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Ottendorfer Zeitung It— Bezugspreis: vierteljährlich 1.20 Mk. frei ins ^aus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich I.—. Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abend. 0 — S Amts- H Statt - Anzeigenpreis: Für die kieinspaltige Korpus-Zeile oder deren Raum ly pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 2b pfg. Anzeigenannahme bis 12 Uhr mittags Beilagegebühr nach Vereinbarung, des Gemeinderates und Gemeindevorstandes zu Gttendorf-Moritzdorf. wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck u. Verlag -er Fa. H Rühle, Inh. R. Storch in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Dkrilla. Kummer 86. Mittwoch, drn 19. Juli 191t 10. Jahrgang Amtlicher Teil. Ein Kleiner Hund (vermutlich gestohlen) wurde einem Arrestanten abgenommen. Der ev. rechtmäßige Besitzer »oll» sich im Gemeindeamt melden. Ottenäort-UoritLäork, den 17. Juli 1911. Der Gemeindevorstand. da» kü» eilig« Leser. Der VZug Basel —Frankfurt o. M. ist gestern bei Müllheim (Biden) entgleist. Meh rere Personen wurden gelötet und zahlreiche verletzt. Nach der Sia hat die Pforte in Sacken de« Ingenieur» Richler Schritte bei der Re gierung Griechenland« unternommen wohin di« Räuber wahrscheinlichst geflüchtet sein svllen. Im Kaskadenkohlenbergwerk von Syke», ville (Nordamerika) hat eine Explosion statt- gesunden, der 22 Bergleute zum Opfer ge. fallen find. Btsh.r sind 17 Leichen zutage tzesördert. -rrtlirhes und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, ,8. Juli —* Dürfen Fortbildungaschüler mit dem flicke gezüchtigt werden? Dies« di« weitesten "eis, interessierende Frage wurde kürzlich v»m Reichsgericht endgültig bejaht. S« dlgründet diese Entscheidung unter anderem ^mit, daß die Fortbildungsschule nicht nur Unterricht»«, sondern auch eine Erziehung«, svstalt sei, wt«holb dem Lehrer auch ersordrrlichen Zuchtmittel, also auch Recht der körperlichen Züchtigung, Schanden »erden müsse. Außerdem besäße Lehrer da« Recht der väterlichen Züchtigung ^d der Lehrer der Fortblldung«schule trete Ehrend der Unterrichtszeit nur in seine Stelle. . Warnung. Seit einiger Zeit sucht Geheimmittelfirma M. A. Winter u. Co- Wathintzton auf «ine äußerst bedenkliche ^'ise ihren sogenannte« Gesundheitshersteller, öffentlich« Anpreisung verboten und straf et ist, an den Mann zu bringen. Sie sendet lahlreich« Einwohner in den Vororten von ^ßständten — in Dresden find allein gegen , ermittelt^ worden — Briefe und Druck- welch« mit der verlockenden Anrede »Werter Freund" und „Neue Stelle zu putzen" oder „Wie man erfolgreich und Abhängig werden kann", beginnen und mit Aufforderung schließen, eine Agentur für Heilmittel zu übernehmen. In langatmigen Führungen, dir leider nicht immer den '"Kuck auf harmlose Menschen verfehlen, »Kd dem Adressaten vorgerechnet, daß er an »00 Schachteln de» „GesundheitSherstellero" A 1250 Mart verdiene. Ueberdie» aber ^spricht „Oberst Winter" jedem Agenten, der ? vier Monaten sechs Dutzend Schachteln ver- W- eine goldplatierte Uhr als Extrabelohnung. stch ein Lrichtstnntger verleiten, auf den »."ff zu antworten so wird er zunächst 14 W« lang mit Drucksachen überschüttet, bis Mehlich Nachnahmesendungen von 15 oder 45 Mart zugestellt werden. Glücklicher- »?0E hg^n bie in Dresden auserkorenen n'k größtenttil« dl« Annahme der Sendungen ..