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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend u Die Utendorfer Zeitung' erscheint Diens» u st tag, Donnerstag und Sonnabend. Bejugs-Preis: Monatlich ,60 Mark, fj bet Zustellung durch die Boten — Mark, ss tl I« Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst, >, irgendwelcher Störungen des Betriebes der s' Zeitung, d« Lieferanten ad. d. Beförderung;» ll Änrtchtnngeu) hat der Bezieher keine» Ao» U U spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der U « ZMnng ^.«rfNÜ-tizahlungd.Bezugspreises, et iwrrtzMW- M mS Asizeigeblitt Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer 3H SchrMeitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den 19- März 1922 21- Jahrgang. Amtlicher Teil. Gewerbesteuer-Erklärung betr. Beim Aussüllen der Gewerbesteuer-Erklärung für 1921 ist zu beachten, daß unter „Reinertrag" das aus dem Ge werbe- bez. landwirtschaftlichen Betriebe im Jahre 1921 erzielte Einkommen zu verstehen und einzusetzen ist. Httendorf-Hkrilla, den 17. März 1922. Der Gemerndevorffand. Montag, am 2». IMz, abeM r Ubr ölfenilicbe Smrinaerm-Atzung i« Sitzungszimmer des Rathauses. Tagesordnung ist am Amtsbrett im Rathause an geschlagen. Httendorf-Hkrissa, am 18. Rärz 1922. Der Gemeindevorftand. Elektriziräts - Versorgung. Seiten« der Ueberlandzentrale Großröhrsdorf werden zur Projektierung de« Ortsleitungsnetzes in den nächsten Tagen Absteckarbeiten vorgenommen werden. Die Grund» stücksbesitzer werden ersucht, den Beauftragten der Gesellschaft den Zutritt zu den Grundstücken zu gestatten und die an zubringenden Merkmale (Pfähle) unberührt zu belassen. Der Einwohnerschaft wird empfohlen, bezüglich der Vergebung von Jnstallationöausträgen zunächst noch Zurück haltung zu üben, bis Bekanntmachung der zugelafsenen In stallateure erfolgt. Httendorf-HkrUra, am 17. März 1922. Der Gemeindevorstarid. Wahl der «ireygemeindevertretuug. Die Wahl der Kirchgemeindevertretung findet Palmsonntag, de« 9. April im Anschluß an den Gottesdienst bis nachm. 2 Uhr statt. Die Eintragungen in die Wählerliste müssen bi» mit Ireitag» de« 24. Mär» erfolgt sein. Anträge zur Eintragung in die Wählerliste werden bei den Herren Hausdorf, R- Klatsche, Stein und im Pfarramt entgegcngenommen. Die Eintragung in die Wählerliste berechtigt zur Teil nahme an der Kirchgemeindeverfammlung. Die Wählerliste liegt im Pfarramt zur Einsichtnahme vo« Souaaveud, 25. Marz Sis Sonnaveud, 8. April aus. Einsprüche sind innerhalb dieser Frist schriftlich im Pfarramt einzureichen. Zu wählen sind 14 Vertreter. Htteudorf-Hkrilla, den 18. März 1922. Der Kirchenvorstand. Eine Bolkssammlnng für das notleidende Alter findet auch in unserer Gemeinde statt. Unsere alten Leute darben und hungern. Die öffentlichen Körperschaften verkennen die Notlage nicht, aber Umfang und Wirksamkeit ihrer Hilfe sind be schränkt durch die Ftnanznot. Private Hilfe ist daher notwendig. Wir vertrauen auf die Opferwilligkeit unserer Ein wohnerschaft und bitten um reichliche Spenden an die Sammler. In den einzelnen Dienststellen und Betrieben werden durch die Betriebsräte Sammellisten in Umlauf gesetzt werden für welche wir besondere Beachtung erbitten. Möchte ein schöne« Sammlungs-Ergebnis unsere Ge- meinde zieren. Httendorf-Hkrtlka, am 11. März 1922. Der Gemeindevorstand. Oertttches «Kd Sächsisches. Gttindors.GkrMa, den (8. März,922. j*j Ein herrliches Fest liegt nun hinter unserer Kirch gemeinde, so schön und begeisternd, wie man es wirklich nicht gecchnt hätte, zumal vorher einige Gegner, die ja an all«« etwa» auszusetzeu haben, auch hier genügend in Wor j vnd Schrift ihr Unwesen getrieben hatten. Von nah und j sern fand man sich ein, um der Glockenweihe beizuwohnen Wie lang war schon der Zug der Vereine und Kindern, die sich vom Hirsch unter den Klängen der Musik zum Bohn hof begab. Und wieviele harrten schon draußen auf dem Bahnhof, um die im strahlenden Frühlingssonnenglanze stehende, auf mit frischem Waldesgrün geschmückten, mit feurigen Rossen bespannten Wagen verladene bronzene Glocke versammelt Nach 2 Uhr begann die kurze Begrüßungsfeier. Die ersten Verse von „Großer Gott, wir loben dich" leiteten sie ein, dann sprachen