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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend st Die »Ottentorfer Zeitung" erscheint Diens tag, Donnerstag und Sonnabend. Bezugs-Preis: Vierteljährlich 1,80 Mark, bet Zustellung durch die Boten 2,— Mark. Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst, irgendwelcher Störungen des Betriebes der Zeitung, der Lieferanten od. d. Besördcrunge- Ebnrichtangen) hat der Bezieher keinen An» Ümah aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung od. aufBückzablungb. Bezugsgrene«. »rr»re ^-r-remr-rm-r^n^-n^nrrr jernsprech-Anschluß: Amt Dermsdorf b. Dr. Nr. Aj Nummer Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 2yj48. Lchriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rthle, G«»ß>Dfriüa Mittwoch den f0. Dezember ^9^9 ^8. Jahrgang Neueres vom Tag»: — Dem „MaUn" wird aus St aßburg gemeldet: Set drei Tagen findet eine starke Verschiebung von Artillerie nach dem rechten Rheinufer statt. Zahlreiche Geschütze schweren Kalibers haben die Kehler Mcinbrücke vassiw t. Man bringt diese ungewohnten Truppenbewegungen mit der durch die Haltung Deutschlands geschaffenen politischen Lage in Zusammenhang. — Wie dem „Berl. Lok-Am." aus dem Haag gc- uieldet wird, bringen amerikanische Blätter einen Bericht des bekannten Journalisten Karl von Wiegand über eine Unter redung mit dem Obersten Bauer, in der dieser als Sprach rohr für die monarchistische Bewe ung in Deutschland, deren stiel und Aktionsprogramm bekannt gibt. Er betonte be sonders, daß niemand in Deutschland daran denke die Monarchie mit Gewalt einzuführcn. Es sei anzunehmen, daß schon die nächsten Wahlen' einen erheblichen Umschwung Nach rechts bringen werden. Selbstverständlich muffe sich die zukünftige Monarchie in vielen vom alten Regime unter scheiden. Die gegewärtige Regierung könne Deutschland iiberhaupt nicht wieder ausbauen. Der Aufbau Deutschlands sei nur möglich durch das Zusammengehen der gemäßigten ^rbeiterkreise mit der Industrie, Landwirtschaft und oem Beamtentum. Alle diese Kreise seien aber im Grunde auch Monarchistisch gesinnt und deswegen würde die monarchistische 4dce sich allmählich vordrängen, wenn diese Kreise die Mehr heit im Parlament und Regierung bekämen. Oberst Bauer ^kukt sich die zukünftige Monarchie etwa als eine Art dMdentschaft auf Lebenszeit. Eine Rückkehr Kaiser Vilhelms komme, wie er hervorhebl, wohl nicht in Frage. Hm übrigen sei der legale Erbe der Kronprinz. (?) Daß alle über ihn verbreiteten Gerüchte unwahr und nur gemocht seien, um ihn zu diskreditieren, werde mehr und mehr er- smim und solle demnächst öffentlich festgestellt werden. Zum Schluß erklärte er noch, daß im Volke sta ks Kräfte für eine Hindenburgs zum P äffdeüeu vorhanden seien. Et !st parteipolitisch in keiner Weise belastet und gebe Gewähr daß nichts übereilt geschehe Ob drr Feldmarschall eine solche Last annehmen würde, sei im Augenblick noch nicht sicher. — Wie der „P. P. N" hören, entspricht die Mit- leilung, der Abg. Krüger am Donne-slag Abend in der Vertrauensmänner Versammlung der sozialdemokratischen Parte» ^macht Hot, daß die Entlassung des Obersten R-inhmd be- schchflene Sache sei, den Tatsachen. Gegenüber dem du ch »W. T. B " verbreiteten Dementi wird daran festgehalten, ^ß diese Mitteilung auf durchaus zuvettäisiaer Information beruht und zutrifft. Bald dementiert „W. T B " die „P. P N.", bald die „P. P. N " „W. T. B". Alle beioe amtliche Nachrichtenstellen und zeigen, daß die Regierung selbst nicht weiß, was sie weiß. Das Ganze nennt man "Nnchsleitung". Örtliches rmS Sächsisches. Dttendorf-Bkrilia, den s Dezember Gio. — Schulvo'standssrtzung am Montag, den 8 Dezember. Der Vorsitzende, Herr Gemeindevorstond Rechter eröffnete s'ie Sitzung und teilte mit, daß die Einrichtung des Kmdet- ?