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Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bis vorinittag m Uhr. Inserate werden mit ,o Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be- sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in. Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Nr. 10. Sonntag, den 5. Oktober 1902. 1. Jahrgang. AW" Bestellungen aus die „Osserri/o/'/s/' werden in Lomnitz bei Herrn Uausmann Schlotter, in Cunnersdorf von Herrn I. Hirche entgegen genommen. Oerllukes nnd Sächsisches. GNcudors-Vknlla, 4. Gk ober 1902. Wie auü dem Jnstrateuteile vorliegen der Nummer ersichtlich, findet heute Sonntag im Gasthof zum „schwarzen Roß" die Haupt besprechung über den zu gründenden Haus und Grundbesitzerverein statt. — Se. königliche Hoheit der Kronprinz ist in seiner Eigenschaft als kommandirender General des XII. 1. königlich sächsischen Armee korps heute gegen 10 Uhr vormittags zu einer Besichtigung auf der Festung Königstein ein getroffen, die seit dem 1. Oktober d. I. dem Generalkommando dieses Armeekorps unter stellt ist. — Am 15. Oktober werden es 50 Jahre, daß der Altmeister der Turnkunst, Turnvater Jahn, in Freyburg a. d. Unstrut seine Augen für immer schloß. Allenvärts in Turnkreisen rüstet man sich, diesen Tag würdig und weihe voll zu begeben. — Die rauhen Oktobertage sind sehr häufig die Ursache von Husten und Schnupfen und zwar ist der letztere meist veranlaßt durch eine unangemessene Atmung. Der Eingangs kanal für die Atemluft ist die Nase und nicht der Mund. Atmet man durch den Mund, so trifft die rauhe Luft unvermittelt auf den Kehl kopf und die Luftröhre und ruft hier Katarrhe hervor, die sich äußerlich als Husten und Heiser keit kennzeichnen. Fließt die Atemluft dagegen durch die Nase, so wird sie durch die hier ge legenen Höhlen vorgewärmt. Die Erwärmung der eingedrungencn Luft geht teils dadurch vor sich, daß sie sich mit der bereits in dem Nasen raum vorhandenen Luft mischt, teils dadurch, daß sie über eine spiralig gerollte Vorrichtung, untere Muschel, streichen muß, die reich an Blutgcfäßchen ist und durch die Blutwärme die Luft erwärmt. Die anfänglichen Schwierigkeiten, die mit der Nasenatmung verbunden sind, legen sich bald. Dagegen werden, weil die Atmungs organe nur von warmer Lust getroffen werden, Husten und Heiserkeit vermieden. Im Gegen satz hierzu entsteht der Schnupfen weniger durch eine örtliche Einwirkung alter Luft auf die Nasenschleimheit, als durch plötzliche Abküblung anderer Körperteile. Für die hier gestörte Haupthätigkeil sucht der Körper einen Ersatz, und es wird daher der Schnupfen am besten durch die allgemeine Hebung der Hautthätigkeil bekämpst. Besonders angeregt wird die letztere durch warme Bäder mit nachfolgenden kalten Abreibungen. Eine regelmäßige Hautpflege schützt ungemein gegen den Schnupfen. — Gefahren des Umzuges Es ist in der Regel kein Vergnügen, eine neue Wohnung beziehen zu muffen. Mancher ist denn auch jetzt in schlechter Laune wegen der vielen Un bequemlichkeiten, die mit dem Umzuge ver bunden sind. Die wenigsten aber denken an die Gefahren, die ihnen durch das Beziehen von fremden Räumlichkeiten drohen können. Ahnungslos wird die neue Wohnung bezogen, in der vielleicht vorher monatelang mit an- steckendcn Krankheiten Behaftete gewohnt haben und noch zahllose K-ankheitskeime verbreitet sind. Wie widerstandsfähig und langlebig diese Ansteckuugskeime sind, davon haben die wenigsten eine Ahnung. Oft tritt Wochen, ja