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MMufferTageblati für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Sonnabend, den 17. Mai 1830 520 Millionen Osthilfe L)ie Siadt Bergen in Mammen. Ungeheure Brandkatastrophe. In einem Speicher inBergen brach ein Brand aus, der sich mit rasender Geschwindigkeit zunächst auf mehrere Blocks alter Holzhäuser ausbreitete. Zur Bekämpfung des Brandes ist die gesamte Feuer wehr eingesetzt, die von freiwilligen Wehren unterstützt wird. Trotz aller Bemühungen hat das Feuer bereits mehrere Stadtviertel ersaht. Oslo, 16. Mai. Der Brand in Bergen konnte gegen 20 Uhr auf den Stadtteil Nordnesz begrenzt werden, da glücklicherweise der Wind aus Süden kam. Die großen Bauten, wie das Theater, sind der Vernichtung entgangen. 50 bis 60 Gebäude, hauptsäch lich ein- und zweistöckige Häuser, find niedergebrannt. Menschen leben sind nicht zu beklagen. Der Schaden wird vorlaustg auf 5 Millionen Kronen geschätzt. französischer Generale Einhalt tut. Das lächerlichste dabei ist ja wohl die Forderung auf Schleifung der — 260 Jahre alten Mainzer „Befestigungen". Nur einen gibt es, der dazu Beifall klatscht, der „olle, ehrliche" Poincarö, der wieder einmal herausgekriegt hat, wie kolossal, aber heimlich Deutschland rüstet. Und daß es eine Sünde und Schande ist, wenn die Besatzungstruppen wirklich ab rücken. * Ja, Deutschland rüstet tatsächlich, rüstet heimlich. Zur Feier für die Befreiung der Rheinlande nämlich. Denn daß diese kommt, ist in Genf durch Briands Wort von neuem verbrieft und besiegelt worden. Trotz Poincare, Maginot und seiner Generale. Dr. Pr. Um Rhein und Saar Der „Petit Parisien" will / wissen, daß Dr, Curtius Briand gegenüber bei seiner letzten Besprechung den Wunsch geäußert hat, die Regelung der Saarfrage möglichst beschleunigt zu sehen derart, daß sie vor der Völkerbundversammlung vom September beendet ist. Wie das Blatt weiter meldet, hat Briand in diesem Punkte Dr. Curtius keine Versicherung geben können. Es sei Sache der Deutschen, so meint der „Petit Parisien", den Abschluß der im Gange befindlichen Verhandlungen da durch zu beschleunigen, daß sie den französischen Delegier ten hinreichend vorteilhafte Vorschläge machen. Das heißt, daß die Franzosen nach wie vor daraus bestehen, auch künftig an den Saargruben in irgendeiner Form beteiligt zu sein. Der „Matin" will übrigens erfahren haben, daß die Saarverhandlungen einen ziemlich befriedigenden Verlauf nehmen sollen. Frankreich notifiziert Räumung am 30. Juni. Wie von maßgebender Seite aus Genf bestätigt wird, hat der französische Außenminister Briand in einer kurzen Unterredung, die kurz vor seiner Abreise mit dem Reichs außenminister Dr. Curtius stattfand, die Erklärung ab gegeben, daß die französische Regierung am 30. Juni der Reichsregierung die völlige Räumung des Rheinlands notifizieren werde. Ein Aufweriungshypocheken-Gesstz. Der Ent Wurf vom Kabinett verabschiedet. Der Entwurf eines Gesetzes über die Fälligkeit und Verzinsung der Aufwertungshypo theken ist vom Reichskabinett verabschiedet und dem Reichswirtschaftsrat zugeleitet worden. Der Entwurf wird im Reichsanzeiger veröffentlicht werden. Beschlüsse des Reichsrals. Der Reichsrat genehmigte in seiner Vollsitzung am Donnerstag die Novelle zum Bankgesetz, die eine Neu verteilung des Reingewinns der Reichsbank vorschlägt. 