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o o Bezugspreis: vierteijährklch r,2v Mark frei ins Hsu;. Iu Ser Geschäftsstelle abgeholt viertel- Mrlich, Mk. Einzelne Nummer io pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «d Sonnabend Nachmittag, »—————- 0 unä Anzeigeökatt M di« N«stGM,t X.r^ GM «Wr brren X«m ,, -fg. — »MWMA De «e Neinspetüge PM.A^K « Dtz. »«zetHenenn-hme Ich r» Wk EGD. Mit wSchentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel «d WmM" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Dmck web Vertag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gknlla. verantwortlich für di. Redaktion h. Rühle in «r«tz.«Ma. Nummer Y7 Sonntag, den s5. August WZ. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Mit der letzten Kraft der Verzweiflung kämpft Rußland um die Rettung feine: Armee. Nach ahnen wir kaum den vollen Umfang des furchtbaren Dramas, das dieser allgemeine Rückzug der russischen Heere in sich bürgt. Aber wir wissen, daß es Ereignisse von un geheurer Tragweite sind, die täglich zwischen Weichsel und Bug vor sich gehen, und daß am Ende des gewaltigen, in der Menschheits geschichte kaum dagewesenen Ringens der völlige Zusammenbruch der moskowitischen Heeresmacht lauert. Mit Lukow und Siedlce sind die beiden wichtigsten Knotenpunkte des Bahnnetzes westlich von Breft-Litowsk in unserem Besitz und die Benutzung der im wesentlichen parallel mit ihrer Front laufen den Bahnlinie Siedlce-Lukow ist den Russen völlig unmöglich gemacht worden. Aber Siedlce ist nicht der einzige Erfolg. Auch Sokolow, das 25 Kilometer nördlich von Siedlce, an der nach Malkin führenden Bahn liegt, ist ebenfalls genommen worden, und gegenwärtig stehen die Truppen des Prinzen Leopold südlich von Mordy, am Liwiec-Ab- schnitt. Mordy liegt bereits 15 Kilometer öst. lich von Siedlce an der Bahnlinie, die von Siedlce aus nordöstlich in das Innere Ruß lands geht und die dabei auch den Bug über schreitet. Die Entfernung von Mordy bis zur Festung Breft-Litowsk beträgt rund 80 Kilometer. Es ist leicht möglich, daß die russischen Nachhuten, deren Kraft bereits ge brochen und deren Geist demoralisiert sem dürfte, noch einmal versuchen, sich hinter der Liwiec zu verteidigen. Sehr heftige Kämpfe toben immer noch zwischen Narew und Bug, etwa im Nordosten von der bereits in deut schem Besitz befindlichen Bahnstation Malkin. Hier müssen die Russen von Abschnitt zu Ab schnitt aus ihren Feldstellungen vertrieben werden, wobei ihnen das waldreiche Gelände bei der Verteidigung sehr zustatten kommt. In Südpolen aus der Front zwischen dem Parczew und dem Bug sind die Verbündeten überall in voller Verfolgung. Die Russen machen hier anscheinend nicht einmal mehr den Versuch eines Widerstandes, der völlig lahmgelegt zu sein scheint, so daß die Russen ihr ganzes Heil in schleunigstem Rückzüge suchen. Aber dieser Rückzug scheint tatsächlich zu einer Flucht ausgeartet zu sein. — Infolge der Eroberung des Brückenkopfes von Czernowitz durch die Unsrigen sind die Russen zur Räumung sämtlicher noch auf dem linken Dnjesir-Ufer befindlichen Stellungen ge zwungen worden. Die Russen halten hier Während zweier Monate ein Netz stark be festigter, günstig gelegener nnd schwer nehm barer Positionen errichtet und schassten au den über den Dnjestr geschlagenen Brücken fortwährend