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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend ! DK ^Ottnrdsrf« Zeikrna- «scheint Mens» i! tag, Donnerstag «nd Sonnabend. f Bei«g»»Preis: Monatlich ,50 Maik, u bet Anstellnng durch die Boten Mark, t I« Fall« höherer Gewalt (Krieg od. sonst, j irge^welcher Störungen des Betriebe« der f Zeldmg, der Lieferanten od. d. Beförderung«» »t Lknrtchtnngru) hat der Bezieher keinen Äu» X snench ans Lieferung »der Nachlieferung der ,1 AM»», ob. anfBSltqahku», d. B ezug-preis e» Uzeigeblitt Poftscheckl-Konto Leipzig Rr. 29148. Schnsileitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Nummer 26 Mittwoch, den I» März 1922 Gemeinde-Giro-Koch» M. UL 21» Jahrgang. Amtlicher Teil. Kaffenverkehr im Rathaus. Vom 1. März d. I. ab ist die GemeiMkaffe einschl Ortisteuereinnahme nur noch »or«itt«gr für den öffentlichen Verkehr geöffnet. Die Spar-, Giro- und Gaswerkskaffe werden von dieser Anordnung nicht berührt, bleiben also auch nachmittags ge öffnet. Die letztgenannten Kaffen werden vorübergehend in dar Sitzungszimmer verlegt. Htteuborf-Hkrilla, am 27. Februar 1922. Der Gemeindevorstand. OerMches «nd LöHßfches. Vttandorf'Vkrilla, den 28. Februar zY22. — Frühlingslüfte wehn, da ist es Zett, die Fenster weit zu öffnen. Noch find wir wohl etwas ängstlich. Wir haben tu den letzten Wochen zu lange harte Winterkäüe bei ungenügender Heizung ertragen müssen. Die Zimmerwärme war ein zu kostbares Gut, mit dem man nicht verschwenderisch umgehen durste. Kaum die notwendige Lüftung der Räume wagte man sich zu gönnen. Beileibe keine Minute zu viel die Fenster offen lassen, das schien uns das wichtigste Ge bot, gegen das alle Bedenken zurücktreten mußten. Die Be° denkm unserer hygienischen Zeit! Mr konnten es ja nicht oft genug hören und auch selbst versichern, daß wir in einer solchen leben oder, richtiger gesagt, lebten. Denn wie vieles von dem, was uns noch vor wenigen Jahren als durchaus unumgänglich zur Erhaltung und Pflege unserer lieben Ge sundheit galt, haben wrr schon daran geben müssen! Nun zuletzt bei der drückenden Kohlenkot auch noch die frische Luft, diesen köstlichen Lebensborn l Glücklicherweise ist das überstanden. „Mit weichen Händen", um e» recht modern auszudrücken, umkost uns der Lenz. Mag er auch einstweilen nur ein Vorfrühling sein; er gestattet uns doch, die Fenster wett zu öffnen. Draußen ist'« ja linder als in den Stein- massen unser Häuser, sonnendurchwärmte Luft draußen, drinnen hingegen noch di« grämliche Wtnteratmosphäre, förmlich geschwängert von Husten-, Schnupfen- und Grippe dazillen. Und von trüben Gedanken, die sich schwer aus Kopf und Herz legten! Drum, wie der Dichter ruft: „Die Fenster aus, die Herzen auf! Geschwinde, geschwinde! Der -alte Winter will hinaus!" — Die sächsische Regierung bereitet ein Penstonsgesetz für Beamte vor, nach dem über 65 Jahre alte Beamten in den Ruhestand treten müssen. Bisher konnte die zwangs weise Versetzung in den Ruhestand nur aus Grund von Verordnungen erfolgen. Für die Richter gilt das Pensions» gesetz nicht, da deren Unabsetzbarkeit verfaffuugsmäßig ge- währletstet ist. — Etwa 800 Parteifunktionäre der M. S. P. D. aus dem 4., 5., 6. und 8 Retchrtagwahlkreis nahmen Stellung