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Ottendorfer Zeitung Bezugs-Preis: , vierteljährlich 1,W Mk. frei ins tzsus. ün Ser Leschästsstelle abgeholt 1 Mk. ' Einzelne Nummer 1V pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unö Lonnabenü Nachmittag. Unteckaltungs- und Bureigeblatt Anzeigen-preis: Die einspaltige Zeile oSer Seren Kaum 13 Pfg. Neklsmen Sie einspaltige petit- zeue oöer Seren Naum 30 pfg. Bei belangreichen Aufträgen u. MeSer- holungen entsprechender Nsbstt. M wöchentlich erscheinenöer Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenöen illustrierten Beilagen „Felö unö Larten" unö „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". Druck unö Verlag von Hermann Kühle, OttenSorf-Okrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Srotz-Okrilla. Nummer Zf Mittwoch, den fH. März fyf7 f6. Jahrgang Neuestes vom Ta re —- Sehr klare Sicht hatte an vielen Stellen der Front gesteigerte Tätigkeit der Fernwaffen und Flieger zur Folge. Besonders stark war das Feuer im Ancregebiet, zwischen Bucauoy und Le Tmnsloy, lebhaft in Mehreren Abschnitten längs der Aisne und in der Champagne. Südlich von Rivont griffen die Franzosen am Montag früh Teile unserer Stellungen an, sie wurden jedoch ab gewiesen. — Unsere unermüdlichen Flieger haben statt Sonntagsruhe schwere Luftkämpfe aus- zufechten gehabt. Besonders an der West front ging es in der Luft lebhaft zu. Nach heftigem Lustkampfe zwangen unsere Luft helden 16 Flugzeuge zur Erde nieder, davon mindesten« vier hinter unseren Linien. Außer dem wurde durch unsere trefflichen Luft abwehrkanonen ein feindliche» Flugzeug südlich Zillebeke heruntergeholt. Leutnant Freiherr von Richthosen schoß bei Vimy seinen 26., Leutnant Baldamus östlich Rouvroy seinen 14. und Leutnant Pfeiffer östlich Bersieux seinen 9. Gegner ab. Wählend eines Luft kampfes, wobei Vizefeldwebel Kamandel einen Sopwith erlediate, schoß Leutnant von Bülow der bereits acht Flugzeuge abaefchoffen, nord westlich Armentieres einen feindlichen Fessel ballon ab. Ein zweiter Fesselballon wurde bei Sivry-la-Perche durch Oberfluameister Schönfeld vernichte'. Die Jagdstaffel Boelcke hat am Sonntag das dunbeitste Flugzeug abgeschoffen. Der Geist BoelkeS lebt noch weiter unter seinen Kameraden. — Weil die Wucht der Riesenzahlen von Schiffsverlusten infolge des hemmungsloser Untelseebootskriege» auf die Gemüter der Bierverbandsvölker eine verheerende Ent- Mutigung hervorzurufen beginnt, haben unsere Gegner jetzt die täglichen Anzeigen über Tchiffsversenkungen eingestellt. Reuter, Havas Und Agenci Stefani schweigen sich auf höhere Anordnung hin völlig au«. Die englische, französische und italienische Presse unterdrückt auch alle privaten Mitteilungen Und Lloyds Schiffsregister darf nur unter Au,sicht der britischen Admiralität von Zeit zu Zeit einige Schiffsabgänge öffentlich bekanntgeben Die notleidende Bevölkerung der Vierverbanüs- staaten ist allerdings mit dieser Wahrheits- Berschleterung durchaus nicht einverstanden, Und dieser Unwille schaffte sich in der fran Mschen Kammer am Ende der vorigen Woche in fast elementarer Weise Luft Dazu wachsen die ernsten Besorgnisse unserer Feinde zusehends, seit der britische Marinemrnister Carson eingestehen mußte, daß die See am Kap der Guten Hoffnung, im Golf von Aden und auch an den Küsten des indischen Ozeans mit Minen verseucht ist. Diese Mit teilung wird den Schrecken im Ententelager ganz besonders verstärkt haben. Läßt sich ihr doch entnehmen, daß es deutschen