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Ottendorfer Zeitung Unterkmktungs unä Anzeigeökatt Dock »d Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. verantwortlich für di« Redaktion H. Rühl« in Eroß-Vkilla. Nummer ^8 Mittwoch, den 2s. April sys5. Jahrgang rlNt»iF»«ßk,f»: Für die NetnsyolttSe Äers« .A«üe ot»r deren R«m w pfg. — Im Reklametett für »ie Neins,alttg« PM.-et!» r» phz. A«zet-,n«nnahme bt» Uhr mttNP». Betla-^üühr noch vereint «r«^. Bezugspreis: vterteljührüch l.20 Mark frei ins ^sss. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer >0 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »at Sonnabend Nachmittag, Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel rmd Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Made". Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Alle hiesigen Biehbesitzer, welche Kleie beantragt haben, werden hiermit auf gefordert, bis 21. d. M. im Gemeindeamt zu melden, ob sie, da es keine Kleie gibt, Melaffr oller LusterNter oller »rille sunerarten haben wollen, Melasse kostet Ser Beniner 4.70 Mark 2 uckersut 1 ek aber 11.10 Mark Ottendorf-Moritzdorf, am 19. April 19l5. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Die englischen Angriffe bei Ipern nehmen jetzt größeren Umfang an, daß die Vermutung naheliegt, sie seien dte Vor läufer der erwarteten großen Offensive. Zunächst handelt es sich allerdings immer noch um örtlich enqbegrenzte Gefechte an der Straße von Ipern noch Comines Diese Straße durchschneidet zwischen St Eloi und Zrllebeke die beiderseitigen Lauen und um die dortigen Höhenstellungen, die das Gelände beherrschen, geht der Kampf. Dte Engländer vermochren keinerlei Erfolge zu erzielen, wurden im Gegenteil unter schweren Verlusten zurückgeschlagen. Die Vorstöße ermöglichen aber doch einen Schluß auf die Absichten des Gegners, de> offenbar die auf Ipern vorgeschobene deutsche Stellung bet St. Eloi durchstoßen will. Der Angriff bei Neuve Chapelle im zweiten Mittel des März bildet gewisser maßen das Gegenstück zu den jetzigen Vor gängen. Beide Orte bezeichnen ungefähr Anfangs- und Endpunkt der ausschließlich von Engländern besetzten Front, die also ähnlich wie die Franzosen zwischen Maas und Mosel — anscheinend m starken Flankenangriffen ihr Heil versuchen wollen. Auf dem französischen Frontabschnitte Verdun — St. Mthtel — Pont-L-Mousson herrschen immer noch die Arttlleriekämpfc vor. Nur auf die CombreShöhe, die allen entgegenstehenden französischen Berichten zum Trotz in deutschen Händen ist, wurde ein Angriff mit schwachen Kräften versucht, der im Keime erstickte. Ebenso wenig er folgreich operierten dte Franzosen in den Südvogesen im Gebiet des RerchsackerkopfeS. Von der angeblichen Offensive der Gegner im Sundgau verlautet von deutscher Seite nichts. — Jetzt wird auch von russischer Seite zugestanden, daß der Angriff auf die Kar- palhenfront gescheitert ist. Und es ist so gar dte offizröse „Petersburger Telegraphen agentur", die berichtet, daß die Angriffe nicht fortgesetzt werden könnten, well ein plötzlich eingetretener Witterungswechsel das verbiete. Natürlich muß der Vorwand des ungünstigen Wetters helhallen, well man in Petersburg diese Niederlage doch nicht gut unumwunden eingestehen kann. Man folgt damit ja nur dem englischen Beispiel, das die Einstellung des Angriffs auf die Dardanellen dem gewaltigen See gang zur Last legte, obwohl doch noch nie ruhigere See vor den Dardanellen herrschte als damals. Auch die russischen Militär kritiker, welche bisher lediglich Fanfaren bliesen, bauen schon ab. So glaubt einer von ihnen die eigentümliche Behauptung aufstellen zu müssen, daß es für die Russen doch vorteilhafter sei, das KampseSseld näher an die rückwärtigen Verbindungen zu verlegen, und er ist der Ansicht, daß Man auch in der russischen Heeresleitung SU dieser Ueberzeugung gekommen sei, zu Mal ?s doch wohl sehr schwer möglich wäre, die russische Offensive nach Ungarn durchzutragen. Er fügt hinzu, es habe den Anschein, als ob das heimtückische Gelände der Karpathen die tatsächliche Stoßkraft der russischen Waffen nicht zur Geltung kommen lasse, und daß ein strategischer Rückzug nicht im Entfertesten eine Nieder lage sei, sondern nur eine Vorbereitung des Sieges. Wenn es den Russen Ver gnügen macht, sich mit solchen Tröstungen über ihre Niederlage hmmegzuläuschen, so mag es ihnen unbenommen