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Ottendorfer Zeitung I I o Bezugspreis: vterirljShrüch ^20 Mark frei krs ^sur. I» der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer >o Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag >«» Seimabend Nachmittag, Unterüaktungs- unä Anzeigeökatt i l ' 'M«»»»,',- - I l An»»ißislßr«er: M di, klrinHattig« Lerpss-HM q»r deren Ximm ,o Pf- — I« Xekl«n^ßU str di» kleinspeltige PM.-chl« « Ai,ß,«<,nennatz»e bi» W mWO. Heile^ßiWs, n»ch Mit wSchentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilage« „Handel Md Waadel* „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Ventsche Mode". V«k »ö Verlag vo» Hermann Rühle, Buchdrucker«! in Groß Vkrilla. Verantwortlich für di« Redaktion H. Rühl« in Oroß-G^Ma. Nummer Ls jreitag, den 2s. Mai W5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Der Bericht der deutschen Heeresleitung kann auch heute dm Engländern noch nicht den Gefallen tun, die großen Erfolge, die sie südlich von Neuve Chapelle bei Richebourg- lÄvouö errungen haben wollten, zu bestätigen im Gegenteil er betont, wie schon gestern, nachdrücklich, daß die Angriffe der Engländer schnell abgewiesen wurden. Nicht besser ist es den Franzosen bei ihrem erneuten An sturm gegen die Lorettohöhe und dem südlichen Teil von Neuville ergangen. Im ersten Falle murten sie einige Gräben ausgeben nud büßten zwei Maschinengewehre ein, während ihr Angriff gegen Neuville unter schwersten Verlusten sür sie in unserem Feuer zusammenbrach. Nehmen wir hinzu, daß auch die Kämpfe nördlich von Apern einen iür uns günstigen Verlau' nahmen, so bietet sich uns das Bild einer sür uns durchaus günstigen Gesamtlage. Die Offensive der Engländer und Franzosen hat sich nachgerade auf die ganze, wohl mehr als 60 Kilometer sich ausdehnende Front zwischen Apern und Anas erstreckt. Schon die Tatsache, daß der Feind nach dem Urteil neutraler Sach verständiger an l2 Armeekorps ausgeboten hat, beweist, daß es sich um einen Versuch größten Stils, unsere Verteidigunslinie zu durchbrechen aehandelt hat — Aus Kopenhagen wird dem „Berliner Tageblatt" berichtet: Der Pariser Korre spondent der „National Tidend" meldet, daß der letzte deutsche Sturm aus Apern Ende voriger Woche die englischen Stellungen in äußerste Gefahr gebracht habe, Einen Augenblick lang waren die stürmenden deutschen Reihen keine halbe Stunde mehr von Dpern elbst entfernt. Auch von der großen ranzösischen Offensiv« bei Arras lauten die fier vorliegenden Nachrichten nicht sehr zuversichtlich. Nachdem man gestern noch die Rückeroberung von Lille und Leus für die nächsten Tage versprochen hatte, heißt es jetzt aus Paris: Zwischen Lievin und Lens stehen die Deutschen mit starken Kräften in uneinnehmbaren Stellungen und machen weiteres Vordringen auf der beherrschenden Straße Bethune Arras unmöglich. Haag. Dem „Nieuwe Courant" wird LUS Nordfrankreich geschrieben, daß in den letzten Gefechtstagen unübersehbare Mengen englischer Kraftwagen hinter die Front gebracht wurden. Hunderte von Roten Kreuz-Kraft wagen und Tausende von Sanitätsmannschaften sind am Werk, um die vielen leicht und schwer Verwundeten zu bergen. Zn St. Pol wurde dem Vertreter des Blattes die Angabe ge macht, daß in der vergangenen Woche 1W000 (?) Mann auf den Schlachtfeldern geblieben sind. — Neber die Ergebnisse der Beschießung von Dünkirchen teilt ein holländisches Presse bureau mit: Die ersten wirksam gerichteten Granten von 38 cur