss. Jhs die Feier ihres 25jährigen Bestehens. Die Wehr besitzt noch 17 Mitbegründer. Dresden. Gestern früh in der fünften Stunde versuchte sich ein auswärtiger Gewerbe treibender von der Augustusbrücke in die Elbe zu stürzen. Da es sich offenbar um einen Geisteskranken handelte, wurde er von hinzu gekommenen Zivilpersonen zunächst nach dem Polizeibezirke gebracht. Später erfolgte seine Unterbringung im städtischen Siechenhause. — Ein neuer Gaunertric, dec allen Besitzern von Juwelierläden rc. zur Warnung dienen kann, wurde vergangene Woche in Dresden ausgeführt. Kam da in einen solchen Laden ein Herr, der sich Brillantringe vorlegen ließ, um darunter eine Auswahl zu treffen. Als dann plötzlich ein Ring fehlte und der Verdacht sich auf den vermeinltichen Käufer lenkte, erklärte sich derselbe sofort zum Gang auf die Wache, sowie zur peinlichsten Leibes untersuchung bereit — ein Verhalten, das na türlich verblüffen mußte. Der in seiner Ehre Gekränkte befand sich in der That nun auch nicht im Besitze des Ringes, er hatte denselben vielmehr mit raffinirter Gaunerfertigkeit mittels Wachses unter dem Rand der Ladentafel be festigt, von wo ihn dann die Krau des Be trügers, die ein paar Stunden später eben falls zum Aus, uchen von Ringen im Laben erschien, an sich zu bringen suchte, was aber glücklicherweise von außerhalb des Ladens be obachtet wurde. Der famose Escamoteur mit den Wachsfingern dürfte samt seiner Helfers helferin nun wohl für längere Zeit unschädlich gemacht sein. Dresden, 11- November- Gestern Nach- unttag 2 Uhr fand seitens des Unternehmers Herrn Karl Stoll eine Versuchsfahrt auf der gleislosen Herdebahn Arsenal—Klotzsche statt. Herr Stoll besitzt bekanntlich die Konzession zum Betriebe der gleislosen Bahn aus der Staatsstraße von der Stadtgrenze ab bis nac dem Villenorte Klotzsche-Königswald. Die letzte Teilstrecke, vom Schänkhübel bis End station, Gasthof zur Eiche, ist noch iw vollen Bau begriffen; indessen dürfte die Vollendung der ganzen Linie und ihre Jnbetriebsetzunc Anfang nächsten Monats zu erwarten sein Die eleganten Wagen fassen 10 Sitz- und 6 Perronplatze; sie gehen auf 6 Rabern, wovon die beiden ersten die Lenkräder sind und unter dem Führersitz liegen; praktisch ist, daß der Hinterperron ebenfalls zum Sitzen eingerichtet t. Im Betriebe stehen zunächst fünf Wagen, welche die Strecke Arsena l—Schänkhübel in 15 bis 20 Minuten zurücklegen. Dresden, 11. November. Die Bevölker ungszahl von Dresden mit Albertstadt wird ür 1. November 1902 auf 407 500 geschätzt. — In der Antonstraße hat am Freitag ein Mädchen in der Wohnung der Herrschaft einen dort mit bedienenden jungen Mann von rück wärts unversehens unter beiden Armen in dem Augenblick gekitzelt, als derselbe scharf ge- chliffene Messer in den Händen hielt. Der chnge Mann hatte sich jählings in der Ueber- raschung herumgedreht und dabei ist das Mädchen in den Unterleib gestochen worden. Eine Lebensgefahr ist vorläufig nicht vor handen. Stauchitz. Im benachbarten Trogen unterhielt der etiva 20jährige, beim Gutsbesitzer Sch. angestellte Stallschweizer N. mit einer beim Gutsbesitzer M. in Stellung befindlichen 17jährigen Magd ein Verhältnis. Das Mäd chen wollte aber seit einiger Zeit nichts mehr von ihm wissen und wies seine Bewerbungen ab. Am Sonntag trafen beide junge L.ute auf dem Tanzsaale in Altsattel zusammen, und der Schweizer machte aufs neue Annäherungs versuche. Als er sich wieder abgewiesen sah, faßte er den Entschluß, auf dem Heimwege das Mädchen und dann sich mit einem Re volver zu töten. Er kam jedoch nicht zur Ausführung seines Planes. Am Montag Abend waltete N- vor dem M.'schen Anwesen auf die Magd, diese aber blieb im Hause. Am Dienstag Morgen fand man den jungen Mann am Weinspalier des M.'schen Gutes erhängt auf. Böhla b. O., 10. November. Gestern Abend brannten hier zwei mit Erntevorräten gefüllte Scheunen, dem Einwohner Domsgen gehörig, nieder. Der Verdacht, den Brand veranlaßt zu haben, richtete sich auf den Sohn des Kalamitosen, der denn auch vom Schön felder Gendarm verhaftet und dem Amtsgericht zu Großenhain zugeführt wurde. — Der Be sitzer war nicht zu Hause. Versichert soll nur wenig sein. Böhla bei Ortrand, 12. November. Zum zweiten Male brannte es hier bei Herrn Wirtschaftsbesitzer Domsgen. Diesmal kam das Feuer, das rechtzeitig entdeckt und gelöscht werden konnte, im Wohngebäude aus. Auch diemal sollen Momente vorliegen, die au Brandstiftung schließen lassen. — In Hartha bleiben wegen Erkrank ung von Schulkindern an Scharlach und Diph- theritis die Schulen drei Wochen lang ge schloffen. Lausigk- Hier bildet jetzt das Tages gespräch eine etwas humoristische