Fahrzeugen gelungen ist, sich außerordentlich wett von der heimatlichen Basts zu entfernen und auch in weit entlegenen Meeren die Handels- schiffahrt der Feinde aufs unangenehmne zu beunruhigen. Während die sonst so redseligen Blätter des Feindes die Ergebnisse des Unterseebootskneges möglichst wenig und dann Nur notgedrungen berichten, fährt der deutsche Admiralstab fort, Zusammenstellungen aus den Streckenberichten der heimgekehrten Unter seeboote zu veröffentlichen. Dadurch wird natürlich bei unseren Feinden v-e Wut über die eigene Hilflosigkeit und Vas Entsetzen über die Erfolge der Deutschen immer mehr gesteigert. Unterm 10. März konnte abermals eine höchst erfreuliche Beuteziffer bekannt gegeben werden. 42 177 Tonnen sind neuer dings au» dem Schiffsverkehr endgültig aus- geschallt woroen Damit eihöbt sich die Ziffer dei bisher im März mitgeteilten Ver luste unserer Feinde auf 318 337 Tonnen. Lloyd Georges großes Programm für die Ersparung von Schiffsraum ist durch unsere prächtigen, unermüdlichen Unterseeboote schon längst über de- Häufln geworien worden. Mit unheimlicher Folgerichtigkeir wirkt die schneidig scharfe Waffe unserer Marine und näher, immer näher rückt der Tag, da Eng land den atemerstickenden Druck auf seinem Herzen fühlt, mit dem es einst uns selbst in die Knie zwingen wollte. — Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" zitiert aus der Rede Lord Northcliffes, wenn es zum Kriege zwischen Amerika und Deutschland käme, so wäre es wünschenswert wenn die Amerikaner einen bestimmten Teil der Kriegführung übernehmen, beispielsweise die Befreiung von Belgien Der „Nieuwe Rotierdnmsche Courant" bemerkt dazu: Das ist eine ganz sonderbare Aeußerung Lord Northcliffes. Gerade um Belgien zu be freien und aus keinem anderen Grunde er klärte England Deutschland den Krieg und jetzt sollen die Amerikaner es tun. — Reuter meldet: Die Regierungskreise in Wach ngton würden es für eine ernste Ge fahr halten, wenn sich die Nachrichten über eine direkte drahtlose Verbindung zwischen Mexiko und Deutschland bewahrheiten sollten denn dann wären deutsche Ozean Kaperschiffe und Umerieeboote in der Lage, von demschen Agenten m den Vereinigten Staaten genaue Einzelheiten über die Ausfahrt amerikanischer und anderer Schiffe zu erfahren. — Wie der „Malin" aus New Aork meldet, begaben fich 50000 Deutsche aus den Vereinigten Staaten nach Mexiko. Daß in Petersburg schon längst da» Barometer auf Sturm stand, ließ sich aus allem wa» an Meldungen überhaupt noch über die Grenze zu uns herüberdrang, mit ziemlicher Sicherheit schließen. Es kam noch hinzu, dag die letzten Dumaverhandlungen zu äuuerst scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Volksvertretern und der Regierung führten, wie sie bisher in dieser Form sich wohl kaum ereignet hatten. Alles drängte zu einem gewaltsamen Zusammenuoß, der denn jetzt auch gekommen ist Freilich, Genaueres ist auch jetzt noch nicht bekannt. Aengstlich wacht man in Petersburg darüber, daß nur ja keine Einzelheiten über die Grenze dringen. Aber io viel wissen wir, daß sich in Peters burg schwere Straßenunruhen ereignet haben, die, wie aus der Proklamation des Komman danten von Petersburg heroorgeht, sich auch in Angriffen auf die Polizei äuße-ten. Es muß sogar schon ziemlich schlimm stehen, wenn es stimmt, daß die ganze Petersburger Presse nicht mehr erscheint, und daß die Straßenbahnen den Betrieb einstellten. Der Grund der Unruhen dürfte in dem Mange an Lebensmitteln zu suchen sein, der seit dem