^tigert, e« sei aber doch zur Warnung gut- ^^bi,er Personen ausdrücklich darauf hinge, daß die al« Gesundheilshersteller bezeich- Tabletten «in höchst bedenkliche« Gemisch Aloe, Rhabarber, Süßholz und einem Ebnend scharfen Harz« enthalten und auf die k ^Mmittelltste de» Bundesrates gesetzt worden Sie dürf«n dahrr nur in Apotheken und hier nur auf ausdrückliche Anordnung de» Mö verkauft werden. Die Agenten der okA« Mater «dtp verlieren, anstatt eine goldplattierte Uhr zu erhallen, nicht allein ihr Geld, sondern machen stch überdies noch strafbar. Wir bringen diesen in Nr. 179 des Dresdner Anzeigers enthaltenen Artikel deshalb zum Abdruck, weil nach einer uns jetzt zuge- gangenrn Mitteilung Briefe Winters auch im Landbezirke eingetroffen find. Kleinröhrsdorf. (Großfeuer). Eine 22 Meter lange Scheune, sowie das Ausge dingehaus von 28 Metern des Erbgrrtchts von Herrn Gutsbesitzer Herm. Trepte gerieten am Sonntag in Flammen. Auf dem Brand platze waren 8 Wehren erschienen Es war ein schweres Siück Arbeit, das Weitergreifen des Brandes auf dir Nachbargrundstücke zu verhüten und die durch so viel brennbares Material von Heu, Stroh und Holz genährten Flammen zu dämpfen. Aus zehn Schlauch leitungen wurden unaufhörlich Wasserstrahlen in die vernichtenden Gluten geworfen, allein, e» war trotz der größten Anstrengungen der wackeren Wehren nicht möglich, dem feindlichen Element seine Beute ganz zu entreißen. Das Feuer war in der Scheune abgebrochen, wo allerhand brennbare Stoffe lagerten. Von den landwirtschaftlichen Maschinen konnte fast gar nicht» gerettet werden und mußten dem Feuer überlasten werden. Nur durch da» energische Eingreifen der Feuerwehren war e» möglich, die umliegenden Gebäude zu retten. Die Feuerwehren arbeiteten unter schwierigen Um« ständen vier Stunden mit schier übermensch- lichrr Anstrengung bi« endlich di« Gefahr al« beseitigt galt. Bi« halb 11 Uhr waren immer noch acht Schlauchleitungen in Tätigkeit. Erst gegen 12 Uhr rückten die Spritzen ab, da für die weitere Löschung nunmehr die Gemeinde» spritze und «ine Abteilung von der Großröhr»» dorfer Feuerwehr au»reichtr. Der Schaden, der durch da» Feuer entstanden ist, ist sehr bedeutend, er soll durch Versicherung gedeckt sein. Ueber die Entstehung-Ursache ist noch nichts bekannt. Der vorgestrige Brand ist seil vielen Jahren der größte, den Kleinröhrsdorf zu verzeichnen hat. Klotzs ch e. Am Sonnabend Abend ent- enlstand auf Klotzscher Revier. Abteilung 8, ein Walbbrand, wodurch 30 Quadratmeter I5jähriger Kiefernbestand vernichtet wurde. Dre«den. Die „Schles. Ztg." bringt folgende bisher noch unbestätigte Meldung: Wie verlautet, beabsichtigt der Kaiser nach seiner Rückkehr von der Nordlandretse die Internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden zu besuchen. — Ein bedeutendes Schadenfeur brach am Sonnabend nachmittag in einem Schuppen in der Meißner Straße im Vorort Brießnitz aus. Das Gebäude brannte trotz der Bemühungen der Feuerwehr