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Ottendorfer Zeitung ,, o Bezugspreis: viertei)ihrLch 1.20 Mark frei ks Lfssr. «er Geschäftsstelle abgeholt viertel- Meiich 1 Mk. Einzelne Nummer »o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag Sa »nabend Nachmittag. Ü Unterk»aktung8- nnä Anzeigeötatt II 'M». II A«t«i-««ß««N M bi. kl^afttg. K«rp-.-M deren X«m « ^fr — Im ReklamMl fiir »te kleinsgalttg» Petit-Geil« ,» Pfg Ax^ißenannahme bG p »fr miMA n«tz » ' W Mit wöchentlich erscheinender Sonntagrbeitage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen n»d Mnndei" „Leld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dank »d Vertag »an Hermann Rühle, Buchdrucker«! in Groß-Dkrilla. Verantwortlich für di« Redaktien H. Rühl« in Oreß-GkeWa. Nummer 63 Freitag, den 28. Mai W5. Jahrgang Ncnefteö vom Tage. — Die Franzosen und Engländer können und wollen sich mit dem Gedanken nicht ver traut machen, daß wie schon so mancher ihrer Durchbruchsversuche, nun auch der nördlich von Arras gescheitert sein soll, von dem sie sich so unendlich viel versprachen, nämlich nichts weniger als dre Vertreibung der Deutschen vom französischen und belgischen Boden. Ungeachtet aller verlustreichen Nieder lagen und Schlappen, die sie in den letzten Tagen erlitten, haben die Franzosen es auiS neue mit einem energischen Vorstoß zwischen Lievin und der Loretto-Höhe versucht. Es war, wie der Bericht unserer Heeresleitung sagt, ein großer tiesgegliederter Angriff. Der Angriff ist völlig gescheitert. In fast un mittelbarer Nähe der Kampflinie Lievin- Loretto-Höhe, bei Givenchy, gelang es farbigen Engländern, sich einen kleinen Teils unseres vordersten Grabens zu bemächtigen. Sie werden sich aber dort kaum lange aufhallen. Weiter nordwestlich, an der Straße Souchez- Bethune errangen auch die Franzosen eineu kleinen Teilerfolg, der sie in den Besitz einiger unserer Grüben brachte. Das Vergnügen dauerte aber nicht lange, in der darauf- solgenden Nacht waren sie schon wieder herausgeworfen- An einer andern Stelle, in der Gegend von Souchez, brachen die fran zösischen Angriffe unter schweren Verlusten zu sammen. Je größer die feindlichen Verluste, um so aussichtsvoller ist sür uns der Gegen stoß, zu dem wir höchst wahrscheinlich über kurz oder lang ansetzen werden. - Trotz de» hartnäckigen Widerstandes, den dir Russen immer noch am San leisten, läßt e» sich heute schon erkennen, daß et ihnen unmöglich sein wird, eine Verteidigungslinie am San zu halten. Schon ist jetzt auch bei Radymno, dem Hauptorte zwischen Przemysl und Jaroslau, der Uebergang über den San von den Verbündeten erzwungen worden. Von hier bi« fast an die polnisch-galizifche Grenze ist das ganze östliche San Ufer schon in dem Besitze der Verbündeten. Und auch südwestlich von Radymno stehen die Verbündeten bei dem Orte Swiete, welcher nur 4 Kilometer von Radymno entfernt liegt, schon unmittelbar am Westufer des San, so daß auch hier der Uebergang nicht mehr lang« auf sich warten taffen wird — In einem Leitartikel über die durch den Eintritt Italiens geschaffene Lage schreibt der „Baseler Anzeiger" u. a.: Aunällig ist, wie gering die Begeisterung über die italienische Hilfe ganz besonders in Frankreich ist, wo General Avon im „Eclair" sich für diese Ver mischung beider Heere geradezu bedankt und verlangt, daß jedes sein eigenes Operations gebiet habe. Natürlich ist es überaus schwer richtig zu beurteilen, wie und wo nun die italienischen Kräfte eingesetzt werden, sicher ist nur das Eine, daß die Ententemächte die