Verstärkungen heran. Am 7. August machte die österreichische Artillerie stärkere Angriffe, welchen am folgenden Tage geschickt geführte Jnfanteriestürme folgten. Die Russen mutzten, als ihre Linien an mehreren Stellen durchbrochen waren, rasch über den Dnjestr zurückgehen. Der an geschwollene Fluß hatte aber einen Teil der Dnjestrbrücken abgerissen, so daß viel Proviant und auch Munition den Oesterreichern in die Hände fiel. — Zum russischen Rückzüge schreibt Stege mann im Bund: Auf ihrem Rückzüge, der fortgesetzt tausend Gefangene und auch viel Kriegsmaterial kostet, verfahren die Russen mit einer fanatischen Selbentäußerang, wie sie nur der Slawe kennt, nach den uralten Rezepten ihrer Verwüstungsstrategie, indem sie die Ernten vernichten, Städte "und Dörfer anzünden, Bahnen und Fabriken sprengen und die Bevölkerung wegfüyren. Das ist Krieg- ührung längst vergangener Zeiten, die in! primitiven Verhältnissen von unleugbarer! Zweckmäßigkeit ist, aber nicht mehr in unsere' Zeit paßt, da sie die Kulturgüter des eigenen! Folkes vernichtet und durch die moderne! Technik größtenteils wirkungslos gemacht wird. Wenn man in offiziösen russischen und anderen Lntenteblättern zwischen den Zeilen liest, so Ännte man glauben daß die Ruffen die Linie Riga—Brest Litowsk—Cholin halten wollen und sich damit schmeicheln, die Deut- chen zu einem riesenhaften Flankenmarsch entlang der Bug- und Njemenstellung nach Nordosten zu verführen, wodurch sie in der rechten Flanke umgangen werden könnten Das ist eine Strategie, der sich nicht nach zugehen lohnt. Viel wichtiger ist die Frage, ob die Russen Brest-Litowsk halten, ob sie Riga an die neue Front anschließen können, ob die Armee des Generals Rußki gegen die Armee Below angesetzt werden soll, und end lich, ob es den Russen gelingt, das Kownoer Festungsdreieck und die Anlehnung an Beß- arabien in einer untereinander verbundenen Front zu behaupten und so die linke Flanke icherzustellen. Berlin. Dem Reichstag ist am Freitag abend der neue Nachtragsetat über die weitere Forderung von 10 Milliarden in Form eines Gesetzentwurfes betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1915 zugegangen. Er enthält n Paragraph 2 die Bestimmung, daß die im Etat vorgesehenen diplomatischen und kon sularischen Vertretungen in Italien fortfallen. Im Paragraphen 3 wird der Reichskanzler ermächtigt, zur Bestreitung einmaliger außer ordentlicher Ausgaben die Summe von zehn Milliarden Mark im Wege des Kredits flüssig zu machen. Im Paragraphen 4 wird be stimmt, daß die zur Ausgabe gelangenden Schuldverschreibungen und Schatzanweisungen sowie die etwa zugehörenden Zinsscheine sämt lich oder teilweise auch nach einem bestimmten Wertverhältnis in in- und ausländischen Währungen sowie im Auslande zahlbar her gestellt werden. Die Festsetzung des Wert- vcrhältniffes sowie der näheren Bedingungen für Zahlungen im Ausland bleibt dem Reichs kanzler überlasten. Eine Begründung ist dem Gesetz nicht beigegeben. LertttHes nnd Sächsisches. Vttendorf-Vkrtlla, H. August WZ- — Eine Alarmierung der hiesigen Frei willigen. Feuerwehr erfolgte am Donners tag abend nach der Dresdner Straße. Durch Ueberlaufen eines mit Teer gefüllten Topfes entstand ein Küchenbrand, welcher jedoch noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr durch hilfsbereite