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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend. Bezugs-Preis: virrteljihrlich beim Kbholen von ürr LeschLftsstrllr 1,W iM., frei ins siaus 1,50 M. Einzelne Nummer IO pfg. Erscheint Dienstags, Donnerstags unü Lonnabenos Nachmittag. MrhMngS' md Aiijkigkdllilt U Nnzeigen-Preis: U N Di» einspaltige Zeile ober Seren Naum N ss W pfg., Lokalpreis 15 psg. ls ti Neklamen aus Ser ersten Leite 4ll Psg. N ll Nnzeigen-Nnnahme ss ü bis spätestens Mittags 12 Uhr Ses N Lrscheinungstäges. Druck unö Verlag von Hermann Nühle, OttenSorf-Oßrilla. Nummer 37 verantwortlicher Schriftleiter Hermann vühle, Lrotz-Oßrilla. Freitag, den 29. März f9!8 f?. Jahrgang Amtlicher Teil. Kleider-Nbgabe. Die Einwohnerschaft wird wiederholt gebeten, aus vaterländischen Gründen ihre Be stände an Kleidung«- und Wäschestücken und Schuhmerk erneut durchzusehen und nicht ««- bedingt nötige Stücke gegen oder ohne Vergütung an die hiesige Annahmestelle im Gemeindeamt abzuliefern. Der Bedarf an Sachen für die ärmere Bevölkerung ist außer ordentlich groß. Die Erteilung von Bezugsscheinen wird in der Regel wesentlich von Abgabe alter Sachen abhängig gemacht werden. Ottendorf-Moritzdorf, am 8. März 1918. Der Gemerndevorstand. Neuestes vom Tage. — Die am 25. März aeschlagenen eng lischen und französitchen Dw sionen luchten erneut in dem unwegsamen Trichtergelände der Sommeschlacht unserem Vordringen Ein halt zu tun. Unser Angriff durchbrach die feindlichen Linien. Seit frühem Morgen begann der Feind auf breiter Front zu beiden Seilen der Front zu weichen- Zäher Widerstand feindlicher Nachhuten wurde im scharfen Rochdrängen bezwungen. Nördlich Und südlich von Albert erkämpften wir uns den Uebergang über die Ancre. Am Abend fiel Albert. — Südlich der Somme warfen wir den Feind nach .heftigem Kampfe über Chaulne» und LihonS zurück. Roye wurde erstürmt, Nvyon in blutigem Straßenkampf vom Feinde gesäubert. — Wir haben unsere alten Stellungen vor der Sommeschlacht von 1916 nach Westen an vielen Stellen überschritten. Die Ge fangenenzahl wächst, die Beute mehrt sich. — Artilleriekämpfe in Flandern, vor Verdun und in Flandern dauern an. — In der größten Schlacht des Krieges, wie die Engländer selbst den Riesenkampf im Westen nennen, hat das britische Heer am 24. März bei Bapanme eine zweite schwere Niederlage erlitten. Neber Bapanme, Peronne, Nerle, Guiscard und Chauny hinaus ist der Feind geworfen. An einzelnen Stellen ist die deutsche Infanterie in ununterbrochenen harten Kämpfen bis zu 40 Kilometer vor- gestoßen Aut alten und eiligst ausgehobenen ueuen Stellungen mußte der Feind der blanken Waffe weichen. An anderen Stellen schoß ihn unsere Artillerie, ost vor der eigenen Infanterie ofsin auffahrend, heraus. Deutsche Tanks, die sich vortrefflich bewährten, durch erbenlete englische Tank« verstärkt, hatten hervorragenden Anteil beim Brechen de« tapferen feindlichen Widerstandet. Die heftigen Gegenangriffe frischer englischer und auch französischer Infanterie- und Kavallerie Divisionen scheiterten noch heißem Rmgen Unter schwersten feindlichen Verluden und kasteien jdei Guiscard— Chauny dem Feinde allein 100 Offiziere, 3500 Mann, 18 Ge schütze und zahllose« Krieg«gerät. An vielen Stellen de« weilen Schlachtfeldes häufen sich die Zeichen eines fluchtartigen Rückzuges, und erinnern an die Katastrophe