Italiener ganz geme in den Vordergrund rücken werden, nicht nur um die eigenen Kräfte zu fchonen, sondern auch, weil sie nicht das geringste Interesse an einem besonders starken Italien haben, sondern vielmehr ein geschwächter wünschen müssen. Man wird also dafür sorgen, daß die Italiener auch etwas von den Segnungen des Krieges zu spüren bekommen werden. Schon jetzt sind die französischen Preßstimmen auf den Ton gestimmt, daß Italien keinen Anspruch aus besondere Dankbarkeit habe, da es sich nur von den eigenen Interessen leiten ließ. Christiania. Die hiesige Presse und vor allem auch die Bevölkerung verurteilen im allgemeinen so gut wie einstimmig die Kriegserklärung Italien», mit der es seinen öiiu «genossen anscheinend ohne ersichtlichen Grund im kritischsten Augenblick in den Rücken fällt. - Die „Köln. Ztg." meldet aus Kon stantinopel, die gesamte türkische Presse ver urteile die Knegserklärung und Haltung Italiens, das sich schwer verrechnet habe. „Taswir-i-Eskiar" vergleicht die gleiche Haltung Giolittis mit der von Thiers im Jahre 1870 und meint, daß der Mann, der den einzigen Warnungsruf erhoben habe, viel- leicht ebenso wie damals Thiers dazu aus ersehen sei, der erste Präsident einer Republik nach dem Zusammenbruche der Dynastie zu werden — Zu dem Untergang des Linienschiffes „Triumph" erfährt der Korrespondent des „Berliner Tageblattes", daß das Schiff auf einen einzigen Torpedoschuß sank. Sieben Minuten nach dem Einschlagen des Treffers ist der Panzer gesunken. Man nimmt an, daß er den Admiral mit in die Tiefe zog. — Erfreulicherweise wird jetzt die schon vor mehreren Tagen eingegangene Nachricht von der Vernichtung de» russischen Panzer schiffes „Panteleimon" bestätigt und damit bewiesen, daß das türkische Hauptquartier mit seinen Siegesmeldungen, im Gegensatz zu der Gepflogenheit der Feinde, sehr sorgfältig ver fährt Was der Bestätigung noch einen be sonderen Wert verleiht, ist das Hinzufügen, das der Erfolg einem türkischen Unterseeboot zu verdanken ist, woraus sich ergibt, daß die Türkei auch nach dieser Richtung hin wohl- vorbereitet ist. Wir werden daher bald von «eiteren Erfolgen der türkischen V-Boote hören, die wohl auch dazu beitragen werden, Griechenland in der Aufrechterhaltung seiner Neutralität zu bestärken, zumal die Be zwingung der Dardanellen angesichts der Tapferkeit und der Angriffslust de» türkischen Heeres in immer weitere Ferne rückt. Mögen nur die türkischen V-Boote recht bald einen Erfolg über die Italiener, nach einem Wort« des österreichisch-ungarischen Hauptquartiers, den ntchtswürdigsten aller unserer Feinde, er freuen. Diese tragen sich ja, wie es heißt, mit der Absicht, 40000 Mann und einen Teil ihrer Flotte für die Dardanellen bereit zustellen Mögen sie würdig empfangen werden! Athen. Heftige Kämpfe zwischen der englisch-französischen Landungsarmee und den türkischen Truppen haben nach hier ein gegangenen Meldungen bei Krithia statt gefunden. Insbesondere die Engländer machen große Anstrengungen, sich in den Besitz der wichtigen Keke-Höhe zu setzen. Bisher sind alle Versuche an dem zähen Widerstand der türkischen Truppen gescheitert. Trotz der um fassenden Mitwirkung der Flotte sind auch in den letzten Tagen die Bemühungen der Ver bündeten ohne nennenswerten Erfolg geblieben. Eine Reihe von Stellungen, die von ihnen während des Tages unter dem Schutze der Flotlengeschütze unter starken Opfern und großen Anstrengungen erkämpft wurden, sind von den Türken nacht» zurückerobert worden. — Das Reutersche Bureau meldet