Kaliber fielen Dienstag Vormittag zwischen 7 und 8 Uhr in der Stadt nieder. Von 10 aufeinanderfolgenden Granaten schlugen 2 im Militärbahnhof ein und richteten dort große Verwüstungen an Von 10 bis 11,1b Uhr folgten weitere 1l Granaten. Das zweite von diesen Geschossen traf wiederum den Militärbahnhof, wo ein gerade aus Calais eingelaufener Munitions- züg stand. Der ganze Zug wurde in die Lüft gesprengt, nur noch die Trümmer der Wagen liegen umher. Dann trat eine ein stündige Pause in der Beschießung ein. Um 12,35 Uhr setzte der Granatenhagel von neuem ein und dauerte diesmal bis 2 Uhr. In dieser Zeit wurden 10 Granaten in die Stadt geworfen; 4 davon schlugen in eine Kaserne ein, nur 100 Meter vom Militär hahnhof entfernt. Dort saßen eben 1000 Soldaten beim Mittagessen. Die meisten davon sollen umgekommen sein. Zwei andere Granaten erreichten das Militärkrankenhaus, das völlig auseiandergerissen wurde. Der Militärbahnhof ist ganz vernichtet. Der Zivilbahnhof weist starke Beschädigung auf. Nach der ersten Beschießung verließen 42 000 Einwohner die Stadt. Später folgten noch 20000 denen der Boden zu heiß wurde, und nur etwa 4—5000 Zivilpersonen wagten es, in der Stadt zu bleiben. — Tie Wiedereröffnung des Postdienstes innerhalb des Gebietes des Kaiserlich deutschen Generalgouvernements in Belgien ist nunmehr vollendet. Sämtliche Ort- und Wohnstätten in diesem Gebiete sind an das neugeschaffene Postnetz der Deutschen Post- und Telegraphen- Verwaltung in Belgien angeschlossen. Das Gebiet umfaßt die Provinzen Antwerpen, Brabant, Limburg, Lüttich, Luxemburg und Namur, sowie die Provinz Hennegau mit Ausnahme des Kreises Tournai. In das Gebiet einbezogen sind außerdem die fran zösischen Landesteile von Givet und Fumar) mit den Postorten Aubrives, Fumay, Givet, Hargnies, Haybes und Vrreux-Nolhain Nicht einbezogen ist Maubeuge mit Umgebung. Dieser französische Landesteil, welcher dem Generalgouvernement in Belgien zuget-ilt ist, gehört ebenso wie die Provinzen Ost- und Wcstflandern sowie der Kreis Tournai noch zum Bereiche der Feldpost der Westarmeen. — Ueber die Kämpfe der Armee Linsingen die am 12. Mai den allgemeinen Angriff öst lich des Uzsoker Passes begann und die Russen auch hier zurückschlug, teilt Az Est noch mit: Die Armee Linsingen hat bereits den größten Teil der Karpathen hinter sich gelassen und kämpft jetzt in der großen Ebene am Stryj Die Russm leisten großen Widerstand, doch sind ihre Anstrengungen vergeblich. Seit dem 12. Mai hat die Armee Linsingen über 6000 Gefangene gemacht und viele Maschinen gewehre erbeutet. Nach derselben Quelle haben die bei Drohobich geflüchteten Russen dort den ganzen schweren Train zurückgelaffen. — Aus der Mezölbarcz wird dem „Tag" berichtet: Die Russen haben vor der Festung Przemysl, da sie die in die Lust gesprengten Befestigungen nicht Herstellen konnten Schützen gräben gezogen, die mit Zement gefüttert wurden. Diese Schützengräben werden jetzt von unseren Kanonen beschossen. Von unsern bei der Kapitulation der Burg gefangenen Soldaten sind einige aus der Festung ge flohen und haben unsere Truppen erreicht. Sie erzählen, daß matt in Przemysl schon vor einer Woche wußte, daß die Russen in den Karpathen und in Galizien geschlagen wurden. Während der russischen Offensive in den Karpathen wurden mehr als 20000 verwundete russische Soldaten über Przemysl befördert. Am 5. Mai begann man in Przemysl die Munitionsmagazine und den größten Teil der Krankenhäuser