der italienischen Armeen am Jsonzo. Die eng lischen Rückzugsstraßen liegen unausgesetzt Unter schwerstem deutschen Fernfluer Schon brennt, den vorgehenden Deutschen eikennbar, der wichtige englische Bahnhoi und Eirenbahn- knotenpunkl Albert, dem die südlich Bapanme vorrückenden Angriffs - Kolonnen zustreben, Wahllose zu Gegenstößen eingesetzte britische Dank«, untermischt mit zusammengeschoffenen Nolorbatterien schwersten Kaliber» liegen Mrümmcrt in den Straßen. An einer Stelle liegt eine ganze Batterie mit 2b toten Pferden. Ungeheure Munitlonsstapeln von vielen hunderttausenden von Arlllleriegeschossen türmen sich hier und da hoch empor. Ganze Lager mit reichen Vorräten fielen völlig un- rwrsehrt in deutsche Hände. Was unsere Infanterie hier an Bekleidungsstücken und Nahrungsmitteln vorfand, übersteigt jede Voruellung. Daß all dieser gewaltige Material nicht vorher unbrauchbar gemocht worden war, erklärt sich nur aus der völligen Kopflosigkeit, die die englische Führung an scheinend bis in die untersten Grade ergriff. Technisch-taktische Vorarbeiten, wie sie das ganze Schlachtfeld aufweist, lassen klar er kennen, daß der Engländer bis in die letzten Tage hinein versuchte, sein an sich schon raffinierte» Verteidigungs-System bis zur äußersten Konsequenz auszubauen. Das gilt in erhöhtem Maße von den unerhörten Munitionsmengen und zahlreichen Depots, die in unsere Hand fielen. Daß der Gegner von allen unseren Vorbereitungen bis zur Stunde des erfolgten Angriffs nicht« merkte, ist durch Aussagen zahlreicher englischer Offiziere zweifelsfrei festgestellt. Die Geheim haltung der deutschen Pläne gelang in muster gültiger Weise. Die Höhe der tausende ge nommener Maschinengewehre läßt sich nicht annähernd machen und übersteigt alles dagc- wesene Der unaufhaltsame Sturmlauf unserer unvergleichlichen Infanterie läßt keine Zeit zur Zählung der gewaltigen Bestände an Kriegsgerät, Lebensmitteln und sonstigen Beute, außer weit über 900 erbeuteten Ge schützen, viele verschüttet oder außer Gefecht gesetzt. Die unerhörte Leistung der deutschen Armeen konnte nur erzielt werden von einer Truppe, die vollständig in bei Hand ihrer Führer aller Grade war. Das Vorbrechen der deutschen Infanterie in dem dichten Nebelmeer am Vormittage zersprengte die gegnerische Befehlsgebung. In allen Phasen der folgenden Kämpfe zeigte sich, daß die englische Führung nahezu völlig ausgeschaltet war. Brs zum letzten deutschen Train soldaten wollte jeoer einzelne Mann seinen Teil an den begonnenen Erfolgen haben. Es war, alt triebe eine unsichtbare magische Kraft nahezu eine ganze Million Menschen einem großen Ziele und der Erinnerung einer Enischerdung zu. Durch das zum Teil kopflose Vorwerfen seiner Reserven und um sich gegen eine drohende Gefahr von Norden Lust zu schaffen, hat der Engländer seine Niederlage am 22. und 23. nur vergrößert. Da« Beutefeld, über da« die Deutscher vor drangen, stellt mit seinen unerhörten Mengen Munition, Pionier-Gerät und Lebensmitteln einen Wert von ungezählten Millionen dar. Es wurde kaum der leiseste feindliche Versuch gemacht, diese Bestände zu vernichten. Nur eine Armee, die sich vollständig geschlagen südlt, kann das Schlachtfeld in einer solchen Gestalt dem Sieger überlassen. Hieran können auch die Berichte des Gegners nichts ändern. Der Sieg ist und bleibt bei unseren Waffen. — Wie aus Paris gemeldet