von den Dardanellen über Tenedos vom 23 Mat: Da ein rasches Vorrücken aus der Halbinsel Gallipoli wegen der besonderen Stinke der feindlichen Stellung nicht möglich ist, richten sich die Truppen der Alliierten in den ge wonnenen Positionen ein, verstärken sich und ruhen zu neuem Kampfe aus. Unsere Front ist jetzt dicht bei dem Dorfe Krithia, um dessen Besitz hart gekämpft wurde. Mehr al» einmal er»eichten die Unsrigen die Häuser, aber der Feind beherscht den Platz und seine Zugänge mit Maschinengewehren und es er wies sich als unmöglich, diese Häuser zu be haupten. OcrtLiches und Sächfisches. Mttendorf-Dkrtlla, 27. Mai 191s. — Der außerordentliche Landtag wird voraussichtlich nur einige Tage dauern, lieber die Beratnngsg genstände soll in einer Deputation möglichst eine Ueber einstimmung erzielt werden: so will man versuchen, im Plenum lange Erörterungen zu vermeiden Es sollen dort nur möglichst Beschlüsse g fußt werden. Ob sich dies bei allen Beratungsgegenständen ermöglichen lassen wird wird in parlamentarischen Kreisen bezweifelt, da die Absicht besteht, die LebenSmittelleuerung, ihre Ursachen und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung im Plenum zu erörtern. — TerPost-Telegraphen-und Fernsprech verkehr zwischen Deutschland und Italien ist gänzlich eingestellt und findet auch ans dem Wege über andere Länder nicht mehr statt. Es werden daher keinerlei Sendungen und Telegramme nach Italien mehr angenommen, bereits vorliegende oder durch die Briefkasten eiugelieferte Sen dungen weiden den Absendern zurückgegeben. — Erlaß Seiner Majestät des Königs. Die Staatszeilung veröffentlicht folgenden königlichen Erlaß : „Wir, F. iedrich August, von Gottes Gnaden König von Sachsen u!w. usw., haben uns entschlossen, zugunsten der Teilnehmer an dem gegenwärtigen Kriege in weitgehendem Umfange die gnadenweise Niederschlagung der gegen sie anhängigen oder anhängig werdenden Strafverfahren einschließlich der gerichtlich eingeleiteten zu bewilligen, soweit solche vor dem 25. Mai 1915 und vor der Ein berufung zu den Fahnen begangene Ueber- tretungen oder Vergehen mit Ausnahme derjenigen des Verrats militärischer Ge heimnisse zum Gegenstände haben. Es ist unser Wille, daß diese Strafverfahren niedergeschlagen werden, dafern nicht, wie namentlich bei Zuwiderhandlungen gegen aus Anlaß des Krieges verfügte Maß nahmen, das öffentliche Interesse die Durchführung der Strafverfolgung zwingend erfordert. In besonders liegenden Fällen soll die Niederschlagung auch bei Ver brechen verfügt werden. Ausgeschlossen von der Begnadigung sind Beschuldigte die wegen begangener Straftaten durch ein Militärgericht rechtskräftig zur Ent fernung aus dem Heere oder der Marine oder zur Dienstentlassung verurteilt sind oder sonst mit Rücksicht auf eine Straftat die Eigenschaft eines Kriegsteilnehmers verloren haben. Unsere Ministerien haben das hiernach Erforderliche zu veranlassen. Auch 46 militärgerichtlich Verurteilte wurden begnadigt." — Seine Massteät der König konnte am 21. Mai einer größeren Anzahl zur Festungsbesatzung Posen gehöriger sächsischer Truppen Seine Anerkennung sür ihre, wenn auch in zweiter Linie, so doch oft nicht minder schwer zu erfüllende Tätigkeit aussprechen. Die Truppen, aus Infanterie Fußartillerie und Pionieren bestehend, waren teils in der Grenadierkaserne, teils auf dem Exerzierplatz aufgestellt. Alsdann wurden mehrere Festungsanlagen besichtigt wo von dortigen Offizieren erläuternde Vorträge gehaten wurden. Am Nachm. wurde die Rückreise angetreten. Seine