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I > —O Bezugspreis: vierteljLhriich ^20 Mark frei k» kfLLS. der Geschäftsstelle abgeholt viertel- Mriich t Vik. Einzelne Nummer ,0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «d SonnabenS Nachmittag, — Ü Unter^aÜunW- unä Anzeigeökatt X»^tOenann«ch», »»AM «MU». !!- Nit wvchmÄch «scheinender Sonntagsbeilage ^Illustriertes Unterkaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Hempel Mh WMdal^ „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Alod^. Dn«k »d Verlag von Hermann Rühl«, Buchdrucker»! in Groß-VkMa. Verantw-Mch stk dl. Reaktion h. Rühle in «raß-MMo. Nummer fd Mittwoch, den f5. Dezember WS. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Eine heftige Explosion erfolgte am Sonnabend früh in der Nähe von Le Havre in den-pyrotechnischen Werkstätten der bel gischen Regierung, und zwar in dem für die Ladung von Granaten bestimmlen Pulver lager. Die Arbeiter waren zu dieser Zeit bei der Arbeit. Die schon geladenen Ge schosse explodierten gleichfalls mit einer solchen Gewalt, daß die Türen und Feuster der benachbarten Häuier zertrümmert wurden. Gegen Mittag war es noch unmöglich, sich der Stelle der Katastrophe zu nähern. Der Schaden ist zurzeit nicht zu übersehen. Die meisten Arbeiter waren Belgier. Bis Mitter nacht zählte man 110 Tote, darunter 107 Belgier. Die Zahl der Verwundeten steht noch nicht fest. — Der letzte Bericht unserer Obersten Heeresleitung verzeichnet jetzt ausnahmsweise wieder einmal Kämpfe auf unserer Ostfront. Seit dem Beginn des serbischen Feldzuges ist es ja im Osten verhältnismäßig still geworden. Zu größeren Unternehmungen ist es weder von deutscher noch von russischer Seite ge kommen, und nur hier und dort wurden kleinere Kämpfe ausgesochten, die stets nur einen rein örtlichen Charakter trugen. Ein weitergehende Bedeutung haben auch die gestern gemeldeten Kämpfe nicht. Bei der Armee Hindenburg haben kleinere Gefechte zwischen vorgeschobenen deutschen Posten und feindlichen Aufklärungs-Abteilungen statt, gesunden. An einer Stelle gelang es den Russen, einen schwachen deutschen Posten auf zuheben. Wo das geschah, wird nicht an gegeben, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit kann man aber annehmen, daß eine Stelle der Düna Front der Schauplatz des Kampfes war. Weiter südlich bei der Armee Prinz Leopold griffen die Russen bei Wulka, 15 Kilometer südlich vom Wygonowskoje-See, an, mußten aber mit einem Verlust von 100 Mann unverrichteter Sache wieder abzieh,n. Wulka liegt nördlich von Pinsk am Oginski- Kanal, der hier mitten in den Sümpfen der Poljesje unsere Front bildet. — An der beßarabischen Grenzfront, nahe der rumänischen Grenze, unternahmen die Ruffen in der Nacht zum Montag einen stärkeren Angriff. Der Kampf dauerte von 11 Uhr nachts bis 3 Uhr morgens. Der russische Annäherungsversuch wurde durch die österreichische Artillerie und Maschinengewehr feuer abgewiesen. Das Artilleriegesecht war zeitweise sehr intensiv. 