Monate nach dem Umzuge in der Familie plötzlich ein Krankheitsfall ein, über dessen Ursachen sich niemand klar werden kann, während sie nur in dem Vorhandensein von Krankheilsstoffen in ^er neuen Wohnung zu suchen sind- ES kann des ¬ halb nicht eindringlich genug darauf hingewiesen werden, d ß zum Schutze gegen diese Gefahren gründlichste Reinigung, möglichst durch Scheuern, besonders der Ecken und Klinzen, bei gleich zeitiger Durchlüftung des neuen Logis unbedingt notwendig ist. Wer ganz sicher gehen will, läßt noch besser die ganze Wohnung bei oder nach dem Umzuge einer sachgemäßen Desinfektion unterziehen. — A bw endi gmachen von Kunden durch unwabre Angaben. Hinsichtlich des durch unwahre Angaben v rsn bten Abwendig- machens von Kunden, mit welcher Frage sich vor kurzem die Gerichte beschäftigten, ist nun vom Reichsgericht folgende wichtige Entscheidung ergangen: Das Reichsgericht hat nämlich das „Heranziehen" durch unwahre Angaben zum Schaden der Konkurrenzfirmen als Betrug im engeren Sinne des Strafgesetzbuchesbuches be zeichnet und in seiner Entscheidung erklärt: „Ein unbefugter Eingriff in den Vermögens stand der Firma findet statt, wenn man mittels Täuschung deren Kundenkreis abwendig zu machen sucht. Der Nachweis eines Schadens ist nicht erforderlich, es kann sogar auch der Nutzen, welcher der Firma unter Umständen entgangen ist, geltend gemacht werden." — Das böhmische Bier soll teurer werden! Der Brauindustrie-Verein für Böhmen beschloß in seiner sonntägigen Hauptversamm lung angesichts der Thatsache, daß die LandeS- Bierumlage sanktioniert werden wird, das größte Gewicht auf ein solidarisches Vorgehen aller Brauer und Gastwirte in Böhmen zu legen. Dieses einträchtige Vorgehen soll darin be stehen, daß, da die Landes-Biersteuer weder von der Brauerei-Industrie, noch von den Gast wirten getragen werden könne, somit auf die Konsumenten überwälzt werden müsse, das Bier überall in Böhmen an demselben Tage um denselben Preis verteuert werden soll. (Hoffent lich helfen dann die Deutschen nicht die 'Mehr einnahmen für Böhmen tragen, sondern trinken nur noch einheimische bez. sächsische Biere. — Kohlenoxydgas-Vergiftungen bil den seit dem Tode Zolas ein häufig wieder kehrendes Thema der Besprechung und der Be lehrung in Fachschriften und Tageszeitungen, wobei die Gefahr teilweise als so groß und schwer geschildert wi-d, daß manch einem trotz des gruseligen Oktoberwetters die Lust vergeht, Feuer im Ofen anzuzünden. Wie die Erfah rung lehrt, ist die Gefahr so groß nicht; un beabsichtigte Kohlenoxydgas-Vergiftungen gehören bei der Einrichtung unserer modernen Oefen, denen der Giftzahn, die gefährliche Ofenklappe, ja längst ausgezogen ist, zu den allergrößten Seltenheiten. Vorsicht ist selbstverständlich immer geboten. Hat das Holzfeuer, auf das die Kohlen später aufzulegen sind, ausreichenden Abzug, dann wandern auch die Kohlengase, sofern die Kachelfugen luftdicht verschmiert sind, wie sichs gehört, zum Schornstein hinaus. In Schlafzimmern soll man abends überhaupt nicht mehr heizm. Dresden, 4. Oktober. Der dritte dies jährige Jahrmarkt wird am 20. und 21. Oktbr. abgehallen, am 19. Oktbr. ist das Auspacken und der Warenverkauf von 11 Uhr vormittags gestattet. — Am 'Mittwoch Nachmittag fuhr der erste Straßenbahnwagen auf der neuerbautcn Linie durch den Plauenschen Grund. Der Wagen, welcher von alt und jung freudig begrüßt wurde, trug dis Nummer 300. Die Inbetrieb nahme wird, wie bereits gemeldet wurde, erst