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Ottendorfer Zeitung Matt Amts ü Kummer 108. Freitag, ven 8. September 191t 10. Jahrgang Bezugspreis: vierteljährlich 1.20 Mk. frei ins Haus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich 1.—. Einzelne Nuinmer 10 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abend. Anzeigenpreis: Für die kleir»spaltige Korpus-Zeile oder deren Raum 10 Pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 2b pfg. Anzeigenannahme bis 12 Uhr mittags Beilagegebühr nach Vereinbarung, des Gemeinderates und Gemeindevorstandes zu Ottendorf-Moritzdorf. Nit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" ^ruck u. Verlag -er Fa. H. Rühle, Inh. R. Storch in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R- Storch in Groß-Dkrilla. Amtlicher Teil. Wassermangel betr. Infolge des anhaltenden Wassermangels sind viele Einwohner gezwungen, Wasser zum Tränken des Viehes au» der Röder und Orla zu entnehmen. Jede Verunreinigung der Wasserläuse wird daher strengstens untersagt. Enten, Gänse usw. sind diesen Gewässern vorläufig möglichst fernzuhalten. Ottelläort-Alorilräork, den 6. September 1911. Der Gemeindevorftand. bas sseuelte kür ellige Leser. Das Zeppelinlustschisf „Schwaben" trat gestern früh di« angesagte Fernfahrt von Baden-Baden nach Gotha an, wo es nach etwa sechsstündiger Fahrt landete. Mehrere Burschen überfielen in der Nähr der Südbrücke in Köln einen Fremden, der reiche Geldmittel mit sich führte, beraubten ihn und warfen ihn in den Rhein. E« ge lang dem Fremden jedoch, sich an einer Schiffs- kette solange sestzuhalten, bis er gerettet werden konnte. In Brüssel sind 2000 Fleischer aus dem Industriegebiet angekommen, um die dortigen Kollegen zum Streik zu veranlassen. In einer der belebtesten Straßen de» nördlichen London» wurde ein Wagen einer englischen Juwelenfirma mit seinem Inhalt von SO 000 Mark geraubt. Man fand den Wagen später in einer unbelebten Straße Wit zerbrochenen Fenstern wieder. Don den Dieben fehlt jede Spur. Nach einer „Reuter-Meldung" hat wenige Meilen von Teheran eine entscheidende Schlacht zwischen den Regierungstruppen und den An- hängern de» früheren Schah» stattgesunden. Letzter« wurden geschlagen und ihr Führer Sadar Aschad gefangen genommen. Bei einem Schiffbruch sind in der Nähe der Hafenstadt Tueopel (Patagonien) 81 Personen umgekommen. Srrtliches und Sächsisches. Vitendors-Gkrilla, r. September M. —* Preiselbeeren. Die Preiselbeeren sind i'tzt in die Reisezeit getreten. Die weißen torten Blüten sind verschwunden und rote Beerltin sind an ihre Stelle getreten, d. h. diese» Jahr welche gewachsen sind. Alljähr- um diese Zeit zogen Frauen und Kinder d>it Körben und Krügen in den Wald und sammelten da» köstliche Naturprodukt ein; denn du Preiselbeeren werden gut bezahlt, so daß 'in guter Sammler sich einen hübschen Tages- ^dienst verschaffen konnte. Leider ist dieses >bhr in Preiselbeeren in der westlichen Lausitz 'M fast völlige Mißernte zu verzeichnen, un günstige Witterung in der Blütezeit ist die Ursache. Die ländliche Bewohnerschaft, auch «rauen und Kinder au» der Stadt, erleiden 'n diesem Jahr durch Mißraten der Heidelbeer- Mnte und den fast gänzlichen Ausfall der Preiselbeeren« und Pilzernte einen bedeutenden Ausfall an Einnahmen. —* Die Manöver des 2- König!. SSchs. Armeekorps Nr. 19 finden nach dem ursprüng- «ch festgesetzten Plane vom 11. bis 23. Sep. i'Mber