zur Haltung der Retchttagsfraktion bei den Steuersragen und zur Frage der großen Regierungskoalttton. Als Ver treter der Fraktionsmehrheit, die dem Steuerkompromiß zu stimmte, sprach Kahmann, al» Vertreter der Minderheit Schmidt-Meißen. Nach einem Bericht der „Dresdner Volks- zettung" wurde eine Resolution gegen sechs Stimmen an genommen, die da« Steuerkompromiß verurteilt, die Er fassung der Sachwerte fordert und die Unzufriedenheit mit der Retch-tagssraktion bei der Behandlung dieser Fragen ausspncht- Ferner wurde ein Zusatzantrag gegen zwei Stimmen angenommen, der bet der Lösung des Steuer- problem» den Gedanken der großen Koalition ableynt. — Die Ausfuhr von Gegenständen des täglichen Be darf«, zu denen insbesondere Kleidungsstücke und Wäsche ge hören, ist, abgesehen von den sonst bestehenden Ausfuhrver boten, für den Reiseverkehr besonders verboten; ausgenommen von dem Verbot sind derartige gebrauchte Gegenstände, die zum persönlichen Gebrauch oder Verbrauch oder zur Aus übung de« Berufs während der Reise mitgeführt werden oder die bei der Einreise aus dem Auslande eingeführt worden find. Die Zollstellen find angewiesen, die Reisenden und das Gepäck in unregelmäßigen Zeitabschnitten hin und wieder einer ganz gründlichen Nachschau zu unterwerfen. Diese Prüfungen haben zu zahlreichen Beanstandungen ge führt, obgleich vielfach versucht worden ist, die Entdeckung durch di« gewählt« Verpackung oder durch da« Unterpacken unter die Kleider usw. zu erschweren. Es wird darauf hin- gcwiesen, daß die regelmäßige Strafe für das Unternehmen rer verbotswidrigen Ausfuhr von Waren Gefängnis nicht unter einem Monat ist; neben dieser Strafe ist auf sehr empfindliche Geldstrafen zu erkennen. Dresden. Hier verstarb der Konsul Jasmatzi, der Gründer der bekannten Zigarrettenfabrik Georg A. Jasmatzi A.-S., und zuletzt Seniorchef der Firma Jasmatzi Söhne. — Am 25. Februar, abends, iß ein in Dresden wohn- safter stellungsloser Kaufmann wegen Anstiftung zum Mord einer Schwiegermutter festgenommen worden. Er hatte zur Ausführung der Tat einen Schlosser aus Berlin gedungen, der auch scheinbar auf den Plan eingegangen war ihn gleich- zeitig aber der Berliner Kriminalpolizei verraten hatte. Der Fcstgenommene wollte am Sonnabend abend seine Schwiegermutter bis an das Gartentor ihres Grundstückes bringen und sich dort von ihr verabschieden. Der Täter, der sich im Gartentor verstecken sollte, sollte dann dort die allein nach ihrem Hause gehende alte Dame überfallen, be rauben und an einer abgelegenen Stelle des Grundstücks über die Mauer werfen. Dem zur Tat Gedungenen war von dem Schwiegersohn bereits ein Schlüssel zum Garten "u-gehändigt worden, auch hatte er schon mehrere Tausend Mark Anzahlung erhalten. Eine weitere höhere Summe sollte er nach Ausführung der Tat bekommen. Der Plan war bis in» einzelste besprochen und verabredet worden. Die Festnahme erfolgte -in Gegenwart eine« Berliner Kriminalbeamten durch die Dresdner Kriminalpolizei. Der Festgenommene hat ein Geständnis abgelegt. Ueber den Beweggrund schweigt er sich aus, vermutlich hat ihn die Gier nach dem großen Vermögen seiner Schwiegermutter zu dem verbrecherischen Anschlag verlockt.