Nachbarn gelöscht wurde. Der durch Bundesratsbeschiuß vom 23. Juli dieses Jahres errichteten Reichs- fnttcrmittelstelle gehen, zahlreiche Anträge von Tierhaltern auf Zuweisung von Futtermitteln, ferner auch Anfragen und Angebote wegen Lieferung von FuAer- mitteln und dergl. zu. Derartigen Anträgen und Angeboten vermag die Reichs- futtermiltelstellc in keinem Falle Folge zu geben. Sieist kein Geschäftsunternehmen sondern eine Behörde, der die Durchführung der Bundesratsverordnungen Über den Verkehr mit Gerste, Haier, Kraftiuttermitteln und zuckerhaltigen Futtermitteln obligt. Sie hat daher weder Futtermittel im Besitz, noch kaust oder verkauft sie solche Sie bedarf auch keiner Lugerräume, keiner Kommissionäre oder Agenten. Eine Zu weisung von Futtermitteln kann durch sie außer an die Heeres- und Marineverwaltung nur an Kommunalverbände und an die in den Bundesratsverordnungen oder vom Herrn Reichskanzler besonders bestimmten Stellen erfolgen. Anträge auf Zuweisung von Futtermitteln sind ausschließlich an die zuständigen Kommunalverbände (Amts- hauplmanuschaften und die 9 exemten Städte) zu richten. — Kürbis hat noch lange nicht die Anzahl Freunde, die ihm berühren. Es ist wohlfeil, nahrhaft und leicht sättigend, sollte daher in keiner einfachen bürgerlichen Küche iehlen. Zur Kürbis suppe schneidet man den Kürbis in kleine Stücke, kocht hn zu Brei, rührt ihn durch einen Durch schlag und verdünnt ihn entweder mit Wasser, dem man Salz, Zitronenschale und ein Stückchen Butter beifügre, oder man gießt Magermilch zu und würzt mit einer Prise Salz, etwas ganzem Zimt und Zucker. Eine kleine Beigabe von gar gebrühten Reis ist sehr schmackhaft. Kürbisgemüie bereitet man auf gleiche Art, mit den gleichen Gewürzen, streicht es aber nicht durch ein Sieb und hält es dicklich. Klein geschnittener Kürbis kann vuf gleiche Weise wie andere Früchte ein gemacht werden oder getrocknet mit anderem getrdcknetem Obst zusammen zum Kompott verwandt werden. - Schonung der Sonnenblumen. Die Notwendigkeit in der Kriegszeit auf eine Vermehrung der menschlichen Nahrungs mittel hinzuwirken, hat die Eisenbahn- Verwaltung veranlaßt, die Eisenbahn böschungen in größerem Umfange ruft Sonnenblumen zu bepflanzen. Der Samen der Sonnenblume liefert ein wertvolles Oel, das unmittelbar als Speiseöl, ferner ür die Herstellung von Kunstbutter und auch für verschiedene weitere Zwecke ver wendet werden kann. Bei dem Mangel an Fetten ist diese Maßnahme von be sonderer wirtschaftlicher Bedeutung. Es muß daher mit Sorgwlt darauf geachtet werden, das die Anpflanzungen geschont und der Ertrag dem angegebenen Zwecke zugeiührt wird. Es ist besonders die Schuljugend von einer Beschädigung der Sonnenblumen und insbesondere von einer Beraubung der Blüte zu warnen und auf den mit der Anpflanzung der Sonnen blumen verfolgten nationalen Zweck hin zuweisen. Radeberg. Am 11. dieses Monats wurde hier ein seit 1. dieses Monats von seinem Truppenteil (1. Ersatzbataillon Grenadier Regt. Nr. 100 Dresden) ent wichener Soldat sestgenommen, der am darauffolgenden Tage seinem Truppenteil wieder zugeführt worven ist. Seine Fahnenflucht bergründet er damit daß er vor 17 Wochen als Kriegsfreiwilliger bei der Truppe eingetreten sei, um gegen unsere Feinde im Felde mit zu kämpfen. Trotz dieses wiederholt vorgebrachten Wunsches