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— Bericht über die Tätigkeit des Landespreisamies in der Zeit vom 19, Oktober bis 1. November 1919. Es wurden auf Schleichhandel und Hamsteroerkehr mit Kartoffeln verschärfte Kontrollen unter Beteiligung der Mitglieder einzelner UeberwachungSausschüsse, sowie unter Zuziehung der Mannschaften der Heerespolizet vorgenommen. Insbesondere wurden Bahnhöfe nebst ihren Zufahrtsstraßen sowie den Hauptzufuhrsstraßen nachder Stadt Dresden kontrolliert. Die Namen der des Preiswuchers verdächtigen Personen wurden festgestellt, vorgefundene Vorräte (darunter etwa 400 Zentner Kartoffeln) beschlagnahmt. Auf dem Hauptbahnhofe Leipzig wurden Schiebungen mit Gerstenmehl und Kunsthonig (waggonweise) festgestellt. Die Kartoffel kontrollen werden auf noch breiteren Grundlagen fortgesetzt und auf alle Landesterle ausgedehnt. Es fanden ferner Revisionen statt von Viehställen (insbesondere unter Nach prüfung der Vichlisten), Fleischereien, Oelmühlen, Mehl- müülen, Schokolodengeschäften. Eine Anzahl von Tieren wu de als nicht zur Viehliste gemeldet oorgefunden, einzelne Vwhstücke wurden beschlagnahmt, außerdem wurden Vorräte von Leinkuchen, Lrinöl, Brotgetreide und Kleie beschlag nahm:, die der Allgemeinheit entzogen worden waren. Es wurden im ganzen 20 Strafanzeigen erstattet, darunter 12 wegen Schleichhandels mit Lebensmittel. — „Oberlausitzer Heimatzeitung", Blätter für Heimat kunde, -Geschichte, -Kunst, -Literatur. Von dem ernsten Benreben ausgehend, Heimatliche zu erwecken und bestimmt durch die Ueberzeugung, daß die Quelle zur Wiedergenesung unseres Volkes in r-rtiefter Heimatliebc zu suchen ist, ist am 1. Oktober von dem Verlag Alwin Marx, Reichenau i. Sa., diese aller 14 Tage erscheinende Zeitung ins Leben gerufen worden. Geschichte und Volkskunde der Lausitzer Landschaft, Erzählungen und Gedichte, heimatliche Sagen und Märchen, Abhandlungen über Kunst und Literatur sollen in ihr eme Heimstätte erhalten. Besonders wird auch da« Mundartliche in Poesie und Prosa gepflegt werden Als Mitarbeiter sind beliebte und bekannte Schriftsteller unserer Lausitz gewonnen worden, doch werden alle, die an ihrer Heunm hängen aufgerufen, mit Hand anzulegen an dem Werke, dami: dieses auch die große und wichtige Aufgabe erfüllen kann. Wenn die „Oberlausitzer Heimatzeitung" solchergestalt mit beitragen könnte am Aufbau unseres deutschen Vaterlandes — ein Wunsch, der jedem Lausitzer am Herzen liegen muß —, wenn es gelingen sollte, solche, die jetzt vergrämt verärgert beiseite stehen, mit neuem Mut zu beseelen und sie mit fröhlichem Geiste zu erfüllen, der rhnen die Heimat lieb macht, dann wird die Heimatzeitung das Ziel schnell erreichen. Der Bezugspreis der Oberlausitzer Heimatzeitung beträgt vierteljährlich einschließlich freier Zu sendung 3,50 Mark. — Massensterben im böhmischen Erzgebirge. Der Berliner Schriftsteller Stefan Großmann richtet im Prager Tageblatt einen offenen Brief an den tschechischen Minister präsidenten Tufar, worin er das Elend im böhmischen Erz gebirge eingehend schildert. Er schreibt u. a. von seiner Erzgebirgswanderung: „Menschen, die zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendbrot Kartoffeln essen und die jetzt, weil der Winter unerwartet schnell hereingebrochen ist, plötzlich vor der Gefahr stehen, daß ihnen jetzt auch