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Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nicht- in der Welt; und die Gottesfurcht ist eS schon, die uns den Frieden lieben und pflegen läßt. Es bedarf des Gedenktage- nicht, um uns jetzt recht lebhaft an den großen Kanzler zu erinnern. In dem Riesenkampfe dieser Zeit trilt uns sein Lebenswerk und seine Persönlichkeit mit einer Deutlichkeit vor Augen wie nie zuvor. Es ist, als lebte er in unserer Mitte und blickte uns Mit seinem scharfen Auge an: „Das Vater- land darf ruhig sein, denn du schaust vom Himmel segnend drein!« Was uns zu Bismarck zieht, ist nicht schwer zu lagen. Weltgeschichtliche Männer von überragender Größt ziehen die Blicke der Mitwelt und Nachwelt aus sich. Wie Luther und Goethe gehört Bismarck zu den Heroen des deut schen Volkes. Er hat uns das Reich ge schenkt, Jahrhunderte lang war das alte deutsche Reich, einst ein stolzer Bau, eine morsche Größe gewesen, deren Einsturz nur noch eine Frage der Zeit war. Bald war Deutschland nur ein geographischer Begriff. Da kam der Held, der Nibelungenenkel, der Deutschland in den Sattel hob. In un vergleichlicher Lebensarbeit hat er zäh und zielbewußt alle deutschen Stämme zu einer festen Einheit zusammengeschmiedet, wie sie vorher niemals, selbst in unseres Volkes besten Tagen nicht, erreichbar war. Es gelang ihm, dem Geburtsbrief des jungen Reiches das Großmachtsiegcl aulzudrücken, er hat unser Vaterland zum Reiche der Mitte in Europa, in der Welt gemacht. Ist Bismarck der Reichsbaumeister gewesen so hat er uns den stolzen Bau auch aus gebaut. Wer hat die Reichspost und die Reichsbank gegründet? Wer hat dem Reiche die Einheitlichkeit in Münzen uud Maßen gebracht? Wer hat Gesetze ergehen lassen zum Segen von Landwirtschaft von Handel und Gewerbe, von Kunst und Wissenschaft? Wer hat die Fürsorge für den kleinen Mann als eine Christenpflicht verkündet und in mustergültiger Weise staatlich ge- Zeitung 11 —» Bezugspreis: vterteljLhrkich 020 Mark frei ins Hau;. In -er Geschäftsstelle abgeholt viertel, jährlich i Mk. Einzelne Nummer ,o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. —— o nnä Anzeigeökutt Lür die kletn^nktige Uorpns-Me »der deren X«m w pfg. — Im ReklmneM fitr die kleinspaltig« pettt-Heile z« pfg. Anzeigenannahme bi»;«Uhr mittag«. Setlageg^ähr nach 0«etnbar«>g. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wemdel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrilla. verantwortlich für bi« Lebaktion H. Rühle in Sroß-GkriSa. Nummer §0 Freitag, den 2. April Vs5. Jahrgang ist Amtlicher Teil. Reinigung der Geschäftsräume. Nächsten Dienstag und Mittwoch, den 6. und. 7. dss. Mts. das hiesige Gemeindeamt infolge Reinigung der Geschäftsräume geschlossen. Ottendorf-Moritzdorf, am 1. April 1915. Der Gemeindevorstand. regelt? Wer hat unablässig für die Ver vollkommnung für Heer und Flotte ge arbeitet, dem neuen Reiche Kolonien er worben, den monarchischen Sinn neu be lebt und dem deutschen Geist auf allen Gebieten neue Bahnen gezeigt und eröffnet? Das war der große Mann, in dem das Deutschtum seine vollendetste Ausprägung gefunden hat. Die Bewunderung der Nach welt ist ihm sicher. Aber mehr als Be wunderung ist Ächtung und Liebe. Ein Mann wie er zieht durch seine Persönlich keit die Herzen an: darin liegt das Ge heimnis des Namens Bismarck. Das Lebenswerk, die staatsmännische Größe, die Geistesmacht dieses Mannes in allen Ehren I Aber wäre er nicht ein Mann ge wesen, der eine Fülle sittlicher und seelischer Vorzüge in sich verkörperte, die Begeisterung und Liebe, die Pietät und Ehrfurcht wären unerklärlich, mit der das deutsche Volk an seinem Bismarck hängt. Es gibt eben doch nicht das den Ausschtag, was der Mensch leistet, sondern das, was er ist. Dieser treue Vasall seines Kaisers, dieser Staatsmann, dem Ehrlichkeit und Wahr- hastigkert ais erstes Gesetz in der Pottlik galt, dieser deutsche Mann, der seinem Volke ein mustergiltiges Familienleben vor lebte, dieser charaktervolle Vertreter eines tiefinnerlichen, männlichen Christentums, der sich seines Glaubens niemals schämte, und ihn als die „wundervolle Grundlage" seines