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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Die.Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens- . tag, Donnerstag und Sonnabend. st Bezugs-Preis: Vierteljährlich 1,80 Mark, jj bei Zustellung durch die Boten 2,— Mark. 2« Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. N »gendwelcher Störungen des Betriebes der Jeitung, der Lieferanten od. d. Beförderungs- Dnrichtungeni hat der Bezieher keinen An- lj wruch auf Lieferung oder Nachlieferung der U Zeitung od.aufRückzahlungd.Bezugspreises, ti Anzeigen-Preis : Die kleingespaltea» Aeü« oder deren Raum wird mit Ai Pfg., «rs der ersten Seite mit SV Pfg. berechnet. Anzeigen werden an den Erscheinungstaae« dis spätestens vormittags 1ü Uhr in dt« Geschäftsstelle erbeten. Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wenn der Anzeigen-Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder wenn der Auftraggeber in Kontur« gerSt. Hernsprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 3H postscheck-RonLo: Leipzig Nr. 2Y^8. öchriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, Groß-OkriAa Nummer H6 Freitag, den ^8. April ^8. Jahrgang Amtlicher Teil. P o l i z e i st n u d c. Gemäß Ziffer 4 der Bekanntmachung des militärischen Lbcrbetehlshabers über den Belagerungszustand wird die Polizeistunde bis auf weiteres auf 10 Uhr abends festgesetzt. kttevdors-Moritzdorr, am 16. April 1919 Der UßemeindrverstZnd. Neuestes vom Tage. — Nach dem „Berliner Tageblatt" steht die preußische Eisenbahn, wie amtlich mitgeteilt wird, wenn nicht sehr Md wieder eine Zunahme der Förderung der Ruhrkohlen eilltritt, unmittelbar vor der Betriebseinstellung, denn die "Menvorräee der Eisenbahnverwaltungen reichen in den Listen Direktionsbezirken nur noch für 1—2 Tage. . — Am Freitag wird wegen Kohlenmangel voraus- dchtlich der gesamte Eisenbahnbetrieb von und über Frank- zum Stillstand kommen. Der Verkehrsausschuß empfiehlt deshalb, die letzte Rcisegelegenheit am Donners- ^abend zu benützen. — Zweckmäßig werden die Fabriken im Interesse der auswärts wohnenden Albeiter von meitag bis Dienstag die Werke stillegen. Augsburg. Seit 1 Uhr nachmittags ist die direkte Aphonsiche Verbindung von Augsburg nach München Wieder hergestellt. München befindet sich vollständig in der Gewalt der Kommunisten. Die Diktatur des Proletariats H aufgerichtet. Der Kampf um den Hauptbahnhof, der Kit Artillerie, Maschinengewehren, Handgranaten und Minen- welsern ausgefochten wurde, dauerte etwa drei Stunden hatte das Gepräge einer förmlichen Schlacht. Er Äderte etwa 150 Tote und Verwundete und endete mit M Siege der Kommunisten. Die Regierungstruppin wurden entwaffnet. Von einer offenen Gegenbewegung ist "Hts spüren. Die ganze Garnison steht jetzt im Dienste A neuausgerichteten Herrschaft des Proletariats. Die Zahl bewaffneten Ardener ist außerordentlich groß, so daß Kommunisten eine starke Macht hinter sich haben. - — „Daily Telegraph" bestätigt die Nachricht, daß Mita von den Bolschewisten geräumt wurde. Eine offiziöse Mermeldung bezeichnet die Lage der verbündeten Truppen Norden und Süden Rußlands für ausgesprochen kritisch Ae Bolschewisten beabsichtigen, im Rücken der verbündeten puppen Ausständige zu inszenieren. Ueber 60 000 Mann ^Aandstruppen sind in unmittelbarer Gefahr, teils ein- °^lossen, teils ins Meer geworfen zu werden. In Süd- Aland wurde der allgemeine Rückzug auf der ganzen angeordnet. Die Landenge von