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für LürgerluM/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeio-npr-is: die 8,kjpa!,tnc Raumzkiie A>Rpig die1g-sp°lten- Zeile der amtlichen Bedmmtmachu»,en «> Reichr. ps-nnis, die Sgeipaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reich-mark. N-chw-ilungsgebkhr rv Reichapfennige. Vor. Ä^n^ach^san^^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 ,>«« An annadmebi-'orm.lvUhr. — „Mr di- RichNgkeil der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Aabattansprvch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezo^cn werden nnch oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 5 — 89. Jahrgang Tel gr Adr „Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 7 Januar 1930 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dos Togeblolt» er'ü^inr an allen Werklacen nachmittags SUHr. Bezugspreis: Bei Abholung in de: Lejchasisitelle und den Ausgabestellen 2RM. im Monat, bei ustcllung durch-i«Bolen 2.S0RM., bei Poftdeftellung 2 RW. zuzüglich Abtrag. .... . g-bllhr. Linzrlnummern ISRpig.AI^Poiiaust-lten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und uni-r-Aus. lragerund Geschastssteken — ' 1 nehmen zu icder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh, kein Anspruch aus Lieferung ber Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Riichsrndung eingcsandter Schriftstücke ersolgt uur, wenn Porto beiliegt. Tscherwonzen und Oel Die anderen Die smzWe Note öder die SMimskW Re tz ic mit Jedenfalls steht die deutsche Delegation auf dem Standpunkt, es könne nach Annahme des Young-Planes keinerlei Bezug mehr auf K 430 des Versailler Vertrages stattfinden. Dieser Paragraph gab den Franzosen seiner zeit den Anlaß sowohl zum Einfall in das Ruhrgebiet wie zur Ausdehnung der Befugnisse einer Reparaiionskom- Der im Haag anwesende französische Ministerprä sident Tardieu soll in bemerkenswerter Weise, wie die Pariser Presse mitteilt, aus eine Vereinfachung der Ver handlungen hinwirken. Tardieu hat danach erklärt, er sei kaum nach Beginn der Verhandlungen bestürzt über die Menge von Wertlosigkeiten, mit denen sich die internationale Politik den Weg versperre. Wenn die gegenwärtige Politik sich nicht auf andere Methoden be sinne, so entstehe die Gefahr, daß man sich mehr und mehr der Rechtsvertzrebung zuwende Man ertrinke in einer Sintflut von Worten, anstatt sich zu einigen. Diese Erklärung läßt sich wohl unterschreiben und fällt auch mit der deutschen Ansicht, zur Verbindlichkeits erklärung des Young-Planes genüge die Unterschrift der sechs einladenden Großstaaten, während die neuerdings ihre Mitwirkung fordernden kleinen Staaien ihre Streitig keiten untereinander regeln könnten, zusammen. Die anderen Großmächte sind gleicher Meinung. Tardieus Vereinfachungsprogramm tritt auch darin hervor, daß man sich jetzt zur Hauptsache über fünf oder sechs Punkte geeinigt haben soll, deren Erledigung den Erfolg der Konferenz bedeuten würde. Diese Punkte sind: die Fest setzung der deutschen Zahlungstermine die Gewähr leistung der deutschen Markwährung, das deutsch-amerika nische Abkommen, die Erledigung der Vergangenheit, die Internationale Bank, die deutschen Sicherheiten, be stehend in der Rentabilität der Reichsbank usw. Die als baldige Räumung der dritten Rheinlandzone ist stündlich vorauszusetzen. Mission. Niemals mehr darf irgendeine französische gierung, falls sie etwa anderer Meinung ist wie deutsche, auf den Gedanken kommen, ihre Ansichten Waffengewalt vertreten zu können. Tardieu fordert Vereinfachung. Die Osireparalionen. Bei den gleichfalls Montag fortgesetzten Beratung?