Beginn des uneingeschränkten Untersee- bootkrieges sich auch in den großen Zentren Rußlands doppelt bemerkbar macht. Und das, obwohl Rußland einer der Haupt produzenten Europas in Korn usw. ist. Die Zufuhr von außen ist abgeschnitten, aber auc im Innern hat die Unfähigkeit der Regierung es nicht fertig gebracht, eine Organisation zu schaffen, die einen Ausgleich der Lebens mittelzusuhren ermöglicht. So ist e^ denn dazu gekommen, daß die großen Städte Rußlands tatsächlich Mangel an allem haben und daß die ärmere Bevölkerung Hunger leidet. Jetzt schon über den Umfang und die Folgen der Petersburger Unruhen ein Urteil zu fällen, dürfte verfrüht sein, bevor nicht nähere Nachrichten vorliegen. Daß die ustände in Pste-sbmg äußerst ernst sind, aran ist aber wohl kaum noch zu zweifeln. — An der Amsterdamer Börse waren am Montag Gerüchte im Umlauf, daß in Ruß land Revolution ausgebrochen sei. — Laut „Berliner Tageblatt" wird aus >kio in ruwschen Blättern mitgeteilt, daß anläßlich der Gerüchte über das Auftreten deutscher Unterseeboote im Indischen Ozean die japanischen Reedereien ihre Frachttarife erhöht hätten. — Reuter meldet, daß Bagdad am Sonntag besetzt wurde. OertlicheS und Sächsisches. Vttendorf-Dkrilla, zZ. März Hl?. — Verkehrsstörungen auf unserer Strecke herrschten am vergangenen Sonntag. Durch den mittags von Königsbrück abgehenden Zug war auf Station Laußnitz infolge Entgleisung die Strecke gesperrt. Erst in den Nach mittagsstunden konnte der Betrieb wieder ausgenommen werden. — Gesuche um Ueberlaffung von dienst» unbrauchbaren Pferden. Die vielfachen an vas Kriegsministerium und die stellvertreten-! ven Generalkommandos gelangenden Gesuche auf käufliche Ueberlaffung von dienstunbrauch baren Pferden geben dem Kriegsministerium Anlaß, darauf hinzuweisen, daß sämtliche dienstunbrauchbaren Dienst- und Beutepserde oem Landeskulturrat für das Königreich Sachsen überwiesen und von diesem verteilt werden. Alle bei den genannten Behörden oder anderen militärischen Stellen eingehenden derartigen Anträge werden ohne Bescheidung der Bewerber dieser Stelle überwiesen werden Radeburg. Herr Fabrikbesitzer Kunkel bat in weiterer Betätigung hochherziger Ge sinnung aus verschiedenen Gebieten der Unter stützung und Wohlfahrt, anderweit einen Be trag von 500 Mark zur Kinderspeisung der örtlichen KUegshilse zugewendet. Dresden. Der Raubmord in der Mathildenuraße, der sich am 4. August v. I. in der dortigen Leihbibliothek von Bellmann ereignete und wobei die 19jährige Verkäuferin Johanna Schöpe ermordet worden mmr, ist nunmehr durch dre Tätigkeit unserer Kriminal polizei aufgeklärt worden. Bekanntlich wurde am Freitag, den 9. März ein ähnlicher Ueber- fall in einem Zigarrengeschäste auf der Grunaer Straße ausgeführt. Hier hatte ein Unbekannter für 10 Pfg. Zigaretten gekauft und den Geschäftsinhaber namens Friedrich Hermes mit einem Hammer zu Boden ge schlagen. Der Uebersallene schrie nach Hilse, so daß der Räuber entfloh. Der Polizei gelang es, den Attentäter in einem Hofraum hinter einem Fleiicherwagen versteckt aufzu- finden. Er wurde nach der Hauptpolizei ge bracht und als Her 21jährige Mechaniker Friedrich Köller aus Bielefeld festgestellt, bei dem sich auch der Hammer vorfand. Köller wurde nun am Freitag auch zu der Mord- angelcgenheit Schöpe verhört, wobei ihm der ihn befragende Kriminalbeamte die Mordtat auf den Kopf zusagte Köller leugnete zu nächst hartnäckig, doch verwickelte er sich nach mehrstündigem Verhör in verschiedene Wider sprüche und