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Ottendorfer Zeitung , , o Bezugspreis: vtertAjLhrlich u2o Mark frei i-- der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jlchrlich s Mk. Einzelne Nummer >o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag- — Ü UnterüaküuM- unä Anzeigeökatt M di« Neinspnittzr L«rp«.PM« »dp denn X«m t» Pf-. — Im Xt-lamM fiir di« N«tnsp-l«tge Petit. Artie 25 Pf,. Ansetgenannatzme bi» Mr mittrA. V»il,,»^bMr nach Nit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel med Wandel" „Fel- und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Nsde". Vrmk »d Verlag von Hermann Rühle, Buchdrucker«! in Groß Dkrilla. Verantwortlich fiir di« Redaktion H. Rühle in Oroß-GkrVa. Nummer 5^ Mittwoch, den 5. Mai W5. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Donnerstag den 6 dieses Monats findet von früh 8 —l Uhr mittags in der Scheune der Bahnhofsrestauralionsbesitzerin Frau Guhr hier die Verteilung von Zucker, futter statt. Der Zentner kostet 7,50 Mar! Anmeldunden werden noch bis Mittwoch Abend hier angenommen. Vttendorf-Moritzdorf, am 4. Mai 1915. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Der gewaltige Steg der Verbündeten in Westgaltzien läßt fast die Bedeutung des deutschen Vorstoßes gegen Kurland zurücktreten. Und doch behält auch dieser Vorstoß seine große Bedeutung, die noch dadurch vergrößert wird, daß er mit jenem Siege zeitlich zusammentrifft. Sicherlich haben unsere Gegner gesehen, daß wir nichl kampfesmatt sind, daß wir noch über eine große Kraft und über große Truppenmassen verfügen, daß wir sogar fähig sind, an zwei Stellen zugleich mit einer neuen großen Offensive einzusetzen. In der Mel dung über den Vorstoß auf Kurland spricht unsere Oberste Heeresleitung heute schon von den „aus Riga" flüchtenden Russen. Das erweckt fast den Anschein, als wollten die Ruffen die Hauptstadt Kurlands, Miiau, aufgeben, da sie über Mitau hinaus aus Riga ihren Rückzug fortsetzen. Wieder fielen 1700 Gefangene in unsere Hände, so daß die Gesamtzahl der bei dem Vorstoß gemachten russischen Gefangenen schon 3200 ausmacht. Außerdem erbeuteten wir vier Geschütze und vier Maschinengewehre. Auch bei Kalwarja hatten unsere Truppen Er folge. Russische Angriffe wurden hier ab geschlagen, und in einem Gegenvolstoß wurden die Ruffen über die Szeszupa zurückgeworfen, die zwischen Kalwarja und Martampol einen großen Bogen nach Osten macht, und auf Kalwarja zu von südwest licher Richtung zufließt. 350 Russen wurden dabei von uns gefangengenommen. End lich haben die Russen auch in Polen süd lich von der Weichsel bei Slterniewice, an unserer Stellung vor Warschau, eine schwere Niederlage erlitten, bet der sie 100 Ge fangene in unseren Händen lassen mußten. Die Stellung der Ruffen ani Dunajec und an der Biala ist eingedrückt, an vielen Stellen durchbrochen worden. Ans der ganzen etwa 90 Kilometer langen Front von der Weichsel bis an die Karpathen bei Grybow griffen die Verbündeten an und zwangen den Gegner nach kurzem Kampfe zum schleunigsten Rückzug nach Osten. Die Verfolgung hat scharf eingesetzt, sie wird den Fliehenden keine Ruhe lassen. Der Sieger, General Mackensen, hat schon in Ostpreußen und in Polen, sowie bei den masurischen Seen und bei Lodz bewiesen, daß er nicht nur zu schlagen, sondern auch zu vernichten weiß. Wie viele Russen