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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Die »Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens- (j tag, Donnerstag und Sonnabend. U Bezugs-Preis: Vierteljährlich 1,80 Mark, (j bei Zustellung durch die Boten 2,— Mark. 2m Falle höherer Gewalt sKrieg od. sonst, el ugendwelcher Störungen des Betriebes der ti Zeitung, der Lieferanten od. d. Beförderung?- I Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- st !vwch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung od.aufRückzahlungd.Bezugspreises, ls Anzeigen - Preis : Die kleingespaltene Zeil« oder deren Raum wird mit 25 Pfg-, a«f der ersten Seite mit 50 Pfg. berechnet. Anzeigen werden an den Erscheinungstagea bis spätestens vormittags 10 Uhr in die Geschäftsstelle erbeten. Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wen» der Anzeigen-Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder wenn der Auftraggeber in Kontur« gerät. Nummer 55 Sonntag, den 11. Mai 1919 18. Jahrgang. ^rnsprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 3f. Postscheck-Aonto: Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck und vertag: Hermann Rühle, Groß-Gkrilla Die Entscheidung der Reichs» egiernng. Das Kabinett hat sich in viclstündiaer Sitzung mit : M F-iedensvertragsentwurf der Entente beschäftigt, Jo- stiullionen für die Pariser Delegierten festgelcgt und sich W einstimmig aus eine Richtlinie eingestellt. Das deutsche Volk hat die Waffen niedergelegt unter ^rlaß auf die 14 Punkte Wilsons, und nur die Tatsache, R unsere Gegner sich bereit gesunden hatten, sich in diese- MUndlaqe mit unS einig zu erklären, hat uns dazu gefühlt. Nir sind betrogen worden, wie der uns vorgelegte VertragS- ^vmf zeigt, der einen Frieden einleiten soll, der das Un- ^glichste in Form und Inhalt eines Friedens darstellt, er je einem Volke zugemutet worden ist. Die Amschheitsgeschichle kennt nur zwei ähnliche Beispiele: den mieden von Tilsit und die Maßregeln, die die Römer gegen A Karthager angewendet haben. Weit über zweieinhalb Millionen Deutsche sollen an das neue polnische Reich fallen im ganzen würden weit über fünf Millionen Deutsche ihrem Vaterlande abgetrcnnt werden. Der FriedenSveitrag trägt deutlich die Spuren seiner Reber. Alles, was Gebietsabtretungen anbelangt, ist auf Rechnung Frankreichs zu stellen und alle wirtschaftlichen Manglsiations-Maßnahmen sind englischen Ursprungs für linier. Ein Volk von der Natur des deutschen bleibt auch im ^end stark und ist ein Faktor, mit dem die ganze Wett ' "nmer rechnen muh. Legt man uns Ketten an, so werden Ketten gesprengt werben. Was uns jetzt nollul, »st die Rheil zwischen Regierung, Nationalversammlung und Volk, stärker diese Einheitsfront rst, um so stärker ist der Rück- den unsere Delegation ui Le saill s ha', die heute in verzweifelten L' ge gegen eme Well allein kämpft. Sie des Bewuhtseln haben, daß hinter ihr ein einiger i Nille von 60 Millionen steht. Wil müssen uns jetzt Maß ^eln überlegen, daß wir zu einem anderen Ende kommen, dieser Schandoertrag es vorsieht. > Die Ansicht der Regierung, wie sie in der Kabinetts- Mg zutage getreten und im Friedensausschus von allen Mieten einschließlich der Unabhängigen gebilligt worden f!