sowie die überflüssige Munition zu entfernen. — Nach einem Bericht des Präfekten von Mytilene an dar griechische Ministerium sind wie das „Berliner Tageblatt" berichtet, zwei englische Panzerkreuzer in den Dardanellen auf Minen gestoßen und mit der Mannschalt gesunken. Die englische Gesandtschaft be- hauptet, die Ausgangspunkte der deutschen Unterseeboote seien die spanische und die griechische Küste, und beschuldigt griechische Kaufleute der Hilfeleistung und Proviant lieferung. — Au» dem Haag wird der „Täglichen Rundschau" gemeldet: Aus Niederländisch- Jndien eingetroffene Briefe berichten von Mitte April, daß Anfang April die Ver- schiffung von 30000 Mann indischer Truppen aus den europäischen Kriegsschauplatz erfolgen sollte. Wegen der fortgesetzt unruhigen Stimmung unter der mohammedanischen Be völkerung mußte die Verschiffung unterbleiben. Nach Aenßerungen britischer Offiziere wird während des jetzigen Krieges überhaupt nicht mehr an die Verschiffung indischer Truppen gedacht werden können, weil die Bewegung zur Anfachung eines allgemeinen Aufstandes die von den vermögend Arabern betrieben wird, trotz aller zu ihrer Unterdrückung ge troffenen Maßnahmen im geheimen fort dauert. Eine auffallend große Anzahl englischer und französischer Kreuzer soll in den indischen Gewässern zusammengezogen ein. - Die „Kölnische Zeitung" bemerkt zur amerikanischen Note, sie dürste, des sind wir gewiß, von unserer Regierung die Antwort erhalten die sie verdient. Nach Inhalt und Sprache erscheint sie uns als Fortsetzung der unneutralen Haltung, welche die amerikanische Regierung gegen Deutschland in steigenden Maße eingenommen hat. Deshalb ist es zu verstehen, daß die Note den lebhaftesten Beifall der Feinde Deutschlands erhält. Das dürfte aber auch ihr einziger Erfolg sein. Es ist nicht anzunehmen, daß sie die deutsche Kriegsführung auch nur um einen Zoll von der Bahn abbringt, welche die Regierung nach reiflicher Ueberlegung als notwendig erkannt und eingeschlagen hat. Köln. Nach einem Berner Telegramm )er Kölnischen Zeitung sind beim schweizerischen Bundesrat alle Hoffnungen auf eine friedliche Lösung der italienischen Krise geschwunden. Der deutsche und der österreichisch-ungarische Generalkonsul in Rom sind mit Personal am Dienstag abgereist. Im Laufe des Tages hatten auch der erste Sekretär der russischen Gesandschast und der französische Botschafter Besprechungen mit Sonnino. Am Abend er schien bei diesem auch der türkische Gesandte Nabi-Bei, dessen Besuch man mit dem Besuch des deutschen und österreichischen Botschafters in Zusammenhang bringt. — Gegenüber gewissen Gerüchten in der Oeffentlichkeit sei festgestellt, daß eine Er weiterung der Landsturmpflicht nicht be absichtigt ist. Oertliches nnd Sächsisches. GttenLorf-Vkrilla, 2o. Nai 19,5. — Sinnlosester KrtegSklatsch ist hier ein verbreitetes Gerücht, wonach die Grenadier- Kaserne in Dresden wegen großer Ver luste des Regiments halbmast geflaggt haben soll. Wer nur einigermaßen seinen gesunden Menschenverstand gebraucht, wird selbst einsehen, daß es sich bet diesem Ge. -ücht wieder einmal um geradezu hirn verbrannten Blödsinn handelt. Es ist aber beschämend für uns Deutsche, daß sich unter unseren Volksgenossen immer noch Personen finden, die zu Breitträgern solcher Quatschereien werden. Daß dadurch riesige Beunruhigungen in die Bevölkerung ge tragen wird, namentlich in jene Familien die einen Angehörigen im Grenavier- Regiment haben, ist