Volltext Seite (XML)
Ottendorfer Zeitung ' I Bezugspreis: Vierteljährlich Mark frei hW Hsuz. I« der Geschäftsstelle abgeholt viertel- M^rlich l Mk. Einzelne Nummer w Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag Sonnabend Nachmittag- 0 — Nnteejiaktung8- unä Anzeigebkatt M di» klein^altig« tl»rzm»>K«ü« >«r deren X«m io Pf- — Im X«kNm>Mil str »ie kl^nspaltt-e » Pf». Lnzet-enannahmr bi» ;s tltzr mit-«»». »eü«,»^«chr nach 0«in»««W. Nit wSchentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Nade". Druck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. Verantwortlich für dir Redaktion H. Rühl« in Oroß-Vkeiöa. Nummer 50 Sonntag, den 25. April M5. Jahrgang Amtlicher Teil. Sonnabend, den24. April,abends '^9 Uhr öffentt. Kemeinderats-Sihung in der neuen Schule. Die Tagesordnung hängt am Amtsbrett im Gemeindeamt aus. Ottendorf-Moritzdorf, am 24. April 1915. Der Gemeindrvorstand. Bekanntmachung. Nächsten Montag, den 26. dss. Mts. findet für den hiesigen Ort die Ver teilung der Melasse statt. Verttilungslokal: Scheune der Bahnhofsrestaurations besitzerin Guhr. Früh von 8-10 Uhr haben die Viehbesitzer, welche Melasse be anspruchen, leere Säcke abzuqeben. nm die Melasse immer verwiegen und zuteilen zu können. Von nachmittags 2-6 Uhr erfolgt gegen Barzahlung die Aushändigung der Melasse. Der Zentner Melasse kostet nicht wie erst angegeben 4,70 Mark, sondern 7 Mark. Ottendorf-Moritzdorf, am 24. April 1915. Der Gemeindrvorstand. Neuestes vom Tage. — Während die Unseren im ungestümen Angriff an der Iserfront nördlich von Apecn einen prachtvollen Erfolg errangen, und 1600 Gefangene und 30 Geschütze in unserer Hand blieben, haben jetzt zwischen Maas und Mosel die Franzosen abermals die Offensive ergriffen. Sie brachen in dem waldigen Gelände zwischen Ailly und Aprömont — östlich von St. Mihiel — vor und gelangten auch im ersten Ansturm an einzelnen Stellen in unsere vordersten Gräben. Nach dem französischen Bericht freilich war der feindliche Erfolg bedeuten der, da stürmten sie gleich zwei hinter einander liegen de Grabenreihen einer wich tigen deutschen Stellung, Aber wir wissen ja zur Genüge, wie die gegnerischen Be richte zu lesen sind. UeberdieS sind die Franzosen — dem deutschen Bericht zufolge — bereits zum Teil aus unseren Gräben wieder hinausgcwocfen worden, an anderen Stellen wird noch gekämpft. Der Vorstotz im Ailly-Walde scheint das Signal zum neuen allgemeinen Vorgehen des Feindes an diesem Fronttetl zu bilden. Darauf deuten auch die verstärkten Artilleriekämpfe bei Combres, St. Mihiel, AprSmont und Flirey hin. Offenbar haben die Franzosen inzwischen ihre Reserven heranbekommen deren Aurücken die deutschen Flieger schon seit einer Woche und länger festgestellt haben und die Nmgruppterung vollzogen. In Französisch-Lothrigen wurde von unseren Vorposten der von uns kürzlich genommene Ort Embermenil — westlich von Aorieourt — geräumt, weil er von der französischen Artillerie in Brand geschossen wurde. Irgendwelche Bedeutung hat dieser Vor gang nicht. — Nach einer Meldung des Kriegs berichterstatters des „Berl. Tgbl." aus EperjeS ist in der Duklasenke infolge der Initiative der verbündeten Truppen eine größere GefechtSlätigkeit eingetreten. In der Linie Kozsany-Radoma war das Vor gehen insofern erfolgreich, als hier die Stellungen der Verbündeten ein wenig vorgeschoben werden konnten. In der Linie Felsö-Csernye —Cseres fiel die größte Ausgabe der Artillerie zu, die diese auch vollständig löste. L er Versuch der Russen, von Konieczna aus ihren rechten Flügel gegen das galizische Wyszova aus zu dehnen, führte er zum Mißerfolg. Dem Ansturm der verbündeten Truppen konnten die Russen an dieser Stelle nicht wider stehen. Sie wurden 6 Kilometer gegen Hanlzowa und Uszie-Ruskie zurückgeworfen. Tatsache ist, daß die russische Offensive in der Duklasenke nicht nur als aufgehalten sondern auch als gänzlich gebrochen zu be trachten ist. Hinter der Front der Ver. bündeten ist die Stimmung die zu versichtlichste. In jedermann lebt die feste Ueberzeugung, daß infolge der erleichterten Lage unser gänzlicher Erfolg nicht aus- bleiben kann. — Der Berner „Bund" schreibt zur Kriegslage u. a.: Die russische