am 7. Oktober erfolgen, und zwar soll die festliche Eröffnungsfahrt an diesem Tage niittags 12 Uhr von der Bienertmühle in Plauen aus stattfinden. An die Fahrt schließt sich dann das Festmahl in Deuben. — Löbtau. In einem hiesigen Restauraut entstand am Mittwoch Abend zwischen Gästen Streit, welcher alsbald in Thätlichkeiten auö- artete, wobei einem der Betheiligten ein Bier- glas dermaßen an den Kopf geworfen wurde, daß es in mehrere Stücke zersprang und der Geschlagene mehrere klaffende Wunden da vontrug, welche zugenäht werden mußten. Der Streit entstand beim Billardspielen, indem jeder behauptete, am besten gespielt zu haben. (!) — Gittersee. In der Nacht zu gestern wurde Bäckermeister Wilhelm, als er aus dem Hause trat, am die im Nebenhause schlafenden Gesellen zu wecken, von maskirten Räubern überfallen. Sie hielten den Revolver vor und forderen Geld. Herr Wilhelm schlug sofort dem einen der Räuber die Laterne aus den Kopf, sofort schoß der andere auf Wilhelm und verletzte dessen rechte Schulter. Durch den Alarm Wilhelms wurden umwohnende Leute wach und die beiden vermummten Gestalten entflohen. — Auf Bahnhof Löbau i. S. wurde am Mittwoch, Abend 8 Uhr der Weichensteller Günzel vom Weißenberger Personenzuge über ähren und starb an den erlittenen Verletzungen. — In Reichenau erkrankten zahlreiche Personen an Bleivergiftung. Die Untersuchung hat ergeben, daß die Vergiftungen auf die obere Wasserleitung zurückzuführen sind. Bei Entnahme vou Wasser zu Trink- oder Koch zwecken ist deshalb bis auf weiteres die Vor- icht zu gebrauchen, daß der Hahn mehrere .lilinuten lang vollkommen aufgedreht und das stehende Wasser abgelaffen wird. — 'Meißen, 2. Oktober. Auf dem Felde des Gcmeindevorstandes Kobisch in Bock wen wurde in vergangener Woche von dem mit Ackern beschäftigten Dienstknechte eine große, noch vollständig mit Pulver gefüllte Kanonen kugel im Gewichte von 22 Pfund gefunden. Daß das Geschoß aus dem Jahre 1813 stammt, dürfte außer allem Zweifel sein, es ist nur zu verwundern, daß es nicht eher aufgefunden vurde- Die Pulverfüllung ist vorsichtig ent- ärnt worden. — Lommatzsch, 2. Oktober. Der kürzlich aus dem Gefängniß entflohene Arbeiter ist wieder aufgegrtffen worden. — Döbeln, 2. Oktober. EinVermachtniß von 5000 Mk. ist der Stadt Döbeln von der aus Döbeln gebürtigen und in Leipzig-Reudnitz gestorbenen Frau Wilhelmine Mathilde Eulitz geb. Nebel zugewendet worden. Das Kapital dient zur Verstärkung derFanny-Burkhardt- Stiftung zur Unterstützung von hiesigen Armen. — Das hiesige Stadtverordneten- Kollegium beschloß gestern Abend, den Stadtrat zu ersuchen, bei der Staatsregierung nochmals darum nachzusuchen, daß die jetzt in Vorbereitung befindliche Linie Wilsdruff —Leuben — (Lommatzsch)—Gadewitz nicht in dem zwischen Döbeln und Zschaitz gelegenen Dörfchen Gade witz, sondern in Döbeln an die Linie Döbeln- Mügeln Anschluß erhält, weil dadurch die Bahn viel nutzbringender sein würde. — Leipzig, 29. September. Nach dem Vorbilde anderer Städte, namentlich in Belgien und Deutschland, beabsichtigt das Polizeiamt unserer Stadt, Versuche mit der Verwendung von Hunden im Dienste der Polizei anzustellen, und zwar soll zunächst die Verwendbarkeit des Hundes im Polizei-Exekutivdienst erprobt werden. Der Hund soll den Schutzmann auf seinen Patrouillengängen u. s. w- begleiten und unterstützen. Man erwartet hiervon verschiedene vorteilhafte Wirkungen. Zunächst dürften aller hand kleinliche Belästigungen, denen der Beamte