-, des Ausschusses für die Ostreparationen gab der öster reichische Bundeskanzler Schober eine Erklärung ab, in der er feststellte, daß seine Verhandlungen mit den anderen Staaten während der beiden letzten Tage ohne Erfolg ge blieben seien. Österreich, wo jeder Schilling, der aus der Bevölkerung herausgezogen werde, zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung und zur Verbesserung der wirt schaftlichen Lage verwendet werden müsse, sei nicht im stande, die von ihm geforderten Zahlungen zu leisten. Benesch (Tschechoslowakei), Mrozowski (Jugo slawien) und Mironescu (Rumänien) erklärten dar auf, daß sie trotz dieser Erklärung des österreichischen Bundeskanzlers zuversichtlich seien und weitere Verhand lungen vorschlügen. sonen, die des Münzverbrechens, der Beihilfe dazu, des Be truges, der Urkundenfälschung usw. beschuldigt sind, sitzen aus der Anklagebank. Das Versahren gegen zwei andere mutz ab- getrenm werden, weil der eine von ihnen, der Buchdruckerei besitzer Schneider, nicht erschienen ist, und der andere nur von diesem Schneider belastet wird. Unter den sieben, die zur ""ksiliusSava- Angeklagten wurde die Zuständigkeit dieses Gerichtes bestritten. Sie legten dar, daß der Hauptteil der Straftaten sich in Bayern abgespielt habe und daß daher in Bayern verhandelt werden müßte. Das Gericht lehnte jedoch die dahingehenden Anträge der Verteidigung ab und begann mit der Verneh mung der Angeklagten. Schwierig und langwierig gestaltete sich die Vernehmung des Angeklagten Karumidse. Er har, nach seinen Angaben, die Schule m Tiflis und die Universität in Moskau besucht und war dann els Jahre Geschichtslehrer in Moskau. Während des Krieges war er Mitglied eines Ausschusses von zehn unterdrückten Nationen, der tm Aus lande Propaganda trieb. Nach dem Kriege wurde Georgien selbständig, und Karumidse wurde der Prozeß gegen die Tscherwonzenfälscher. Ein Riesenmünzverbrechen. - - und Mars regiert die Stunde/ Dieses Wort in wwt s »Wallenstein" ist zwar der Gegenwart noch längst nicht zur Vergangenheit geworden, nur wird der Kriegs- cm , °^^bst trotz seiner Robustheit von heimlichen, aber starren Fäden gelenkt. So sehr, daß man mit viel größerer Berechtigung sagen sann: „Das — Ll regiert die Stunde." Wie sehr, das wird wohl in großen Strichen der ü^oe jetzt jn Berlin beginnende „Tscherwonzen- saIscher". Prozeß nicht mehr enthüllen, Wohl aber k genug zeigen. Denn von den Angeklagten, die beschuldigt werden, russische Banknoten in Diesen massen gefälscht zu haben, wird die Beweisführung versucht werden, daß es sich dabei um eine politische Tat handele. Gelingt ihnen das, so fällt die schon lange zurückliegende Notenfälschung unter die inzwischen erlassenen Amnestien. Aber viel mehr inter essieren hier die politischen Zusammenhänge, die Personen, die dabei mitspielen, und die wirtschaftlichen Hintergründe des vielfach sich durchkreuzenden politischen Spiels. Da sind zunächst die eigentlichenAngeklag- ten, kaukasische Emigranten, die die Heimat an die Mos kauer Sowjetregierung verloren haben und seitdem das schwere Schicksal politischer Flüchtlinge tragen. Nur knirschend tragen und jedes Mittel billigen, anwenden, das geeignet ist, ihnen den Weg in die Heimat und zur Rettung der Heimat aus Sowjethänden zu öffnen. Für sie ist der Bolschewismus, der sie aus der Macht jagte, einfach der Feind. Ihn zu vernichten, ist jede Methode zu billigen, die zum Ziel führt. Auch — Banknotenfälschung im großen, um die russische Währung in die Lust zu sprengen. Aber dieser Kreis der Georgier ist nur Werkzeug. Wird genutzt von Mächtigeren. Von jenen Slmagnaten, denen die Sowjetregierung die Petroleumselder im Kaukasus, vor allem in Batu, ohne jegliche Ent schädigung enteignete. Dazu gehört wohl auch Nobel, nach dessen Namen — oder vielmehr nach dem seines viel berühmteren Vaters — die größte Petroleumgesellschaft in Baku genannt wurde Und die Finger im Spiel hatte vor allem Herr Deierding, der Beherrscher der Royal Dutch Shell Company, jenes riesenhaften englisch-hol ländisch-persisch-indischen Petroleumkonzerns, der vor einigen Jahren den Kamps, den „Slkrieg", sogar mit dem amerikanischen