mögen davonkommen? Das aber ist sicher daß die Russen wohl nur Trümmer ihres Heeres aus der Niederlage retten werden. Und es ist kaum anzunehmen, daß sie so bald wieder die Kraft finden werden, halt zu machen und sich dem verfolgenden Feind wieder zu stellen. Die WiSloea würde einen neuen geeigneten Nerleidigungs- abschnitt ergeben. Aber bei einer eni- scheidenden Niederlage ist die Entfernung von nur 10 Kilometern doch wohl zu kurz um hier tum Geschlagenen schon die Kraft neuen Widerstandes zu ermöglichen. Tic Flucht wird weiter gehen. — Welchen ungeheuren Eindruck die völlig unerwartete Beschießung Dünkirchens in Frankreich gemacht, lassen die Berichte der Pariser Blätter erkennen. Sie, die Tag für Tag ihren Lesern die seltsamsten Mätzchen vormachten, um den Ernst der Lage zu verhüllen, sind derartig aus der Fassung gebracht worden, daß sie weiter nichts zu sagen wissen, als daß die Deut schen eine Vorliebe für theatralische Wirkungen hätten. Ob das zutrifft und ob die Wirkung der deutschen Granaten in Dünkirchen mit Theater und Kulisse etwas zu tun hat, wird die Bewohnerschaft der Festung ja besser wissen als die Pariser mit ihren gezwungenen Späsen. Der französische Generalstabsbericht konstatiert im Gegensatz dazu ganz einfach die Tat sache daß die Deutschen mit ihrer schweren Artillerie 38 Kilometer weit schießen. Was das für die weitere Entwickelung des Krieges bedeutet, ist gar nicht aus zudenken, wenn man sich erinnert, daß die Entfernung zwischen Dover und Calais auch genau 38 Kilometer beträgt. Und die Deutschen verstehen auf diese Ent fernung nicht nur zu schießen, sondern auch zu treffen. Wenn die französischen Angaben richtig sind, so sind von uns 30,5-Zentimeter- und auch 38-Zentimeter- Granaten verwandt worden, d. h. Geschütze die sonst nur auf der Marine und in Küstenbatterien verwendet werden. — Zu der Beschießung von Dünkirchen meldet der Berichterstatter der „Times" t Die ersten Granaten platzten am Donnerstag nachmittag 3 '/zUhr in der Stadt, während gleichzeitig drei deutsche Flugzeuge über die Stadt flogen. Die Granaten waren aber so groß, daß sie unmöglich von Flugzeugen herrühren konnten: Es herrschte daher die Anschauung, daß die Deutschen mehrere Geschütze so nahe an die Stadt heranqebracht hätten, daß diese innerhalb der Schußweite der Kanonen lag. Die deutschen Flieger schienen nur die Be schießung zu letten. Die Stadt konnte die Beschießung nicht erwiedern, da nicht entdeckt werden konnte, wo die Kanonen aufgestellt waren. In der Stadt brach ein ungeheuer Brand aus, der die deutschen Flieger vertrieb. — Aus Konstantinopel wird gemeldet: Ein hier eingetroffener Augenzeuge, der den Kämpfen in den Dardanellen bei gewohnt hat, entwirft im „Jkdam" fol gende Schilderung der ersten Kämpfe zu Lande: Am 25. April, 4 Uhr früh, be- gann die feindliche Flotte ein furchtbares Geschützfeuer gegen die Umgebung von Kaba Tepe zu richten. Eine Stunde nach her gelang es dem Feinde, unter dem Schutze des Feuers der Kriegsschiffe Truppen zu landen. Ehe die Landung beendet war, gingen unsere Truppen zum Angriff über. Der Kampf wurde mit äußerster Erbitterung geführt. Der Feind verteidigte hartnäckig seine Stellungen, während unsere Truppen ihn mehr ins Innere der Halbinsel zu ziehen suchten, um ihn dort um so besser vernichten zu können. Aber der Feind vermied