Perekop wurde auf- ^eben und Sebastopol in Veneioigungszustand gesetzt. Oertliche» und «ächfifches. Vttendorf-Vkrilla, (7. April H— Zu den am Karfreitag im Gasthof zum schwarzen stattftndenden Lichtbüdervorlrag lesen wir rm Geraifchen ^beblait folgendes: Der Gewerbeverein veranstaltete am ' Weihnachtsfeiertag für seine Müglieoer zwei Ltchtblloer- Aüäge im Gcwerbehauie, dre sich beioe eines sehr guten Juches zu erfreuen hatten. Der Nachmittagsvortrag war Kinder bestimmt . . . Der Vortragende, Herr Th. flitzen aus Moritzburg bet Dresden erwies sich dabei als ' z ^zeichneter Kenner des Kinvergemüts; er wußte seine Akbaren Zuhörer auf das angenehmste zu unlerhalten und ? doz Reich der Märchen und Sagen einzuführen. Weiter Mldt die Weinböhlaer Zeitung vom 6. März 1919: An- Mßend an Vie schönen Werte älterer Meister fchiloerte er Mutterschaft von Anbeginn der Zeitrechnung bis zur Gegenwart. Die Tragik der unehelichen Mutter und des Ehelichen Kindes fand dabei gleichfalls eine Herz und innig berührende wirksame Beleuchtung. Der Vor- M zwang durch seine vielen, menschliches Leben und Men berührende Anknüpfungspunkte die Zuhörer ganz in Am Bann, was wohl der gespendete reiche Beifall am Mchgeii offenbarte. - — Der hiesige Ortsverein hat die Gemeinden und Dressierten Vereine an unserer Bahnstrecke zu einer Fahr- MN-Besprechung für Karfreitag nachm. 5 Uhr im Gasthof Hirsch geladen. Neben den G meindebehörden sind unseren Orte der Gewerbeverein, der Hausbesitzerve: ein A das Kartell eingeladen. Die Ottaemwohner, bie , Ache an den Fahrplan haben, möchten diese den nn- A§meu Behörden und Pelemen mitteten. — Marmelade-Verteilung. Auf Grund der Bekannt, machung vom 29. Januar 1919 werden in der Amtshaupt mannschaft Dresden-N. einschließlich der Stadt Radeberg Abschnitt 7 der weißen Brotausstrichkarte mit 250 g Marme lade, Abschnitt 8 der rosaen Brotaufstrichkarte mit 125 g Marmelade beliefert. Die Tanzsteuer soll im Bezirke der Amtshauptmann- schaft Dresden Neustadt bis zu 100°/» erhöht werden. Die Amtshauptmünnschaft wird beim Ministerium des Innern um eine entsprechende Abänderung des Tanzsteuerregulativs naLsuchen, insbesondere deshalb, weil die jetzige geringe Höhe der Steuer keineswegs dazu beigetragen hat, den Besuch der Tanzsäle einzuschränken. Die Tarnvergnügungen haben vielmehr einen bisher nicht beobachteten Umfang an> genommen. Die Steuer hat in den ersten zehn Tagen nach dem Inkrafttreten des Regulativs im Bezirke der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt den ansehnlichen Betrag von 15000 Mark eingebracht. — Unter Bezugnahme auf Ziffer 4 der Bekannt machung des militärischen Oberbefehlshabers über den Be lagerungszustand wird hiermit die Polizeistunde für dm Bezirk der Amtshauptmannichaft Dresden-Neustadt bis auf weiteres auf 10 Uhr abends festgesetzt. — Schlachtverbot für Lämmer. Weibliche Schaflämmer dürfen nach einer Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 10. August 1917, abgedruckt in Nr. 186 der Sächs. Staatszeimng vom 13. August 1917, im Alter bis zu sechs Monaten nicht geschlachtet werden. Ausnahmen von dem Schlachtverbot können, soweit die Schlachtung in folge Krankheit oder anderer ungewöhnlicher Umstände not wendig wird, vom Kommunalverband zugelaffen werden. Es sei daraus hingewiesen, daß dieses Verbot nach wie vor zu recht besteht. (M. I.) Die Ausstellung von Ausweisen zur Ausreise nach den von den Polen besetzten Teilen der Provinz Posen, sowie zur