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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend u Zrüaim- erscheint Diens- U in-, Donnerstag nnd Sonnabend. (j B«»»g»»Pr«is: Monatlich ^0 Mark, 1 u bet gnstellrmg durch die Boten ,— Wark. » N I» Ank« höherer (Sewall (Krieg ob. sonst. il irgendwelcher Störnnzen de» Betriebe» der Zeitung, der Lieferanten od. d. Beförderung»- ff Einrichtunge») hnt der Bezieher keinen Au» U sprnch «uf Lieferung oder Nachlieferung der I fj ZM»»,»d.«»fWiltqahl»»gd.Brp«g»prrtst^ i WrrhaltWS- Poftscheck-Kvnw Leipzig Nr. 29148. Schrifileitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den 26. März M2 Nummer 37 2^. Jahrgang. bloß einige Svekul'Mten, Exporkenre und Kaufleute vertliches ««d GächsischeK. Vttnld»rs.G?Ma, den 28. März (922. *.* Warum in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah. Mit ihrem letzten Konzert hat die hiesig« Löhnertsche Musikkapelle bewiesen, daß sie mit ihren Leistungen voll auf der Höhe ist, und daß sie sich mit jeder städtischen Kapelle bei gleicher Besetzung als ebenbürtig messen kann. Das Programm war vorzüglich gewählt, Herr Löhnert erwies sich als feinsinniger Dirigent, jeder der Mitwirkcnden bemühte sich ernstlich, sein Bestes zu geben. Und so gelang es der Kapelle, der zahlreichen Zuhörerschaft einen hohen Kunstgenuß zu bieten Rauschender Beifall lohnte die vorzüglichen Darbietungen und sagte der Kapelle, daß sie auf rechten Wege ist. Der glänzende Erfolg möge Herrn Löhnert ermuntern, der Einwohnerschaft häufiger derartige Konzerte zu bieten. Ein volles Haus dürfte sicher sein. — MLrzenfchnee. Die Revolution scheint ihre Fühl hörner auch schon bis in die himmlischen Regionen ausge- streckt zu haben. Da« Wetter kümmert sich absolut nicht mehr um die bestehenden Kalendergesetze. Ausgerechnet zu Frühlingsanfang schneite es, am anderen Tage sank der Thermometer unter Null, und am Donnerstag war der Winter mit einer dichten Schneedecke wiederum ins Land gezogen.... Der Knabe Lenz war etwas zu fürwitzig ge wesen und hatte mit seiner Holdseligkeit schon vor vierzehn Tagen die Herrschaft des Winters arg beschnitten. Der rauhe Geselle hat sich jetzt bitter dafür gerächt. Er übrrfchültete die winzigen Knöspchen, das erste zarte Krün der Bäume und Sträucher, die junge Saat mit Schnee und vertrieb die Strohhütc der Damen, die sich keck schon herauswogtcn, in dir Häuser zurück Pelzboa und Muss werden aus der Schachtel, in der sie ihren Sommerschlaf antrelen sollten, mit enttäuschtem Gesicht herauSaeholt und die dicken Winterstiefcl wieder ungezogen. Der Haus herr, der im Hinblick auf den leeren Keller mit erleichtertem Herzen die warme Frühlingssonne begrüßte, sinkt vernichtet in seinen Sorgenstuhl und schickt ein Stoßgebet zum Himmel auf daß dieser sich angesichts des kalten Ofens erbarmen Möge. Vorläufig sind die Wetterausstchten aber noch recht wenig erfreulich. Ran muß sogar mit einem weiteren Sinken der Temperatur rechnen und kann sich vielleicht aus weiße Ostern gefaßt machen. Welche weitgehenden Schäden der Frost für die Ernte haben kann, ist gar nicht abzusehen. Alles in allem hat dieser Streich des Winter» nur Mißbe hagen und Unmut ausgelöst. Kalte Tage und Schnee haben wir