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Ottendorfer Zeitung I« — xy Bezugspreis: vierteljährlich :,2o Mark frei ins Haus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich § Mk. Einzelne Nummer >o Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. unä Anzeigeökatt s ——-— Anzeigenpreis: Für die kleinspaltige Aorpus-Zeile oder deren Raum w Pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 25 pfg. Anzeigenannahme bis 42 Uhr mittags. Beilagegebühr nach Vereinbarung. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Okrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Okrilla. Nummer 7 Freitag, den (7. Januar OsZ s2. Jahrgang sisbedecgec,Molken"-weisen Waschpulver 8lelch»^eifenslocken ernü SLNner ^ilmsda» kadeberg Neuestes vom Tage. Die Gesamtnote der Mächte ist noch nicht in ihrem Wor laut festgesteltt. Ein bulgarischer Kriegsrat in Mustafa Pascha hat sich mit der Möglichkeit einer Wieder aufnahme der Feindseligkeiten beschäftigt. Osman Nizami, der türkische Botschafter in Berlin und Londoner Friedensunter händler, erklärte einem Korrespondeeten des Londoner „Az est", die Türkei werde unter keiner Bedingung nachgeben. Es gebe keinen türkischen Staatsmann, der einen Friedensvertrag mit Abtretung Adrianopels unterzeichnen würde. Die Türkei werde einer europäischen Pression nicht nachgeben, sondern es zum äußersten kommen lassen, weil von der Behauptung Adrianopels die Zukunft der Türkei ab hänge. Auch durch eine etwaige Flotten demonstration würde Europa nur das Gegenteil dessen erreichen, was es erreichen wolle. Oertliches und GächfischeS. Dttendorf-Vkrilla, >6. Januar WS. — Die prächtige Märchendichtung „König Goldner", die vom Gemischten Chor in seinem letzten Konzert in so wundervoller Weise zu Gehör gebracht wurde, soll Frei tag, abends 8 Uhr, im Gas,Hof zum Roß wiederholt werden. Die Ausführung ist zwar in erster Linie für Kinder bestimmt, doch können auch Erwachsene daran teil- nehmen. Der Eintrittspreis beträgt für Kinder nur 10 Pf., für Erwachsene 20 Pf. Da der gesamte Reinertrag zum Ankauf eines neuen Schulharmoniums verwendet werden soll, so ist zu wünschen, daß diese Aufführung auch recht zahlreich besucht wird, damit eine möglichst stattliche Summe dem gedachten Zwecke zugeführt werden kann. — Ostern im März. Ostern fällt dies mal auf den 23. März. Da- sind, bis auf einen Tag, die frühesten Ostern, die möglich; denn es kann nur noch am 22. März einen Ostersonntag geben. Zumeist fällt ja Ostern in den vierten Monat des Jahres, und der April wird daher seit langem schon als Ostermonat bezeichnet. Auf den allerfrühesten Termin, den 22. März, fier Ostern zuletzt in den Jahren 1761 und 1818. Während des 20. Jahrhunderts wird es nicht mehr der Fall sein, daß Ostern so zeitig gefeiert werden muß. Erst im Jahre 2003 würde es wieder, wie im laufenden Jahre, am 23. März begangen werden, wenn nicht die schon so oft einge leiteten Versuche zur Festlegung des Osiern- datums bis dahin endlich zu einem we t- reichenden, dauernden Erfolge geführt haben sollten. — Teures Leder — teure Schuhe. Seit etwa sechs Monaten herrscht auf dem Häutemai kt der ganzen Welt eine so scharfe Hausse, daß dieser Artikel augenblicklich eine um zirka 30 bis 40 Prozent höhere Notierung aufweist als vorder. Die sich notwendig daraus ergebende Forderung, daß auch von Seiten der Lederfabrikanlen die Preise für Leder erhöht werden mußten, und daß