1 — Aus Genua wird dem „Neuen Wiener Tageblatt" über Gens gemeldet: Die italieni schen Schiffahrtslinien geben die Einstellung des gesamten Handelsschiffverkehrs mit der Stadl und Kolonie Tripolis bekannt. — Zur bulgarischen Offensive in Maze donien meldet der Sofioter Korrespondent der „Kölnischen Zeitung": Die Bulgaren fochten allem, ohne Verbündete. Die An setzung des rechten Flügels sührte in den Rücken der französischen Stellung und be drohte die Verbindung aus dem westlichen Vardarufer. Die Erfolge dieses Flügels wurden durch unbegreifliche Sorglosigkeit der Franzosen nach dieser gefährdeten Flan e er leichtert. Die Bulgaren marfchierten getrennt konzentrisch und schlugen vereint. Die große Zahl der beiderseits beteiligten Truppen — die Franzosen hatten allein 14 Regimenter — die großen, im Vorgehen gewonnenen Strecken und die sehr geringe Zahl der Ge fangenen, beweisen an einigen Punkten die Erbitterung des Kampses, an andern ein eiliges Zurückgehen, namentlich der Engländer die nach einem Kampf von wenigen Stunden die Befestigungen aufgaben, die sie Wochen hindurch ausgebaut hatten. — Wie Meldungen Pariser Blätter aus Athen besagen, herrscht in Monastir voll kommene Ruhe. Eiu deutscher Oberst ist zum Militärkommandanten der Stadt ernannt worden. Bisher sind 40000 serbische Flücht linge auf griechischem Gebiete angelangt Der Rückzug der Engländer und Franzosen aus Serbien ist unter beständigen Kämpfen mit den folgenden Bulgaren vor sich ge gangen. Die Franzosen sprengten den Tunnel bei Demirkapu in die Lust und veranlaßten dadurch einen Erdrutsch. Die Brücken über den Vardar und die Cerna sind zerstört. — Der „Kölnischen Volkszeitung" zufolge versichert eine Pariser Meldung des Mailänder „Secolo", die französische öffentliche Meinung sei durch die zweideutige Haltung Griechen lands auss höchste gereizt. Die französische und die englische Regierung seien der Winkel züge müde und begännen zu handeln. Griechenland halte seine Versprechungen nicht ein, die bulgarischen Angriffe vor den Toren Salonikis gestatteten keinen Aufschub, deshalb ersuchten die Gesandten Frankreichs und Eng lands die griechische Regierung, Taten auf Worte folgen zu lassen, andernfalls würden die Verbündeten selbständig vorgehen. - Griechischen Nachrichten zufolge be herrscht das Ententelager Salonikis große Nervosität angesichts des dauernden Rückzugs französischer Truppen, des Anwachsens sie verfolgender bulgarischer Banden und regulärer Truppen zu großer Macht. Trotzdem warnte Sarrail den Athener Gesandten telegraphisch vor dem Abbruch der Balkanopcrationen, in dem er auf die Folgen hinwies. Die Zu stände Salonikis nehmen immer bedrohlichere Formen an durch die Einbringung Tausender von Verwundeten und die fortdauernden eng lischen Landungen. Daß die Engländer den Rückzug auf dem Orient nicht beabsichtigen, beweisen die Kasernenbauien auf Mytilene. — „Associated Preß" meldet aus Washing ton, Staatssekretär Lansing habe amtlich er klärt, das Ersuchen um Abberufung der deut schen Attaches Bay Ed und von Papen gründet sich lediglich auf deren militärische Betätigung. Der Präsident billigte voll ständig Lansings Entscheidung. „Tribune" meldet aus Washington: Das Staatsdeparte ment erklärte wiederholt, daß Einzelheiten und Nachrichtenquellen in der Angelegenheit Bay Ed und Papen keinesfalls mitgeteilt werden würden. Es würde keine Beschuldi gung wegen Teilnahme an einer Verschwörung gegen die beiden Attaches erhoben werden. Der Umstand, daß Lansing der deutschen Forderung nach Mitteilung der Gründe teil weise entsprochen habe, werde in Washington als ein Zugeständnis im Hinblick auf die freundschaftlichen Beziehungen angesehen. Andere Blätter äußern sich in ähnlichem Sinne. Oertttches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrillü, W Dezember WS. — Die Weihnachtssendungen beireffend. Die ReichS-Postverwaltung richtet auch in diesem Jahre an jedermann das Ersuchen, mit den Weihnachtssendungen bald zu be ginnen, damit die Paketmasscn sich nicht in den