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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend M« »DNindorfsr Zeitung' erscheint Mitt wochs und Soilnabends. Der Bezugs-Preis wird am Ersten jeden Monats bekaimtgegsben. Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst, irgendwelcher Störungen des Betriebes der Zeitung, Ler Lieferanten od. d. Beförderungs- Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An» Aruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung od. auf Rückzahlung d.Bezugspreife». iMtthlliWS- Anzeigen werden an de« Erscheinn»g»t««W bi« spütesten« vormittag« 10 Uhr A Mi Geschäft,steil« erbeten. Die Festsetzung de« Aazetgen-Preif»« wird bei eintretender Änderung eine Nunn»« bekanutg«g»ben. Jeder Anspruch auf der Attzeigkw-Betrag werden »utz «d« wen» Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Nummer 89 Mittwoch, den 7. November jY23 Gemeinde-Giro-Konto Nr. lllr 22. Jahrgang. Amtlicher Teil. AeuerabW vom Arbeitslohn. Die Verhältniszahl, mit der die in der zweiten SeptemKerhülfte 1923 in Geltung gewesenen Ermäßizungssätze beim Steuerabzug vom Arbeitslohn zu vervielfachen find, beträgt für die Zeit vom 4. bis zum 10. November 1923 20 WO. Die einzubehaltenden Beträge find auf volle zehn Millionen nach unten abzuruvdeu. Hlabeßerg, den 3. November 1923. " Das Finanzamt. Oertliches und Teichfisches. Gtt«nd,rküvkM«, den r. November >yrs. — Der 9. November ist nach einem am 20. April 1922 vom sächsischen Landtage angenommenen Gesetzentwurf in Sachsen gesetzlicher Feiertag. Um über die Handhabung der au« Anlaß de« Ausnahmezustände« erlassenen Berard- nungen am 9. November Zweifel auszuschließen, wird vom Wehrkreiskommando mitgeteilt: „Auch für den 9. November bleibt e« im Freistaat Sachsen bei den erlassenen Bestimm- ungen, wonach Versammlungen und Umzüge unter freiem Himmel grundsätzlich verboten und politische Versammlungen die in geschlossenen Räumen abgehalten werden, durch die hierzu bestimmten Behörden genehmigungspflichtig find." — Der Herbstbvßtag, 21. Nov., gilt in ganz Deutschland als gesetzlicher Feiertag. — Wir find leider nicht in der Lage, die umfangreiche Bekanntmachung de» Gemeindrwahlleiter» für die Wahl der Okmeindeverordneten kostenlos abzudrucken und müssen uns darauf beschränken nur das unsere Leser Interessierende be> kanut zu geben. Es find 4 Wahlvorschläge eingereicht und vom Wahlauschuß zugeloffen worden und zwar 1. Wahl vorschlag Lehmann (Soz. Partei), 2. Wahlvorschlag Klatsche (Gewerbe, und landw. Verein), 3. Wahlvorschlag Birn stengel (Kommunist. Partei), 4. Wahlvorschlag Tamme (Hausbefitzerverein). Die Vorschläge 1 und 3 und 2 und 4 find miteinander verbunden. Di« Wahl findet Sonntag den 18 d. M. von S bi« 6 Uhr statt. Der Ort besteht au« 3 Wahlbezirken, Wähler A—G (Wahllokal alte Schule), Wähler H-L (alte Schule), Wähler M-Z (neue Schule). Die betr. Bekanntmachung ist am Amtsbrett im Rathause angeschlagen. — Wie wir in Erfahrung bringen, wird demnächst eine Verordnung herauskommen, daß die zuerst für den 18. Nov. galanten Gemcindeoerordnetenwahlen bis auf weiteres ver schoben werden. — Durch die örtliche Preisprüfungsstelle werden künftig Milchhöchstpreise nicht mehr festgesetzt und veröffentlicht. Um die Mllchvreisbildung auch in der freien Wirtschaft in geord neten