legte schließlich ein vollständiges Geständnis ab. Die Kriminalpolizei glaubt, daß der gefährliche Bursche noch mehr Straf taten auf dem Gewissen hat. Kamenz. Der Ertrag der Heimatdank- Sammlung beläuft sich hierselbst auf ins gesamt 6360,48 Mk., in Elstra auf 309 Mk. in Pulsnitz auf 1573.35 Mk. und in Bischofs werda auf 3739,61 Mk. Bautzen. In den letzten Lagen der vergangenen Woche haben Schneestürme hier und in der Umgebung große Schneever wehungen verursacht. Auf den Bahnlinien Bautzen—Königswartha und auch Bautzen- Weißenberg traten zeitweilig mehrstündige Verkehrssperrungen ein. Im Dorfe Opitz war die Wasserleitung eingefroren und die Haushalte waren nur auf Bachwaffer an gewiesen Als der Dorfbach verweht worden war, war der Ort ganz ohne Wasser. Einige Dörfer waren ganz vom Verkehr abgeschnttten. Viele Straßen waren gänzlich verschwunden. Arbeitskommandos und Militär mußten sie ausgraben, und es bietet sich gegenwärtig die merkwürdige Erscheinung, daß der Fuß- und Fährverkehr sich streckenweise zwischen drei Meter hohen Schneewänden hindurch bewegt. Die Ankerbrikettwerke in Zeißholz mußten in» folge der großen Kälte den Betrieb in den Gruben vorübergehend einstellen. Leipzig. Am Markt des Stadtteil» Lindenau ist Sonnabend mittag nach 12 Uhr ein Raubmordversuch verübt worden. Im Hause Nr. 4 betreibt die Frau Kramer ein Zigarrengeschäft. Sie wurde am Sonnabend mittag in einer großen Blutlache bewußtlos ausgenommen und hatte eine etwa 10 Zenti meter lange, bis auf den Knochen reichende Wunde, die anscheinend mit einem scharf kantigen Instrumente beigebracht worden ist. Der Tat dringend verdächtig ist ein Soldat, der ein dolchartiges Messer bei sich gehabt haben soll. Die Ladenkasse ist um etwa 60 Mark beraubt worden. Das Polizeiamt hat für die Ergreifung des Täters eine Be lohnung von 100 Mark ausgesetzt. — Schneller als man erwarten durfte, ist der Täter, der mit beispielloser Frechheit am hellichten Tage die Frau verw. Kramer in Leipzig-Lindenau in ihrem Laden überfiel, und nachdem er die unglückliche Frau zu Boden geschlagen hatte, die Ladenkaffe be raubt, der Kriminalpolizei ins Garn ge laufen. Bereits am Montag mittag konnte er in der Person des am 21. Dezember 1892 in Einsiedel bei Chemnitz geborenen Soldaten Willy Mehnert verhaftet werden. Die Polizei» behörde teilt folgendes mit: Am Montag mittag ist der Soldat, der vorgestern die Zigarrenhändlerin Kramer in L.-Lindenau Markt 4 überfallen und beraubt hat, auf dem Ranstädter Steinweg von einem Schutz mann des Straßendienstes festgenommen und zur Hast gebracht worden. Er ist der Tat geständig. Der Täter heißt Willy Mehnert und ist am 21. Dezember 1892 in Einsiedel bei Chemnitz geboren. Er steht als Soldat im Felde und hat sich ohne Urlaub hierher begeben. Nach begangener Tat hat er sich von dem geraubten Gelbe einen Zivilanzug gekauft, ist nach Berlin und von da wieder hierher gefahren und wurde in diesem Anzug festgenommen. Mehnert hat schwere Vor strafen. Die Angabe, daß der Täter früher in der Gegend des L.-Lindenauer Marktes mit Grünwaren gehandelt haben soll, hat sich als richtig erwiesen. Mehnert wurde der Militärbehörde überliefert. Plauen i. V. Gerüchte über Pocken- erkrankungen, die jeder Grundlage entbehren und bloß zur Beunruhigung der Einwohner beitragen, sind in Plauen verbreitet- Die Stadt Plauen hat bisher auch nicht einen Fall von Pockenerkrankungen zu verzeichnen. Die Gesundheit-Verhältnisse sind im Gegen teil sehr befriedigend. empfiehlt H. Mhle, BuchhaM«.