in der näheren und weiteren Umgebung Leipzig nunmehr doch statt, indes haben Behörden Maßnahmen getroffen, um den wemeinden, die unter der abnormen Witterung Mrd dem Wassermangel schwer leiden, die ^anöverlasten möglichst wenig fühlbar zu Machen. —* Verbot von Viehmärkten. Dir König!, ^rrishauptmannschast Dresden hat die Abhal- »ng der für Freitag, den 15. dieses Monats m Ponickau und Mittwoch, den 20. dieses Monats in Radeburg angesetzten Viehmärkte Minder- und Schweinemärktr, in Radeburg «'doch ausschließlich der Ferkel) mit Rücksicht Mls den gegenwärtigen Stand der Maul- und Klauenseuche im Beziike der Königlichen Amtshauptmannschaft Großenhain verboten. Grünberg. Von einem Schwarm Wespen, die durch Schuljungen aufgetrieben worden waren, wurde am Dienstag ein bei Herrn Bäckermeister Böhme bedienstetes Mädchen überfallen. Das Mädchen bot alles aus. das ihr anvertraute 1*/,jährige Kind ihres Herrn zu schützen, konnte aber doch zwei Stiche nicht verhindern. Sie selbst wurde furchtbar zerstochen, die Wespen batten sich fest in die Haare der Bedauernswerten gesetzt. Dresden. Zu einem Dachstuhlbrand wurde die Feuerwehr gestern nachmittag halb 6 Uhr durch den automatischen Melder aus dem Plauenschen Platz nach dem Grunvstück Kleine Plauensche Straße 58 alarmiert. Bei Ankunft de» ersten Löschzugs sah die Lage be sonders durch die starke Qualmentwicklung ge fahrdrohend au«, und es wurde neben dem Löschangriff auch die mechanische Leiter in Gebrauchüstellung gebracht. Zugleich wurde der Dampsspiitznzug der Hauptmacht herbeige rufen. der jedoch nicht in Tätigkeit kam, da der erste Löschangriff raschen Erfolg gehabt hatte. Das auf unermittrlte Weise entstandene Feuer hat einen Teil des Dachstuhls, einige Bodenverschläge, darin ausbewahrte Möbel stücke, sowie Wäsche und Kleidung zerstört. Die mit Sorgfalt auszusührenden AbräuMungS- arbeiten hielten «inen Teil der Feuerwehr bis 8 Uhr abend» in Tätigkeit. — In der Altstadt schoß sich vorgestern nachmittag ein 21 Jahre altes Zimmermädchen in selbstmörderischer Absicht eine Kugel in die Brust. Man brachte die Schwerverletzte ins Friedrichstädtet Krankenhaus- Liebeskummer soll der Beweggrund zu ihrem Vorhaben ge wesen sein. Kamenz. Ein Automobilunfall hat sich vorgestern früh in der 3. Stunde kurz vor Neukirch ereignet. Dort fuhr aus noch nicht bekannter Ursache ein Automobil in den Straßengraben und erlitt dabei schwere Be- schädigungen, sodaß «» mittels Pferden hierher gebracht werden mußte. Von den Insassen erlitt der Chauffeur geringe Verletzungen, während die anderen — drei Herren — mit Schrecken davon kamen und di« Weiterreise nach Kamenz zu Fuß zurücklegen konnten. — Auf der Flur Möhrsdorf geriet dieser Tage der kleine, an der Rittergutssandgrube gelegene Wald in Brand. Tine mächtige Rauchwolke zeigte es auch der Ferne an. Die Feuerwehr und die Arbeiter der Gutüherrschaft bekämpften den gefährlichen Feuerherd. In un gefähr 2 Stunden war alles gelöscht, und die brennende Fläch« hatte nur ca. einen halb«» Scheffel Land gefaßt. Fretb«rg. Durch den Brand der Gebrüder Strrubelschen Bürsten- und Pinsel fabrik war auch eine zahlreiche Arbeitertchasl betroffen worden. Erfreulicherweise wird sich die Beschäftigung»- und Verdienstlosigkeit nur auf wenige Tage erstrecken, da die Firma eine längere Zeit leerstehende Fabrik, die vormalige Schlauchfabrik von Lewall, in der Nähe vom Bahnhof angekauft hat und