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Ottendorfer Zeitung , ! o V«,»g»pr«t»r vtertrtjihrSch U» Mark frei k» kstni». > »« S-schLft-stelle abg«h»lt viertel. Mritch, Mk. Lindin« Nummer w pfg. Erschetut am Dienstag, Donnerstag - Unterüaktnng8- unä Änzeigeökatt AN «-chenlüch erscheinender öonntagrbeilage ^Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie de« abwechselnd erscheinenden Bett«§M ,He«del Wd Memdet" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Ventsche Modo". v«la- —« q-mam, Uhl«, V«chdruck«ret In Groß-Okrilla. verantwortlich D- dl« Xehaktien h. Uhl« in O-G-GtzMa. Nummer (35 Freitag, den (2. November sW. H. Jahrgang Amtlicher Lei!. Kriegsfamilienunterstützung. Die nächste Auszahlung der Kriegssamilienunterstützung findet Sonnabend, den 13 dse. Mts von vorm. 8-1 Uhr statt. Ottendors-Moritzdorf, am 9. November 1915. Der Gemrindevorstand. Neuestes vom Tage. — Al» ein bedeutsames Zeichen der ver änderten Lage der Dinge, wie sie durch den mit glänzendem Erfolge durchgeführten Feld zuge gegen Serbien herbeigeführt wurde, ver dient die Tatsache vermerkt zu werden, daß unsere Gegner anfangen, über den Frieden zu reden. Zwar malen sich die Friedens bedingungen noch etwas sonderbar in den Köpfen unserer Feinde. Aber es ist doch un verkennbar, daß aus ihren Reden Kriegs müdigkeit und Friedenssehnfucht sprechen. Erst vor einigen Tagen ließ sich der französische Ministerpräsident Briand herbei, die Be dingungen bekanntzugeben, unter denen nach seiner Meinung der Friedensschluß denkbar wäre. Diese Bedingungen, zu denen bekannt lich auch die Rückgabe Erfaß Lothringens ge hörte, sind in Deutschland als unvlskutierbar so gut wie mit Stillschweigen übergangen worden. Von der überlegenen siegesgewissen Haltung Brianvs sticht schon vorteilhafter ab die krt, in der jetzt im englischen Oberhause Lord Courtney das gleiche Thema behandelte. Offenbarte schon die ganze Sitzung dieses hohen Hauses eine weitgehende Unzufrieden- heit mit der Regierung, so sprach aus den Worten des edlen Lords unverkennbar die bange Sorge um die weitere Entwicklung der Dinge, um das Wohl des Vaterlandes. Er regt« zur Erörterung der Frage an, ob kein Ausweg aus der gegenwärtigen Lage, die vor Ihm Lord Lurebury mit dem gleichen Ernst al» eine beispiellose in der ganzen Geschichte bezeichnet hatte, möglich sei, Er vermied es, in den Ton Unangebrachter Ruhmredigkeit zu verfallen und nach Art der Herren Asquith, Kitchener und French die Erfolge Englands zu preisen, gab vielmehr unumwunden zu, daß England so gut wie nichts erreicht habe. Freilich ist auch er noch weit entfernt von einer Grundlage 'det Friedensbedingungen, wie sie un« als diskutierbar erscheinen könnte, aber er ließ doch bereits durchblicken, daß er sich auch mit anderen Möglichkeiten abzufinden vermöchte, und forderte die Regierung auf, den Ausweg aus der Sackgasse zu zeigen. Das klingt ganz wesentlich anders, als das, was noch vor ewigen Tagen Herr Asquith Mit stolzer Miene vorzutragen beliebte, und gibt der Hoffnung Raum, daß Lord Courtney sowohl wie seine Kollegen und die Herren von der Negierung mit der Zeit noch zu einer den tatsächlichen Verhältnissen ent sprechenden Auffassung durchdringen we den. — Aus Czernowitz wird gemeldet: Am Dnjestr und an der beßarabischen Front war während der letzten Tage die Artrllerietätigkeit