voraussichtlich dieser Artikel noch weiter im Preise steigen wird, Hal nun auch m den letzten Monaten auf die Preise für Schuhwar n gewirkt. Diese Erhöhungen sind jedoch bei weitem nicht ansreichend, um diejenigen Mehrkosten, die der Schuh- sabrikant für das Rohmaterial zu tragen hat, auch nur annähernd zu decken. Es ist daher mit Bestimmtheit vorauszusehen, daß die Preise für Schuhwaren sich um mindestens 15 bis 20 Prozent verteuern werden; aber auch der Schuhmacher ist ge nötigt, für Reparaturarbeiten mehr als bisher zu fordern. Es wird sich sicher kein Einsichtiger diesen berechtigten Forderungen des Handwerkers verschließen, der sonst zu grunde gehen müßte, wenn er richt wenig stens seine erhöhten Selbstkosten wieder- erstattet bekommt. — Gegen die Rauchschäden! Da das Preisausschreiben des Finanzministeriums vom 7. August 1908, betreffend die Ver hütung von Rauchschäden in der Land- und Forstwirtschaft, einen befriedigenden Erfolg nicht erzielt bat, hat das Finanz ministerium beschlossen, fernerhin Beloh nungen für Erfindungen zu gewähren, die es ermöglichen, die pflanzenfeindliche Ab gase von Feuerungen und chemischen Pro zessen unschädlich zu -machen, ohne die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens beein trächtigen Maßnahmen und Einrichtungen, die lediglich der rußfreien Verbrennungen dienen, kommen nicht in Betracht. Alle eingehenven Bewerbungen werden von der vom Finanzministerium zur Erforschung der Rauchschädensrage eingesetzten Kom mission geprüft und begutachtet. Be werbungsschriften sind in deutscher Sprache unter Beifügung der etwa notwendigen Zeichnungen und Analysen beim Finanz ministerium, 2. Abteilung, in Dresden ein zureichen. Auch für schriftstellerische Tätig keit, die geeignet ist, diese Frage wesentlich zu fördern, könmn Belohnungen gewährt werden. — Die Tinte wird teurer. Wie die Tinten- fabriken bekannt geben, haben auch sie sich nunmehr veranlaßt gesehen, die Preise für ihre Fabrikate zu erhöhen. Die Preiserhöhung trifit zunächst die kleinen Flaschen zu 10 Pt. usw., oie einen Aufschlag von 5 Pf. (50 Proz), erhalten. — In vielen Familien ist es Brauch, nach den Feiertagen gewisse Spieliachen wegzu nehmen und sür nächste Weihnachten „auszu heben'". Viele von uns selbst werden aus der eigenen Kindheit noch erinnern, daß gewisse altbekannte Spielzeuge ein paar Jahre nach emander vertreten waren und sich, wo mehrere Geschwister si k, von einem auw andere ver erben. Tie alten Lachen, die den Eckern zu dem vielleicht durch sich daranknüpsenden Er innern, gen wert geworden sind, füllen ja auch ihren Platz gut aus, nachdem sie frisch auf gearbeitet word.n sind. Dagegen ist an uch - ichts einzuwender. Nur darf man den Kindern die Gelegenheit nicht nehmen, ihr Spielzeug i.ach Herzenslust zu „untersuchen". Behandeln die Kinder ihr Spielwerk rücksichts los, ist cs nämlich meist gar keine Z rstörunqs- wut, aus der heraus sie so handeln, sondern es ist bck ihnen vielmehr ein ungestümer Wissensdrang, der sie aktiv macht. Sie wollen zuiehen, was das Ting aushält, ob es dauer haft ist. Alle Kinder haben den Drang, zu sehen, „wie es inwendig ist", und da dieser Drang sich als Wißbegierde kennzeichne', soll man dem Kmd auch den Spaß nicht verderben. Die Kinder schulen sich beim Auseinander nehmen und Wiederzusammensetzen selbst, sie lernen beobachten, versuchen so manchen Hand griff. Und gelingt ihnen das Weik des Wiederaufbaues, so