Lebens und Wirkens Prieß, solch' ein Mann mußte sich das Herz seines Volkes erobern für alle Zeiten. Er hat seinen Namen in die Rinde der deutschen Eiche geschrieben zum bleibenden Gedächtnis. Neuestes vom Tage. — Die Episode des Russeneinfalls in das nördliche Ostpreußen ist abgeschlossen. Tas deutsche Gebiet und aus das russische Grenzgebiet nördlich der Memel ist von den russischen Mordbrennern gesäubert. Die russischen Streitkräfte, die aus Tauroggen von dem ostpreußischen Landsturm hmaus- geworsen wurden, haben sich in der Richtung auf Skawdwilie, auf der großen Heerstraße die von Tauroggen fast schnurgerade 200 Kilometer wett nach Nordosten auf Mitau und Riga zufüyrt, zurückgezogen. Eme weitere Verfolgung der Fliehenden tonnte nicht die Aufgabe des Landsturms sein. Ihm kann es nur obliegen, nach der Säuberung des deutschen Gebiets vom Feinde, die er gründlich und schnell be sorgte, nun treue Wacht an der Grenze zu halten, um eine Wiederholung solcher russischer Raubzüge unmöglich zu machen. Und man kann unbesorgt sein, daß er das mit der Aufopferung und Tapferkeit tun wird, die er bei der Erstürmung Tau roggens bewies. Haag. Der „Standard" schreibt über die nach der Einnahme von Neuve Chapelle durch die Engländer sich ergebende mili tärische Lage: Würde durch den Besitz von Neuve Chapelle nicht die Annäherung an den wichtigen Knotenpunkt La Basste und Beherrschung der Straße nach Lllle aeaeben, io würbe angesichrs des fünf monatigen Bombardements von Neuve Chapelle und angesichts der außerordentlich hohen Verluste an Mannschaften und Oisizieren es wünschenswert sein, daß ähn liche Erfolge nicht mehr zu verzeichnen wären. Ob eine weitere Offensive in der Richtung auf La Basste von Erfolg wäre, erscheine vorläufig ziemlich fraglich, denn auf der bei La Bassöe beginnenden, in der Richtung auf Acmentidres befindlichen Hügelkette haben die Deutschen sehr starke Stellungen eingenommen, deren Einnahme sehr empfindliche Verluste bringen würde. Somit erscheine eine Umgehung der deut schen Stellung bezw, ein Durchbruch an anderer Stelle angebracht. Wien. „Az Est" meldet aus Czerno witz : Der Feind hat behufs Zurück- drängung unseres östlich der Bukowina durchgefllhrten Vorstoßes mit Kavallerie aufgefrischte Truppen an die Front ge worfen, die mit der Operationsrichtung unserer gegen Nowosielica angreifenden Truppen einen immer enger werdenden Halbkreis bildet. Der Feind versucht mit großer Kraftanstrengung, unsere Flügel zurückzubtegen, doch scheitert jeder Versuch unter schweren Verlusten. Die Russen er litten in den letzten Tagen sehr große Ver luste an Toten, Verwundeten und Ge fangenen. Dazu meldet die „Pester Lloyd": In der Umgebung von Zalescziyki haben die Russen festungsarttge Stützpunkte an gelegt, die ihnen von unsern Truppen schrittweise abqerungen wurden. — Aus Mytilene wird der „Voss. Ztg." gemeldet, daß das Linienschiff „Lord Nelson" das wegen schwerer Beschädigungen in dem Seegefecht vom 19. März innerhalb der Dardanellen aufgelaufen war, jetzt infolge furchtbarer Stürme und durch das Feuer der Türken vernichtet wurde. Die Eng länder verheimlichen den Verlust. — Der Athener Korrespondent der „Neuen Freien Presse" telegraphiert: Aus Lemnos wird gemeldet, daß im KriegSrat der Alliierten, an welchem die Admirale Und General d'Amade teilnahmen, be schlossen worden sei, die Forcierung der Meerenge auszuschieben, da die bis jetzt vor den Dardanellen versammelte Ärmee nicht mehr als 30000 Mann zähle und die Operationen daher aussichtslos seien. Zu diesem Entschluß habe auch die Tat sache betgetragen, daß die Inseln vor den Dardanellen für die Zusammenziehung so starker Massen wegen Mangels am Wasser Viehfutter und Wohnplätzen nicht geeignet seien und die Mannschaften auf den Trans portschiffen viel zu leiden hätten, so daß die Gefahr von Epidemien drohte. Daher sei beschloßen worden, den größten Teil der Truppen nach Aegypten zurückzufchtcken und nur einen kleinen Teil vor den Dar danellen zu lassen. Drei Dampfer seien bereits nach Alexandrien abgegangen, auf ihnen auch General d'Amade und sein Stab, OertttcheS und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, so. März