lebhafter. Auch zu Jnsanterieangriffeu kam es, jedoch konnte der Feind keine Erfolge er- zielen. Er erlitt überall große Verluste. Aus Beßarabien lausen Nachrichten ein, die be sagen, daß die Russen die Bevölkerung aus den afi Rumänien angrenzenden Gebieten entferne. Die russischen Behörden sind äußerst mißtrauisch, da die Rumänen offen von ihrer baldigen Befreiung sprechen. — Zu der jetzt von der serbischen Regierunn Und auch von Genfer und Lausanner Blätter bestrittenen Teilnahme der serbischen Zivil- bevölkerung am Kampfe bemerkt das „Berner T .Muff' Die Teilnahme der Zivilbevölkerung UM Kampfe ist eine sehr traurige, aber nicht abzuleugnende Tatsache Es sind nicht nur österreichische oder deutsche Blätter allein, die dies behaupten, es liegen auch aus der Zeit, als die neuerliche Invasion drohte, Berichte aus russischen Blättern vor, die von der Er hebung der gesamten Bevölkerung sprechen. Und sind in Genf und Lausanne nicht auch illustrierte französische Zeitungen bekannt, die Bilder enthielten, in denen serbische Frauen und Mädchen von Offizieren im Schießen abgerichtet werden. — Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus Turin: Der Korrespondent des „Secolo", Magrini, drahtet seinem Blatte aus Saloniki, daß die Serben Vorbereitungen treffen, Monastrr hartnäckig zu verteidigen. Alle Männer, die zur Dienstleistung irgend in der Lage sind, werden hierzu aufgeboten. Die bulgareischen Einwohner werden zur An legung von Laufgräben verwendet. Der Stadtkommandant hat den Konsuln der aus wärtigen Mächte den Rat gegeben, die Stadt zu verlassen. Auch ein großer Teil der Zivil bevölkerung ist schon abgezogen. Der Bar bestand der serbischen Schatzämter ist nach Kukus gebracht worden. Der Kommandant richtete ein dringendes Ersuchen an den fran zösischen General Sarrail, Hilfstruppen zu schicken. Dieser antwortete aber ablehnend, da er zunächst die ihm zur Versügung stehen den Truppen konzentrieren müsse. — Der Kapitän des deutschen Dampfers „Germania", der am 11. Oktober von einem englischen Unterseeboot in die Luft gesprengt worden war, wurde am Dienstag in Karls krona vom Seegericht vernommen. Er teilte mit, daß kein einziges Geschoß des Unter seebootes den Dampfer getroffen habe. Als der Dampfer auf schwedischem Gebiet aus Grund gestoßen war, kamen die Engländer an Bord, legten eine Dynamitladung im Maschinenraume nieder und sprengten den Dampfer. OertlicheS und Sächsisches. Gttendorf-Gkrilla, y. November ,9,5. — Verordnung über den Ausschank und Verkauf von Branntwein oder Spiritus, ^uf Grund der Verordnung des Bundes- rais, betreffend den Ausschank und Verkauf von Branntwein oder Spiritus, vom 26. März 1915 und in Ergänzung dieser Ver ordnung ist vom Ministerium des Innern unter Au Hebung der Verordnung vom 18. August dieses Jahres folgendes bestimmt worden.' Verboten ist der Ausschank von Branntwein oder Spiritus an Kinder und an jugendliche Personen bis zum voll endeten 16 Lebensjahre. Die Abgabe von Branntwein oder Spiritus im Kleinhandel an Kmder und an jugendliche Personen bis zum vollendeten 16. Lebensjahre ist nur in versiegelten oder verkapselten Fraschen zulässig. Verboeen ist der Ausschank und die Abgabe im Kleinhandel von Brannt wein oder Spiritus an Betrunkene, der Ausschank und die Abgabe von Branntwein oder Spiritus durch Automaten, der Aus schank und die Abgabe im