letzten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammendrängen. Bei dem außer ordentlichen Anschwellen des Verkehrs ist es nicht tunlich, die gewöhnlichen Be- lörderungSsristen einzuhalten und nament lich auf weite Entfernungen eine Gewähr für rechtzeitige Zustellung vor dem Weih- nachtsfeste zu übernehmen, wenn die Pakete so spät eingcltesert werden. Die Pakete sind dauerhaft zu verpacken. Etwaige auf dem Verpackungsstoff vorhandene alte Auf Schriften und Beklebezettel müssen beseitigt oder unkenntlich gemacht werden. Die Be nutzung von dünnen Pappkasten, schwachen Schachteln. Zigarrenkisten usw. ist zu ver meiden. Die Aufschrift der Pakete muß deutlich vollständig und haltbar hergestellt sein. Kann die Aufschrift nicht in deut licher Weise auf das Paket selbst sgesetzt werden, so empfiehlt sich die Verwendung eines Blattes weißen Papiers, das der ganzen Fläche nach fest aufgeklebt werden muß. Am zweckmäßigsten sind gedruckte Aufschriften am weißem Papier, dagegen sind Paketkartenvordrucke ungeeignet für Paketaufschriften. Bei in Leinwand ver packten Sendungen mit Fleisch und andern Gegenständen, die Fruchtigkeit, Fett, Blut, usw. absetzen, darf die Aufschrift nicht auf die Umhüllung geklebt werden. Der Name des Bestimmungsortes muß recht groß und kräftig gedruckt oder geschrieben sein. Die Pakelaufschrist muß sämtliche Angaben der Pakeikarte enthalten, also auch den Frei vermerk, bei Paketen mit Postnachnahme den Betrag der Nachnahme, sowie den Namen und die Wohnung des Absenders, bei Eilpaketen den Ve.merk „durch Eilboten" usw., damit bei einem Verluste der Paket karte das Paket doch dem Empfänger in gewünschter Weise ausgehändigt werden kann. Auf Paketen nach großen Orlen ist die Wohnung des Empfängers, aus Paleten nach Berlin auch der Postbezirk (L, IV, 80 usw.) anzugcben. Empfehlenswert ist die Anbringung einer zweiten Aufschrift innerhalb der Verpackung Zur Beschleuni gung des Betriebes trägt es wesentlich bei wenn schon der Absender die erforderlichen Marken aus die Paketkarte klebt. Die Versendung mehrerer Pakete mit einer Paketkarte ist für die Zeit vom 12. bis einschließlich 24. Dezember weder im innern deutschen V-rkehr noch im Verkehr mit dem Auslande gestaltet. Gemeinschaftliche Einlieferungsbescheinigungen über mehrere gewöhnliche Paket- werden in der bezeich neten Zeit nicht ausgestellt. — Zu den neuen Höchstpreisverordnungen. Die Festsetzung von Höchstpreisen für Ge müse ist eine bedeutungsvolle Maßnahme der Regierung. Die festgesetzten Preise stellen lediglich Richtpreise dar, die den Gemeinden bei der bevorstehenden Fest setzung der Kleinhandelspreise als Höchst grenze dienen sollen, aber nicht unbedingt erreicht zu werden brauchen. Durch diese Preisfestsetzung wird ollen Volkskreisen die Möglichkeit erleichtert, sich metr und mehr an die Gemüsekost zu gewöhnen und den Fleischgenuß einzuschcänkcn, wie dies zur Streckung unserer Fleischvorräte erforderlich ist Dieser Preisherabsetzung für Gemüse steht die durch die gegenwärtige Buller knappheit verursachte Maßnahme des Bundesrats gegenüber, wonach ausländische Butter, die von der Zentral-Einkaussgesell- schaft in Berlin zu einem höheren Preise als dem Höchstpreis bezogen wird, über den Höchstpreis weiterverkauft werden darf. Die Verordnung hat sich als notwendig erwiesen, weil die neutralen Staaten an uns Butter nur zu einem höheren als dem für Deutschland festgesetzten Höchstpreis verkaufen wollen. Die Bund.sratsverord- nung stellt Ausführungsverordnungen