10 Pro zent sollen dem gesetzlichen Reservefonds, 8 Prozent als Mindestdividende den Anteilseignern zugesührt werden. Von dem Rest sollen von den ersten 25 Millionen dos Reich 7b Pro zent und die Anteilseigner 25 Prozent, von den nächsten 20 Millionen das Ncicv 90 Prozent und die Anteilseigner 10 Pro zent und von dem Rell das Reich 9S Prozent und die Anteils eigner 5 Prozent erhalten. Zugestimmi wurde auch dem Gesetz über die W e l t p o st v e r e i n s v e r t r ä g e, ferner der Haushaltsrechnung und der A n l e t h e d e n k s ch r l ft für 1928. Mc mtliA VeMdiW Berlin, 16. Mai. Zu den Osthilfegesetzen wird eine aus führliche amtliche Begründung veröffentlicht, welche den Zusam- mmenhang mit den allgemeinen Agrarmaßnahmen herstellt und die besondere Bedeutung der Siedlung betont. Das Osthilfegesetz stellt hierdurch zunächst den Bedarf des Notjahres 1930 in Höhe von 126 Millionen RM. und die in diesem Jahr vordringlich durchzuführenden Maßnahmen sicher, umschreibt aber gleichzeitig den Rahmen für die umfassende Hilfe auf insgesamt fünf Jahre. Das Gesetz über wirtschaftliche Hilfe für Ostpreußen vom 18. Mai 1929 wird in das neue Gesetz übergeleitet. Für die Um schuldung ist vorgesehen, in diesem Nähre für 150 Millionen RM. Schuldverschreibungen und für 100 Millionen RM. Ablösungs scheine Reichsbürgschaft zu übernehmen, während die Bürgschaft für weitere Beträge von mindestens 150 Millionen RM. Schuld verschreibungen und für 150 Millionen Ablösungsscheine für die kommenden Jahre in Aussicht genommen wurden. Diese Beträge von insgesamt 550 Millionen RM. werden eine Erhöhung da durch erfahren, daß Preußen sich an der Uebernahme der Bürg schaften beteiligt. Die Gesetze sind durch Bestimmungen über ihr Inkrafttreten miteinander so verbunden, daß eine gleichzeitige Durchführung gewährleistet ist. Selbstverständlich ist, daß die Durchführung der Maßnahmen, für welche die betreffenden Reichsrefforts zuständig und verantwortlich sind, im engsten Zu sammenarbeiten mit der Landesregierung erfolgt. LV Rxsg., dielgesp-ltm« Z-M d-r-MMchen B.k.n«tm-chm,°kn «o ««ich,. >°wich«n L°tt° I R-ich.m-r». N-ch«-is«n^bühr -° «Uch.p, Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 übernehmen wir keine Garantie. I-der Rad-tl-nspruch erlischt wmn AWraa a n,e,o,eu werben muß odcrderAnftra,,iber IN Konkur» ,erSt. rln,ei,e» nehmen alle Dermiltlnngrstellenent^eyen. Werden. Daneben sollen 3M Millionen hauptsächlich im Weae der inneren Umphuwung flüssig gemacht werden. Außerdem sollen langfristige Kredite, die von der Preußen- kaffe vergeben werden, zur Umschuldung bäuerlicher Betriebe dienen. Neben der Umwandlung der kurzfristigen Verbindlich- keitcn ,n langfristige Kredite sollen gewisse Verbindlichkeiten zur Auslosung kommen. Im Laufs von zehn Jahren denkt man auf diese Weise einen Teil der eingefrorenen Agrarkredite zu fundieren. 75 Prozent die,er Kredite werden die Garantie des Reiches er- Yalten, L Prozent verbleiben im Risiko der Genossenschaften als der letzte Kreditgeber. Außer der Preußenkasse wird sich an der Hergabe dieser Kredite, die ausschließlich den ostpreußischen Bauernbelrieben zugute kommen, im Betrag von voraussichtlich einer Million die Ermländische Zentralkasse beteiligen. Die Siedlunas- zwttchcnttedite sollen durch eine Anleihe abgelöst werden, so daß mu Hilfe dieser Anleihe aus dem Rückfluß der Zwischen- » dste neue Zwischenkredite gegeben werden können. Für diese Anleihe wird voraussichtlich die Preußische Staatsbank in Frage kommen. Zur Finanzierung des Ostbahnbaus wird das Reich eine Anleihe von 130 Millionen Mark aufbringen; für den Ausbau der Wasserstraßen, der ebenfalls vurchgeführt werden soll, sind keine bestimmten Beträge vorgesehen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend M27-W oder Kürzung d-sBezks-pr-ytt.