die Karioffel genommen ist. Denn die Kartoffel, die im Bezirk wächst, steckt noch in der Erde, vom Schnee bedeckt. Daß sie erfroren ist, wird man etft im Frühjahr gewahren. Es muffen also aus reicheren Bezirken Kartoffeln ungesäumt ins Erzgebirge geschafft werden. Wenn jetzt die Kartoffel- zusuhr ms Erzgebirge stockt, beginnt das Massensterben. Daß in allen höher gelegenen Gebirgsdönern abends Finsternis in den Wohnungen herrscht, weil es weder Petroleum noch Karbid gibt, vom elektrischen Licht gar nicht zu reden, werden Ihnen gewissenhafte Beamte, die es jetzt im gut geheizten Bureau nicht aushalten, schon berichtet haben. Senoen Sie Licht in diese finsteren Höhlen der Verzweiflung! Die Berichte der deutschen Kinberfürforge- kommrsfionen liegen auch Ihnen vor. Daraus können Sie ersehen, daß schon j.tzl insolge des Schneefalles 40—50 v. H. der Gibirgslinder nicht in die Schule, nicht einmal zur Suppe der Hoo oeraktton kommen können, weil sie ohne Schuhe, ohue Slrümpfe, ohne Halbwegs wärmende Kleider nicht durch den Schnee stampfen können. Senden Sie sofort Kinderschuhe, die es in Böhmen gibt, hinauf ins Erzgebirge, und Kinderkleiderl In Neudeck ging ich durch eme Menge Wohnungen, in denen es weder einen Tisch noch einen Schrank, noch eine Bettstelle gab. Alles wurde in früheren Wintern kleingeschlagen und verheizt. Viele Familienschlafräume sah ich: Es war ein kleiner Haufen Stroh, in dem 6 bis 7 Personen abends, bekleidet mit ihren Lumpen unterkrichen. Gibt es nicht irgendwo Decken für diese Aermsten? Jeder eiskalte Tag kostet jetzt im Erzgebirge Menschenopfer unerhört!" Dresden. Von der Kriminalpolizei ist der Handlungsgehilfe Alfred Franz Müller, am 31. Januar 1896 in Leipzig geboren, sestgenommen worden. Müller hat am 4. November 1919 seine in Letpzig-Plagwitz, Zregelstraße 23, wohnhafte Mutter mit einem Hammer erschlagen. Er ist des Muttermordes geständig. Seine Uebersührung nach Leipzig zweck« eingehender Vernehmung und Feststellung der Einzelheiten der Bluttat am Tatort und an der Hand der UebersührungSstücke in die Wege geleitet. — Der Dresdner Kriminalpolizei ist e« gelungen, eine Spielhölle in der Schloßstraße auszuheben. Die Spieler waren in der Hauptsache Kaufleute, stellungslose Handlungs gehilfen und Kellner aus Dresden und auch von auswärt». Auch das weibliche Geschlecht war stark in dem Spielklub vertreten, der sich vornehmlich der Pflege des Baccarat« widmete. „Unternehmer" war ein ehemaliger Redakteur P. au« Dresden. Der Bankhalter und der Spielleiter waren von auswärts. Sämtliches Spielgerät und nahezu 3000 Mark Spielgeld wurden beschlagnahmt. — Nach Vorgefundenen Spuren sind in der Dresdner Heide in der letzten Zeit gegen 30 Hirsche durch Wilddiebe abgeichoffen worden. Bis jetzt ist es gelungen, zwei jüngere verheiratete Arbeiter festzunehmen. Eine bei diesen vor- genommene Haussuchung förderte nicht weniger als 4 Hirsch- decken zu Tage. Kamenz. Von der hiesigen Polizei wurden am Freitag in hiesiger Stadt einem Schleichhändler 41 Stück Butter, einem anderen 4 Gänse, 5 Enten, 2 Hühner und 8 Stück Butter abgenommen. Zittau. Der grauenvolle Mord an dem Landwirt Heidrich und dessen Schwester im benachbarten Gablonz dürste bald seine Sühne finden. Unter dem Verdachte, den Raubmord und die Brandlegung verübt zu haben, find vier Männer verhaftet worden, von