Bahnen zu halten, wird die Landespreisprüfungsstelle mit einem au« Verbraucheroertretern und Fachleuten ge bildeten Ausschuß die Marktpreise für Milch sestsetzen, an die sich der Erzeuger zu halten hat — In Ausführung des Beschlusses de« Sächsischen Milchpreisousschusses v m 30, v. M. ist mit Wirkung vom 4. November 1923 der Marktpreis für ein Liter Vollmilch, gekühlt, ab Stall mit 3600000000 Mark errechnet. Der Ausfuhrzuschlag beträgt unter fünf Kilometer Entfernung 70000000 Mark, über fünf Kilometer 106000000 Mark. Der Zuschlag für molkereimäßige Behandlung (pasteurisieren, tiefkühlev) durch gewerbliche Landmolkereten für rin Liter Vollmilch frei Bahnstation beträgt 20 Prozent vom Milch- stallprei«. Der Zuschlag für Verliterung (Milchkleinverkauf durch Erzeuger an Verbraucher) beträgt fünf Prozent vorn Bollmilchpret«. — Preise die sich überstürzen, kann man wohl von den Milchpreisen sagen. Bereits am 5. November wurde der Marktpreis für ein Liter Vollmich gekühlt ab Stall aus 9 Milliarden Mark festgesetzt. — Von heutc Mittwoch an kostet in Dresden ein Vier- psundbrot erster Sorte 95 Milliarden, zweiter Sorte 87 Milliarden Mark. — Oeffentliche Gemeinderatsfitzung am 5. dsr. Mts. Unter Punkt Mitteilungen gibt der Vorsitzende, Herr Ge- meindevorßand Richter, zunächst bekannt, daß ab 1. d. M. die Einhebung der Reichseinkvmmenstenrr und Rhein-Ruhr- abgabe auf das Finanzamt übergegangen ist. Wegen der jür die Steuerzahler eintretenden Unbequemlichkeiten sowie Zeit- und Geldverluste haben die Gemeindeorganisationen Schritte wegen Rücknahme der betr. Anordnung unternommen. Der Gemeindcrat beschließt, die Einrichtung einer Ortshebe, stelle anzustreben. Der Vorsitzende berichtet hieraus über die am 1. d. M. eingetretrne Neuordnung der Erwerbslosen-^ fürsorge. In der jetzigen Uebergangszett steht die Ent- fchließung über Unterstützttngsankäge «och dem örtlichen Ausschuß zu, künftig wird ste vom Vorsitzenden des öffent lichen Arbeitsnachweis ev. unter Mitwirkung eine« Unter ausschusses ausgeübt. Zur Zeit stehen hier 51b Vollerwerbs lose mit 158 ZuschlagSempfängern und 470 Kurzarbeiter in Fürsorge. Die Aufwendungen stellten sich wie folgt im Oktober 46 Billionen, letzte Oktober Woche 33 Billionen, Woche 29. 10. — 3. 11. 160 Billionen. Leider ist mit einem weiteren Steigen der Erwerbslosenzahl zu rechnen. Die Bausacheu Habedank, Anbau an das Mühlengrundflück, und Walther L Söhne A.»A. Neubau eines Familienwohn- Hauses, werden unter Bedingungen (Stra'^«Verbreiterung, Fußweganlage, Entwässerungsanlage) befürwortet. Die Finanzlage der Gemeinde hat sich bei den fast versiegenden Steuerzuweisungen de« Reiches bei gewaltig gestiegenen Auf- > Wendungen erheblich verschlechtert. Der Gemeindcrat be schließt daher, erneut die Kredithilfe de« Staates in An- spruch zu nehmen. Um die Gemeindefinanzen zu sanieren erscheint die Eivhebung einer Umlage unausbleiblich, sobald Klarheit über die Gestaltung der Lage besteht. Die Er werbslosen beantragen aus Gemeindemitteln Lebensmittel (Brot, Margarine ufw.) anzukaufen und zu den Selbstkosten abzugeben, den Preis aber von der Unterstützung in Abzug zu bringen. Der Gcmeind«rat steht dem Antrag symphatisch gegenüber steht aber vor der großen Schwierigkeit, das bei der großen Zahl von Erwerbslosen erforderliche Kapital