Riesentrust Rockefellers, des „Petroleum- känigs", aufnahm. Auch hier spielten die kaukasischen Sl- felder Sowjetrußlands die entscheidende Rolle' Deterding wollte die Russen Niederkämpfen, weil diese sich nach wie vor weigerten, auch nur die geringste Entschädigung an die früheren Besitzer zu zahlen. Da haben die Amerikaner bald nicht mehr mitgemacht, akkordierten mit der Sowjet- wgierung, die ihrerseits außerdem zu kräftigen, wirtschaft lich erfolgreichen Gegenmaßnahmen griff. Bis dann — unter großen Verlusten für Herrn Deterding, der übrigens Mit zu den reichsten Männern der Welt zählt — die Streit axt allgemein begraben wurde, sich jetzt ja schließlich auch das offizielle England wieder mit Moskau vertrug Und noch von dritter Seite her wurden Fäden — diesmal politischer Art — in das Gewebe hineingeflochten Der Name des deutschen Generals Hoffmann taucht auf, des bekannten Mitarbeiters Hindenburgs und Ludendorffs an der Ostfront während des Weltkrieges, deutscher Friedensuntcrhändler in Brest-Litowsk 1918, wc er die ersten Verhandlungen mit den Bolschewisten mst dem berühmten Faust schlag beendete, der den neuen Kampf gegen Sowjetrußland wieder entbrennen ließ. Für ihn blieb auch in den Jahren hernach der Bolschewismus der Feind jeder Kultur, des Mittel- und Westeuropas; sein Buch „Das rote Moskau" wurde die Programmschrift für die Bekämpfung des Kommunismus Er fand die Verbindung oder man suchte die Verbindung mit ihm aus jenen anderen beiden Kreisen her, — doch er ist tot und sein Zeugnis, das vielleicht das interessantestc geworden wäre, fehlt vor dem Gericht. Und deshalb wird es wohl auch nicht mehr aufzuklären sein, welche Rolle eigent- stch dieser frühere preußische General in dieser großen Aktion gegen Moskau spielen sollte, ob eine militä rische . Er selbst hat das noch bestritten, als dic aufsehenerregenden Enthüllungen über dieses ganze Ge webe bekannt wurden. Er hat aber nie ein Hehl aus seiner Gesinnung gemacht. Ol ist eben „ein ganz besonderer Saft" heutzutage, de es die Konkurrenz mit der früheren wirtschaftlicher Weltbeherrscherin, der Steinkohle, siegreich durchgeführ hat. Da es mit zum wichtigsten Faktor in der Weliwir- k und beim Kampf um sie geworden ist. * Die Gerichtsverhandlung. Berlin-Moabit. Großer Andrang in dem Saale, in den gegen die Tscherwonzensälscher Lerhandelt wird. Sieben Per Mitglied des Nationalrates und des ersten georgischen Parlaments. Nach der 1921 er folgten Besetzung Georgiens durch Sowjettruppen ging er aus privatwirtschaftlichen Gründen nach Deutschland. Er suchte hier und auch iu anderen Staaien Anschluß an Kreise, die die Selbständigkeit Georgiens wiederherstellen wollten. Um die Besreiungspolitik zu fördern, suchte er nach Geldmitteln, die er zum Teil auch bekam, und zwar von Stellen, deren Namen er nicht nennen will. Dann ist er aus den Gedanken der Fälschung russischer Tscherwonzennoten gekommen. Er wollte Sowjetrußland mit diesen Noten überschwemmen und dadurch die Sowjetherrschast in Georgien beseitigen. Man wollte einen Aufstand gegen die Sowjctregierung betreiben und Mittel für ein etwa sechsmonatiges Durchhalten dieses Aufstandes durch die Fälschung der Noten in die Hand bekommen. Die falschen Noten sollten nicht in Deutschland gedruckt werden, hier sollten nur die technischen Vorbereitungen getroffen wer den. Dann kam es aber doch zu einem umfangreichen Probedruck; angeblich sollten aber auch die hierbei angefertigten Noten nicht in Deutschland verbreitet werden. Bei den Erzählungen Karumidses fragte der Vorsitzende den anwesenden Vertreter des Auswärtigen Amtes, ob nicht Interessen des Deutschen Reiches geschädigt würden. Der Vertreter des Auswärtigen Amtes erklärte: „Wir haben Georgien als unabhängigen Staat nicht an- rkannt!" Im übrigen entlastet Karumidse im Gegensatz zu seinen Aussagen in der Voruntersuchung jetzt die deutschen Ange klagten. Oberstaatsanwalt