fein, obwohl bet dem „Siegen nach rückwärts" noch nie viel Gescheidtes herausgekommen ist. Uns genügt die Tatsache, daß dte Russen sich die Niederlage Hollen, und diese Tatsache können auch sie nicht mehr wegdispmieren. In den letzten Tagen ist nur noch an einer Stelle in den Karpathen gekämp-t worden und zwar im Quellgebiet der Cztroka in den Waldkarpalhen. Hier haben die Russen auch nach dem heutigen österreichisch- ungarischen Bericht aufs neue angegriffen; die Angriffe erfolgten bet den Orlen Nagy- polany, Zellö und Telepocz Die Orte liegen am Südabhange der Karpathen an der Straße, die von Lisko über Baligrod- Cisna nach Hamonna führt. Die Straße folgt auf der ungarischen Seite des Ge birges dem Tal der Cztroka, eines Neben flusses der Labortza. Bet den früheren Kämpfen haben dte Russen dte Paßyöhe dieser Straße bei Rostock» in ihren Besitz gebracht, alle ihre Anstrengungen, weiter vorwärts zu kommen, scheiterten indessen. Auch der jetzige Angriff wurde blutig ab- gewiestn. Sieben russische Offiziere und 1425 Mann wurden gefangengenommen. Was die Russen eigentlich mit den ver einzelten Angriffen der letzten Tage be zwecken» nachdem sie doch ihre Massen- angriffe haben einstellcn müssen, ist nicht recht klar. E ne Aussicht, jetzt mit solchen Vorstößen etwas zu erreichen, haben sie sicher nicht. Wien. „A Nap" meldet aus Dorna- watra: In der Bukowina ist der gestrige Tag ziemlich ruhig verlaufen. Am Dnjestr landen heftige Geschützkämpfe statt, welche aber von Jnsamerteangrlffen nicht begleitet waren. Auch an der bessarabischen Grenze erschöpfte sich die feindliche Tätigkeit m Artilleriefeuer. Nördlich und nordöstlich Czernowitz halten wir unsere mit Draht verhauen befestigten Stellungen in glänzen der Weile. In den Bergen dauert noch immer der Schneefall an. Durch ununter brochene Arbeit der Landstürmer werden aber die Wege in Ordnung gehalten, so daß die Transporte keinen Schwierigkeiten begegnen. — Der Kriegsberichterstatter des „Berl. Tgbl." meldet aus Eperjes: Die Front in der Duklasenke ist noch immer ereignis los. Das Gefchützfeuer ist auch schon ver stummt. Ein zu beachtender Umstand ist, daß die Russen in kleineren Gruppen zu uns Herübelslüchten. Sie klagen über Hunger und befinden sich in sehr herunter gekommenem Zustande. — Ein heiterer Zwischenfall wird von Uscie Biskupie berichtet. Dort waren die Russen gerade eifrig damit beschäftigt, acht Fahrküchen auf einem Floße den Dnjefter hinabzutreiben. Unsere Leute merkten den Vorgang, fingen das Floß ab und brachten die noch dampfenden russischen Gulasch kanonen ans Ufer, wo sie, vom Feinde unbelästigt, ihre Ladung auf sofortige Ver wendbarkeit prüften. Karlsruhe. Zu dem Luftschiffangriff auf Straßburg in der Nacht zum Sonn abend wird noch gemeldet: Das Luftschiff warf insgesamt acht Bomben schweren Kalibers über Straßburg ab, wodurch sieben Personen verletzt wurden, darunter drei schwer. Irgendwelcher Erfolg von mili tärischer Bedeutuug wurde aber durch diese Bombenwürfe nicht erzielt. Die erste Bombe fiel auf den hellerleuchteten Bahn hofsplatz, wobei ein Lokomotivführer leicht verletzt wurde, eine zweite bohrte sich gleich falls auf dem Bahnhofsplatz ein, und zwar univeit des Postgebäudes. Sprengstücke hatten einen Postwagen wie ein Sieb durchlöchert. Eine weitere Bombe fiel in die Kronburger Straße, wühlte hier das Straßenpflaster auf und zerriß das Straßen- bahngeletse. Schwere Plastersteine wurden wett herumgestreut. Eine andere Bombe platzte auf dem Kleberplatz vor dem Denk mal des Generals Kleber und zertrümmete fast alle Fensterscheiben des Hotels „Zum roten Haus". Einem Reisenden aus Nürnberg, der sich in seinem Zimmer des Hotels befand wurde durch Bombensplitter ein Arm zerschmettert, auch der Pförtner des Hotels erlitt Verletzungen. Eine weitere Bombe flog in die Wohnung eines Packers in der Thomannsgaffe. Hier schliefen in drei Betten sechs Kinde: im Alter von 18 bis 4 Jahren. An den jüngsten Kindern ging die Bombe haarscharf vorbei, aber keines der Kinder wurde verletzt, während die Wohnung der armen Leute übel zu gerichtet worden ist. Oertliches und Sächsisches. VttenLors.Bkrtlla, 20. April WZ. — Bei der am 15. April 1915 in hiesiger Gemeinde stattgefundenen Schweinezählung wurden noch 238 Schweine gezählt. —- Die Veränderung unserer Ernährung im Kriege legt die Frage nahe, wie der Nähr wert der tierischen Produkte zu