Karpathen» offensive hat den toien Punkt noch nicht überwunden. Vereinzelte Angriffe ver mögen darüber nicht hinwegzutäuschen. So steht die unter ungeheuren Opfer oor- getragene Offensive da, ohne die scheinbar günstige Lage ansnutzen zu können. Der deutsche Vorstoß, welcher zwischen der Karpathenarmee und den am Dnjestr und Pruth fechtenden russischen Kräften eine Lücke zu reißen drohte und schon den Charakter eines Flankenstoßes annahm, zwang die russische Heeresleitung ihre Re serven zu verschieben und dort ins Feuer zu bringen. Er wirkte dadurch entlastend auf die österreichische Defensive am Uzsoker- Paß. Gelingt eS den Verbündeten, neue Kräfte operativ zu entfalten, so wird den Russen selbst die Behauptung der furchtlos errungenen Position diesseits des Kammes schwierig. Französische Quellen wissen schon die Bedeutung der Karpathenkämpfe zu verringern, um den Mißerfolg der russischen Offensive zu verdecken. Daß deren Lähmung die Kriegführung der Ententemächte schwer betroffen hat, liegt ouf der Hand, selbst wenn die Russen nach der Neugruppierung noch einmal ansetzen. — In aller Heimlichkeit — wie es die Art der Gelben ist — hat Japan ganz ungeheure Truppenmassen nach China ge worfen. Während Reuter meldete, daß die Verhandlungen einen günstigen Verlauf nähmen, hat die Tokioer Regierung Regiment um Regiment an die Küste ge führt. Als aber alles fertig war, brach man — indem man neue Forderungen stellte - plötzlich die Verhandlungen ab und zeigte das wahre Gesicht. Die Konferenzen in Peking waren dem nach nicht als Farce, sie dienten nur dazu, um Zeit zu gewinnen. Der Japaner geht immer brutal vor, wo er die Macht hat. Und die besitzt er heute leider im fernen Osten. Man sieht auch jetzt erst recht weshalb er Tsingtau haben wollte: Dies bildet den besten Stützpunkt zum Vorgehen gegen das Herz Chinas. Zug um Zug kühl berechnend, nähert sich der Japaner 'einem Ziel, ohne Rücksichten auf Freunde und Feinde. Die ostastatische Frage ist heute spruchreif geworden. Wenn ihre Lösung zum völligen Zusammenbruch der Vorherrschaft der weißen Rasse geführt, so trägt England durch sei rassenverräterisches Bündnis mit Japan die Schuld. — Die Londoner „Mornig-Post" meldet aus Montreal: Täglich gehen Truppen aus Japan in die Mandschurei, nach Tsingtau, Korea, Nordchtna. Das 71. Infanterieregiment ist von Hiroshima nach Nodelima abgegangen, das 11. Armeekorps von Shikoku hat starke Abteilungen nach Tsingtau gesandt, und das ganze 17. Armee korps von Okajama steht in der Mandschurei. Das 10 Armeekorps von Himji und das 4. und 5. von Osaka sind nach China unterwegs, und gleiche Tätigkeit herrscht in den Armeemittelpunkten von Kokura und Tokio. Man darf nicht vergessen, daß Japan schon vorher das 9. Armeekorps und eine gemischte Brigade in Korea stehen hatte. Das 13. Armeekorps und eine Brigade stehen seit Monaten in der Mandschurei. In Tsingtau stehen seit dem Fall der Festung acht Bataillone, in Tientsin und Hankon je zwei gemischte Brigaden. Hieraus ergibt sich, wie mächtig die japanische Armee ist, die sich in nächster Nähe Pekings befindet. Von der Marine befinden sich zwei japanische Geschwader in chinesischen Ge wässern. Daraus wird kein Geheimnis gemacht. Oertliches und LächfischeS. (Vtten-orf-Vkrilla, L§. April ,9,8. — Zur Beachtung für Landwirte. Nach der Bekanntmachung des Reichskanzlers über die Regelung des Verkehrs mit Kartoffeln von 12. April 1915 sind Kartoffelvorräle zur Deckung eines Mindestbedarss der minderbemittelten Bevölkerung sicherzustcllen. Zu diesem Zwecke ergeht an landwirtschaftliche Besitzer größerer Kartoffelvorräle die Auf. forderung, diese der Reichsstelle für Kartoffel- Versorgung oder dem Kommunalverbande zu verkaufen. Dabei sind die Landwirte be- rechiigt, die Vorräte, die zur Fortführung ihrer Wirtschaft erforderlich sind, zurück zubehalten. Außerdem darf auch auf Mengen die zur Erfüllung von Verträgen erforderlich sind, nicht zurück jegriffen werden, wenn diese Verträge nachweislich vor dem 13. April 1915 abgeschlossen worden sind und wenn ihr Inhalt von einem der Vertragschließenden bis zum 26. April 1915 einschließlich dem Komwunalverband, bei dem die zu liefernden Kartoffeln