in diesem Jahre genug gehabt, nun endlich soll der Frühling un» beglücken — das ist der Wunsch aller der aber dem revolutionären Wetter leider höchst egal zu sein scheint. — Wo bleibt der Zucker. In den Zuckerfabriken be ginnt die Rübenverarbeitung im September und endet im Januar. Auch in diesem Jahre hatten sämtliche Fabriken bis auf eine Ende Januar ihre Rüben verarbeitet. Die Erzeugung ist gegen da« vorige Jahr von 10 */, auf fast 12 V, Millionen Doppelzentner gestiegen. In den freien Verkehr gesetzt wurden von September bi« Januar über 5 */, Millionen gegen nur 3"/« Millionen in derselben Zeit spanne ein Jahr vorher. — Der Wert de» deutschen Geldes verflüchtigt sich so zusagen von Tag zu Lag. Das bewegte Drama der Rark- zerrüttung wird zur Tragödie. Wir wissen noch nicht, ob e« auch Zwischenakte im Verlause der Tragödie geben wird; wir sehen aber heute schon, daß sich die Mark nicht einmal bei einem geringen Bruchteil ihrer alten Relation zu halten vermag, lieber die ungeheueren Gefahren, die unserer Volkswirtschaft durch die Zuspitzung der neuesten Verhältnisse auf dem Devisenmarkt drohen, darf sich niemand i« unklaren sein. Da« ist eine Angelegenheit, die nicht angeht, sie berührt auch nicht allein das deutsche Volk, sie ist von Loher Wichtigkeit für die Ententestaaten, die sich, wie der Rcparationsbefchluß beweist, immer noch der Illusion hin geben, durch verzweifelte Brandschatzungen die deutsche Wirt schaft heben zu können. Kein Staat kann leben, dessen Währung in wilden Sprüngen sich dem Nullpunkt nähert. Jeder Import muß aushören, wenn die notwendigen Waren nicht nur die erhöhten Preise, die phantastisch gestiegene Fracht und olle erdenklichen Steuern zu tragen haben, sondern auch im vornherein mit einem ungeheuren Aufgeld belastet sind. Das Ergebnis einer Entwicklung, wie wir sie jetzt erleben muß daher, wenn ihr nicht Einhalt geboten wird, zum vollkommenen Ruin, zum Aufhören jeder Industrie und zur Aushungerung der breiten Volksmaffen führen. — Dar neue Hartgeld. Wie aus Berlin mitgeteilt wird, ist das neue Hartgeld, das Anfang April zur Ausg-b« gelangen soll, au« aluminiumplattiertem Zink hergestellt; es sieht aus wie Silber, behält stets feinen Glanz und greift sich nicht ab. E« wiegt 2 */, mal schwerer als Aluminium und ist deshalb handlich. Ueber die innere Zusammensetzung wird Stillschweigen beobachtet, so daß Fälschungen nicht er- folgen können. Dresden. Der berüchtigte Ein- und Ausbrecher Engelhardt der am 17 Januar nachts auf tollkühne Weise aus dem Untersuchungsgefängnis am Münchner Platz ent- flohen ist, hielt sich bisher in nächster Nähe vom Bahnhose in Dresden Neustadt aus, er hatte bei einer S.chifferfamilie in der Rudolphstraße Unterschlupf gefunden. Äl« der Per- brecher vor einigen Tagen verhaftet werden sollte, gelang es ihm, erneut zu fliehen. Mit vorgehaltenem Revolver vermochte er seine Verfolger abzuhalten und einzuschüchtern. Der Wohnungsinhaber und auch seine Frau wurden festge nommen, die letztere inzwischen aber vorläufig wieder auf freien Fuß gesetzt. In der Wohnung auf der Rudolphstraße wurden die modernsten und wertvollsten Einbrecherwerkzeuge beschlagnahmt. Engelhardt hat bereit« wieder eine recht arbeitsreiche