Kleinhandel von Branntwein oder Spiritus nach 10 llhr abends, der Ausschank von Brannt wein oder Spiritus darf rw? gegen da e Bezahlung erfolgen. Al- Krettthanöel im Sinne der 1, 2, 4 gilt der Verkauf in Mengen unter 33 >/z Liter Weitergehende Beschränkungen, welche von den Militär- besehlshabern angeordnet worden sind oder angeordnet werden, bleiben unberührt. Zu widerhandlungen werden mit Haft- oder Gefängnis- oder Geldstrafen bestraft. Die Verordnung ist am Mittwoch in Krach getreten. — Höchstpreise für Fische. Die Ein- führung von Fleischkarlen. Die Berliner Politischen Nachrichten melden: Die Fest setzung von Höchstpreisen für Fisch hat sich als unumgänglich erwiesen, nachdem die stark vermehrte Nachfrage nach Fischen an den beiden ersten fleischlosen Tagen zu einer gänzlich ungerechtfertigten, in vielen Fällen geradezu wucherischen Verteuerung der Waren ausgebeutet worden ist. Wenn jetzt der Erlaß einer Bundesratsverordnung über Höchstpreise für Fische als unmittelbar bevorstehend anzuseheu ist, so wird damit jenem gewissenlosen Treiben, daß das Publikum mit Recht empört hat, hoffent lich schnell ein Ende gemacht werden. Ebenso wird man sich von der gleichfalls angekündigten Einführung von Fleisch, karten, die die Möglichkeit der Vorversorgung beseitigen sollen, jene vorbeugende und verhütende Wirkung versprechen dürfen. — Geht sparsam mit Fett um! Durch die jüngsten Maßnahmen kann die Geiahr einer allgemeinen Oel- und Fettknappheit in Deutschland als überwunden angesehen werden. Dennoch sollte die Lage jedem Vaterlandssreunde den sparsamen Verbrauch von Oelen und Fetten zur selbstverständ lichen Pflicht machen. Bet den minder bemittelten BerölkeruttgSschichten dürfte mit Rücksicht auf die außerordentlich hohen Preise der Oele und Fette schon bisher Haushälterisch genug verjähren worben sein. Das ist aber allem Anschein nach nicht der Fall in den bemittelten Kreisen unseres Volkes. Es muß in der jetzigen ernsten Zeit verlangt werden, daß auch in diesen Kreisen nach Möglichkeit au> den Genuß von Oelen und Fetten verzichtet wird. In jedem Haushalt, wd das Brot mit Wurst, Schinken, Speck, Käse, geräucherten Fischen Eiern usw. belegt gegessen zu werden pflegt könnte auf die Zutat von Butter, Schmalz Margarine oder dergleichen sehr wohl ver zichtet werden. Der Einzelne würde dieses kleine Opfer schon nach wenigen Tagen nicht mehr empfinden, der Allgemeinheit würde aber durch die eintretende Fett« ersparnis ein großer Nutzen zuteil. Mit Feruden müßte man eS begrüßen, wenn die Gastwirte, Hotelbesitzer usw. den Privat- Haushaltungen mit gutem Beispiel voran« gehen und den Gästen zu Aufschnitt, Käse usw. keine Butter mehr verabfolgen würden. Durch sparsamen Verbrauch von Oelen und Fetten können auch die Heimgebltebenen mit dazu beilragen, daß der englische AuS- hungerungsplan zu Schanden wird. — Man muß sich einschränken. Nicht nur um der eigenen wirtschaftlichen Not lage willen, — Tausende wissen davon zu reden, sondern auch im Hinblick auf das große Ganze unseres lieben deutschen Vaterlandes. Auch wer es sich kraft seines Geldbeutels leisten könnte, darf jetzt nicht in Saus und Braus dahinleben, er soll bedenken, er soll Rücksicht nehmen, er soll sich eine gewisse Entsagung auferlegen, weil das in so schwerer Zeit einfach zum persönlichen Takt und Anstand gehört und weil es so für das