- hl die, daß dieser Vertrag „unerträglich und unerfüllbar" ! uns ist. Das Ausland weiß nun, daß ,ein Wille durch > Pariuen geht und daß sich das Volk aufbäuml, wenn ^elwas Derartiges zugemmet wird. Reue,res vom Tage. j— Das Ministerium des Innern veröffentlicht folgen e ^"-inmmachung: z. Um vem Gefühle bitterster Enttäuschung uno tiesster Allner Ausdruck zu geben, die durch die Bekanntgabe der ERensbedingungen unserer Feinde über das ganze deutsche s gekommen ist, wuo hiermit auf Anregung der Reichs- ! i^rung für das gan^e Land ungeordnet, daß alle öffenl- und nichlöffentlrchen Lugdarkellen m der Zeil »om 11. bis mit 17. dieses Monats s Unterbleiben haben. jo In oen Theatern und Lichtspielhäusern dürfen während Zeit nur solche Darstellungen geboten werden, die dem RK der gegenwärtigen Zeit entsprechen. , Von der nationalen Würde des gesamten Volkes darf Miet werden, baß es sich dem Verbot freiwillig fügen Sollten gleichwohl in Ausnahmefallen Zuwiderhanv- erfolgen, so wird hiermit für die Veranstalter, Leiter Teilnehmer der Lustbarkellen Bestramng mir Geldstrafe 150 Mark ooer entsprechende Haft angeüroht. Vitt Üvelgangrfchutgesey »ür Sachen. : Der GesetzgebungSausschuß der Volkskammer hat in j ätzten Tagen vas Uebergangsschutgefetz beraten. Das o llebnls dieser Arbeit liegl in folgenden els Leitsätzen vor, in der am Mittwoch abgehaltenen Sitzung in zweiter ! Rg angenommen wurden: 1) Die Ueberführung der jetzigen mehrgliedrigen Volks- Me in die allgemeine Volksschule hat in spätestens vier I Mren zu erfolgen 2) Aller Unterricht soll gesinnungsbildend wirken. Re- Wstsunterrlchl wird in der allgemeinen Schule mchl erteilt, «lehr findet in oen letz.en beiden Schulklassen eine sittliche ! Erweisung in wöchentlich zwei Slunoen statt. 3) Die Mädchensortdildungssiyule ist einzuführen. Aus- W kann das Minrslerium in dringenden Füllen Antrag der einzelnen Gemeinden erneu Aufschub ber "«hlllng gestalten. 4) Der FonbildungLschulunterricht soll nur werktags abgebalten werden. 5) Die Ortsschuloufsichl ist in jeder Form aufzuheben. Hilfslehrer unterstehen einer besonderen Fachaufsicht. 6) Die Lehrcrversammlung berät und beschließt über die inneren Angelegenheiten ihrer Schule. 7) Der Schulleiter wird vom Kollegium auf Zeit ewäblt. 8) Bei den einzelnen Bezirksschulinspektionen sind Bezirksschulräte einzuführen, die gemeinsam mit dem Bezirks- schulinspektor die Schulfragen des Bezirks beraten. 9) Der Schulvorstand setzt sich zusammen zur Hälfte aus Gemeindevertretern, zu einem Viertel aus Eltern, die ihre Kinder in die Schule schicken, und zu einem Viertel aus Lehrern. Reicht die Zahl der Lehrer nicht aus, so findet Ergänzung aus der Elternschaft statt. Die bisher gültige Bestimmung, daß ein Lehrer nicht Vorsitzender des Schulvorstandes sein darf, ist aufzuheben. 10) An allen Schalen sollen Schulpflegschaften einge richtet werden. Sie werden aus dem Schulleiter, aus Lehrern und aus Vertretern von Eltern der die Schule be suchenden Kinder zusammengesetzt. 11) Dem Lehrer sind auf Wunsch auch zurückliegende Personal- und Disziplinarakten zur etwaigen Einsichtnahme vorzulegen. Endlich sand Annahme, daß die Beseitigung der bisher geforderten V Erkenntnisse in Latein und Klaviersviel bei Aufnahme der Schüler in das Seminar und die Einrichtung oon Schülerräten in Seminaren in Klassen 1 bis 6 auf dem Verordnungswege geregelt werden sollen. Die Aenderung der Wahlfähigkeitsvrüiung und Durchführung der Abschluß kurse ist dem Ministerium als Wunsch übermittelt worden. LertlicheG und Sächsisches. (Vttmdorf.Dkrilla, w- Mai Wy — Abschnitt 12 der weißen und