Zeit hinter sich. Hoffentlich gelingt es, den gemeingefährlichen Verbrecher, der bereit» 15 Jahre Zucht haus zu verbüßen hat, doch unschädlich zu machen. — Wegen fortgesetzter schwerer EinbruchSdiebflähle wurde der 1894 zu Ehrenfriedersdorf geborene, vorbestrafte Modellzeichncr Albert Meinhold vom Dresdner Schöffenge richt unter Vorsitz de» Amtsgerichtsrate» Dr. Otto zu ins- gesamt 3 Jahren Zuchthaus und fünfjährigen Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Der Sachverhalt ist kurz folgender: Ende 1920 wurden in Dresden fortgesetzt schwere Einbrüche in Schankwirtschaften verübt und dabei teilweise erhebliche Beute gemacht. Der Täter blieb zu nächst unbekannt, r« konnten aber mehrfach Fingerabdrücke gesichert werden, di« erkennen ließen, daß alle diese Ein brüche von einem Linkshänder ausgeführt wurden. Eines Tages sandte nun die Landeskriminalbrigade Chemnitz gleiche Fingerabdrücke ein, die von dem Angeklagten stammten und die von dortigen Straftaten herrührten. Sieben in Dresden verübte Einbrüche standen zur Aburteilung unter Anklage, jede Schuld wurde aber von Meinhold bestritten. Kriminalkomiffar Rinkwitz führte als Sachverständiger aus: Das Fingerabdruckverfahren sei ein zuverlässige» Beweis- mittel bezüglich der Täterschaft, es geb keine gleichen Finger abdrücke von verschiedenen Personen. Schon die alten Türken hatten vor 1000 Jahren den Wert der Fingerab drücke erkannt, indem damals schon diese unter Schriftstücke und Quittungen gesetzt wurden, da sich eine Handschrift oft mals recht leicht fälschen lasse. Amtsanwalt Einert forderte in der Anklagerede die Bestrafung des Beschuldigten, die Wissenschaft arbeite gerade in bezug aus Fingerabdrücke sehr sicher. Der Angeklagte sei ein Linkshänder, alle Fingerab drücke stimmten bis ins kleinste überein, auch sonst habe die Beweisaufnahme die volle Schuld ergeben. Zu dieser Ueber- zeugung kam, wie sich aus dem eingangs erwähnten Urteil ergibt, auch da« Gericht. — Nach knappen Ronaten Affefforentätigkeit find die Assessoren Günther und Heiland vom sächsischen Justiz minister zu Staatsanwälten ernannt worden. Beide be- arbeiten trotz ihrer Jugend auf Anweisung des Justizministers politische Dezernate. Der eine ist der Neffe de« Justiz ministers, der andere der Neffe de» Ministerialrates Günther der im Justizministerium die Personalsachen bearbeitet. Beide Assessoren haben eine große Anzahl älterer Kollegen mit dieser Ernennung übersprungen. In Dresden warten mehrere Staatsanwälte noch immer auf die Zuteilung selbst« ständiger Registranden, wie sie den beiden jungen Herren in den Schoß gelegt worden sind, und im Landtage hat Justiz- Minister Dr. Zeiger erklärt, daß mit Vordatierungen bei Ernennungen viel trübe Erfahrungen gemacht worden seien. Und trotzdem diese Befördemngen. Freital. Der Glasmacher Franz Hardal kehrte dieser Tage, nachdem er sieben Jahre nicht« hatte von sich hören lassen, au« Rußland zu seinem Angehörigen nach Freital zurück. Er hatte am Weltkriege teilgenommen und mar, da kein Lebenszeichen von ihm in die Heimat gelangt ist, von allen für tot gehalten worden. Burkau. Der Gutsbefitzerrehefrau Ida Grünert wurde gestern nachmittag in der 5. Stunde auf dem soge nannten Pfarrwege von