denen, wie festgestellt wurde, zwei den Mord verübten, während die zwei anderen in den Straßen als Wachposten ausgestellt waren. Den Mördern fielen als Beute außer Wertsachen noch ein Betrag von 43 000 Kronen in die Hände. Freiberg. Nach Feststellungen der Vereinigten land wirtschaftlichen Vereine im hiesigen Bezirk -sind noch über 50000 Zentner Kartoffeln, der größte Teil der Rüben und teilweise auch noch Getreide zu bergen. Zschopau. Der Gutsbesitzer Drechsler im nahen Weißbach war bisher seinen Verpflichtungen in der Fletsch-, Milch- und Butlerabgabe nicht voll nachgekommen und hatte den Kontrollbeamten jeden Zutritt in sein Gehöft verweigert, i Dieser Tage begab sich eine Kommission der Amtshaupt- »Mannschaft Flöha in das Drechslersche Gehöft, um Vieh zu «enteignen- Auch jetzt erklärte Drechsler wieder, er werde (sich bi» zum letzten BlutStropjen verteidigen und niemand -in den Stall lassen. Es blieb nichts «eiter übrig, als daß die miterschienenen fünf Gendarme Drechsler fesselten, iworauf dann da» rückständige Vieh enteignet werden konnte. Hohenstein-Ernstthal. Au« Gründen der Kohlenersparnis wird hier der durchgehende Schulunterricht eingeführt. — Einer Chemnitzer Schleichhändlerin wurden auf hiesigem Bahnhof 33 Stück Butter abgenommen. Plauen. 2000 Mark Belohnung hat die Staat«, anwaltschaft Plauen auf die Ermittelung und Ergreifung des Technikers Max Hoelz ausgesetzt. Hoelz ist der Führer der kommunistischen Partei iu Falkenstein gewesen, er kommt bei den dortigen Unruhen al« Haupträdelssührer in Betracht. — Infolge Kohlenmangels muß das städtische Elek trizitätswerk zunächst für drei Tage während der Tage«, stunden den Betrieb ganz etnstellen, sodaß auch der Straßen» bahnverkehr ruht. MMeitlMM -es jedturmittrlamter. Landesfettkarte Abschnitt „M" wird mit 80 Gramm Margarine und Abschnitt „N" mit 50 Gramm Butter beliefert. Lokal-Airzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 2yjH8. Schriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rittzle, KrvK-GkrM» Mittwoch, den ^2. November MY 18. Jahrgang. ch. B-üü« in verbrecherischer We-. ^ gegen die russischen Bolschewisten hat '^erhcrstellen, woS 'Ari haben." — Der Kampf NöÄtM'ö vom — Der „P oqres de la Somme" schreibt: „Das Ja- Zt-etsn des Frievensvertrages schließt die Befreiung der Aschen KriegSaefangenen ein. Die Vereinigten Staaten sd-n ihre 40000 Gefangenen im September freigelassen. Z Engländer unterziehen sich dieser Aufgabe in diesem 'Zenblick Ihre Arbeit kann am 1. November beendet Z (?). Nunmehr wird die Reihe an uns kommen. Man nicht glauben, daß wir Deutschland soaleich unsere ^000 Gefangenen zurücksenden werden. Sie werden der Wede Herstellung der zerstörten Gebiete verwendet ^erersettS kann man sie als Geiseln ansehen, welche den Aspekt vor den F iedensvertrag sich erstellen. B our man ' übe- den Mein sendet, muß Berlin zuerst Garantien ' die Genellung von Handwerkern und Technikern geben, s v! jedoch benimmt anzunehmen, daß noch einige Wochen, 'A u-cht Monate vergehen werden, bis de Regierung sich schließ;, die K i- ;SgefangEn zurückzugeben, die das Die »ONsndorfer Zeitung- erscheint Diens tag, Dsimeretag und Tonnabend. > «epigs-Prei»: Bierioijührlich 1,80 Mark, On Zustellung durch die Boten 2,— Mark. Aalle höberer Gewa jagendwelcher Störungen Ü Mnng, der Lieferanten o 'NnNchtunge«) hat der S «gnuch aus Lieferung od« Mmg oi>. aus Rückzahlung d OeMiches zurs Sächsisches. Mttendocs-Gkrilla, den p November My. j - Mit der am gestrigen Tage eingetretenen milden s^keralur rechnen man bestimmt auf einen Umschwung Witterung. Ein Ende des so frühzeitig emgetretenen ^"ters war ja so erwünscht, da allein die noch auszu- s^enden Kartoffeln von Landwirtskreisen auf etwa ein Wel geschätzt wird.' Aber auch in anderen Erzeugnissen ? Rüben, Kraut usw. ist die Ernte noch lange nicht be- und hofft; man allgemein auf einen Umschwung in ff Witterung. Me «ns nun aber der Heungs Tag zeigt, ^Ult dem nicht so zu sein, es schneit und wie, man kann , geschützten Stellen schon von Halbmeterhöhe reden, denn Unterbrochen wirbeln die Flocken und kaum ist Bahn ^ncht, s„ bedeckt eine neue Decke dre Erde und, scheint aushören zu wollen mit schneien. i Die hier und da geäußene Besorgnis, daß die .Affeln, die Sachsen von Polen bekommen soll, teurer würden als bayrische, ist unbegründet. In Bayern Kartoffelprei« so wesentlich erhöht worden, daß er «^salls unter 10 Mark bettagen würde. Die polnischen s Affeln erhält da« Reich frei Lissa für 16 Mark, gibt 1 für 10,10 Mk. an die Kommunalverbände. Die -Mögen sind nicht höher als sie von Bayern sein ^e Annahmegebühren niedriger. Auch Ver- !Düngen der Lieferung von Polen au» sind, nachdem die ^Mung erfolgt ist, kaum mehr zu befürchten; es wird a^s geschehen, um dre größte Beschleunigung zu "«kn. nicht erwartete verhängnisvolle Wendung genommen. Gunn dis nordwestrusiische Armee Les Generals Mimisch,' die angeblich Petersburg bereits besetzt hatte, ^4 eine Gegenoffensive der Sowjettruppen geschlagen richteten die Bolschewisten erneut starke Angriffe gegen die östlich anstürmenden Truppen der Armee ^schak Dieser Tage wurde bereits kurz gemeldet, die i^-schaksche A mee ziehe sich auf der ganzen Front zurück, '' Zwilregisrung räume bereits Omsk. Diese Meldung jetzt durch die folgende eingehendere Darstellung ffAgn Der Zusammenbruch Koltschaks ist zweierlei U suchen schreiben. Erstens der Korruption und Inkonsequenz i Ratgeber, zweitens der allgemeine» Unbeliebtheit Herrschaft bei der sibicrischen Bevö-terung. Mit iMichrne der alten amtlichen und militärischen Kreise hat ^Mich niemand Koltschak unterstützt. Seine Regierung ist sMngSloS unpopulär gewesen und seine militärische Anlage vernichtete die allen Hofiungen, daß Koltschak Land vom Bolschewismus befreien könnte. Seine ^ee besteht zum größten Teil aus revolutionären stenten, die unwillig ihren Dienst tun. Die Bauern, ff im Frühjahr in die Armee eintraten, verschwanden, rM sie von den Engländern ihre Ausrüstungen erhalten Men, Ferner brachte die Eiöffnung der bolschewistischen '^nsive gegen Koltschak zu gleicher Zeit, als der Kamps A der einen Front noch nicht beendet war, die unange- Me Ueberraschung, daß die Kraft der Bolschewisten Mm. Die große Mehrheit des russischen Volkes will Anstich weder von Koltschak noch von Lenin etwas wissen. die Furcht, Koltschaks Beginnen könne die Früchte der Solution vernichten, hat Tausende in die Arme des Mewismus getrieben. — AnM«e»-P«k: Mr HM» oder o»rln Raum wS» M 2K Pfg., «ch der ersten Test« «I» SS Pf«, berechnt. An-cigin werd«, «n den krschei dk späteste!,« v»rmM»g« 1*: Geschift-ft,»« er»«»«. ^rnsprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. Kummer 133 - '