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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schrfftlettung, Druck u. Verlag Herman« NSHle, ONendors-Okrkkkl. M. WU Nummer ^34 Mittwoch, derr 22. November 1922 2^. Jahrgang. »»Pr«i«: Monatlich Wark, rikaag darch die Bote» Mart. I« HSH«r« Sn»aü (Krieg »d. sonst, tchar EtSrnnge» de» DÄrkber der der Lieferanten od. d. Befirdeomg»- WM«ch hat der Berteh« keine» A»- »l 8t«irr«»g »der N-chSrferrurg der Amtlicher Teil. Einzahlung aus Hauskonten für große Jnstandsetzungsarbeiten. Diejenigen HauSbeiitzer, welche die Miete für das laufende Vierteljahr bereits am 1. Oktober d. I. also im voraus erhoben haben, werden hiermit aufgefordert, die Ein zahlung des Betrages für große Jnstandsetzungsarbeiten (65 <>/o der Grundmiete) bis zum 25. dss. MtS. bei der Sparkaffe zu bewirken. Aus die Bekanntmachung vom 30. Oktober d. I. über Führung der Hauskonten wird Bezug genommen. Httendorf-HLriKa, am 15. November 1922. Der Gemeindevorstand. Umlagegetreide. Die zur Abgabe von Umtagegetreide verpflichteten Land wirte werden hiermit aufgefordert, den Nachweis über die Ablieferung des am 15. Oktober d. I. fällig gewesenen ersten Drittels bi« 25. Aovemöer d. A. hier vorzulegen. Httendorf-Hkrilla, den 18. November 1922. Der Gemeindevorftand. Oerrliches -mV Sächsisches. Mtttnd.rf-GkriLa, den 24. November <422. — Kommenden Sonntag, den 26. November (Toten sonntag) veranstaltet der hiesige Turnverein „Jahn" einen Unterhaltungsabend, bestehend aus einem Konzert eines Streichquartetts, turnerische Aufführungen und Theater. Wie gewohnt, wird der Verein bestrebt sein alles aufzu- dteten, sodas auch der Verwöhnte zufriedengestellt werden wird. — Novemberstimmung. Graue Lage ohne Licht und Freude, kalte Regenschauer und nächtliche Fröste, verödete Gärten und Felder — das ist da« Novemberbild. Und über unser Land ziehen wieder schwarze Wolken, die den letzten Hauch von Lebensmut und Lebenswillen zu verscheuchen drohen. In jedem Haushalt spiegelt sich die Stimmung wieder, denn selbst der anspruchsloseste Mensch steht unter der unbarmherzigen Diktatur des Geldes. Was hat ein Berg von bunten Scheinen heute noch zu sagen! Für Augenblicke wundert man sich wvhl, welch ungeheure, nie geahnt« Summen man verdient. Mit einer Fülle von papiernen Mammon in der Tasche blickt man hin und wieder noch in die Vergangenheit, die einem alten Märchen gleicht, und rechnet sich, an damaligen Preisen gemessen, wehmutsvoll au«, was man sich für ein Monatsgehalt von heute einstmals hätte leisten können. Aber das find nur kurze schemenhafte Streifzüge in das deutsche Märchenland vor dem Kriege aus dem wir ohne Gnade und Barmherzig keit vertrieben wurden. Mit unserem „Reichtum" stehen wir hilflos da und müssen den Brotkorb immer höher hängen. Die Krtegskost, die wir überwunden glaubten, ist zurückgrkehrt mit ihrer entkrästigenden Kargheit. Ja, es ist wohl noch schlimmer geworden. Es gibt Familien und alte Einzelpersonen genug, die sich das tägliche Mittagessen ab. gewöhnen mußten, die schon lange weder Fletsch noch Fett kennen, von Milch und Butter und dergleichen unerhörten Luxus ganz zu schweigen. Mit einer Flut von Preise» Höhungen hat uns der November unangenehm überrascht. Fletsch, Butter, Milch, Margarine, Kohlen, Las, Elektrizität und wa« sonst im Haushalt unentbehrlich ist schnellte un glaublich in die Höhe und die Bitte: „Unser täglich Brot gib uns heute" ist angesichts des verdreifachten Preise» fast zum VerzweiflungSschrei geworden. Neuan schaffungen sind längst aus dem häuslichen Etat gestrichen worden, man ist froh, wenn man die lausenden Ausgaben gerade noch erschwingen kann. Auf allen Luxu« kann man ja verzichten, aber es gibt so viel Schöne», das wir lieben das uns zum freundlichen Begleiter und lieben Hausgenossen wurde. Auch da« ist nun gestrichen, der Zwang regiert und fordert seinen Tribut. Nicht einmal der stille Zauber de« häuslichen Kreise« ist ohne Bangen und rechnen zu ge nießen. Die Heizung muß eingeschränkt werden und „bei des Lichts geselliger Flamme" denkt man mit Schrecken an die Rechnungen vom Gas- und