°tdes im Frcudenberg'schen Fabrikgrundstück nicht möglich iki und daher an Mangel an geeigneten Raume derselbe Eingestellt werden muffe. Die Kohlenlieferung der Schulen MN Nicht in ausreichendem Maße erfolgen. Das Kohlen- ^nt Klotzsche teilt mit, daß eine He.absetzung des bisherigen Uuantums erfolgen muß. Ueber die Frage der Haftpflicht- Unfallversicherung der Schulkinder wie Leh er enffp-mu eine längere Aussprache, zumal auf Anregrung des Mrn Lehrer Beger die Eisbahn wie Rodelbahn mit in de! ^rffcherung ausgenommen werden soll. Die Beschlußfassung hierüber ausgesetzt und der Vorsitzende ersucht, hierzu Mrage zu halten. Ein Gesuch des Schulhausmanns Menkmnz fand insofern Erledigung, als der Betrag von Maik für Kehrmittel und 45 Mark für eine Scheuerfrau V? das Jahr 1919 bewilligt wurden, sowre ab 1. Oktober Erhöhung seines Gehalts auf 150 Mark festgesetzt !^rde. Der frühere Schulhausmann Biskop bittet um volle ^Währung der Kehrmittel auf das Jahr 1919, sowie um Mahlung einer Rechnung des Herrn Dr. Stolzenburg in 'vöhe von 47 Mark für einen Unfall, den seine Frau an- ^lich im Schulbctnebe erlitten hat, sowie um Genehmigung Fmtpflanwng von von vier Obstbäumen, die er als ^Ulhuu-mann augepflanzt hat. Es wurde beschlossen, drr Keh mittel voll zu berahlen, zu der Rechnung von 47 Mk ! wn Betrag von 25 Mark zu zahlen, da der Unfall nicht rechtzeitig gemeldet worden ist, und an Stelle der Ver pflanzung der Bäume den Betrag von 20 Mk. zu gewähren, l Ueber den Foribildungsschulunterricht entspinnt sich eine , längere Aussprache und beschließt man bis Ostern denselben < in der Zeit von 4- 7 Ubr abzuhalten. Ab Ostern ist die , Einrichtung von Fachschulklaffen geplant und tritt dann eine s weitere Verlängerung auf 4 Stunden wöchentlich ein. Hier- ! auf brachte der Vorsitzende den Haushaltplan auf 1920 - zum Vortrag. Er weist wesentliche Erhöhungen gegen das Verjähr auf. Die mutmaßlichen Ausgaben auf das volle i Jahr belaufen sich auf 111481 Mark, denen 43181 Mark l mutmaßliche Deckungsmittel gegenüberstehen. Der Fehl- i betrag stellt sich auf 68300 Mark. Der Posten für Bau- i auswand wird von 1000 Mark auf 3000 Mark erhöht und l oie Position Insgemein von 1000 Mark auf 4700 Mark. < Durch Steuern sind demnach rund 75 000 Mark für die , Schulkoffe auiznbnngen; auf das 1. Vierteljahr 18 750 Mk., l das sind 60 Prozent mehr al« Vorjahr. Ein Gesuch des früheren Lehrer Günther um Gewährung der ihm zustehenden : Teuerungszulagen wurde unter der Voraussetzung bewilligt, i daß der Staat zwei Drittel der Summe anteilig trägt. - Ein Gesuch des Lehrers Beaer um Erstattung des Fahr geldes nach Dresden zum Besuch eines Kursus fand Ge- ! nehmiaung. Das Ortsgesetz über die Vereinigung mit Cunnersdorf brachte der Vorsitzende zur Verlesung. Ueber eine Mitteilung die Einrichtung von Mädchenfortbildungs schulen betr. wurde kein Beschluß gefaßt. Herr Schuldirektor Endler machte darauf aufmerksam, daß tuberkulöse und stark unterernährte Kinder in der Schweiz Aufenthalt finden können. Ueber