^ — Montag vormittag gegen 8 Uhr stürzte im Hause Watsenhausstraße 25, Ecke Viktoriastraße, der in der Cranach- straße wohnhafte 65 Jahre alte Fensterputzer Max Taucher bei Ausübung feine» Berufes aus dem dritten Stockwerk auf das Pflaster hinab und erlag sofort seinen schweren Verletzungen. Der Tote wurde nach dem äußeren katholischen Friedhof übergeführt. Radeburg. Etwas Erfreuliches ist aus unserem Orte zu melden. Hoffnung auf ein größere» Stück Arbeit! Die durch ihre Erzeugnisse in bestem Rufe stehende Firma Kunkel L Co., Dresden-Radeburg, beabsichtigt hier eine zweite Glasfabrik zu bauen. Der Bau soll im Frühjahr bereits beginnen. Projektierung und Ausführung ist dem hiesigen Architekten und Baumeister Robert Schneider über tragen. Kanienz. Am Sonnabend mittag wurde die Witwe des hiesigen Gastwirt» und Stadtrat» August Menzel beim Vorüdergehen an einem Steinbruch von einem Sprengstück so unglücklich an den Kopf getroffen, daß sie bald darauf verstarb. ' Löbau. Selbsthilfe übten auf dem letzten Wochen markte eine Anzahl Frauen gegen einen Landwirt aus Lauba au«. Schon daß dieser für da« Stück Butter 28 Mark forderte, erregte den Unwillen der Käufer. Al» er aber für ein Pfund Quark 5 Mark verlangte und e» sich dann herausstellte, daß seine Pfundpalete nach russischem Vorbild nur 400 Gramm wogen, drang das Pulikum mit Fäusten auf ihn ein, so daß er in ein Haus flüchten mußte. Al» er vom Rathaus zurückkam, wo man den Sachverhalt amt lich festgestellt hatte, mußte er vor der Menge abermals flüchten. Burkau. In der Nacht zum Sonntag wurde hier der 1885 in Chemnitz geborene, zu Burkau Nr. 124 wohn hafte WirtschaftSbefitzer und Schuhmacher, Kotte von seiner Ehefrau Hedwig und feiner SchwiegermäMer Selma verw. Cranz mit einem Düngerhaken erm<Wt. Am anderen Morgen meldete die Frau den Fall als Etnbruchsdiebstahl und Mord bei der Gendarmerie Burkau. Nach emgeheMM Verhör durch die Gendarmen aus Elstra, Burkau, BisHW werda, Dewitz und Panschwitz gelang es, die beiden FrauU nach hartnäckigem Leugnen der Tat zu überführen, worauf sie ein eingehendes Geständnis ablegten. Die M^rinnen wurden sofort verhaftet und in das Gericht Bischofswerda eingeltefert. H Zittau. Der räuberische Ueberfall auf die Darlehns- kasse im benachbarten Wetzwalde i. B. im Dezember, scheint seine Sühne finden zu sollen. Verhaftet wurden jetzt hier sechs Männer, die in dem dringenden Verdachte stehen, sich an der im Dezember 1920 in Wetzwalde i. L. auegejührten Beraubung der dortigen Spar- und Darlehnskaffe beteiligt zu haben. Der damalige Anführer dieses Raubzuge», der gegenwärtig Zuchthausstrafe in Höhe von sech« Jahren sech» Monaten in Waldheim verbüßt, hat nunmehr ein Geßändni« abgelegt, daß die vorerwähnten sech» festgenommenen Personen beteiligt gewesen seien. Großenhain. Zwei Menschenleben find durch den hochangeschwollenen Rödermühlgrabeu vernichtet worden. Seit Sonntag mittag 1 Uhr wurde der 3 jährige Kurt Schneider, bei den Eltern in Naundorf Nr. 7 wohnhaft, vermißt. Der Knabe ist jedenfalls beim Spielen am Mühl graben in Naundorf in diesen unbemerkt gefallen und durch ms hochgehende Wasser mit abgetrieben worden. Montag vormittag gegen 9 Uhr wurde der Kleine am Rechen der Firma Weiße Sc Häßlich tot aus dem Wasser geborgen. Weiter wollte Montag früh