von feiten gewisser Elemente aus der Ferne ausgesetzt ist, wegfallen, wenn diesem ein mit scharfem Gebiß versehener zuverlässiger und flinker vierbeiniger Begleiter zur Seite geht. Weit wesentlicher aber ist der Nutzen, den der Hund leisten kann, bei direkten Ueberfällen au Schutzleute, bei nächtlichen Streifen durcl öffentliche Anlagen, Wälder u. s. w. nach Stromern, Kampierern und allerhand lichtscheuem Gesindel, beim Aufsuchen von Verletzten und Toten, bei der Verfolgung auf frischer That Ertappter u. s. w. Die Verwendbarkeit des Hundes dürfte auch im Dienste der Kriminal- wlizei erfolgen, und schließlich könnte der Hund auch nach dec Art der Kriegshunde zur Ueber- bringung wichtiger und eiliger Meldungen des Schutzmannes an seine Wache angelernt werden. Von allen vorhandenen Hunderassen eignet sich nach den bisherigen praktischen Erfahrungen ür den Polizeidienst am besten der deutsche Schäferhund. — Lichtenstein-Callnberg, 2. Oktober. Der Kutscher Schraps hier war mit einem Geschirr eines hiesigen Fuhrwerksbesitzers be- chäftigt gewesen, eine Fuhre Holz vom Hedwig- chachte in Oelsnitz zu holen. An einer An- jöhe brachte das arme Pferd den mit 2 m Holz beladenen Wagen nicht mehr fort; der unbarmherzige Mensch hieb nun so lange auf das Tier ein, bis es plötzlich zusammenbrach und tot liegen blieb. Das Schöffengericht zu Stollberg sühnte diese Unthat mit 14 Tagen Gefängniß. — Chemnitz, 2. Oktober. Dieser Tage wurde in das Untersuchungsgefängniß des stesigen Divisionsgerichts ein Deserteur ein geliefert, welcher in Worms verhaftet worden war. Der Flüchtling hatte sicb im Jahre 1886 von seinem Truppenteile, der 10. Kompagnie des 10. Infanterieregiments Nr. 134 (Leipzig), am Vormittag seines Entlassungstages zur Reserve heimlich entfernt. .— Chemnitz, 3. Oktober. Nach einer vom hiesigen amerikanischen Konsulatsoertreter Herrn Konsul Joseph F. Monoghan ausgestellten Uebersicht sind im dritten Vierteljahr, vom l.Juli bis 30. September, aus dem Konsulats bezirke Chemnitz zur Ausfuhr nach den Ver einigten Staaten Waren im Gesamtwerte von I 652 408 Dollar angemeldct worden. In demselben Zeiträume des Vorjahres betrug die Ausfuhr 1 274 223,44 Dollar. Demnach be trägt dieZunahme gegen das Vorjahr 378185,04 Dollar. — Meerane, 3. Oktober. Wie schon gemeldet, sind die hiesigen Tertilarbeiter und -Arbeiterinnen in eine Lohnbewegung eingetreten, die eventuell mit einem Streik enden kann. Vorläufig haben die Arbeiter für nächsten Sonnabend eine öffentliche Textilarbeiter- Versammlung anberaumt, in der die Antwort der vereinigten Webereibesitzer über den ein gereichten Lohntarif bekannt gegeben und dar über Beschluß gefaßt werden soll. Crimmitschau, 4. Oktober. Die Firma Meffow L Waldschmidt in Dresden, die hier eine Niederlassung besitzt, hatte gegen ihre Heranziehung zur Gcmeindegewerbesteuer bei dem Kreisausscbuß Rekurs eingelegt, dieser ver warf jedoch diesen Rekurs als unbegründet. Kirchennachrichten für Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den 19. nach Trinitatis. Vorm, r/,9 Uhr Beichte. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst und heiliges Abendmahl (besonders für die Rekruten.) Nachm. 2 Uhr Taufe. Nachm. 5 Uhr Missionsstunde im alten Schulhaus. Kirchennachrichten für Grünberg. Dom. 19. nach Trinitatis. Vormittags 9 Uhr Gottesdienst. Nachm. 1 Uhr Betstunde in Cunnersdorf, darauf Taufen. Kirchennachrichten für Lomnitz. Sonntag, den 19. nach Trinitatis. Predigt früh v Uhr. Text: Ephes. 4, 22—28.