Tetzlaff: Was ist aus den falschen Tscherwonzen geworden und welchen Erlös hatten Sie davon? Karumidse: Der Erfolg war nur, daß die Tscheka das Auftauchen gefälschter Tscherwonzen in Rußland feststellte. Einen Erlös hatte ich überhaupt nicht, denn das Geld war für politische. Arbeiten bestimmt. Am Dienstag soll der zweite georgische Angeklagte Sadatieraschwili vernommen werden. Stelle sind, besinden sich die Georgier B a tieraschwili und Calwa Karumid. Angeklagten sind die Ingenieure Dr. Leonhard Becker und Dr. E u g e n W e v e r aus München, der Kaufmann W i Helm Schmidt aus Nürnberg, der Buchhändler Kark Böhle aus Frankfurt a. M. und der Elektroingenieur Georg Bell aus München. Dec Georgier mit dem schwie rigen Namen Sadatieraschwili sitzt seit mehr als 27 Monaten ftn Untersuchungshaft; er spricht deutsch, während zur Unter- Zrützung seines Landsmannes Karumidse ein russischer Dol metscher erschienen ist, der aber so mangelhaft übersetzt, daß das Gericht die Hinzuziehung eines zweiten Dolmetschers be schließt. Von den Verteidigern der in München wohnhaften Annäherung im Haag? Besprechungen der Minister. Die gegenwärtig in der holländischen Residenz tagend? zweite Haager Konferenz stellt bekanntlich nach allseitiger Angabe den Versuch einer vollständigen Liquidation des Weltkrieges, d. h. der Erledigung und Bereinigung der zwischen den Mächten noch schwebenden strittigen Fragen vor. Im Vordergründe steht dabei selbstverständlich die Auseinandersetzung zwischen Deutschland und seinen ehemaligen Gegnern. Diese Aufgabe umspannt vor allen Dingen die Ersetzung des aus dem Versailler Diktat resultierenden Dawes- Planes durch den neu formulierten Uoung-Plan, die Regelung der deutschen Zahlungsverpflichtungen und die Schaffung der Internationalen Bank. Am Sonntag fanden bereits zwischen den deutschen Ministerdelegierten und den hauptsächlichsten Gegenspielern, den französischen Ministern Tardieu und Briand, private Be sprechungen statt, aus denen man eine wesentliche An näherung in bezug auf die in letzter Zeit wieder so oft genannten französischen Sanktionsforderungen zu folgern glaubt. Die französische Propaganda hatte sich wieder lebhaft damit beschäftigt, wie denn Deutschland etwa dazu angehalten werden solle, seine Versprechungen aus dem Voung-Plan auch wirklich innezuhalten, wenn etwa die Deutschen zu irgendeiner Zeit nicht mehr den guten Willen dazu zeigen würden. Aber sowohl Briand wie auch Tardieu deuteten an, daß von ernsthaften Sanktionen im Sinne etwa des berüchtigten Ruhreinfalls nicht die Rede sein könne, sondern nur von einer ordnungs gemäßen Verpflichtungsfestsetzung. Der Entschluß Amerikas bezüglich seines Sonderabkommens mit Deutschland, sich zu begnügen mit der Erwartung von „Treu und Glauben" auf deutscher Gerte, dürfte auf die französische Sinnesänderung von erheb lichem Einfluß gewesen sein und die Pariser Hartnäckigkeit, die auch diesmal wieder die Traditionen eines Poincarö und eines Clömenceau fortzusetzen gedachte, gemildert haben. Die sechs einladenden Mächte mit Einschluß Deutschlands veranstalteten Montag eine sich über mehrere Stunden erstreckende Sitzung, die aus schließlich der Frage der Festsetzung der Zahlungstermine für Deutschland galt. Die deutsche Auffassung ging von vornherein dahin, daß für die Zahlungen ausschließlich der Monatsschluß in Frage komme. Von der entgegen gesetzten Seite wurde zum Teil der 1. jedes Monats, zum Teil der 15. verlangt. Die Termine sind wesentlich, denn sie bedeuten eine größere oder geringere Zinsenbelastung der Deutschen. Die Erörterungen in der Ministersitzung wurden noch nicht abgeschloffen und dürften noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Gleichzeitig wurde der Gesamt komplex der Finanzregclung. der sehr schwieriger Natur ist und wobei auch die Meinung der deutschen Sachverstän digen ausführlich ins Gewicht fällt, besprochen.