sind sie so stolz, und zwar mit Recht. Spielzeug gegeben zum An- tchauen, isi gar kein Spielzeug; was wirkliches, richtiges Spielzeug ist, soll ganz dem Krnd gehören und darf ihm nur dann entzogen werden, wenn cs wirtlich wüste und ohne jede iiffere Anregung drauflos ruiniert. Dresden. Die Fürsorgestelle für Lungenkranke des freien Ausschusses zur Be kämpfung der Schwindsucht Dresden wurden im Dezember von 972 Kranken aus gesucht. Die von Monat zu Monat steigende Fr^uenz der Fürsorgestellen beweist, daß sie einem dringenden Bedürfnis entsprechen. Heidenau. Zu dem Bergistungsfall, über den wir bereits berichteten und dem der Briefträger Starke, seine Frau und seine Schwiegermutter zum Opfer fielen, wird weiter iolgendes berichtet: Das Dunkel, das über den Fall liegt, hat sich bisher immer noch nicht gelichtet. Die behördliche Untersuchung da rüber wird zwar sehr eifrig betrieben, sie hat aber irgend welche greifbaren Momente noch nicht ergeben. Die Behörde ist sich noch nicht klar darüber, ob ein Verbrechen, ein unglück licher Zufall oder ein Selbstmord vorliegt. Für einen verbrecherischen Anschlag von dritter Leite ergeben sich rach Lage der Sache auch keine Anhaltspunkte, so daß man wohl mit einem unglücklichen Zufälle rechnen muß. Starke war erst seit August vorigen Jahres verheiratet. Seine Frau war erst 21, er 25 Jahre alt. Das Kind Starkes, das am Leben geblieben mar, ist ein 6 Wochen altes Mäd- ch-n. Bemerkenswert ist, daß man in der Wohnung noch eine ganze Anzahl von Tüten, die aus Apotheken stammen, gefunden hat. Der Inhalt dieser Tüten wird gegenwärtig von der chemischen Fabrik in Heidenau unter sucht. 'Es ist nicht ausgeschlossen, daß es sich um eine unglückselige Verwechslung von Arznei mitteln handelt. — Zu dem dreifachen VergistungSfall in der Familie d.s Postboten Starke schreibt man aus Grund von Erkundigungen an zu ständiger Stelle weiter: Da es als ausge- Aäufer finden Sie wenn Sie im Anzeigenteile der „Ottendorfer Zeitung" mit Ihrem Angebot auch vertreten sind. Die „Ottendorfer Zeitung" hat eine gute Verbreitung und deshalb kann kein Geschäftsmann darüber noch im Zweifel sein: Die Anzeigen in der „Ottendorfer Zeitung" bringen neue Kundschaft und großen Umsatz! schlossen zu betrachten ist, daß durch Ein wirkung von dritter Seite der Tod der drei Personen herbeigelühct worden ist, und da so mit sür die Staatsanwaltschaft auch kein Grund vorlieg«, die Sache weiter zu ver folgen, ist auch die Sektion der Leichen ab gelehnt worden. Die chemische Untersuchung der gefundenen Speisen usw. wird fortgesetzt und dürste noch mehrere Tage dauern. So viel hat bisher die Untersuchung ergeben^ daß sich in den Kaffee« und Milchresten kein Gift gefunden hat. Daraus geht hervor, daß das Gift genommen wurde vor dem Genüsse des Kaffees. Daß es sich um einen Selbstmord handelt, wird immer wahrscheinlicher und wird auch bewiesen dadurch, daß alle drei Leichen nebeneinander lagen. Auch über die Ursache des schrecklichen Dramas ist nichts bekannt geworden. Eine Verwechselung von Arznei mitteln, wie sie ursprünglich angenommen wurde, kommt nicht mehr in Frage. Groß. Erkmannsdorf. Am Mon tag nachmittag um 3 Uhr ertönte in unserm Orte Feueralarm. Es brannte der große Gasthof zum Erbgericht. Erschienen waren mit großer Schnelligkeit die Feuerwehren von d^n umliegenden Ortschaften wie Kleinwolms- dori, Ullersdorf, Lotzdorf, Radeberg, Weißig und Arnsdorf. Das