der Landeszentralbehörden über den Vertrieb und die Preisfeststellung der ausländischen Butter in Aussicht. Damit ein Verkauf der im Inland erzeugten Butter als aus ländische Butter zu Höheren Preisen ver hindert wird, wird eine scharfe Trennung der Verkaufsstellen für inländische und aus ländische Butter erforderlich sein, um ge wissenlosen Händlern von vornherein ent gegenzutreten. Mißbräuche solcher Händler steht auch die Bundesratsverordnung voraus und droht mit Geschäftsschluß von Betrieben, „deren Unternehmer oder Leiter sich in der Befolgung der Pflichten un zuverlässig zeigen, Lie ihnen auferlegt sind". Wie im einzelnen die Abgrenzung und Trennung von aus- und inländischer Butter zu erfolgen hat, ob und inwieweit die billigere inländische Butter den be dürftigen Volkskreisen vorbehalten werden kann, wird den Ausführungsbestimmungen der Zentralbehörden überlassen werden müssen. So bedauerlich es an sich ist, daß an den für Butter festgesetzten Höchstpreisen soweit wenigstens ausländische Butter in Frage kommt, nicht festgehalten werden kann, io ist doch der durch die Bundesrats verordnung eingeschlagene Weg geeignet, der in der letzten Zett eingetretenen Butter knappheit entgegenzuwirken. Königsbrück. Die aus Franzosen, Belgiern, Engländern und Russen der ver- schiedensten Herkunft bestehende inter nationale Gesellschaft, die das Gefangenen, lager unseres Truppenlagers beherbergt, wird demnächst um eine weitere Nation vermehrt werden, und zwar um zirka 4000 Kriegsgefangene serbischer Nationalität, die in den nächsten Tagen eintreffen sollen. Dresden. Am Sonntag vormittag unternahm der Einbrecher Barghaü im Kriminalgebäude am Münchner Platz einen Fluchtversuch. Er halte sich in die Gerichts schreiberei vorführen lassen und versetzte auf dem Rückwege dem ihn begleitenden Gerichtsdiener am der Treppe mit einem abgebrochenen Kehrichtschau'elstiel plötzlich einen heftigen Schlag auf den Kopf. Dann schlug er eine Scheibe des nach der Straße zu gelegenen Treppenfensters ein und kroch geschickt hindurch. Er gelangte i s Freie, konnte aber noch auf dem Münchner Platze festgenommen werden. Barghall ist ein schwerer Einbrecher, der alle Aussagen verweigert und sich taub stumm stellt. — Die vierte Strafkammer des König!. Landgerichts zu Dresden verhandelte gegen den 43 Jahre alten, in Deila bet Meißen wohnenden Gutsbesitzer und Viehhändler Wilhelm Hermann Kühnel wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrugs. Die Verhandlung nahm über drei Stunden in Anspruch. Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, im Laufe dieses Jahres in Seifers dorf, Niederau und Meißen auf drei Wechsel über 1000 Mark, 400 Mark und 500 Mark unbeiugt den Namen des Guts- besttzers Schade in Niederau als Akzept, vermerk geschrieben, sowie durch wahrheits widrige Angabe erreicht zu haben, daß der Schlachthofverwalter Lippert in Meißen seinen Namen auf den Wechsel über 1000 Mark als Giro schrieb und der Kaufmann Glück deselbst die Wechsel diskontierte. Kühnel leugnete. Obgleich schwerer Ver dacht gegen ihn vorltegt, die Straitaten begangen zu haben, hielt das Gericht im Hinblick auf widersprechende Angaben des Zeugen Schade den Schuldbeweis nicht >ür erbracht, und es mußte Kühnel deshalb kostenlos freigesprochsn werden. Chemnitz. Ein erhebliches Schaden feuer äscherte am Sonnabend abend im benachbarten Rottluff das Anwesen des Gutsbesitzers Röhnert ein. Wohnhaus, Schuppen und die mit Erntevorräten an- gefüllte Scheune wurden ein Raub der Flammen. /