roten Brotaufstrichkarte wird mit 250 gr Gemüsekonserven beliefert. (W. M) Die Fettversorgung der Zuschußgebiete stößt m diesen Monaten auf besondere Schwierigkeiten. Denn bei der schlechten Futterernte des Vorjahres vermochte die Reichsstelle für Speisefette im letzten Sommer keine genügende Menge inländische Butter auszustapeln, um davon den Fehlbedarf in der jetzigen Zeit der geringsten Butiererzeuaung decken zu können. Daher muß in den Zuicbuß' ezüken Sachsens im Mai zur Aufrechterhaltung der F lt at on de ,n größerer Teil in Margarine gegeben - den, uo: n: r der kleinere Teil der Monatskopfmenge kann in Bmter verabfolgt werden. Außerdem kann die Reichsstelle für Speisefette fast nur noch ausländische Butter zur Verfügung stellen, die sie zu außerordentlich hohen Preisen erwe-ben mußte. Der Kleinverkaufspreis für Butter erhöht sich deshalb gemäß der Preisbemefsung der Reichs stelle für Speisefette für Mai in den Zuschußverbänden leider bis um 1 Mark für das Pfund gegen den Vormonat. Für die folgenden Monate steht jedoch eine Aufbesserung ver Menge und eine Senkung des Preises der zugewiesenen Butler zu erhoffen. — Nach dem Bericht aus Rotterdam steht unsere Fettversorgung ungemein traurig aus. Auf dem Weltmärkte sei Fett augenblicklich überhaupt nicht zu haben. Auch unsere Gegner hätten die Vorräte, die ihnen zur Ver fügung stehen, weit überschätzt, sodaß man sich mit dem Gedanken vertraut machen müsse, daß wir auf erhebliche Einfuhren von Schmalz und Fett kaum zu rechnen haben werden Etwas günstiger liege die Versorgung mit Speck, obwohl man sich auch hier kernen übertriebenen Hoffnungen hingeben darf. Der erste Betrag des Brüsseler Abkommens über 30 000 Tonnen Speck ist jetzt an Deutschland geliefert worden und man hofft, eine ebenso große Menge Speck auch für die nächsten Lieferungen zu erhalten. — Lokal-Erfindungs-Schau vom Patentbüro Krueger Dresden-A. Horst Steudel, Kamenz; Motorrad mit federnd abgestützlem und durch Streben mit dem Motor verbundenem Hinterrade. (Gm.) — Firma Rich. Paufler, Großröhrsdorf; Pumpe für schlammige Flüssigkeiten, insbes. Jauche. (Gm.) — August Georg Eichler, Mittel-Ebersbach bei Radeburg; Aufhängevorrichtung für Obstpflückkörbe. (Gm.) Dresden. Donnerstag abend kurz nach 9 Uhr kam es zu einem Auflaus auf dem Postplatz, als aus einem Lokal ein betrunkener Manu gewiesen worden war. Er ließ Höhnische Bemerkungen über eine vorübergehende Patrouille der^Landesschutzen fallen. Es entstand ein Auflauf, der von Minute zu Minute wuchs. Plötzlich fiel ein Schuß, der durch die Scheiben eines vorüberfahrenden Wagens der Linie 22 ging. Die darin sitzende Lebrersfrau Baumann aus Burgk im Plauenschen Grunde wurde durch die Splitter der Scheiben verletzt und in einer benachbarten Unfallwache verbunden. Mit einem Kraftwagen wurden 40 Landes- ichützen herbeigeholt, denen es nach kurzer Zeit gelang, die Menge zu zerstreuen. — Zur Auffindung der Leiche Neurings meldet da» Meißner Tageblatt: Die Leiche Neurings wurde vorgestern nachmittag durch den Fährmeister Thiele aus der Elbe ge landet. Kurz nach der Bergung trafen von der Kommandantur Dresden zwei Beamten ein, die den Leichnam als den Neurings feststellten. Die Leiche wies an der linken Hand und anderen Körperstellen Schußverletzungen auf, auch fehlte die obere Kopfhülfte mit dem Gehirn. Auch diese Ver stümmelung ist wahrscheinlich durch einen Kopfschuß hervor, aerufen worden. Die Leiche