-ALcks-ndüngeinges-nd,er SchnfM-k-trsolgtnur^ ° - Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amts- Gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Hilller den Kulissen von Genf. Der Streit um Tunis. — Die „lateinischen Schwestern". — Auf Abbruch verkauft. Wer weiß den« heute eigentlich noch, daß 1885 Italien deutsch - österreichischen Zweibund beilrat, weil ihm Frankreich das damals noch unabhängige Tunis vor der -Me weggeschnappt hatte! Wenn mau heute von einem M offenkundigen französisch - italie - .^schen Gegensatz spricht, so hat dieser auch wieder >>cnZirei 1 um Tu n i s als nähere Ursache. Dahinter ja natürlich das begreifliche Streben Italiens, seinen Ochsenden Bevölkerungsüberschuß nicht überall in der «eh versickern zu lassen, sondern sich in engster Verbin- °»ng mit dem Mutterlande, also in Nordafrika, ein zweites Italien, ein Kolonialreich zu schaffen. Wobei es überall M Frankreich stößr oder — wie auf der Ostseite der Ma - auf eiuen Verbündeten Frankreichs, Jugoslawien M Griechenland. Über Albanien, das die Italiener Gerdings fest in der Faust haben, sind sie infolgedessen M nicht hinausgekommen. Aber in Nordafrika ist man den französisch-italienischen Verhandlungen zu einem Mlich entscheidenden Entschluß auch in Genf bei der M beendeten Tagung des Völkerbundrates nicht ge- '"inmen. Denn letzten Endes handelt es sich nicht darum, Italien seine Kolonie Tripolis durch eine „Grenz- ^chtignng" gegen Tunis nm 40 000 oder 60 000 Quadratkilometer vergrößern kann, sondern um Tunis M, wo sieben Achtel der dort wohnenden Europäer Maischen Ursprungs sind, aber durch die Methoden der Molchen Kolonialpolitik zu Franzosen gemacht werden i M Obwohl doch Frankreich ein Kolonialreich besitzt, l°chzehnmal so groß wie das Mutterland ist, wo seit sechzig Jahren die Bevölkernngszahl im Gegen- der „lateinischen Schwester" — Italien — nur un- gewachsen ist. «i Nach heu, Ausspruch eines weisen Mannes pflegt die zu Verwandten im Quadrat der Entfernung zu Achsen, die sie voneinander trennt, und wie falsch das „Blui ist dicker als Wasser" war, haben wir Deutsche ^. Weltkrieg bestens erfahren. Ebenso ist s mit jenen .n „lateinischen Schwestern", ein Wort, das man . Agstens in Italien mit Spott und hohn übergieß; dort >7 Man sich gerade durch Versprechungen der Entente, Men ein Kolonialreich zu schenken, ködern lassen, auch urch Verheißungen in der tunesischen Frage. Dabei her- Möelömmen ist nichts. Die kleinasiaiischen Hoffnungen ^siorie das Schwert Kemal Paschas, aus Syrien wurde »..^sowenig etwas wie aus Abessynieu — die italienische ä^Mwgc'non Addis Abeba gegen Menelik ist unver- Ksien — und auch in Arabien ist nichts zu machen. Und Mussolinis Kolonialpläne von Tripolis aus über den Gübses nach der afrikanischen Westküste — Kamerun — geraten dadurch die Bestimmungen des Versailler Mrages über die Kolonial„mandate" ins Wanken —, so kann man Serstehen, warum Mussolini erst vor ^UM wieder erklärte: „Die Friedensverträge sind mangel- Uw die durch den Krieg und im Frieden entstandenen Mbieme werden eine Regelung finden müssen. Es gibt Klonen, die nicht in ihrem jetzigen Zustand bleiben Unen." Also gerade das Gegenteil dessen, was Frank- h will: die Stabilisierung des Europa von „„Ute. Und der Träger dieser Politik, Briand, arbeitet Irlich aufs schärfste den Wünschen des „unruhigen" Mlens entgegen, so daß weiter nicht verwunderlich ist, auch hinter den Kulissen der letzten Genfer Tagung „jW zu einer Generalbereinigung des französisch-italie- Verhältnisses herausgekommen ist, Frankreich eben ""d im übrigen den Dingen ihren Lauf * »„.Derartige Schritte zu einer Generalbereinigung sind hä, .