Branvobjekl wurde dann mit sechs Schlauchleitungen in Angriff ge nommen, sodaß das Feuer sehr.bald erstick: wurde. Diesem tatkräftigen schnellen Eingreifen der Feuerwehr ist es zu danken, daß von dem großen Gebäude nur der vordere Dachstuhl wegbrannte und so durch das Feuer weniger Schaden angerichtet worden ist, als vielleicht die großen Mengen Wasser, die das ganze Gebäude durchtränkt haben. Die erste Schnellig keitsprämie errang sich Kleinwolmsdorf, die zweite Ullersdorf. Der Schaden ist zum größten Teil durch Versicherung gedeckt. Die Entstehungsursache war folgende: Der in Arbeit stehende Fleischergeselle hatte sich in die Gesellenkamwer aus den Boden einen kleinen Kanonenofen gesetzt und das Ofenrohr einfach zum Dachfenstet hinausgestcckt. Durch starkes Feuern ist das Ofenrohr zum Glühen gebracht, dadurch ist die Pappe unter dem Dach in Brand geraten und griff bald auf eine Nebenkammer, wo es reichlich Nahrung fand, über. Der Geselle wurde in Haft ge nommen und ins Kgl. Amtsgericht Radeberg eingeliefert. Schönfeld b. Pillnitz. Am Mittwoch vergangener Woche mochte die 22 Jahre alle Tochter Olga des Gutsbesitzers Moritz Roch in Schullwitz, die zu kommende Ostern heiraten wollte, ihrem Leben durch Erhängen ein Ende, Der Grund zu der Tat ist unbe kannt. Der Bräutigam der Lebensmüden, der Gutsbesitzerssoha Artur Karsch von hier, war über den Verlust seiner Braut so niederge schlagen, daß auch er am Sonnabend ver gangener Woche seinem Leben durch Erhängen ein Ende machte. Löbau. Ein schwerer Fall von Ver giftung, über dem noch ein tiefes Dunkel liegt, hat sich in Carlsberg zugetragen. Gestern wurde dec Tagearbeiler Hentschel mit seiner Familie, bestehend aus seiner Frau und sechs Kindern, von Nachbarn in bewußtlosem Zu stande in seiner Wohnung aufgefunden. Es stellte sich heraus, daß zwei Kinder im Alter von zwei und vier Jahren bereits tot waren. Bei den übrigen Personen gelang es. sie wieder ins Leben zurückzurufen. Die einge leitete Untersuchung dürfte bald Licht in die Angelegenheck bringen Halsbrücke b. Freiberg. Hier vermißt man seit Montag einen fünfjährigen Knaben, der wahrscheinlich beim Rodeln in der Dunkel heit in die Mulde gefahren und ertrunken ist. Chemnitz. Auf furchtbare Weise kam das vierzehn Jahre alle Mädchen Ernestine Ludwig, wohnhaft im Hause Freigutstraße 26, ums Leben. Das Mädchen wollte auf einem Spirituskocher Essen wärmen, dabei kippte der Kocher um, der brennende Spiritus ergriff die Kleider des Mädchens. Diese lies brennend in den Hausflur, wo hilfsbereite Hausbewohner die Flammen erstickten. Ins Krankenhaus gebracht, starb das Mädchen einige Stunden nach der Einlieferung an den furchtbaren Brandwunden. Falkenberg. Der seit Donnerstag voriger Woche vermißte 74 Jahre alte pen sionierte Stationsschaffner Karl Andrä ist am Sonntag im Wassergraben gegenüber dem Schlachthof tot aufgesunden worden. Der Greis ist offenbar in der Dunkelheit auf dem Wege zu seinem in Merzdorf gelegenen Heim vom Wege abgekommen und in den Graben gestürzt. Leipzig. Auf einem Neubau am Kicker- lingSberg verunglückte ein 25 jähriger Zimmer mann. Der Unglückliche trat beim Legen von Balken fehl und stürzte aus einer Höhe von 9 Metern so unglücklich auf einen eisernen Träger, daß er sich anscheinend schwere innere Verletzungen zugezogen hat. Er wurde in be- wußllcsem Zustande nach dem Krankenhause gebrach«, wo er kurze Zeit darauf seinen Ber« letzunaen erlag.