MS. — lieber das Schicksal der Gräber der in den großen Kämpfen dieses Krieges gebliebenen deutschen Soldaten herrscht vielfach Zweifel und Unklarheit. Die Angehörigen vieler Ge fallener werden in Soige darüber sein, ob mich in gehöriger Weife Fürsorge für die Er haltung dieser Grabstätten getroffen ist. Bon zuständiger Stelle wird darüber folgendes be kannt gegeben: Die hin- und herwogenden ge waltigen Kämpfe und die riesenhaften Ver hältnisse dieses Krieges machen bis auf weiteres irgendwelche Anordnungen und Abmachungen ür die dauernde Erhaltung der Gräber zur Unmöglichkeit. Es sind aber im Inland« wie im besetzten feindlichen Gebiet Vorkehrungen zur vorläufigen Sicherstellung und Erhaltung getroffen, die geeignet erscheinen, eine spätere dauernde und würdige Unterhaltung aller Gröber — und zwar gleichmäßig von Freund und Feind — zu sichern. Hierzu gehört vor ollen Dingen die Anlegung von Verzeichnissen (Kataster) über die Gräber, nötigenfalls auch von Karten, mit genauer Angabe über die Loge und, soweit möglich, auch mit Namen und Truppenteil der Beerdigten, sowie Kennt lichmachung durch Gedenkzeichen vorläufig in einfachster Form, daneben ein Verbot, wonach grundsätzlich an dem bestehenden Zustande der Grabstätten nichts verändert werden darf — außer zum Zwecke der Erhaltung und Ver schönerung. Bei diesen Arbeiten werden die iu Betracht kommenden Zivil- wie Militär behörden so zusammenwirken, daß ein Erfolg, soweit eS die Verhältnisse zulassen, gesichert erscheint. — Einberufung zum Heeresdienst. Vielfach herrschen über die Grundsätze, nach denen während des Krieges die Einberufungen zum Heeresdienst erfolgen, unklare Anschauungen. So ist u. a. die Ansicht geäußert worden, es sollte doch, bevor man die ältesten Jahrgänge des gedienten Landsturmes einberufe, zunächst die jüngeren Ersatzreselvistcn, welche mit der Waffe geübt hätten, zum Heeresdienst heran gezogen werden. Hierzu wird von unter richteter Seite geschrieben: Schon seit dem Jahre 1893 finden Uebungen der Ersatz- refervisten mit der Waffe nicht mehr statt. Solche Leute befinden sich also nicht mehr in der Ersotzreserve, sondern nur noch im Land sturm II. Aufgebots. Daß die ausgebildeten Mannschaften des Landsturms zum Tei! früher als jüngere unausgebildete Mannschaften ein berufen worden sind, ist ohne weiteres darin begründet, daß Ausgebildete in erster Linie zur Aufstellung von Landsturmformationen bestimmt sind. Rekruten, Ersatzreservisten und ungediente Landsturmpflichtige müssen erst ausgebildet werden, was immer mehrere Monate dauert. Bei der Einberufung ist und wird darauf bedacht genommen, daß die jüngeren Jahrgänge zuerst eingestellt werden. — Hafsrmangel und Pferdekrankheiten. Der Leipziger Tierfchutzverein schreibt: Der durch den Hafermangel nötig gewordene Futter- wcchfel führt nicht selten bei den Pferden zu ernsten Verdauungsstörungen, die, wenn nicht rechtzeitig Gegcnmaßregeln getroffen werden, eine rasche Kräfteabnahme verursachen können. Es wird deshalb allen Pferdebesitzern dringend empfohlen, iu derartigen Fällen nicht eine ab wartende Haltung einzunehmen, sondern mög lichst einen Tierarzt zu Rate zu ziehen. Aus diese Weise kann man großen Nachteilen Vor beugen, was auch im Interesse der Volks wirtschaft liegt, für die eine Erhaltung unseres Pserdebestandes äußerst wichtig ist. Königsbrück. Von den in der Nacht zum Sonntag enewichenen 14 russischen Ge fangenen sind drei in Radeburg und sechs in der Gegend von Bautzen wieder festgenommen worden. Ebenso wurde ein entflohener Russe in Ermendorf aufgegriffen und nach der Husaren-Kaserne in Großenhain gebracht. Gestern Mittag holten zwei Landstürmer von Königsbrück den Ausreißer ab. Radeberg. Vor dem Königlichen Amts, gericht Radeberg ist dieser Tage ein Konkurs verfahren beendet worden, das einen selten günstigen Ausgong genommen hat. Nachdem alle bevorrechtigten Gläubiger vollbesriedigt worden waren, konnten den Hinterbliebenen des im Laufe des Konkursverfahrens ver storbenen Gemeinschuldners etwa 12000 Mark bar vom Konkursverwalter ausgezahlt und auch das zur Masse gehörige Wohnhaus be- lassm werden.