dort noch im Lause dieser Woche den Betrieb wieoer zu beginnen gedenkt. Riesa. Herr Konditor Rädler, Besitzer des Catfe Rädler, erlitt vor «inigen Tagen beim Rasieren eine kleine Verletzung im Gesicht. cheinlich ist etwas Unreinigkeit in die gering, ügtge Wunde gekommen, denn es trat alsbald Blutvergiftung ein, die den Tod des bedauerns werten Mannes herbeiführte. Chemnitz. In der städisch-n Speisean- 'talt fand aus Anlaß der Rathauswethe eine Festspeisung von 2700 Personen statt. Es gab Klößer mit Rauchfleisch. Von den nötigen Vorarbeiten zu dieser Massenspeisung erhält man ein Bild, wenn man erfährt, daß 2500 Semmeln, 406 Kilogramm Rauchfleisch und 12000 Klöße aufgetragen wurden. Zur Her- tellung der Klöße brauchte man 1800 Kilo gramm Kartoffeln, 180 Kilogramm Weizen- und 220 Kilogramm Kartoffelmehl, außerdem 36 Kilogramm Semmel und Gewürze. Oberlungwitz. In seinem Berufe chwer zu Schaden gekommen ist der 22 Jahre alte Sohn des Zimmermeisters Linus Müller. Beim Bretterschneiden kam er so unglücklich in >ie Kreissäge, daß ihm die eine Hand mitten durschnitten wurde. Zschopau. Das Finanzministerium beschloß, den Wohnsitz des Vorstandes des Forstbezirkes Zschopau einschließlich deö Sitzes )er Oberforstmeisteret Zschopau nach Plaue bei Flöha zu verlegen. An Stelle der seit herigen Bezeichnungen treten die Bezeichnungen Forstbeziik Flöha und Oberforstmeisterei Flöha. Ehrenfriedersdorf. Ein hiesiger AmtSgerichtSexpedient ist vergangene Woche verschwunden, weil er sich Unregelmäßigkeiten hat zuschulden kommen lassen. Er wurde in Zschopau verhaftet. Seine Verfehlungen be stehen darin, daß er bei ErbschastSangelegen- heiten unbesugterweise von den Erben Gelder erhob und diese für sich verwendete. Röderau. Ein Zusammenstoß zwischen einem unbeleuchteten Einspännergeschirr, da von Z-ithatn kam, und einem nach dem Barackenlager fahrenden Automobil erfolgte abends hier am Albertplatz. Die Deichsel de» Wagens zertrümmerte die Scheibe de« Auto mobils. wobei einem Insassen deS Kraftwagen« einem Einjährig-Freiwilligen, die Glassplitter ins Gesicht drangen. Die Verletzungen waren so erheblich, daß dem Einjährigen ein Notver band angelegt werden mußte. Bärenstein. Der Erzgtbirgsverein be absichtigt, aus dem nahen 898 Meter hohen Bärenstein ein UnterkunftShauS mit Aussichts- turm zu errichten. Der zur Ausführung an genommene Entwurf sieht einen Kostenaufwand von 40000 Mk. vor. Buchholz. Der Bahnhof wurde mit dem 1. September zum Bahnhof 1. Klasse erhoben und der Bahnhofsvorsteher Ullmann zum Oberbahnhofsvorsteher ernannt. Reichenbach. Hier wurde abends in die Gaststube des Restaurants „Stadtpark" mit einem Revolver geschossen. Das Geschoß durchbohrte eine Fensterscheibe und ging über die Köpfe der Gäste hinweg. Verletzt wurde niemand. Oberwiesenthal. Als nachts die Kellersche Brandstätte revidiert wurde, fand man in einem noch erhaltenen Schuppen zwe Männer, die allem Anschein nach gerettete Sachen stehlen wollten. Ais der Vertreter aus Buchholz die Leute zur Rede stellte, wurde er von diesen überfallen und übel zugerichtet. Die Täter entkamen unerkannt. Ebersdorf. Vorgestern Vormittag ha sich in dem Ausflugsort Chorinchen be Eberswalde eine entsetzliche Tragödie abgespielt. Die Witwe Soweko schnitt ganz plötzlich ihrem vierjährigen Sohn und ihrer 2 Jahre alten Enkelin und dann sich selbst die Adern durch. Obgleich in kürzester Z-it ärztliche Hilfe zur Stelle