sei er nicht mit seinen übrigen Kameraden in das Feld geschickt, sondern hier in der Kaserne zurückbehalten worden. Moritzburg. König Friedri ch A ugust besichtigte am Donnerstag unter Führung des Landstallmeisters Grafen zu Münster die neuen Anlagen des Königlichen Land stallamtes in Moritzburg und die im alten und neuem Landstallamte untergebrach'en Pferde, sowie im Anschluffe daran die Pferdeweide des Fohlenauszuchtvereins in Cunnertswalde. Dresd e n. Infolge Unvorsichtigkeit geriet am Donnerstag früh in der sechsten Stunde ein 16 Jahre alter Arbeiter in das Transmissionsgetriebe einer Gesenk schmiede aut der Leipziger Straße, wobei ihm ein Fuß ziemlich abgerissen wurde. Schwer verletzt mußte der Verunglückte ms Friedrichstädter Krankenhaus gebracht werden. M eißen. Der Stadtrat erläßt folgende amtliche Bekanntmachung: Au» den hiesigen Wochenmärkten werden für Gegenstände des Wochenmarktverkehrs von den Ver- käufern Preise verlangt, in denen wucherische Gewinne enthalten sind. Es betrifft dies vor allem diejenigen Marktwaren, bei denen die Erzeugungskosten gegen frühere Jahre überhaupt nicht oder in nur sehr geringem Maße gestiegen sind. Für solche Waren (zum Beispiel Bohnen, Möhren, Zwiebeln, Kartoffeln usw) werden aber jetzt Preise verlangt, welche die zur gleichen Zeit in früheren Jahren geforderten Preise fast um das Doppelte übersteigen. Gegen alle Verkäufer, die weiterhin ihre Waren zu derart hohen Preisen feilbieten und die Notlage anderer ausnutzen, werden wir nunmehr unverzüglich das Straf verfahren in die Wege leiten. Pirna. Auch die hiesige Bäckerinnung hat den Brotpreis herabgesetzt. Schandau. Da Heuer in den böhmischen Elbgeländen und deren Hinter land die Obsternte eine recht zufrieden stellende ist, so konnte an den Obstverlade plätzen von Leitmeritz, Lobositz, Aussig und Tetschen seit Ansang dieser Woche mit der Anfuhr des Obstes zunächst, Birnensorten begonnen werden. Am Dienstag und Mittwoch passierten die ersten befrachteten Oastkähne die sächsische Grenze. Diese Obstkähne fahren nach Berlin. Leipzig. Zur Erleichterung deS Besuchs der am 29. d. M. beginnenden Leipziger Michaelismesse haben auf Er suchen des Rates der Stadt Leipzig und der Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Musterlagermesse die deutschen Bundesstaaten mit Staatsbahnbetrieb be- schlossen, den die Messe besuchenden Aus stellern und Einkäufern den halben Fahr preis in der zweiten und dritten Wagen- tlaffe, sowie die frachtfreie Zurückbeförderung der Meßgüter von Leipzig nach den Orten der Absendung zu gewähren, und zwar mit Rücksicht auf die dnrch den Krieg bedingten besonderen Verhältnisse. Hohenstein-Ernstthal. Zwischen den Stadtverordneten und dem hiesigen Stadtrat waren wegen des geplanten Er- weiierungsbaues der Gasanstalt Meinungs verschiedenheiten entstanden. Die Stadt- verordneten hatten den Bau, der auf ins gesamt 450 000 veranschlagt ist, zweimal beschlossen, und der Rat lehnte zweimal ab, sodaß die Entscheidung der Oberbehörde nachgesucht werden mußte. Letztere hat nun zugunsten der Stadtverordneten ent schieden und in den nächsten Tagen wird der Bau in Angriff genommen. Glauchau. Hier wurde in der Nacht zum Sonntag ein Schwein aus einem Hof grundstück gestohlen. Das Tier wog etwa einen halben Zentner und wurde an Ort und Stelle abgestochen.