Elektrizitätswerk: Doch auch bedenkliche seelische Nachwirkungen hat die grauenhaste Geld entwertung. Die Standhasteu, die Hoffnung-freudigen, die auch in bitterster Not den Mut nicht verlieren, find heute zu zählen. Die meisten leben in Gleichgültigkeit, durch die dumpfe Not erzeugt, dahin, für sie gibt es kaum noch U-berraschungen. Wohl dem, der auch in diesen trüben Novembertagen noch ein höheres Leben kennt und auch in der Not seine Menschenwürde, seinen Stolz und seinen Glauben sich bewahrt hat. Dresden. Bei der am Sonnabend stattgefundenen Demonstration kam e« in Nachmittagstunden zu Plünderungen. In dem Hause Bismarckplatz 12 schlug man die beiden Schaufensterscheiben der Konditorei Sander ein. Die Schau- fenstereinbaulev wurden zertrümmert, die Gardinen und die Dekorationsstoffe herabgertssen, Brötchen, Kuchen und Kognak- mitgenommen. Der Schaden beläuft sich auf weit über eine Million Mark, allein die beiden Schaufensterscheiben kosten ungefähr 300000 Mark. Im Schneidereigeschäft von Hengehold ebenda wurde da» eiserne Schutzgitter lo«- gewuchtet die Scheiben einaeschlagen und das Geschäft voll ständig ausgeplündert. 3000 Meter Kleiderstoffe, 8000 Meter Futterstoffe, 800 bis 1000 Meter Seide wurden geraubt. Als die Plünderung beendet, kam die Sipo und die Menge stob auseinander, sammelte sich dann wieder und versuchte am Postplatz in das Palast-Hotel W-ber nach Zertrümmerung der Glastür zur Palastkonditorei rinzudringen. Eintreffende blaue und grüne Polizei besetzte den Eingang und nahm einige Demonstranten fest. Die Lage war hier zeitweise kritisch In der Annenstraße wendete sich ein Trupp gegen ein Konfektionsgeschäft in der Nähe der Annenkirche und ein Schokoladengeschäft da« völlig auigeplündert wurde. Nach 4 Uhr kam es auch zu Plünderungen auf dem Altmarkt. Sechs große Fensterscheiben der Firma Adolpf Renner wurden in Trümmer geschlagen und dann die Auslagen fortgeschlevpt. Der angerichtete Schaden ist ebenfalls sehr beträchtlich. Gegen 5 Uhr kam es aus dem Poppitz zu neuen Zusammenrottungen. Kurz zuvor war nämlich auf der Rosentzraße das Kolonialwarengeschäft von Hittelsmann geplündert worden. Mehrere Plünderer wurden hier von der Polizei, die in Lastautos eintraf, festgenommen. Auch hier war die Lage einige Zeit gespannt. Während dieser Zeit war auch anderwärts geplündert worden. So wurde auf der Permoserstraßr ein Bäckerladen, auf der Lindenaustraße und der Pillnitzerüraße, Ecke Eliasstraße je ein GesLäft geplündert worden. Aus der Ostraallee versuchte ein Trupp in das Lebensmitteln schäft von Moritz H nnig u. Co. zu dringen. Da» Drahtgtttcr zur Ladentür war bereits zerschnitten als noch rechtzeitig Polizei erschien und die Plünderung ver hinderte. Ein Zug bewegte sich in der siebenten Stunde von der Wilsdruffer Straße her am Altmarkt vorbei durch die Seestraße und marschierte unter dem Gesang der Inter- nationale die Prager Straße entlang noch dem Europäischen Hof. Von der Christianstrahe her erschien aber rechtzeitig Polizei und sicherte den Eingang. In Trupps zerstreuten sich dort die Ansammlungen. — Auch am Montag kam es in der Stadt mehrfach zu Ansammlungen, die jedoch von blauer und grüner Polizei, die zahlreich aufgeboten war, jeweils rasch zerstreut wurden. Polizei ritt auch durch die Straßen und wurde auf Last automobilen nach Punkten, wo sie nötig zu sein schien, transportiert. Die Läden der ganzen inneren Stadt waren gestern zum größten Teil den ganzen Tag über ge-- schloffen. Radeburg. Am 17. d. M. konnte die altrenomierte im In- und Auslande durch ihre Erzeugnisse bestens be kannte Firma Moritz Mitscherling«, Backofenplatten und Chamottestein-Fabrik, auf ein 50jährtgeS Bestehen zurück blicken Bad Gottleuba. Umfangreiche Diebstähle sind in letzter Zeit verübt worden. Au« dem Lagerraum eines hiesigen Tischlermeisters wurden wertvolle Spiegelgläser und Glasscheiben von ganz erheblichem Wert gestohlen. Für die Wiedererlangung der gestohlenen Sachen oder Namhaft machung der Diebe ist eine Belohnung von 20000 Mar ausgesetzt worden. Neustadt. Feueralarm schreckte unsere Einwohner- schäft Mittwoch nacht V, 12 Uhr au« der