wird, beginnt sich dre Stadt seit zwei Tagen mit Flücht lingen aus dem Norden Frankreichs, besonders au» der Gegend von Noyon zu füllen. Was die Zeitungen über den Fortgang des deutschen Angriffes nicht schreiben dürfen, bestätigen nun diese Vertriebenen. Sie wurden von der französischen Regierung nach der freiwilligen Räumung einiger Frontstücke durch die Deutschen im Vorjahre in diesen Gegenden wieder zugeloffen und müssen nun zum zweiten Male vor dem Feinde flüchten. — „Daily Expreß" meldet au» Paris: Die Beschießung der französischen Hauptstadt ist unregelmäßiger geworden. Die Zwischen pausen sind vereinzelt kürzer. Man glaubt, daß jetzt zwei oder drei Geschütze an der Be schießung beteiligt sind. Hunderte von Ein schlagstellen wurden festgestellt, über deren Natur aber nicht» mitgeteilt werden darf. — Die. „Südd Korr." meldet aus Gens: Nach Berichten westschweizerischer Blätter ver lassen viele'Schweizer die Stadt Paris und das Seinedepartement. Aus den als Kriegs zone erklärten Departements östlich von Pari« werden die Ausländer zwangsweise entfernt. Mehr als 20000 Personen sollen bis Montag früh Paris verlassen. — Einer Basler Meldung zufolge berichtet „Morningpost" von der Westfront: Der neue Sturm wendet sich direkt gegen Amiens, da» oie Engländer nicht aufgeben dürfen, wenn sie nicht den Weg nach dem Meere den Deutschen freigeben wollen. — In Italien wächst die Besorgnis über die Unsicherheit der Lage, immer unruhiger wird die Möglichkeit einer neuen Offensive de» Feindes in» Auge gefaßt. So meldet das „Jonrnal d' Italia" aus dem Kriegs- gebiet: An der Gebirgsfront verhindert die noch ansehnffche Schneehöhe den Nachschub de« Feindes. Immerhin sei es wahrscheinlich, daß auch die Oesterreicher und Ungarn an greifen würden, sobald die deutsche Offensive im Westen ihren Höhenpunkt erreicht habe. Man müsse auf eine gewaltige Angriffsschlacht von der Nordsee bis zur Adria gefaßt sein. OertlicheS und Sächsisches. Gttendorf-Bkrilla, den 28. März ^8. — Auch unsere Volksküche hat Krieg«, gewinn gemacht, aber nur mit dem Unter schied, daß der Gewinn nicht dem Einzelnen sondern der Gesamtheit zugute kommt. So war es am vergangenen Sonnabend möglich, daß alle Anmeldenden ihre Wochenkarten ohne Bezahlung ausgehändigt erhielten. Durch die umsichtige und peinliche Führung der Volksküche war e« möglich gewesen einen Ueberschuß zu erzielen, der nun in der Ge stalt einer Freiwoche als „Dividende" den Teilnehmern zugute kam. (K. M) Die stellv. Generalkommando» 12. und 19. Armeekorps haben unter dem 22. März 1918 auf Grund § 9 b de» Preuß. Gesetzes über den Belagerungszustand ver boten, Tauben irgendwelcher Art abzuschießen. — Der Wortlaut des Verbot« ist au» der Sächs. Staat»zeitung und einer Anzahl anderer amtlicher Blätter zu ersehen. — Fleischbezug im Bezirke der Amtshaupt mannschaft Dresden - Neustadt. Durch eine Bekanntmachung der Amtshauptmannschaft vom 23. 3. 1918 wird bestimmt, daß vom 25. 3. 