wohl einleuchtend. Sonach wäre gegenüber dem Verbreiter eines solchen Gerüchtes die Anwendung des Grober Unfug-Paragraphen wohl am Platze, ja wir meinen sogar, daß da die schärfste Bestrafung geboten ist. Nach Erkundigung beim Generalkommando Dresden ist das Gerücht nach jeder Richtung frei erfunden und entbehrt jeglicher Grund lage. Wer Fingerzeige gibt, um den Verbreiter solcher Gerüchte zu ermitteln, würde sich damit den Dank der All gemeinheit verdienen I — Außerordentlicher Landtag Wie auf Grund einer Anfrage an zuständiger Stelle mitgeteilt wird, ist für Mitte Juni ein außerordentlicher Landtag zu erwarten, dessen Notwendigkeit sich aus den Ver handlungen der Regierung mit Mitgliedern aller Parteien dieser Tage ergeben hat. Dieser Landtag wird über die Mandats- Verlängerungen der II. Kammer um zwei Jahre zu beraten und zu beschließen haben Königsbrück. DieKönigsGeburtstags- spende für die Verwundeten des deutschen Heeres hat ein Ergebnis von 1000 Mark in hiesiger Stadt ergeben. — Drei russische Kriegsgefangene sind in der Nacht zum 19. Mai aus dem Kriegsgefangenenlager entwichen. Dresden. Der Mechaniker Kurt Vogel der im dringenden Verdacht stand die Eisenbahnbeamtengattin Anna Vogel in der Struvestraße 27 ermordet und beraubt zu haben, ist am Dienstag vormittag in Berlin am Bahnhof Friedrichstraße fest- genommen worden Er ist geständig. Die Dresdner Kriminalpolizei, die mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln die Ver folgung des Vogel in Szene gesetzt und betrieben hat, ist es in diesem Falle über raschend schnell gelungen, die Festnahme des Flüchtlings zu bewirken. Stolpen. Unser sonst so friedliches Städtchen war am Dienstag früh in Auf regung versetzt worden. Wie ein Lauf feuer hatte sich in der 9 Stunde die Nachricht verbreitet, daß ein Franzose, angetan mit blauer Uniform, rotem Käppi, rote Hose und Schleppsäbel, von der Buschmühle kommend, in unmittelbarer Nähe der Stadt gesehen worden sei. Be- herzte Männer, und selbst die Polizei, machte sich auf die Suche, um den an geblichen Franzosen etnzufangen, aber ohne Erfolg. Wie eS sich später herausstellte war der vermeintliche Franzose ein österreichischer Dragoner-Unteroffizier, der bis zum Ausbruch des Krieges in einer hiesigen Fabrik beschäftigt gewesen und jetzt zu seinen Angehörigen nach hier auf Urlaub gekommen ist. Kamenz Am Mittwoch vormittag entstand auf Flur Liebenau am Butter- berg ein Waldbrand durch den ein halber Scheffel anstehender 10—15jähügerKiefern bestand im Werte von etwa 100 Merk vernichtet bezw. beschädigt worden ist. Oberlichtenau. Der 32 Jahre alte Wtrtschaftsgehilse Lunze wuroe im Wasser trog des GutshofeS tot aufgefunden. Er litt an epileptischen Krämpfen. Döbeln. Bei einem Gewitter mit starkem Regen ging am Mittwoch nachm. in der fünften Stunde ein Wolkenbruch auf den östlich von Döbeln gelegenen Fluren von Zschackwitz, Bormitz und Zschäschütz nieder. Die Wasserfluten wälzten sich in den Talsohlen reichlich meterhoch der hiesigen Oberstadt zu und überschwemmten die Ziegelstraße, Dresdner Straße, Georgenstraße und andere Straßen und Plätze wodurch der Verkehr unter brochen wurde, besonders wurde das Liebschnersche Stadtgut in der Ziegelstraße heimgesucht. Die Dresdner Straße, wo das Wasser 1 Meter hoch gestanden hat war am Abend noch nicht passierbar. Die Mulde führt starkes Hochwasser und ist stellenweise ausgetreten. Demnach ist auch im oberen Muldenlaufe starker Regen niedergcgangen.