Frl. Klatsche und Konfirmandin Leut hold BegrüßungSgedichte. Hierauf hielt Herr Schuldirektor Endler al» stellvertretender Vorsitzender des Kirchenoorstandes die Begrüßungsansprache, eingangs darauf hinweisend, daß er einst auch der scheidenden Glocke die Abschiedsworte ge widmet habe. Zweierlei solle man aus dem Ton der neuen Glocke heraushören: herzliche Teilnahme und ernste Mahnung. Dann ordnete sich der Zug. Boran ritten auf sinnig mit Blumen geschmückten, spiegelblanken Pferden in schwarzen Feiertagskleidern Angehörige der Landwirtschaft. Ihnen folgte mit wehender Fahne der Militärverein, hierauf andere Vereine zahlreiche Gemeindeglieder und viele Schulkinder, die Mädchen geschmückt mit dem jungen Grün des nahenden Frühlings. Unter den Klängen der flotten Marschmusik der wackeren Löhnertschen Kapelle, setzte sich der unübersehbare Zug in Bewegung, in der Mitte der Glockenwagen. Und zu den festlich gekleideten, festlich gehobenen und im Gemüt reudig erregten Menschen paßte der lichte, klare Frühlings- Himmel. Es war eiu herzlicher Anblick. Kein Wunder, wenn überall auch aus den Häusern die Menschen heraus- traten, aus den Fenstern herausschauten und dem Zuge zur Seite oder hinterher folgten. Kaum vermochte der Feßzug durch die am Frtedhosseingang wartende Menge zu dringen. Und schier unübersehbar war die Menschenmaffe, die ruhig und still und mit Andacht und Aufmerksamkeit der nun vor dem Kirchtor beginnenden Weihefeier folgte. Der gemein- same Gesang der altehrwürdigen „festen Burg" leitetet die Feier ein. Dann widmete für die Kinder die Schülerin Htlme der neuen Glocke mit poetischen Worten einen großen grünen Kranz. Darauf sang der Kinderchor unter Leitung de« Herrn Oberlehrer Georgi das von ihm verfaßte Glocken lied. Hierauf hielt Herr Pfarrer Gräf mit weithin schallender Stimme und mit warm empfundenen Worten die Festansprache. Er wies darauf hin, daß man schon vom volkswirtschaftlichen Standpunkte aus di« Herstellung von Glocken begrüßen müsse. Denn Tausende von Arbeitern verschiedener Berufe hätten dadurch lohnenden Verdienst und blieben vor der Arbeitslosigkeit und vor Hunger bewahrt. Die Kirchgemeinde aber müsse sich freuen, daß sich die Herren Direktoren der Firma August Walther L Söhne, A -G. zur Stiftung der Glocke bereit erklärten. Denn dadurch blieben der Kirchgemeinde mühevolle Sammlungen oder gar unlieb same Anleihen erspart. Aber auch sonst habe man Anlaß zur Freude. So vielen habe die alte Glocke schon lange gefehlt. Sie seien an den alten Dreiklang gewöhnt. Und nichts Erhebenderes gäbe es doch, als wenn man daheim oder draußen in der Natur Glockengeläut höre. Schon dadurch werden die Glocken zu Freunden der Menschen. Dann aber nehmen sie ja auch an Geschick und Leben der Erdenpilger teil. Die Zeit angebend, den flüchtigen Stunden folgend, künden sie die Vergänglichkeit alle» Irdischen und mahnen zu getreuem Ausnutzen der gestellten Frist durch treues Schaffen. Schreckhaft wimmernd, melden sie Feuersgefahr und fordern schnelle H.lfe für bedrängte Brüder und Schwestern. Mit der Freude Feierklänge begrüßen sie da» geliebte Kind, da» man zur Taufe bringt, hell laden sie da» Brautpaar zu de« Hochzeit-feste» feierlichem Glanz, freudig begrüßen sie den Konfirmanden, schwer und bang, in dumpfem Grabgesang begleiten sie den Wandrer auf dem letzten Wege. Mahnend lade« sie die Menschen ins Gotteshaus, mahnend verkünden sie allen mit eherner Stimme: „Land, Land, höre des Herrn Wort". Wie ihre geweihten Klänge allen in» Ohr klingen, künden sie allen den Herrn der Welt, künden sie allen von dem himmlischen Vater und fordern auf zur Liebe allen Menschen gegenüber, damit endlich werde — Friede auf Erden. Nach der Festansprache sang der „Gemischte Chor" unter Herrn Oberlehrer und Kantor Georgi Leitung „Alle» was Odem hat, lobet den Herrn!" Sodann sprachen drei junge Mädchen — Frl. Matthes, Lehmann, Wünsche — die einzelnen Glocken der Kirche darstellend, BrgrüßungSworte in dichterischer Form, zuletzt die Glocken mit grüneu Kränzen schmückend. Nach der Wetherede de» Ortspfarrers, der auch Müße der Herrn Superintendenten Dr. Heber, überbrachte, müßte Herr Pfarrer Kilian im Namen der Nachbargemeinde Lomnitz die neue