nicht beschaffen zu können. Der Finanzausschuß und der Erwerbslosenausschuß sollen die Finanzierung der Notstands maßnahmen beraten, der Vorsitzende wird beauftragt, die Notlage im hiesigen Orte der Regierung eindringlich zur Kenntnis zu bringen. Hierauf geheime Sitzung. Langebrück. Unter erschwerenden Umständen, wurden aus einer hiesigen Scheune ein Wagen und drei Zentner Kartoffel» entwendet. Dresden. Vor kurzer Zeit wurde gelegentlich einer Haussuchung im Besitz de« Kraftwagenführers und Betriebs installateurs Hermann Moritz Schlotza eine kostbare alte Standuhr vorgefunden und beschlagnahmt. Lie Uhr war seinerzeit im ehemaligen Residenzschloffe als gestohlen ge meldet; ihr Verbleib war ebenso wie der anderer wertvoller Diuge bisher nicht zu ermitteln gewesen. Schlotza gab an, er habe die Uhr nach der Revolution im Schlosse al« Ge schenk erhalten. Daraufhin wurde gegen ihn ein Verfahre» wegen Hehlerei eingeleitet. In der jetzigen Verhandlung vor dem Schöffengericht führte Schlotza aus, er sei zu jener Zeit als Ordonnanz beim Arbeiter- und Soldatenrat tätig gewest, der seine Geschäftsräume im Residenzschloffe gehabt habe. Eine« Tages im Jahre 1919 habe er im Schloß den Auftrag erhalten, einen Posten Kaffee und Zucker und die Standuhr zu einer F auenSperson in der Könnerssiraße! zu dringen, die er aber nicht angetroffen habe; deshalb habe er alles mit in seine Wohnung'genommen. Der Auftrag geber habe ihm dann am folgenden Tage erklärt, er könne die Uhr behalten. Ueber die Annahme der wertvollen Ge schenkes will sich der Angeklagte keinerlei Bedenken gemacht haben; es sei damals im Schlosse drunter und drüber ge gangen. Staatsanwalt Dr. Fischer forderte Bestrafung im Sinne der Anklage, eine Hehlerei liege hier auf jeden Fall vor. In Anbetracht der damaligen Verhältnisse kam das Schöffengericht daher auf eine sehr milde Beurteilung des eigentümlichen Falle« zu. Der inzwischen eingetretenen Geldentwertung Rechnung tragend, lautete daher da« Urteil auf insgesamt nur zweihundert Milliarden Mark Geld strafe. — Die Zeignersche Wachtmannschaft. ?"m persönliche» Schutze des vormaligen Ministerpräsidenten, jetzigen Land- gerichtsdireklors Dr. Zeigner, der in einer Villa auf dem Weißen Hirsch wohnhaft ist, waren bisher zwölf Beamte der blauen Sicherheitspolizei ouügewählt und als sogenannte Zeignersche Wachtmannschaft nach der zuständigen 26. Sicher- heitspolizeiwache abkommandiert. Diese Beamten hatten in ! Zivilkleidung da« betreffende Villeugrundstück unauffällig zu, ! überwachen, auch wenn Dr. Zeigner abwesend war. Infolge, ider Amtsenthebung durch Dr. Heinze wurde die betreffendes Wachtmannschaft am Riformk.flE'H zunächst um drei Be-i »amte, also auf «cm und inzroW.r angeblich noch w '-r' herabgemindert. Durch die Abkommandierung so vieler Br- amter zu persönlichem Schutze — auch für andere Personen waren vorübergehend Polizeibeamte zum Schutze erforderlich gewesen — wurdrn anderseits die Bezirkswachen der Stadt oft sehr geschwächt. Z? st dadme der Fall ein, daß oer- schkoentlich PolizeibeMe mit teilweise großen Industrie- oder sonstigen Unternehmungen oftmals in den Nachtstunden keinen einzigen Beamten als Patrouille auf den Straßen hatten. Der dem früheren Ministerpräsidenten Dr. Zeigner weiterhin zur ständigen Begleitung beigrgebeue