Gesamtwohl zum Besten ist. Man hat jetzt oft zu fragen! Was ist das Nötigste, und was kann ent behrt oder einstweilen zurückgestellt werden? Allerdings, das muß auch immer wieder betont werden, daß man nicht übertreiben möge, das heißt also, man verfalle nicht in eine blinde Sparwut, sondern man sage sich, daß von unseren Groschen und Talern viele Geschäftsleute usw. auch leben wollen. Man verderbe ihnen z. B. das schon ohne- hin erschwerte und verminderte Weihnachts geschäft nichts vollends durch allzu be- trächtliche Zurückhaltung im Geldausgeben Es gehört in diesem Kriege mit zum Aller nötigsten, daß unser heimisches Wirtschafts leben, soweit es nur irgend gehh seinen ruhigen Fortgang nehme, und da darf eben gegenüber dem Angebot die Nachfrage nicht gar zu sehr ins Stocken kommen. Alle maßgebenden Stellen und alle Volks- und Vaterlandsfreunde sind sich darin einig, daß es unbedingt nötig ist, dem greulichen Lebensmittelwucher kräftig zu wehren und es ist ja schon manches Erfreuliche ge schehen, unverschämte Profitgier, unter Ausnützung der KrtegSnot, muß an den Pranger gestellt ^und mit empfindlicher Höchststrafe belegt werden. Das Nötigste ist, daß wir tapfer durchhalten, auch daheim und das darf uns nicht durch unsaubere Elemente unnötig erschwert sein. Wir wollen nicht alles um jeden Preis in Gold und Rosa sehen, wir müssen die Dinge klar und nüchtern schauen, wie sie wirklich sind, aber — etwas ganz Nötiges — wir wollen uns auch vor jeder grämlichen Schwarzseherei hüten, wir müssen UNS die stolze sieghafte Hoffnung bewahren in ihrer ganzen nationalen Kraft und Größe! Gewiß das verlangt immer neue Opier an Gut und Blut, aber eine innerste Stimme sagt, daß sie nicht vergeblich gebracht werden. Mit aller Zuversicht — haltet aus im Sturmgebraus! Das ist jetzt daS Nötigste! .... — Nach Lemberg (Galizien) sind von jetzt ab wieder frankierte Postpakete bis zu 5 lrx zugelassen. Wertangabe, Nachnahme Bestellung durch Eilboten, Versendung unter „dringend", schriftliche Mitteilungen in den Poketen und auf den Paketkarten sind unzulässig. Königsbrück. Am Dienstag abend sind vom Arbeitskommando Lauchhammer Gröba zwei russische Kriegsgefangene ent wichen. Bekleidung: russische feldgraue Uniform. Dresden. In Kemnitz waren zwei Markthelfer einer NahrungSmittelsabrik mit dem Transport eines gegen neun Zentner schweren FaffeS, das Stärkesirup enthielt und nach Borstadt Plauen gebracht werden sollte, beanftragt worden. Zu ihrer Unter stützung waren zwei jüngere Fabrikmädchen bestimmt. Beim Passieren der steilen Gartenstraße gerieten die Beteiligten aus den unseligen Gedanken, sich die Abschüssig keit des Straßenzuges zunutze zu machen. Sie setzten sich auf das Gefährt, über das sie jedoch beim Einbiegen in die Talstraße jede Herrschaft verloren, sodaß es anprallte und zusammenbrach. Die Unvorsichtigen erlitten bet diesem Vorgänge mehr oder minder schwere Verletzungen. Eins der Mädchen im Alter von etwa 16 Jahren verstarb kurze Zeit nach dem Unfall. Einer der Markthelfer soll innere Verletzungen davongetragen haben. Chemnitz. Der Rat der Stadt hat angesichts des großen Kartoffelmangels in Chemnitz beschlossen, selbst mit Opfern für die Stadtverwaltung, einen städtischen Kleinhandel mit Kartoffeln in die Wege zu leiten. Insgesamt wurden 200 MO Zentner Kartoffeln durch die Stadtverwaltung an- gekaust.