wurde noch am Abend in einem Lastauto unter militärischer Bedeckung dem Gerichte am Münchner Platz zur Obduktion zugeführt. Grimma. Seit acht Tagen wird der Ort Altenhain im hiesigen Bezirk durch Räuber in Aufregung und Schrecken gehalten. In der Freitagnacht wurde die Windmühle, die zehn Minuten vom Orte abgelegen ist, von 7 im Auto ge kommenen Männern überfallen. Der Besitzer, Fleischhammer, wurde von den bewaffneten und zunächst maskiert auf tretenden Verbrechern gezwungen, ihnen bei der Streife im Hause zu leuchten, während Frau Fleischhammer durch einen drohend gegen sie gerichteten Revolver von Hilferufen abge« halten wurde. Zwei volle Stunden hielten sich die frechen Gesellen in der Windmühle auf, stahlen Fleisch und Wurst, Kleidungsstücke, Bettwäche usw., aßen gemütlich von der Wurst, die, wie sie dem Besitzer versicherten, gut schmeckte und verabschiedeten sich dann höhnisch mit dem Wunsche von dem Bestohlenen, sie möchten die Nacht noch gut schlafen. — In der Montagnacht brachen in demselben Orte drei Mann bei dem Gastwirt Otto Fröhlich ein und schlachteten drei Ziegen und vier Hühner ab. Die Verbrecher mußten aber, da auf Hilferufe Leute herbeieilten, unter Zurücklassung ihrer Beute flüchten. — In der Dienstagnacht erschienen wieder 7—8 Mann in Altenbain, wovon drei wieder in der Windmühle einzu brechen versuchten, während die anderen wahrscheinlich im Orte selbst einen Einbruch vorhatten. Durch die lauten Hilferufe der Frau Fleischhammer wurde aber das Dorf alarmiert und die Räuber an der Ausführung ihrer Pläne verhindert. Sie flohen, nachdem sie einen Schuß, jedenfalls ein verabredetes Signal, abgegeben hatten, zu ihrem in der Nähe hallenden Auto und entkamen damit. Die Spur des Autos führte nach Grimma. — Ein paar Tage vor diesen Uebersällen war auch bei der Gutsbesitzerin verw. Leßig in Altenhain eingebrochen und ein Pferd mit Wagen nebst Schwein gestohlen worden. Das Pferd versuchten die Spitzbuben in Leipzig zu ver kaufen, verrieten aber dabei durch den geforderten billigen Preis, daß das Pferd kein rechtmäßiger Besitz war. E» konnte der Bestohlenen aber dadurch wieder zugeführt werden. Leipzig. In der Nacht zum 7. Mai wurde in den Deutschen Flugzeugwerken Großzschocher fünf Sckweine an Ort und Stelle abgeschlachtet und gestohlen. Die Blut spuren hörten in den in der Nähe gelegenen Meyer'schen Häusern auf. Durch das entschlossene Eingreifen de» Inspektors Weise wurde die Diebesbande am Morgen gegen 4 Uhr beim Austeilen der Beute in einer Wohnung der Meyer'ichen Häuser überrascht und festgenommen. Sie j sind der Staatsanwaltschaft zugeführt worden. -- Am Mittwochmorgen gegen 7 Uhr ist von einem Passanten am Dammwege am Flutkanal im Revierorte „Beipert" ein Mann beobachtet worden, der eine Frau an scheinend gewürgt, aber dann die Fiucht ergriffen hat. Sofort herzugeholte Polzieibeamte und Organe der Staats anwaltschaft stellten fest, daß sich zweifellos ein Liebesdrama abgespielt harte. Mit einer Schlinge um den Hols fand man eine Frau tot an einem Baumstamms hängend und mit einer Schußwunde im Kopfe vor. Nicht weit davon lag im Grase ein Mann, ebenfalls mit einer Schußwunde am Kopfe, aber noch lebend. Soviel durch dessen Papiere festgestelll werden konnte, handelt es sich um einen 26jährigen Fabrikarbeiter aus Hörselgau und vermutlich um die gleich, altrige Schwester seiner Ehefrau. Beide sind scheinbar nach Uebereinkunft in den Tod gegangen.