Majestät traf 1055 Uhr abends in Dresden ein. Der König sprach sich sehr befriedigt über die Reise aus, da sie ihm ermöglichte fast alle im Osten befindlichen sächsischen Truppen persönlich zu begrüßen. - Nachdem das 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 in den schweren Märztagen bet Perthes mit großen Erfolge gekämpft und Allerhöchste Anerkennung Seiner Majestät des Kaisers und Seiner Majestät des Königs von Sachsen gefunden hatte, nahm es am 10. Mai im Sturmangriffe mit heldenmütiger Tapferkeit zwei hinter einander liegende feindliche Schützengräben. Dies ist ein neues Ruhmesblatt in der Geschichte der Sächsischen Kaisergrenadiere. Seine Majestät der König von Sachsen übersandte dem Regiment nachstehendes Telegramm: An 2 Grenadter-Regimeut Nr. 101. Ich spreche dem Regiment Meinen besten Dank und Meine wärmste Anerkennung zu dem glücklichen Sturme aus. Nach Mitteilung des kommaudierenden Generals sind auch die Verluste verhältnis mäßig gering. — Seine Majestät der König stattete am 20. Mai von Sybtllenort aus Seiner k. u. k. Hoheit dem Erzherzog Friedrich einen Besuch im österreichischen Großen Hauptquartier ab. — Geoenkblatt für die Angehörigen der für das Vaterland gefallenen Krieger. Seine Majestät der König hat folgende Bestimmung getroffen: Ich will den An- gehöriqen der im gegenwärtigen Kriege für das Vaterland Gefallenen des sächsischen Heeres in Anerkennung der von den Ver ewigten bewiesenen Pflichttreue bis zum und in herzlicher Anteilnahme an dem schweren Verluste ein Gedenkblatt nach dem Mir vorgelegten Entwürfe verleihen. Das Kriegsministerium hat das Weitere zu veranlassen. — Aenderung des Schonzeil-Gesetzes und des Kaninchen-Gesetzes. Jäger seien wieder holt darauf aufmerksam gemacht, daß für das laufende Jahr der Abschuß von weib lichem Edel- und Damwild, sowie von Kälbern beider Wildarten schon vom 1. August an, von Rehböcken vom 1. Juni an, von Fasanen vom 1. September an gestattet ist. Die Grundbesitzer sind er mächtigt, die auf ihren Grundstücken auf- tretenden wilden Kaninchen selbst zu er- legen oder zuverlässige Personen mit ihrer Erlegung zu beauftragen. Die Verwendung von Gift bleibt ausgeschlossen. Zur Be nutzung von Schießgewehr bedarf es der ausdrücklichen Zustimmung des Jagd- berechtigien, dem auch das Verfügungsrecht über die erlegten Kaninchen verbleibt. - Auch im Kommunaloerbande Dresden und Umgegend ist soviel Weizenmehl vor handen, daß jetzt angeordnet wurde, das Schwarzbrotmehl mit 30 Gewichtsteilen Weizenmehl zu vermischen. Das Brot ist dadurch nicht teurer geworden. Auch 2-Pfund Brote sind jetzt zugelassen. Der Preis des Weizenmehls ist um 1 Mark für den Doppelzentner herabgesetzt worden. Auch Kartoffeln gibt es jetzt soviel, daß die Ausfuhr nach allen Kommunalverbänden wieder gestattet wurde. PödeIwitz b Kieritzsch. Der über 70 Jahre alte Gutsbefiüer Steinhardt aus Pregel bei Kieritzsch wurde in der Pfingst nacht durch falsche Angaben zu Verwandten nach Pödelwitz bet Kieritzsch gelockt und kurz vor diesem Orte ermordet. Der Täler ein noch nicht 18 jähriger Bursche, wurde noch am Pfingst-Vormittag verhaftet und in das Amtsgericht Pegau eingeliefert. Zwickau. Bei einem Spaziergang im Sladtpark Weißenborn wurde am Sonn- abend abend der Holeikoch Kurt Schill von zwei 15jährigen Laufburschen von hier hinterrücks durch zwei Revoloerschüsse schwer verletzt. Dann gingen die Burschen auf Schill los, um ihn zu berauben, ließen jedoch, als Personen hinzukamen, von ihrem Opfer ab. Die Burschen wurden verhaftet,