1918 ab bi» auf weiteres für Personen über 6 Jahre 200 Gramm Fleisch mit eingewachsenen Knochen oder Knochen- beilage oder 160 Gramm Hackfleisch oder 200 Gramm Wurst auf die graue Fleisch- anmeldekarte (Vollkarte) und die Reichsfleisch marken Nr. 1 bis 8 als sichergestellt zu gelten haben. Kinder unter 6 Jahren können auf nie graue Fleischanmeldekarte (Kinderkarte) und die Reichs fleischmarken Nr. 1 bis 4 beim Fleischer 100 Gramm Fleisch mit ein ¬ gewachsenen Knochen oder Knochenbeilage oder 80 Gramm Hackfleisch oder 100 Gramm Wurst sichergestellt erhalten. Die Verab reichung und der Bezug einer größeren Menge ist verboten. Die Reichsfleischmarken Nr. 9 und 10 der Vollkarte und Nr. 5 der Kinderkarte dürfen vom Fleischer nicht ange nommen und nicht beliefert werden. Anstalten, Küchen, Kriegsgefangenen - Unterkünfte, Gast wirtschaften usw. dürfen die volle auf ihren Fleischbezugs-Ausweisen angegebene Fleisch, menge beziehen. Zugleich weist die Amts hauptmannschaft darauf hin, daß die Aus händigung der „Abschnitte zur Abholung de« Fleisches" und der Reichsfleischmarken an den Fleischer erst bei der Inempfangnahme des Fleische« erfolgen darf. (M- I.) Schließt Lieferungsverträge über Gemüse ab! Bekanntlich beabsichtigt die Reichsstelle für Gemüse und Obst alles da», jeniqe Herbst-Gcmüse, wa» nicht durch Lieferungsverträge gebunden ist, in Zwang«, bewirtschaftung zu nehmen- Auch im König reich Sachsen wird diese Zwangsbewirtschaftung in der Form, wie sie von der Reich«stelle nach Abschluß der Erwägungen endgültig angeordnet werden wird, streng durchgeführt werden. Die Erzeuger können also nicht etwa damit rechnen, daß die in Aussicht ge nommene Bewirtschaftung nur lässig gehand- habt wird und daß es ihnen demzufolge etwa möglich sein würde, ihre Produkte frei- händig zu höheren Preisen zu verkaufen. Es wird daher nochmal« darauf hingewiesen, daß jeder Gemüseerzeuger am besten daran tut, wenn er rechtzeitig einen Lieferungsver trag mit einer Bedarfsstelle abschließt, denn er sichert sich dadurch den höchsten Prei», den er für das Gemüse überhaupt erhalten kann, und entgeht den einengenden Vor- schuften der mit Sicherheit zu erwartenden Zwangsbewirtschaftung. — Um die Nach- und Abschubgüter de» Heere» sowie die Privatsendungen an der Front und von der Front gegen Beraubung, Diebstahl und Unterschlagung zu schützen, sind besondere militärische Nach- und Abschub. - überwachungrstellen in folgenden Städten Eingerichtet worden: Altona, Berlin, Bonn, Breslau, Bromberg, Cassel Loblenz, Darm stadt, Dretden, Düsseldorf, Duisburg, Frank furt a. M. Gleiwitz, Hanover, Karlsruhe, Königsberg, Leipzig, Ludwigshafen, Magde burg, Mannheim, München, Osnabrück, Posen, Rastatt, Pr. Stargard, Stettin, Stuttgart, Würzburg. Durch die Kommando» sind in der letzten Zeit vom 1. August 1917 bi» 28. Februar 1918 über 1000 strafbare Fälle aufgeklärt, 2941 Täter ermittelt und ge stohlene bezw. unterschlagene Gegenstände im Werte von 765000 Mark der Heere».Ver> waltung wieder zugeführt werden. Cossebaude. Mit gefeflellten Händen und einem Knebel im Munde wurde in einer hiesigen Villa ein 22 jährige» Haus mädchen aufgefunden. E» gab an, daß Einbrecher in die Wohnung eingedrungen seien und auf das Mädchen einen Raubanfall verübt hätten. Da die angeblich Ueberfallene keine Abwehrspuren am Körper aufwie», er schienen die Behauptungen wenig glaubhaft, nach erfolgter Anzeige ergaben denn auch die Erörterungen, daß der „Einbruch" samt „Raubanfall" erdichtet waren. Krimmitschau. In einem Hause der Beckmannstraße wurden am Sonntag die 59 Jahre alte Witwe Vollstäot und ihre 34 Jahre alte Tochter tot aufgefunden. Die Tochter, seit längerer Zeit geisteskrank, war von der Mutter erdrosselt worden, während die Mutter ihrem Leben durch Einatmen von Leuchtgas ein Ende machte.