Einreise nach Deutschland für Personen, die in der Provinz Posen beheimatet stad, erfolgt nur noch durch die Zentralpolizeistelle Osten, Frankfurt an der Oder, Kaserne Grenadier-Regiment 8. Dresden. Die ersten Auslandslebensmittel sind soeben hier eingetroffen. Es handelt sich um eine Sendung von 40000 Kilogramm Speck uno 50 000 Kilogramm Schmalz. Der Speck ist trichinenfreie und äußerst wohl schmeckende Ware. Das Schmalz dagegen hat einen üblen Beigeschmack, der sich durch nochmaliges Ausbißen und eine Beimengung von Zwiebeln beseitigen läßt. Ueber den Preis war noch nichts festzustellen. Der Preis wie auch die Art der Verteilung soll erst in einer im Landeslebens mittelamt zusammentretendcn Sitzung festgestellt werden. — Der Streik der Arbeiter und Angestellten in den Glasfabriken Seemens ist beendet. Die Regierung nahm an den Einigungsverhandlungen teil. Die Verhandlungen zeitigten das Eigebnis, vatz der Hauptforderung um Be willigung einer Kletderbeihttfe von 300 Mark entsprochen wurde. Betreffs der weiteren Forderungen um Wechsel in ver Direktion wurde die Erklärung abgegeben, daß er bis zum Jahresschluß erfolgen werde. — Ein schwerer Unfall hat sich Dienstag nachmittag auf dem Neustädter Gülerbahuhof zugetragen. Dort wurde ein Güterwagen, in welchem sich der 38jährige Kutscher Vogt aus Nütewitz mü seinem Pferde befand, beim Rangieren so stark an einem Prellbock angefahren, daß die offene Tür, aus welcher Vogl gerade herausgesehen hatte, zmückichttellte uno den Kopf Vo,fis zerquetschte. Vogt hatte einen Pferdetransport von Königsbrück nach Stauchitz zu leiten und ist Vater von 5 Kindern. Sein Leichnam wurde nach dem S'.-Pauli-Friedhof gebracht. — Bis Montag abeno sind durch den Militächcfehls- haber 42 Verhaftungen unter dem Verdacht der Teilnahme an der Ermordung des Kriegsministers vorgenommen worden. Unter den Verhaftungen befinden sich 13 Perfonen, deren perfönliche Teilnahme an dem Sturm auf dem Kriegs- Ministerium uno der Ermordung des Kriegsmimsters aus drücklich na ogewiesrn ist. In den Häuferu bekannter Kommunisten fi-den Durchsuchungen durch die Militärbehörde statt. Auch ewe Anzahl Russen ist hier aufgegriffen worden. — Von einem Lastauto wurden am Sonnabend nach mittag auf der Hauptfrage zwei spielende Knaben von 14 und 6 Jahre alt, überfahren und einer am Kopf und der andere am Arm schwer beschädigt. Der am meisten ver- ' letzte wurde von einem in der Näde hallenden Auto sofort M em Dresdner Krankenhaus gepraiyu Den orrunglückien geht es verhältnismäßig gut. — Ein dritter Knabe ist seinen Verletzungen, Brandwunden, erlegen. Allein in der Wohnung, war der Junge dem glühenden Ofen zu nahe gekommen, dabei hatten seine Kleider Feuer gefangen. Radeburg. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag voriger Woche wurde im hiesigen Glashütten restaurant in den Hühnerstall eingebrochen und fast alle Hühner abgeschlachtet. Aber ein junger Mann hatte durch die Stille der Nacht Schreie der verendeten Tiere ver nommen und holte einige Männer aus dem Hüttenwerke he> bei, mit denen es gelang, die zwei Diebe noch bei der „Arbeit" zu überraschen. Sie mußten ihre Beute zurück- lasten und wurden am andern Morgen durch Herrn Gendarmeriewachtmeister Lohse hinter Schloß und Riegel gebracht. Bautzen. Das Ende des wendischen Nattonal- ausfchusses, der in den letzten Monaten die Bevölkerung der Oberlausitz in fortwährender Beunruhigung erhielt, scheint nunmehr gekommen zu sein. Der Wendenführer Barth ist mit einer größeren Summe Geldes in das Ausland ge- flüchtet, da ihm die Staatsanwaltschaft auf den Fersen war. Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Bautzen hat eine Durchsuchung der Wohnungen des bekannten wendischen Studienrates Mucke in Bautzen und des Oberlehrers Brühl in Bautzen und Pirna stattgefunden, da beide in dem dringenden Verdacht standen, zu verbotenem Grenzübertritt und zu Verbringen von Schriftstücken in das Ausland an gestiftet zu haben. Diefe Maßnahmen der Staatsanwalt schaft stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Verhaftung des Fleischbeschauers, der in Ebersbach vor einiger Zeit allerhand Schriftstücke und Abbildungen über die Grenze nach Prag zu schmuggeln versucht hat. Die Staatsanwaltschaft wird in Sachen des wendischen National- ausschuffes weitere Schritte unternehmen und es werden in den nächsten Tagen aufsehenerregende Enthüllungen über das Ende des wendischen Nationalausschusses gemacht werden können. — Am Montag früh wurde von einem Arbeiter im Walde zwischen Eutrich und Königswartha die 38 Jahre alte ledige Helene Kschischenk aus Eutritzsch, jetzt in Bautzen wohnhaft, tot aufgefunden. Es scheint Mord vorzuliegen. Die Kschischenk weilte am Sonntag anläßlich der Konfir mation ihrer Tochter bei ihren Eltern. Neustadt. Ein furchtbarer Unglücksfall ereignete sich am Sonntag abend in der Pappenfabrik von Theile. Es war eine Störung in der Beleuchtungsanlage einge treten, die Herr Theile beseitigen wollte. Bei diesen Arbeiten ist er wahrscheinlich ins Getriebe gekommen und furchtbar verstümmelt worden. Sein Kind fand den Vater nur noch als gräßlich verstümmelte Masse vor. Der Bedauernswerte hinterläßt seine Frau mit 11 Kindern. Leipzig. In leichtsinnigster Weise hat ein 21 jähriger Kellner in einem Zeiträume von nur 14 Tagen nicht weniger als 30000 Mark durchgebracht. Jetzt wurde er, nachdem er noch den letzten Rest des Erlöses aus versetzten Wert sachen verbraucht hatte, völlig mittellos von der Polizei aufgegriffen. Dabei gestand der junge Mensch ein, daß er die angegebene hohe Summe bei einem Einbruch vor vier Wochen in Chemnitz erbeutet habe. Schlettau. Eine interessante geschichtliche Ent deckung machten städtische Arbeiter bei den Ausschachtungs arbeiten im Brauhause. Sie stießen auf jenen längst ge suchten unterirdischen Gang, der nach alten Nachrichten das Ktoster Grünhain mit dem hiesigen Schloß verbunden hat und fanden in einer gewölbartigen Ausbuchtung drei Nonnen mumien auf einer auf Silbererz hergestellten Steinbank sitzend. Zwickau. Der Bergarbeilerstreik gilt ab heute für beendet. Die Streikleitung fordert die Arbeiter auf, di« Arbeit wieder aufzunehmen. Sie fordert in dem Aufruf sofortige Auszahlung der Entschuldungsgelder, sofortige Einführung, aber nicht später als am 1. Mai, der 7- Stunden-Schicht, Bezahlung der Streiktage. Eine Maß regelung der im Ausstand gewesenen Arbeiter darf nicht stattfinden. Die Metallarbeiter verharren weiter im Streik. In einem Flugblatt verkünden sie, da weder die Regierung noch der Slaat in der Lage ist, die arbeitende Bevölkerung der Metallindustrie mit Lebensmitteln zu versorgen, daß die Arbeitszeit weiter herabgesetzt wird, und zwar vor läufig auf 7 Stunden täglich unter Gewährung von Lohn ausgleich für die ausfallende Zeit. Weiter fordern die Arbeiter und Arbeiterinnen Bezahlung der Streiktage und ein Eittfchuldungsgeld von 300 Mark, das bis zum 1. Mai ausgejühsi werden muß.