lagern, mitgeteilt ist Hierunter fallen insbesondere auch die Verträge mit tandwirtsch-ftlichen Arbeitern, nach denen ein Teil des Entaelts in einer bestimmten Menge Kartoffeln zu gewähren ist. Sofern die Mitteilungen eines solchen Vertrages und der Nachweis über den Zeitpunkt seines Abschlusses nicht rechtzeitig beim Komwunalverband ein- gegangen ist, haben die Kartoffeibesi^er keinen Anspruch mehr daraui, daß ihnen bei einem Zurückgreisen aus ihre Kartoffeln die zur Er- iüllung der Verträge nötige Menge belassen wird, die vielfach die durchschnittlich aus den Kops eines Mitglied« des landwirtschaftlichen Haushalts entsallende Menge übersteigt. So weit die Kartoffeln im Bezirke der Amts» hauptmannschast Dresden.Neustadt lagern, ist die Mitteilung an die Behörde zu richten. — Der Krieg erfüllt all unser Denken und Sinnen. Da ist es ganz begreiflich, dag vieles gerade von den in Vergessenheit geraten ist, was uns erst in den letzten Frtedenswochen beschäftigt Hal. Dazu gehört z. B. auch unsere Bezirkswohnungspflege. Sie wurde, wie vielleicht dem einen oder anderen Leser .-rinnerlich, am 1 Juli 1914 eingesührt, aber kaum halte die Wohnungspflegerin ihre Tätigkeit begonnen, da brach auch schon der Krieg aus, und die Wohnungspflege mußte leider viele Monate ruhen. Jetzt endlich darf sie wieder ausgenommen werden. Hierzu sind nun aber gewisse Vorbereitungen notwendig, insbesondere ein Verzeichnis der kleinen Miet wohnungen und ihrer Bewohner, und dieses Verzeichnis muß die Gemeindebehörde aus stellen. Es ioll sich also niemand wundern, und vor allem : es soll niemand Angst be kommen, wenn bei ihm nächstens einmal ein Gemeindekeamter anklopit, die Wohnung be» sich'igt, die Länge und Breite der Stube ans» mißt, usw. Nach einiger Zeit wird dann die Wohnungspflegerin die betreffende Wohnung ebensallS besuchen, und auch darüber braucht niemand zu erschrecken ! Denn die Wohnungs pflegerin hat ja nicht die Aufgabe, der Haus- irau das Leben schwer zn machen, sondern im Gegenteil, ihr, soweit erforderlich, nach Kräften behilflich zu sein, die Wohnung für sich und ihre Familie zu einem gesunden und behaglichen Heime zu gestalten. Dresden. Bei einem Schleusenbau in Niedergorbitz wurde am Mittwoch auf der Mittelstraße in einer Tiefe von einem halben Meter ein irdener Topf, der das Meißner Porzellonwappen trägt, mit etwa 200 bis 300 silbernen Münzen verschiedener Größen aus vem 17- und 18. Jahrhundert ausgesunden. D>e älteste Münze ist 1615, die jüngste 1755 geprägt. Die wertvollen Münzen können von Sammlern im Gemeindeamt Niedergorbitz in Augenschein genommen werden. Bühlau. Die seuerwehrdienstpflichtige Altersgrenze ist hier infolge starker Mann« schoftsabgänge durch militärische Einberufungen vou 40 aus 45 Jahre heraufgesetzt worden. Großenhain. Die Bäckerei von Riffe in Großdobritz ist von der Königlichen Amte» hauptmannschast Meißen geschlossen morden, weil Risse sich schwere Verstöße gegen die Be stimmungen über die Getreidebeschlagnahme und die Abgabe von Mehl Hal zuschulden komme» lassen. Uebrigens wird, wie das „M. T." schreibt seine Bestrafung erfolgen. Möge dieser Vorfall allen Bäckern eine ernste Mahnung sein, die ihnen im Interesse der Volksernährung auferlegten Pflichten mit sder größten G.-wlssenhaftigkeit zu erfüllen. Bautzen. In der Nacht zum Donnerstag sind aus dem hiesigen Kriegsgefangenenlager acht russische Soldaten entwichen. Anzug: Russische Uniform, voraussichtlich KMäntel. Die Spuren führen in nordöstlicher Richtung. Freiberg. In anerkennenswerter Weise haben sich sür die Dauer des Krieges eine Anzahl pensionierter Lehrer und städtischer Beamter freiwillig zur auöhilfsweisen Dienst leistung bei der Stadtverwaltung bereit erklärt, Werdau. Bei dem Gewitter 20. d. M. lötete der Blitz im benachbarten Nieder- aldertsdors einen im Freien beschäftigten achtzehnjährigen WirtschaftSgehilsen Wolf. Ein zweiter Blitzschlag zündele im Zigeuner haus an der Zwickauer Staatsstraße. Der Brand wurde alsbald gelöscht. Kirchennachrichten. Sonntag, den 25. April 1915. Ottendorf-Okrilla. Vorm. 9 Uhr LesegotttSdienst. Medingen. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst. Großdittmannsdorf. Borm. 1/, 11 Uhr Pr