Sache, die allerdings für manche Beteiligte fatal genug sein mag. Lebte da vor Jahren ein flotter Bäckermeister, der auch Schützenhauptmann war, Lorenz mit Namen. Da es jedoch baU mit ihm wirtschaftlich abwärts ging und seine Herrlichkeit schließlich ein Ende nahm, zog er nach Leipzig. Gewohnt, nobel auszutreten, ge lang es ihm auch in Leipzig, sich eine gewisse Geltung zu verschaffen und auch bei der holden Weiblichkeit Anklang zu finden, besonders auc deshalb, weil er verlauten ließ, daß er sich in ver Magdeburger Lebensversicherung mit 20 000 Mark versichert habe. Er fand genug Gläubige, die ihm auch lreditirten, sodaß e im stände war, den noblen Herrn weiter zu spielen. Als er nun fühlte, daß es zu Ende ging (er war 65 Jahre alt), wollte er den Abgang von dieser Welt mit Glanz vollziehen. Auf dem Sterbebette verfaßte er einige Zeilen, ungefähr folgenden Inhalts: „Mein Testament, welches erst vier Wochen nach meinem Tod geöffnet werden soll, liegt beim Rechtsanwa H. in Leipzig. Ich bin bei der Magdeburger Lebensversicherung mit 20000 Mark ver- rchert und für mein Begräbnis, welches mit Ehren in Lausigk stattfinden soll, ist drei- bis vierfach gesorgt!" Eine Frau Sch. aus Leipzig-Connewitz, welche bei dem Verstorbenen war, übernahm das Schreiben, fuhr nach Lau- igk und ging hier zum Pastor und dem Vor land der Schützengesellschafl und übergab hier das letzte schriftliche Lebenszeichen. Der Schützen vorstand hegte an der Wahrheit desselben einen Zweifel, er beorderte den der Schützen gesellschaft gehörigen Leichenwagen nach Leipzig nd ließ die Leiche nach Lausigk transportieren. )ie üblichen Palmzweige wurden spendirt; Trauermusik, eine wahre Schützenparade fand am Begräbnistage statt, welche wohl 100 Mk. Unkosten verursachten. Was bedeutet das aber den Bestimmungen des Testaments gegenüber? Nachdem die Frist von vier Wochen um war, ziehen die Beteiligten zum Rechtsanwalt H., um nun zu ihrem Erstaunen zu erfahren, daß Lorenz gar kein Testament niedergelegt hat. Nun ging ihnen ein Licht aut. Eme Anfrage in Magdeburg bei der Lebensversicherung er gab dasselbe Resultat, auch hier war von einer Versicherung des Lorenz nichts bekannt. Fromme Wünsche sind es nun nicht, die dem Lorenz in die Ewigkeit nachgesandt werden, auch in der Schützengesellschaft rumort es nicht unbedenk lich wegen der Leichtgläubigkeit des Vorstandes. Dem Verstorbenen darf man aber nachsagen: Er verstand nobel zu leben, nobel zu sterben, nobel begraben zu werden auf anderer Leute Kosten. Meerane, 11. November. Das neue Postgebäude unserer Stadt ist in seinem Aeußeren bereits fertiggestellt, nur im Innern ist man noch mit dem Ausbau und der Ein richtung des Inventars beschäftigt. Wie ver- la ckrt, ist die vorläufige Benutzung resp. die Uebergabe auf den 7. Dezember d. I. fest gesetzt. Zu einem weiteren, für den Verkehr unserer Stadt bedeutungsvollen Bau, der Leg ung des zweiten Gleises von Schönbörnchen nach Meerane, scheinen die Vorarbeiten nun soweit gediehen zu sein, daß der Bau im Frühjahr beginnen dürfte und voraussichtlich in einem Jahre beendet wird- Die Weiter führung dieses zweiten Gleises von Meerane nach Gößnitz ist bekanntlich auch in Aussicht genommen, doch sind hierzu die Mittel vom Landtage noch nicht bewilligt. Chemnitz, 11. November. Vorver gangene Nacht verübte das 21jährige Dienst mädchen Agnes Plewnica aus Reinsdorf in Oberschlesien einen Mordversuch an ihrem Ge liebten, einem 25jährigen Steinmetzgehilfen aus Werbach, indem sie ihm mit einem Messer mehrere schwere, aber nicht tätliche Schnitt wunden am Halse beibrachte. Der Schwer verletzte mußte ins Stadtkrankenhaus über geführt werden, während das Mädchen ver haftet wurde. Verschmähte Liebe soll der Grund zur That sein. — Am Montag Abend hielten hier die Sendlinge der Heilsarmee die erste religiöse Versammlung ab, die sehr stark besucht war. Die Zusammenkunft, mit der die Einführung der „Offizierinnen" ver knüpft, verlief ohne jeden Zwischenfall. Plauen i. V-, 11. November. Als während der gestrigen Kontrollversammlung die Mannschafien sächsischer Staatsangehörig keit auf König Georg vereidigt werden sollten, weigerten sich zwei Leute, den Eid zu leisten. Sie sagten, ihre religiöse Ueberzeugung gestatte ihnen nicht, zu schwören, und sie beriefen sich darauf, daß in der Bibel stehe: „Eure Rede sei ja, ja, nein, nein, was darüber ist, das ist vom Uebel." Die Leute gehören offenbar der Sekte der Mennoniten an. — Der Porzellanmaler Weber in Rehau, der wegen Ruhestörung verhaftet, dann aber wieder freigelaffen war, hat seine beiden Kinder im Alter von zwei und vier Jahren erdrosselt und ist dann flüchtig geworden.