^"sichtlich des deutsch-französischen Per - ^hltnjsses sehr nötig geworden, und zwar wegen der die jetzt im Rheinland vor sich gehen. Ganz her n- n v"" den sehr bestimmt kolportierten Gerüchten, GuM-Mlnctt mache Schwierigkeiten wegen der ^"Nehaltung des Räumungstermins zum 30. Juni — was hi„sMve^ä"dlich nicht ohne Zustimmung des Kriegs- iäw im Kabinett Tardieu, des in Deutschland satt- gekannten Herrn Maginot, tun kann — gibt es nland allerhand Differenzen wegen der Art, mit »ranzosen jetzt vor ihrem Abrücken mit den H ^ren „militärischen Zwecken" dienenden Bauwerken, >vor "sw' verfahren, ohne, wie im Haag vereinbart Henoch deren anderweitige Verwendung mit der kint " Regierung in Verbindung zu setzen. Es wird "Hes zerstört, verschleudert, auf hß So die Zeppelinhalle in Trier, MiMnen gekostet hat und jetzt an eine hW^ Abbruchfrrma für ein paar tausend Mark ver te«,? Au.rde- Wober die Kaufvereinbarung eines gro- nicht entbehrt, daß dort alles stehen- und tranä^l^ben muß, was bis zum 15. Juni nicht ab- I" hinterher Deutschland aus seine Schutlplatzabräumen und in tlei<U"§- bringen darf Mit anderen Flugzeughallen ^ daü -gerade so. Und höchste Zeit ist aß B,.»nd endlich diesem Gebaren wildgewordener Der Watt des Sstprogramms. Minister Treviranus als Reichskommissar. Das von der Reichsregierung verabschiedete Osthilfe- gesetz sieht einen Betrag von rund 520 Millionen Mark sür die Dauer von fünf Jahren vor. Im laufenden Jahr sollen 116 Millionen verwandt werden, während in den nächsten vier Jahren je 100 Millionen für den Osten be sonders aufgewendet werden sollen. Der Inhalt des Gesetzes steht eine starke Förderung der Siedlung im Osten mit verbesserten Finanzgrundlagen vor. Für die ostpreußische Wirtschaft wesentlich ist die ge sicherte Durchführung eines Arbeitsbeschassungspro- gramms, das den Bau von Eisenbahnen, Landstraßen und Wasserstraßen vorsieht. Die Umschuldungs- und Besitz erhaltungsmaßnahmen werden aus der Grundlage betriebs wirtschaftlicher Prüfungen im Einzelfalle durchgeführt werden, wobei man wohl annehmen darf, daß diese Prü fungen durch die betriebswirtschaftliche Abteilung der Preu ßischen Zentralgenossenschaftskasse erfolgen. Ein Mora torium ist in dem Gesetz nicht vorgesehen. Dagegen sollen Maßnahmen ergriffen werden, um vermeidbare Zwangs vollstreckungen vorläufig zu unterlassen. Starkem Interesse begegnet in der Öffentlichkeit die Frage, welche Stelle die Durchführung des Ostprogramms übernehmen wird. Wie es heißt, soll Reichsminister Treviranus mit der Durchführung des Ostprogramms betraut werden; ihm zur Seite soll als preußischer Kom missar der preußische Wohlfahrtsminister Hirtstefer stehen. Eine Entscheidung darüber dürfte unmittelbar bevorsiehen, sobald Reichskanzler Brüning dem Reichspräsidenten über den Beschluß der Reichsregierung Bortrag erstattet haben wird, was am Sonnabend der Fall sein soll. Wie weiter verlautet, soll die Reichsregierung beab sichtigen, das Ministerium für die besetzten Gebiete nicht schon zum 1. Oktober 1930, sondern erst zum 1. April 1931 auszulösen, weil man mit seinem Apparat die Arbeiten für die Osthilfe einleiten will. Durch die Verwirklichung dieser Absicht hofft man die Errichtung einer neuen Be hörde und die Schaffung eines neuen Beamtenapparats überflüssia zu macbsu. Die Finanzierung der Hilfsmaßnahmen. Die Preußische Zenttalgenossenschafrskasse und die Renien- bankkredttanstatt werden, zuverlässiger Informationen zufolge, an der Ablösungsbank zur Finanzierung der Osthilfe zu gleichen Teilen beleiligt sein, außerdem beteiligt sind daran Vas Reich. Es wird Vie Ausgabe der Ablösunasbank sein, zwei Papiere herauszubringen, einen „Aölösungsschein", der die Garantie des Reiches und Preußens erhält. Dieses Papier soll zur Abfindung der Gläubiger selbst vienen und wtrv im Betraa von 250 Millionen beraasaebracbt b!r. 114 88 "HühLgÜAH Telegr.-Adr.: „Amtsblatt* Postscheck: Dresden 2640