es, weiter vor zudringen. Der Kampf bei Kaba Tepe war im vollen Gange, als es dem Feinde gelang, auch bet Seddil-Bahr, Sighin Dere und Kum Kale zu landen, aber auch dort begegnete er erbittertem Widerstand und konnte nicht die geringsten Fortschritte er zielen. Die Tapferkeit der türkischen Truppen war so groß, daß es einer Kom pagnie gelang, 1'/, Bataillone des Feindes ins Meer zu werfen. Während der Feind hartnäckig seine Stellungen verteidigt, sandten die Kriegsschiffe von allen Seiten einen furchtbaren Hagel von Granaten. Der Kampf dauerte den ganzen Tag und einen Teil der Nacht, bis es gegen Mitter nacht den türkischen Truppen durch einen mit bewundernswerter Schneidigkeit ge führten Bajonettangriff gelang, den Feind zu vertreiben und den größten Teil der feindlichen Truppen ins Meer zu werfen Am 26. April eröffneten die feindlichen Kriegsschiffe wieder ein heftiges Feuer. Der Landkampf dauerte noch den ganzen Tag und die ganze Nacht. Die aufgehende Sonne beschien einen türkischen Sieg. Im Laufe des Vormittags führten die türkischen Truppen einen furchtbaren Bajonettangriff aus, der den Feind bei Sihin Dere in die Flucht jagte. Die feindlichen Soldaten drängten sich in so wilder Hast, das viele ihrer eigenen Kameradin zertcten wurden, und nur einer kleinen Zahl gelang es, die Boote wieder zu erreichen. Am selben Tage wurden die feindlichen Streitkräfte die Kaba Tepe besetzt behielten, von uns eingeschlossen. Sie erlitten durch das Feuer unserer Maschinengewehre schreckliche Ver luste, worauf sie zu fliehen begannen. Viele ergaben sich gruppenweise. Am 26. April gelang es dem Feind unter dem Schutze des Feuers aller seiner Kriegsschiffe noch eine gewisse Zahl seiner Truppen zu landen, und der Kampf begann von neuem. Ein Torpedobootszerstörer, zwei Transport dampfer und ein Schiff für Wasserflugzeuge sanken, zwei Krenzer wurden beschädigt. Der Augenzeuge schätzt die Zahl der getöteten Feinde aus 10000 während die Türken nur wenige Tote und eine ver hältnismäßig geringe Anzahl Verwundete hätten. Er zollte die Tapferkeit und Todesverachtung der türkischen Soldaten Worte begeisterten Lobes. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, H. Mat M. — In den letzten Gemeinderatesitzunaen wurden unter Vorsitz des Herrn Gemeinde- vorstandeö Richter folgende die Oeffentlichkeit angehende Beschlüsse gefaßt. Als 1. Gemeinde ältester wurde Herr Buck bestellt und zum 2. Herr Gutsbesitzer Thieme mit Stimmenmehrheit gewählt. Die Gemeindesteuerordnung, Kirchen- und Schulsteuerordnung wurden mit den kleinen von der Aufsichtsbehörde angeordneten Änderungen angenommen. Die geprüften Gemeinderechnungen auf 1913 wurden richtig gesprochen. Der Hypothekenzinsfuß soll von 4^ auf 4r/,o/v für die auswärtigen Gläubiger ab 1. April erhöht werden, für die in der Parochie ausgeliehenen Hypotheken verbleibt es beim bisherigen Zinsfüße. Bei den Nachbarkassen ist eine Erhöhung bereits seil längerer Zeit durchgeführt. Für die zum Heeresdienste eingezogenen Gemeindevertreter ber 2. Klasse der Ansässiqcn wurde der Ersatz mann Herr Lehrer Schneider einberusen und vom Vorsitzenden verpflicht, die Gemeinde- anlogen sollen in die bisherigen Höhe ein- gehoben werden Die neue Sparkassenordnung Hal dem Königlichen Ministerium des Innern vorgelegen, einer kleinen Aenderung wurde zugestimmt. Als