war, konnte doch niemand der schwer verletzten Personen gerettet werden. Alle dre starben nach wenigen Minuten. Wie verlaute hat die Frau die Tat in geistiger Umnachtung begangen. Neukirchen. Aus Anlaß des be Herrn Tafthosabesttzer König stattfindenden Var velmaMea. Ein süßer Laut umschmeichelt meine Sinne, Gleich einer Mutter Kosewort Wie Worte tiefer, ernster,' heil'ger Minne, Tönt's mir im Herzen immerfort: Traute Heimat sei gegrüßt! Ein heiß Gefühl den Busen mir durchglühet Mein ganzes Wesen wunderbar erfüllt. Zu dir, wo reiches Glück mir still erblühet Zieht mich die Sehnsucht mächtig, ungestillt. Traute Heimat, sei gegrüßt! Kirchweihfestes war ein Aeroplan-Karussell aufgestellt. Am Montag abend löste sich, al» ich das Karussell in voller Fahrt befand, eine Stange und die Gondel mit den Insassen türzte herab. Die Mitfahrenden wurden serauSgeschleudert, kamen aber alle mit dem Schrecken davon. Plauen. In der Eisen- und Metall gießerei Iwan und Winkel ereignete sich ein chwerer Unglücksfall. Dort stürzte ein« iserne Maschinenwand um, als sie von lrbettern umgelegt werden sollt«. Die nahe zu 10 Zentner schwere Wand stürzte aus die Arbeiter Gerstner und Dreikorn und verletzte ie schwer. Beide erlitten komplizierte Ober- und Unterschenkelbrüche. Oelsnitz. Montag abend in der neunten Stunde brannte das Gehöft des Gutsbesitzers Albin Baumann in Oberölsnitz bis auf da» Wohngebäude nieder. Alle Erntevorrät« und )ie landwirtschaftlichen Maschinen wurden eiu Raub der Flammen. Nur dem tatkräftigen Eingreifen der herbetgeeilten 13 Wehren ist e» u danken, daß das Wohnhaus verschont blieb. Moldau i. Eczgeb. In der Scheune de» Gutsbesitzers Rudolf brach Feuer au«, da« rasend um sich griff. In kurzer Zeit waren >ret Anwesen eingeäschert. Die Flammen prangen auch auf das Gasthaus „Freundschaft" Iber und vernichteten r«. Adorf. Wie gemeldet wird, wütet an der sächsisch-bayrischen Grenze in der Nähe von Rehau ein großer Waldbrand. Gegen 200 Morgen Waldbestand, dem bayrischen Staate gehörig, sind vernichtet. Mancherlei —* Beim Wort genommen. Wozu dir Maul- und Klauenseuche führen kann, beweist folgendes ergötzliches Vorkommnis, da« sich in Altenstadt an der Iller im bayrischen Schwaben zugetragen hat. Dort war ein Fabrikarbeiter, der nebenher auch etwas Landwirtschaft be treibt, von einem Nachbar angezeigt worden, er gehe in seinen Stallkleidern auch zur Fabrik nach Jllereichen und könne so di« dort herr schende Maul und Klauenseuche nach Hause verschleppen. Erbittert erwiderte der Angezeigte, daß er nur einen Anzug habe, mit dem er noch nicht im Stalle gewesen sei. Ob er den vielleicht in die Fabrik anziehen solle. Aller dings, war dje Antwort. Gesagt, getan, am andern Morgen ging der Brave in seinem HochzeitSsrackanzug, mit weißer Binde und Zylinder, zur Arbeit in die Fabrik, — zum größten Ergötzen seiner Kameraden. —* Warum sie ihn duzte. Im Muotatal in der Schweiz ist dieser Tage das Raseli, das Original einer urwüchsigen Bergwirtin ge storben. Sie duzte alle ihre Gäste, auch einen hohen Bundesbeamten aus Schwyz, der einmal beim Raseli etngekehct war. Der fragte: „Mi liebi Frau, worum dutzt ehr mich, mer kennet ja enand nid und hcnd enand nu nie gseh?" Da postierte sich aber das Raseli mit ringe- stemmten Armen vor den hohen Herrn und sprach mit Ernst: „Ja, was bist dä du? Ich duz ä sogar dä Herrgott, und meh weder Herrgott wirst dä du nid si!" brtirxl !