Polizeiwachtmeister Ge nosse David wurde in den letzten Tagen zum Polizeikommtffar befördert. Meißen. Nach Gerüchten, die hier in Umlauf waren, sollte die staatliche Porzellanmanufaktur in den Besitz de« Bankhauses Arnhold übergegangen und der die«bezüglich« Vertrag unterzeichnet worden sein. Daran ist, wie da« „Meißn. Tagebl." schreibt, natürlich kein wahre« Wort. Die Gerüchte find wahrscheinlich entstanden au» der Ueberführung der Staatsbetriebe in eine gemischtwirtschaftliche Gesellschaft, in der der Staat die Aktien selber in der Hand hat. Ein Uebergang der Staatsbetriebe in Privathand kommt nicht im geringsten in Betracht. Chemnitz. Am Sonnabend mittag konnte man vor dem Tore des „Feldschlößchens" auf der Bernsdorfer Straße eine Schar von etwa 100 Kindern, mit Krügen und Töpfen bewaffnet sich drängen sehen. Die Angehörigen der 5. Batterie des 4. Artillerie-Regiments hatten freiwillig auf einen großen Teil ihrer Verpflegung verzichtet, so daß e» möglich war, fast allen Hungrigen ein kräftige Suppe zu verabreichen. Al» der Vorrat verbraucht war und noch immer bittende Gesichtchen zu den Soldaten aufschaut,u, wurde noch Brot in größeren Mengen verteilt. Um die Speisung noch weiter fortsühren zu können, wurde rasch ein Hilsswerk organisiert und an befsergrstellte Bürger der nächsten Umgebung herangetreten. Zahlreich« Spenden er möglichten es, daß vom Sonntag ab ein ganzer Kessel kräftigen Essen« auf zunächst mehrere Tage für etwa hundert Kinder und erwerbsunfähige Alte ausgegeben werden konnte. Die Zubereitung de« Essens erfolgt durch freiwillige Arbeits kräfte au« der Truppe. Die Bäckerinnung de« Bezirk» hat die Lieferung von Broten bereits zugrsagt- Leipzig. Um die Einstellung de« Straßenbahn- betriebe» zu vermeiden, ist beschlossen worden, rund 2000 Mann de» Personal« zu entlassen. Werdau. Hier sind von der Reichswehr Waffenfunde gemacht worden, zum Teil in der Waggonfabrik, zum Teil im Volkthause. Es soll sich um erhebliche Bestände handeln. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Auch au anderen Orten Sachsens, so am Anfang dieser Woche in Hartha, haben Haussuchungen nach Waffen fiattgefuvden, die mit Verhaftungen verbunden waren. Produktenbörse. 5. November 1923. Wetzen 20,60—21. Roggen 20,50—20,80. Sommergerste 18—18,5. Wintergerste 17—17,5. Hofs: 16,3—16,8. Raps 34—25. Rats 20,5—01. Wicks» geschLMo». Peluschken . 'ILftslos. Rotklee 60—180. Trv^enjchuitzel 8,6—9,0. Zuckerschnitzel 11—15. Kanoffelflocken geschäftslos. Weizen- kleie 8,50—9. Roggenkleie 8,50—9. Weizenmehl 41,0 bi« 42. Roggenmehl 40,5—41^. Die Preife verstehen sich für 100 Kilo in Goldmark. Rotklee, Mehl, Erbsen, Peluschken, Wicken und Lupinen in Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alle» andere in Mindestmengen von 10000 Kilogramm «gft. Dresden. Dresdner Schlachtviehmarkt. 5. November 1923. Austrieb: 47 Ochsen, 14 Bullen, 61 Kalben und !Kühe, 130 Kälber, 134 Schafe, 128 Schweine. Preise in Milliarden Mark für V, kg Lebendgewicht: Ochsen 45—75, Bullen 35—70, Kalben u. Kühe 22—75, Kälber 30—50, Schaft 14—75, Schweine 30—80. Die Stallpreise find nach den neuen Richtlinien der Landespreisprüsungrstellc für Rinde: 20 °/«, für Kälber und Schafe 18 °/g und für Schweine 16 °/<> niedriger als die hier aufgesührteu Marktpreise. MmissS <. r. p. m Wirrte»