Hilfsarbeiter wurde Herr Schöne aus Großnaundorf gewählt. — Schonzeit im Mai und Juni. Im Königreich Sachsen ist, wie in Ergänzung unserer letzten Notiz mitgeteilt sei, im Mai und Juni für folgendes Wild und Geflügel Schonzeit: Rot- und Damwild, Rehwild, Dachfe und Hasen: Rebhühner, Enten Fasanen Wachteln, Bekassinen, Auer-, Birk- und Hasel wildhennen. Von 16. Mai ab bis Ende August ist Schonzeit für Schnepfen, für Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild. Nur wilde Gänse und Fischreiher dürfen geschossen weiden. Für den Weidmann tritt alfo eine Ruhezeit ein. Doch bereits am 1. Juli be ginnt wieder die Abschußzeit für männliches Edel- und Dammwild, sowie für Rehböcke und wilde Enten. Schwarzwild, Raubsäugetiere Raubvögel, einschließlich Würger, Raben, Krähen, Elstern, Dohlen, Häher und wilde Tauben sind das ganze Jahr über der Ver folgung preisgegeben und können von Jagd berechtigten stets geschossen und gefangen werden. Dresden. Nachdem vom vorigen Land tag 55 Millionen Mark zum Ankauf von Kohlenfeldern sür den Staat bewilligt worden waren, ließ sich die Dresdner Stadtverwaltung von den städtischen Kollegien ein Berechnungs- geld von 100 000 Mark bewilligen, um ihrer seits ebenfalls Bohrungen nach Kohlen für die städtischen Betriebe vornehmen zu lassen. Aber der Erfolg wollte sich lange Zeit nicht einstellen, bis es jetzt endlich zum Ankauf einer Anzahl von Gütern in Berzdorf in der Oberlausitz gekommen ist, wo mächtige Braun kohlenlager vorhanden sind. Weitere Ankäufe von Grundbesitz in der dortigen Gegend, wo bereits seit Jahrzehnten Kohlenabbau getrieben wird stehen bevor. Wie von anderer Seile berichtet wird, ist geplant, dort ein großes Elektrizitätswerk zu errichten, von dem die Stadt und andere Orte mit Licht und Kraft versorgt werden sollen. Sebnitz. Im angrenzenden Rugiöwalde brannte gestern früh das Richtersche Wohnhaus vollständig nieder und am Donnerstag früh 5 Uhr daß Kindscke Anwesen bis auf die Umlossungsmauern ab. Hab und Gut konnte in beiden Fällen nur wenig gerettet werden. In beiden Fällen wird Brandstiftung vermutet. Döbeln. Der Soldat Höckel von einem Ersatz-Bataillon rettete den 5jährigen Knaben Lorenz vom Tode des Ertrinkens in der Mulde. — Auf einem Felde in Ostrau wurde der 21jährige Sohn des Gutsbesitzers Eulitz auf dem Gesicht liegend tot ausqefunden. Ver mutlich ist dec junge Mann von Krämpfen befallen worden und auf dem Gesicht liegend erstickt. Glauchau. In die Falle gegangen ist ein Rentner von hier, der in letzter Zeit wiederholt in einen Fleischerladen gekommen war und nach dessen Fortgang immer em Stück Fleisch vermißt wurde, das von ihm nicht käuflich erworben war. Um seine un ehrlichen Absichten ausführen zu können, hatte er immer eine Fleischsorte verlangt die die Ladeninhaberin erst aus dem Schlachthause holen mußte. Die Zeit ihrer Abwesenheit benutzte er dann, um sich irgend ein Fletsch stück ^anzuiegnen. Am Sonnabend nachmittag pvßte man ihm nun genau auf die Finger sodaß feine Uebelführung gelang. Der Be treffende ist bei feiner Vermögenslage keines wegs darauf angewiesen, feinen Fleischbedarf aus so billige Weise zu decken. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 6. Mai 1915. Ottendorf-Okrilla. Keine Kriegsbetstunde. Medingen. Abends 6 Uhr Kriegsbetstunde. Großdittmannsdorf. Nachm. 4 Uhr Kriegsbetstunde.