eine in Nr. 143 der „Ottendorfer Zeitung" veröffentlichte Mitteilung des Krrchenvorstandes entspann sich eine längere Auseinandersetzung, in der festgelegt wurde, daß in Kürze Gelegenheit geboten werden sollte, daß sich unsere Einwohner in einer öffentlichen Versammlung über die Frage des Religionsunterrichts in der Schule, wie über die Religion im Allgemeinen Aufklärung finden sollen. — Von den für die Amtshauptmannschaft Dresden-N- einschließlich der Stadt Radeberg auf die vom 23. November bis 20. Dezember 1919 ausgegebenen Nährmittelkarten werden beliefert: Abschnitt 29 dec gelben Karte mit V- Pfund Reis, Abschnitt 29 der roten Karte L mit L Piund Reis. Abschnitt 29 der grünen Karte L mit Vi Pfund Reis, Abschnitt 29 der blauen Karte v mit Vs Pfund Reis. Die Anmeldung für diese Belieferung hat fettens der Verbraucher spätestens bis zum 10 Dezember m ein m Kleinhanoelsgeschäft zu erfolgen. — Das Stollenbacken. Wie verlautet, soll das vor Jahren verhängte Stollenbackverbot in Sachsen in den nächsten Lagen aufgehoben werden, allerdings soweit das Backen zu Hause in Frage kommt. Den Bäckern bleibt das Stollenbacken nach wie vor verboten, ebenso wie mit ge- wiffen Ausnahmen das Kuchenbacken. — Daß das Backver bot für die Bäcker aufrecht erhalten bleibt ist unverständlich Das Backen der Hausfrauen wnd erlaubt, diese dürfen dazu i extta viele Kohlen im Ofen verbrauchen, wo doch mit Kühlen äußerste Sparsamkeit gehalten werden sollte, bei den Bäckern aber bleibt der nach dem Herausnehmen der Brote noch völlig heiße Backofen leer, weil für ihn das Bockverbot be steht. Bei den Bäckern verfliegt die Hitze unaenützt, während bei der Bäckerei in Haushaltungen Kohlen vergeude! werden! Wo ist da der Sinn für das praktifche Bedürfnis? — Kunsthonig-Verteilung. Auf Grund der Bekannt machung vom 29 Januar 1919 werden in der Amtshaupt- mannschaft D esmn-Neustadt einschl. der Stadt Radeberg A schnut 38 der weißen B otausstrickkatte mit 250 Gramm Kunsthonig, Abschnitt 38 der rosaen BrotaufunchkaNe mit 125 Gramm Kunnhonig beliefert Die' Anmeldung für diese Belieferung hat seitens der Verbraucher bis zum 10. Dezember dss. Js. in einem Kleinhandelsgeschäft zu erfolgen. — Der Depotzwang. Im Anschluß an unsere Mi-t Leitung über den Depvtzwang wiederholen wir — um allen Zweifeln zu begegnen — daß nur inländische Wertpapiere entweder bei einer Bunk, Sporkaffe oder dergl. hinterlegt oder dem zuständigen Finanzamts d. h. in Sachsen der Bezirkssteuereinahme des Wohnsitzes augezeigt werden muffen. Natürlich kann auch nur ein Teil hinterlegt und der andere Teil, den man in Selbstverwaltung behält, dem Finanzamte ustge^igl werden. Das Finanzamt erhält von den hinter ¬ legten Wertpapieren ohnehin durch die fortlaufenden Mel dungen der Banken und Sparkaffen Kenntnis. Weiter muß die Hinterlegung und Anmeldung nicht gerade im Dezember bewirkt werden, namentlich von Papieren mit Apriljinsen nicht. Wer nicht hinterlegt oder nicht anmeldet, erhält seine Coupons eben nicht eingelöst; holt er Hintertegung und An- Meldung erst später nach, vielleicht erst nach dem 1. April 1920 so verzögert sich naturgemäß die Einlösung, denn nur die Zinsscheine hinterlegter und angemeldeter Stücke werden ein gelöst. Dresden. Am Sonntag früh wurde in der Küche ihrer Wohnung, Würzburger Straße 58, die 50 Jahre alte Klempnersehefrau G. tot aufgefunden. Nachdem von ihr für ihren verreisenden