Bischofswerda nach Burkau von einem Unbekannten, der sich unterwegs zu ihr gesellt hatte, um nach dem Wege nach Kamenz zu fragen, das in der Hand getragene schwarze Handtäschchen mit 175 Mark ent rissen, worauf der Räuber in den angrenzenden Wald flüchtete. Sebnitz. Der anhaltende Sturz der Mark hat zur Folge, daß zurzeit auch in Sebnitz zahlreiche ausländische Ausläufer — darunter vornehmlich Amerikaner, dann Eng länder und einzelne Franzosen — auftreten, um Raffenein- käufe vorzunehmen. Amerikaner suchen hauptsächlich die hiesigen Blumenfabrikanten auf. Sie versuchen, riesige Be stände an künstlichen Blumen käuflich zu erwerben und bieten deutsches Geld als Zahlungsmittel an. Damit haben sie aber wenig Erfolg, zumal der deutsche Kaufmann und Industrielle der Ansicht ist, daß ausländische Warenfpetulante» in keiner Weise Gelegenheit haben sollen, au« dem Nieder gang der deutschen Volkswirtschaft Botteile zu ziehen, aus die gerade diese Ausländer, die Angehörige der Feiudbuud- staaten sind, am wenigsten Anrecht haben. So bleibt ihnen dann in den meisten Fällen die Wahl, entweder in aus ländischen Gelde zu zahlen oder aus ihre Einkäufe zu ver zichten. Sebnitz. Ein erst 15 jähriger Lehrbursche hatte eigenwillig feine Eltern verlassen und bei fremden Leuten Wohnung genommen. Da ihm das Arbeiten nicht recht behagte, so hatte er bald die letzte Mark ausgegeben und wurde kurz darauf von dem Logtsgeber „exmittiert". Nun kam er aus den abenteuerlichen Gedanken, al» „Naturmensch" im Walde zu leben. Tatsächlich grub er sich auch am Berg abhange de» HaselleitenwegeS eine Höhle, in der er die Nächte zubrachte. Da er aber als Höhlenmensch doch nicht gern barfuß gehen wollte, „requirierte" er auf einer Boden kammer ein Paar Stiefel, die zwar etwa» groß waren, trotzdem aber, bei der Anspruchslosigkeit eine» Höhlenbe wohners, ihren Dienst taten. Da sich das „Requirieren" schließlich auch auf eßbare Dinge erstreckte, nahm die Polizei den jugendlichen Höhlenbewohner für einige Zett in Pflege und Obdach. Leipzig. Der angebliche Ueberfall auf den französischen Konsulatssekretär Dubillon ist nunmehr völlig geklärt, nachdem sich der Hauptaugenzeuge, der bi« jetzt aus Reisen war, freiwillig zur Verfügung gestellt hat. Der Herr der gegen Dubillon tätlich wurde, und zwar gereizt durch das Benehmen des Franzosen, ist ein Schwede. Damit ist einwandfrei erwiesen, daß es sich im vorliegenden Falle nicht um eine nationalistische Ausschreitung handelt. Lößnitz i. E. Ein Radfahrer, der in scharfen Tempo hinter einem geschloffenen Lastkraftwagen fuhr und diesen bei einer Straßenkuroe nach links abweichend umfahren wollte, stieß mit solcher Gewalt auf ein entgegen kommende« Personenauto, daß er au« dem Sattelfitz ge hoben und in einem Bogen vier bis fünf Meter weit Wer den Wagenführer hinweg nach vorn auf die Straße ge schleudert wurde, wo er besinnungslos liegen blieb. Der Verunglückte wurde von dem Autobefitzer sofort nach Zwickau ins Krankenstift gebracht. Dott ist er jedoch gestorben. Kirchenuachrichten. Sonntag, den 2k. März 1922. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Abends 8 Uhr Jugendvereinigung im Ring. Montag, abends 8 Uhr Gemeinschastrstunde in der neuen Schule.