Ruhe. Ein Decken brand war im Sparkaffenztmmer de« Rathause« au-gebrochen der seine Ursache wahrscheinlich in glimmenden Balken an der Effenseite zu suchen hatte. Eine ungewöhnlich starke Rauchentwicklung erschwerte die Rettungsarbeiten der Feuer- wehren ungemein. Auch auswärtige Feuerwehren waren zur Hilfeleistung erschienen. Der Brand konnte bald gelöscht werden durch vorheriges Aufhackeu der Dielen. Gin- richtungsgegenstände find nicht beschädigt worden, trotzdem ist der angerichtete Schaden ganz bedeutend und sehr leicht konnte das altertümliche schöne Rathaus ganz dem ver heerenden Element zum Opfer fallen. Neusalza-Spremberg, Beim Paschen von zwanzig Stückchen Butter und zwei Flaschen Lckör wurde fier ein Gutsbesitzer abgefangen. Bet der Personalseststellung konnte er die Flucht ergreifen, da gerade in diesem Augen blick der elektrische Strom versagte. Neugersdorf. Zu Grenzschießereien kam e« hier in der Nähe de» Steiubruchs aus der Hutung. Dort werden die nach Böhmen hinüberführenden Wald- und Feld wege allnächtlich stark von Paschern begangen. Eine Grenz- ireife stieß auf eine Schmugglerbaude und eröffnete, da sie auf Anrufen nicht hörte, auf diese das Feuer, das von den Schmugglern erwidert wurde. Bon den etwa acht Personen onnten vier verhaftet «erden. Man fand bei ihnen Fleisch, Rosinen und allerlei Lebensmittel, die in großen Mengen geschmuggelt werden sollten. Da« lebhafte Feuergefecht hatte finen großen Menschenauflauf zu nächtlicher Stunde oerur- acht. Geyer. Die Emaillefabrik Firma E. Loui« Scheit- sauer hier ist durch einen ihrer Lagerhalter um etwa andert halb Millionen Mark geschädigt worden. Der ungetreue Angestellte entwendete nach und nach größer« Posten Zink- und Kobaltpräparate, die er, um die Entdeckung der Dieb- iähle zu verhüten, durch andere, minderwertige Stoffe er- etzte. Jetzt ist er endlich gelungen, die raffinierten Dieb- iähle aufzudecken und den Täter zu überführen, al» er ge- rade wieder ein Faß mit Ztukoxyd an einen seiner Hehler abschicken wollte. Oberfrohna. Bo» einem insolge der Glätt» tu» Kutschen grkommenen Transportauto wurde ein junge« Mädchen gegen einen eisernen Zaun gedrückt und sofort getötet. O.berschlema. Die hiesigen Bewohner werden durch angedrohte und au-gesührte Einbrüche und Brände stark beunruhigt, so daß die Schutzmannschaft und Gendarmen verstärkt werden mußten. Drei Gutsbesitzer erhielten Brand briefe und drei Hofhunde wurden vergiftet. Ein im Wötzel- chen Gute angelegter Brand gelang nicht, da schnelle Hilfe zur Stelle war und nur ein Teil des Stalles vernichtet wurde; bei Gutsbesitzer Matthes sielen Einbrechern Wäfche- vorräte im Werte von 150000 Mark in die Hände. Zwei unbekannte Männer schlugen am hiesigen Gemeindeamt« einen Wachtmeister, der sie anhalten wollte, nieder, und entflohen. Zwickau. Der Friedhofsausschub hat beschlossen, den vom Frtedhofsoerwalter Alfred Zetzsche konstruierten Einheit«- sarg für die hiesigen Friedhöfe einzuführen. Der Jnueusarg in dem die Leiche ruht, besteht nur au« einem Holzbrett, die Sargdecke ist aur fester Papp«. Dieser Jnnensarg findet in ein«« Dauersarge, dem Einheit-sarge, Aufnahme. Nach Einlafsen dieses Sarges in die Gruft gleitet der Jnnensarg ohne jede Erschütterung auf den Erdboden. Der Jnnensarg ist jetzt für etwa 1500— 2000 Mark herzustellen. Mrcheuuachrichte«. Bußtag, den 22. November 1922. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdtenst mit anschl. Abendmahl. Abend« 5 Uhr Abendmahlsfeter des. für die Jugend. Dresdner Schlachtviehmarkt. 20. November 1922. Auftrieb: 226 Ochsen, 210 Bullen, 501 Kalben und Kühe, 789 Kälber, 350 Schafe, 1530 Schwein«. Ochsen Lebeudgew. 8000—24000, Schlachtgew. 42725 Bullen Lebendgew. 8000—22000, Schlachtgew. 36225 Kalben u. Kühe Lebdgew. 7000—24000, Schlge. 42725 Kälber Lebeudgew. 20000—29000, Schlachtgew. 45975 Schafe Lebendgew. 8000—21000, Schlachtgew. 41000 Schweine Lebeudgew 28000—57700, Schlachtg. 64375 sowie o'.Ie Hrten von isautunreiniFkoiten, i?::utau55Lk!8^en, wie Klüt- eben, ^ire>505, usv. versckwinäen ciurck tag!. Lebrauck 6er eckten - ^LsrrcklvekÄ.- von » Lo , Ld«r»u ru k»d«».