in der 6. Stunde die 70 Jahre alte Arbxitersehefrau Brekow von der Schöppe au ihrem Grundstück Wasser schöpfend Die Stützen der Schöppe hatten sich infolge des Frostes gelockert, die Schöppe über schlug sich und die arme Frau stürzte ins Wasser, au« dem sie sich nicht wieder herausarbeiten konnte. Ihre Leiche wurde Montag früh in der 9. Stunde am Reche« i« Grundstück der Firma Fedor Zschille L Co. polizeilich auf gehoben. Frankenberg. In einem Geschäft-Hause ereignet« sich ein recht bedauerlicher Unglücksfall. Beim Kaufe von Knallkorken explodierten diese in dem Augenblick, als sie von der Frau de» Geschäftsinhaber» einem Schulknaben ver abreicht werden sollten. Dabei ging die GlaStasel de» Ladentisches in tausend Trümmer, wodurch die Frau und der Knabe erheblich verletzt wurden. Chemnitz. Im Hause Theaterstraße 94 fiel in der Kurzwarengroßhandlung von Rubinsohn im ersten Stockwerk beim Versiegeln von Paketen eine Siegellampe herab. Der brennende Inhalt verbreitete sich alsbald über die leicht brennbaren Vorräte der Niederlage. Die gefährdeten Be wohner der oberen Stockwerke schickten sich an, au» den Fenstern zu springen. Die gerade zum Besuche im vierten Stockwerk weilende Hilfswärter-Ehesrau Schubert sprang in ven Hof und starb alsbald an den erlittenen schweren Ver letzungen im Krankenhause. Die anderen zehn Personen wurden über Motorleitern von der Feuerwehr gerettet. — In der ^Gießerei einer hiesigen Maschinenfabrik erfolgte beim Auffülleu de» Kupolofens mit Roheisen, Kok« usw. plötzlich eine hestige Explosion. Durch umherfliegende Eisenteilchen wurde der in Schönau wohnhafte 63 Jahre alte Schmelzer Röber, der den Ofen füllte, an Kopf und Oberkörper so schwer verletzt,' daß er sogleich dem Kranken hause zugeführt werden mußte. Vermutlich befand sich unter dem Schmelzeifen eine au« Knegsmaterial herrührende noch mit Explosivstoff gefüllte Zündkapsel einer Granate. Leipzig. Aus der Chaussee zwischen Markranstädt und Leipzig an der Kreuzung des Lausner Wege« ereignete sich ein schwerer Automobil-Unfall, bet dem die Insassen wie durch ein Wunder dem Tode entgingen. Zum Glück wurden nur zwei Insassen unerheblich verletzt, die anderen drei kamen mit dem Schrecken davon. Kurz vor der ge» nannten Kreuzung wurde plötzlich da» Pferd eines Lausen» Gutsbefitzers scheu und raste direkt auf da« Auto zu. Diese« wurde von dem Gefährt am Hinteren Teil getroffen, kam in« Schleudern und stürzte in deu Chausseegraben. Lichtentanne. Am Mittwoch früh brach i« Dachstuhl des Walzwerke« König Albert ein'Brand au». Da sich da« Feuer weiter aurzudehnen drohte, mußten au«- wärttge Wehren herbeigerufen werden. Es- ^gelang, de« Feuer» Herr zu werden. Da jedoch Maschinen in Mit leidenschaft gezogen worden find, ist das Werk bi« aus weitere» außer Betrieb gestellt. Auch' der elektrische Kraft betrieb wurde gestört. Plauen. Ja da« Stallgebäude eines hiesigen Fuhr- »erksbesttzers drang dieser Tage ein Unbekannter ein und Ichnilt aus den Schweifen von vier Pserden größere Mengen Roßhaare heraus. — In einem hiesigen Laden auf der Wettinerstraße wurde einer aus Treuen stammenden Reisenden eine schwarze Lederhaadtasche mit schwarzem Bügel und Henkel, 4000 Mark Bargeld enthaltend, gestohlen. Frachtbriefe