beurteilen und wie groß der Vorrat an solchen Produkten bei uns ist. Milch wurde bisher vom Auslande in verhältnismäßig geringer Menge bezogen, doch wurde ein großer Teil der bei uns er zeugten Milch erst durch Verwendung aus ländischer Futtermittel gewonnen. Heute ist es vor allem nötig, die Vollmilch weniger als bisher zu Butter zu oerarbeiten, sondern sie unmittelbar zu verbrauchen oder in der Gestalt von Fettkäse zu verwerten, da bei der Verbutterung ein erheblicher Nährwertverlust eintritt. Auch muß die Magermilch voll ausgenutzt werden, was am besten durch Ver wendung bei der Brotbereitung oder Ver arbeitung zu Quark« und Magerläie ge schieht. Ueberhaupt kann auf die großen Vorteile einer erhöhten Käseherstellung nicht oft genung hingewicsen werden. Käse nährt vorzüglich, da er fast alle Nährstoffe der Milch enthält; auch läßt er sich leicht ver- senden und hält sich gut. Eine Einschränkung im Genuß von Butter, deren einheimischen Bedarf wir schon im Frieden nicht allein decken konnten, ist dringend zu empfehlen und dafür eine größere Verwendung von Obstmut und Marmeladen anzuraten. Schließlich fei noch darauf aufmerksam gemacht, daß wir mit Rücksicht auf das Aufhören der Einfuhr ausländischer Tier- und Pflanzenfette nicht nur mit Butter, sondern mit Fett jeder Art parsam umgehen müssen, mit dem nach weislich früher in den Küchen eine geradezu ungeheuere Verschwendung getrieben worden st. Auö diesem Grunde ist auch von Genußsetten zu gewerblichen Zwecken nach Möglichkeit zu vermeiden. Großenhain. Die Ausfuhr von Kartoffeln aus dem Bezirk des Kommunal verbandes Großenhain ist, wie die Kgl. Amtshauptmannschaft Großenhain am Montag bekannt giebt, bis auf weiteres verboten. Schandau. In einer Waldhöhle am Wüstengrund bei Elbleiten wurde von der Gendarmerie in Herrnskelschen ein Mann festgenommen, der schon seit längerer Zeit das Leben einees Waldmenschen führte. Der Ver haftete ist der 26 Jahre alte Vratislav Strobel der erst eine sechsmonatige Kerkerstrafe ver- büßt halte. Er war in Großpriesen bei Ver übung eines Diebstahls verhafiet worden, brach dort aus dem Arrest aus und flüchtete in die Böhmische Schweiz. Hier richtete er sich in einer Höhle ganz häuslich ein und suchte die ganz« Umgebung durch Diebes- streiszüge heim. So hatte er im Bergrestaurant Bellevue zwei Bettdecken gestohlen, welche er zur Ausstatiung seiner Höhle verwendete. In Herrnskretschen stahl er beim Holzexporteur Anton Clar fünf Flaschen Wein, während er in Telschen dem Hühnerstalle des Oberlehrers Reinwart einen Besuch abstattete und zwei Raffchühner mitnahm. Als er festgenommen wurde, war er gerade dabei, eine Flasche Wein zu entkorken und über einem Feuer am Spieß Halle er ein Huhn stecken. Der Zugang zur Höhle war von außen fast nicht bemerkbar, doch zog der durch das Feuer entstandene Rauch durch einen Felsspalt ab und die dünne Rauchsäule lenkte die Aufmerksamkeit der Gendarmerie auf die Höhle, wobei man den Menschen sand. Leipzig. Zusammenstoß zweier Straßen bahnwagen, Am Georgiring gegenüber Stadt Rom sand zwischen zwei Motorwagen der Linien V und 8 ein heftiger Zusammenstoß statt, wodurch die Vorderstehplätzs der beiden Wagen erheblich beschädigt und mehrere Glas- scheiben zertrümmert wurden. Hierdurch er litten drei Fahrgäste meist leichtere Ver letzungen, immerhin mußte die Schnittwunde an der rechten Hand des einen Fahrgastes auf der Sanitätswache genäht werden. — In den letzten Tagen sind hier eine Anzahl im Umlauf befindlich gewesener Einmarkstücke polizeilich beschlagnahmt worden. Das Publikum wolle daher, um sich vor Schaden und Weiterungen zu bewahren, bei Empfang und Verausgabung von Einmark stücken hierauf bedacht sein, um so mehr, da es sich bei diesen Falschstücken um eine nicht allzu leicht erkennbare, also ziemlich gefährliche Nachahmung handelt. Anfällig ist die verhäitnismäßig leichte Biegsamkeit der Falsch- stücke. Sie haben ferner ein etwas bleibläuliches Aussehen, matteren Klang und zeigen ein etwas scharfes Hervortreten der Wertzahl „1" mit dem Kranz auf der Vorderseite. Bei ge nauer Prüfung findet man dagegen die Prägung in den Konturen zum Teil weniger scharf als bei den echten Stücken. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 22. April 1915. Ottendorf-Okrilla. Keine Kriegsbetstunde. Medingen. Nachm. 6 Uhr KrtegSbetstunde Großdittmannsdorf. Nachm. 4 Uhr KrtegSbetstunde,