Ehemann in zeitiger Morgenstunde noch auf dem Gaskocher der Kaffee zubereitet worden war, hatte sie sich nach dessen Weggang in der Küche auf ein Sofa schlafen gelegt. Aus einer schadhaften Muffe waren unterdessen Leuchtgase entwichen, die ihren Tod herbeigesührt hatten. Dohna. In einer gemiinsamen Sistung der Ge- weinderäte von Dohna, Gommern Heidenau und Mügeln wurde eine grundsätzliche Entschließung über die Verenigung zu einer Gemeinde zum Beginn des neuen Rechnungsjahre» am 1. April 1920 herbeigesührt. Dohna will sich erst in der kommenden Woche endgültig entscheiden, die Gemeinden Gommern Heidenau und Mügeln, die zusammen etwa 15000 Einwohner zählen, haben ihre Vereinigung grund sätzlich beschlossen. Wenn sich Dohna anschließt, würde der neue Ort mehr als 19000 Einwohner haben. Pirna. Ein hoffnungsvoller Bursche ist der Schmiede lehrling Kurt Erich Huhn, der sich vor der vierten Straf kammer zu verantworten hatte. Er war bei dem Schmiede- meister Herzog in Goes in der Lehre. Seit Frühjahr hat Huhn seinem Meister nach und nach etwa 350 Mk. gestohlen, sowie eine Anzabl Brotscheine. Das Geld verausgabte er in Kinos, für Schundromane und auf Tanzsälen. Al der Meister hinter diese Diebstähle kam, lief Huhn au» der Lehre und nächtigte in einem in der Nähe des Pirnaer Artillerieschießplatzes als Unterkunft stehenden Eisenbahn wagen. Von dort aus unternahm Huhn seine Diebereien. Eine Reihe Einbrüche hat er vollführt und große Summen u. a. m. erbeutet; auch mit Dolchstichen einen alten Mann schwer verletzt. Das Gericht verurteilte den jugendlichen gefährlichen Einbrecher zu 1 Jahr drei Monaten Gefängnis unter Zubilligung mildernder Umstände. Penig. Ein schweres Automobilunglück ereignete sich unweit des Ortes Langenleuba-Oberhain, wobei der Chauffeur eines Chemnitzer Autos sein Leben einbüßte, während die Insassen, zwei Herren, mit dem Schrecken davonkammen. Falkenstein. In dem Konkursverfahren über da» Vermögen des Bauunternehmer« Horst Theodor Richard Funke beträgt der verfügbare Massebestand 1915,54 Mark. Hiervon sind die gerichtlichen Kosten des Verfahren» und die Vergütung an die Gläubigerausschußmitglieder in Abzug zu dringen. Zu berücksichtigen sind dagegen 118 590,99 Mk. vorrechtliche Forderungen. Ds dürften sonach die Gläubiger mit der hohen Forderung von beinahe 120000 Mk. ziemlich leer ausgehen. Klingenthal. Ein falscher „amerikanischer Wohl täter" hat hier als angeblicher Abgesandter der Hoover- Kommission große Mengen Lebensmittel, Kleidungsstücke und Schuhwaren, auch Kohlen in Aussicht gestellt und die ärmsten Kinder der hiesigen Schule im Bahnhofs-Hotel, wo er wohnte, freigebig bewirtet, ohne zu bezahlen. Do er sich als Oberleutnant Dr. Streffy legitimierte und beglaubigte Reisepapiere vorlegte, auch fließend englisch sprach, ver- mutete niemand in ihm einen Schwindler. Die Polizei im böhmischen Grenzorte Graslitz fahndete aber schon länger aus den „Amerikaner" und es gelang, ihn in Markhausen : zu verhaften. Man stellte in ihm den den tschecho- i slowakischen Deserteur namens Svvwod fest. Die große Scherr unserer elenden Krüppel, Siechen, Idioten (1000) bittet in diesem Jahre besonders herzlich, ihrer zum Weihnachtsfest in barmherziger Liebe zu gedenken. Gesegnet jede milde Hand! Freundliche Spenoen nimmt dankbarst entgegen Z>r.K. Ara«« Superintendent, Vorstand der Krüvpelhäufer Angervurg Ostpr. (Postschk. Königsb. 2423).