Glocke, zugleich nochmals Dank abstattend ür die Anteilnahme der hiesigen Kirchgemeinde bei der wrtigen Glockenweihe. Danach sang unter Leitung der Herrn Lehrer Stiefler der Gesangverein „Deutscher Gruß", verstärkt durch andere Sänger und - begleitet von der Löhnertschen Kapelle, Beethovens „Die Himmel rühmen de« Lwigen Ehre". Das gemeinsame Lied „Hane meine Seele" beschloß die Feier. Und nun wurde wahr, wa« am Sonn abend noch niemand so recht zu glauben wagte. Unter um sichtiger Leitung de« Herrn Baumeister Ehrig und unter Mithilfe vieler hilfsbereiter Männer ging die Glocke an dem von der Winde gezogenen Drahtseil langsam, aber sicher am Turm hoch und wurde oben in gefahrvoller Arbeit von eben so hilfsbereiten Männern hereingezogen. Da« war ein er bebender Anblick, der sich den Hunderten von Zuschauern, die am Montag nichts gesehen hätten, für« ganze Leben eingeprägt haben wird. Wundem muß «an sich nur, daß es Leute gibt, die es jetzt wagen, die in den Staub zu ziehen, die sich an dem schwierigen Werk de« Glockenaufzug« freiwillig beteiligten. Wie ganz ander» dachten da die Lomnitzer Nachbarn, die au« eigener Erfahrung heraus unseren Leuten halfen und gute Ratschläge gaben! So hängt denn wieder eine große Glocke auf dem Turm I Möge sie aus luftiger Höbe ihre bronzene Stimme allezeit er schallen lassen, zur Ehre Gottes, zum Segen der Gemeinde und zum ewigen Angedenken an die hilfsbereiten Helfer und zum dauernden Gedächtnis an die opferbereiten Stifter, denen, wie allen tätigen Mitarbeitern, auch hierdurch gedankt sei. Möge Schiller« Wort wahr werden: „Freude diesem Ort bedeute, Friede sei ihr erst Geläute"! — Am Montag sand gegen Mittag ein kurze« Probeläuten statt, da« un« den schönen Klang zu Gehör brachte und auch im Dreiklang mit den anderen Glocken ein harmonisch abgestimmte» Zu» sammenklingen erkennen ließ. H- Morgen soll im Vormittag»gotte»dienst di« neue große Glocke zum ersten Male gelauten werden. Es wird ein feierlicher stimmungsvoller Augenblick «Men im Gotte»- dienste sein. Nach dem Gottesdienst sollen die Glocken eine Stunde zu Ehren und zum Gedächtnis der Gefallenen und Verstorbenen gelauten werden. Dresden. Im Städtischen Ausstellungspalaste zu Dresden wurde am Mittwoch eine dreitägige Kochkunstau«- stellung eröffnet, an der sich inbesondere die Dresdner Hoteliers, Konditoren usw. beteiligten, ebenso waren viele auswärtige Firmen vertreten. Ministerpräsident Buck be grüßte in seiner Ansprache die Ausstellung als ein Zeichen der fortschreitenden Gesundung Deutschland. Er wie« auf den volkswirtschaftlichen Wert einer solchen Ausstellung hiu. Die Kochkunst sei besonders in den großen Fremdenstätteu Dresden und Leipzig unentbehrlich. Wirtschaftsminister Fellisch erhoffte in seiner Ansprache von der Ausstellung auch etwas Nutzen für die einfache Hausfrau. Die Aus stellung selbst gibt einen Beweis von dem hohen Stande der deutschen Kochkunst, die mit der jede» anderen Lande» wetteifern kann. Auch die verwandten Industrien sind stark vertreten. In der Ausstellung werden täglich 600 unter ernährte Kinder mit vorzüglichen Mittagreffen bewirtet. Bautzen. Der Landwirtschaftliche Kreisverein für die Oberlaußttz hielt in Bautzen seine 168. Autschußver- sammlüng ab, der auch zahlreiche Vertreter der staatlichen, ständischen und städtischen Behörden, de» Landeskulturrate» usw. beiwohnten. Meißen. Am Dienstag nachmittag war ein zwei Jahre alter Knabe unterhalb der Eisenbahnbrücke in der Nähe des Elbschlößchen» beim Spielen in die Elbe gefallen und vom Strome sortgeführt worden. Unter Einsetzung seiner Leben» konnte der in der Nähe wohnende Gastwirt W- den Knaben noch lebend retten. Großenhain. Der erste Geistliche der Ephorie Großenhain, Superintendent Fiebig, folgt einer nicht von seiner Seite ausgegangenen Bewerbung durch den Rat der Stadt Leipzig. Durch einstimmigen Beschluß de» Kirchen vorstandes der dortigen St.-Johannis-Kirche wurde er al« Pfarrer an diese Kirche berufen und hat die Berufung an genommen, so daß die Designation seitens der Landes- konsistoriums ihm bereits zugegangen ist. In weiten Kreise« der Kirchgemeinde Großenhain und der ganzen Ephorie wird da» Scheiden des Sup. Fiebig mit herzlichem Bedauern empfunden.