vollständig nieder. Das Feuer sprang auch aus die angrenzende Maschinenfabrik von Lorenz über, doch konnten die ergriffenen Dächer zum größten Teil erhalten werden. Das Feuer ist durch einen s-chsjährigen Knaben eines im Hause wohnhaften Slraßenbahnangestellten, der mit Streichhölzern gespielt haben mag, verursacht worden. ,K - tzs chenbroda. Die Pfirfichernle, di« bereit» in v«rfloff«ner Woche an den Süd abhängen der Lößnitzberge begonnen hat, läßt aus einen reichen Ertrag schließen. Die Frucht ansätze sind so zahlreich, daß sogar an vielen Bäumen die Nachzügler unreif ausgebrochen werden müssen, um o«n größ«ren Früchten «ine bessere Entwicklung gewährleisten zu können. Lausigk, In einem Anfall von Krämpfen stürzte ein 20 Jahre alte« Mädchen beim Wäschertinigen in die Waschwanne und sand darin den Tod. Pödelwitz. Der 20jährige Sohn des Gutsbesitzers Laux stürzte beim Kirschen pflücken rücklings vom Baume aus eine Staket- latte und erlitt dabei sehr schwere innere Verletzungen. Mühltroff. Echt vogtländische Grobheit spricht aus folgendem Inserat, das im Mühl» troffer „Dolksfreund" zu lesen ist: „Den anonymen Briefschreiber von gestern, diesen Saulumpen, möchte ich ersuchen, sich erst von seiner unwahren Behauptung zu überzeugen. Gerade diese Leute sind von jeher die größten Schufte gewesen; denn wenn ich heute Beweise für meine Behauptungen habe, brauche ich doch nicht anonym zu schreiben." Buchholz. Einen tieftraurigen Ausgang hatte ein von einer Posamentenfirma im benach barten Cunnersdorf unternommener Personal- avsflug nach Tannenberg. Zwei alte verdiente Arbeiter sollten mit Geschirr nach Ihren Wohnungen zurückgefahren werden. Auf der Straße zwischen Dörfel und Schlettau wurde das eine Pferd unruhig, der Wagen überschlug sich und stürzte samt Insassen in einen vorbei- fließenden Mühlgraben. Die beiden über SO Jahre alten Männer verunglückten hierbei schwer und wurden in das Krankenhaus nach Schlettau übergeführt, wo trotz aller ärztlichen Kunst der 83 Jahre alte Arbeiter Richter aus Sehma noch während der Nacht verschied. Der andere liegt noch krank danieder, während Kutscher und Pferd und noch eine im Wagen befindliche Frau mit dem Schrecken davon- kamen. Der Wagen wurde zertrümmert. Oelsnitz. Geflüchtete Gefangene. Auf halsbrecherische Weise ist am Sonntag früh eine 26 Jahre alte Gefangene, im bürgerlichen Leben Kassiererin, aus der auf steilem Fels- kegel errichteten Strafanstalt VoigtSberg ge flüchtet. Di« Flüchtige hat sich durch «in ver- Schlachtvieh-Preise. Dresden, 17. Juli Preise in Mark. Lg. — Lebendgewicht. Schg. Schlachtgewicht. Zum Auftrieb waren gekommen- 219 Ochsen, 272 Kalben und Kühe, 287 Bullen, 349 Kälber, 1O78Schafe,u-1465 Schwein«, zus. 3680 Stücke. E» erzielten für 50 Kilo Ochsen Lg. 29-51 Schg. 63-94 Kalben u. Kühe Lg 26-46, Schg. 48-79, Bullen Lg. 34-49, Schg. 65—83 Kälber Lg. 45-60, Schg. 75-90, Schafe Lg. 34-47, Schg. 74-89, Schweine Lg. 38-46, 54-62. Schg. Produktenpreise. Dresden, den 17. Juli Preise in Mark Die eingekl. () Ziff bedeuten pro kz, n ----- netto Dr. M. --- Dresdner Marken. I. An der Börse. Weiz. (lOOOn) weiß. 190-193, braun. (74-78) 189-195, feucht. (70-74) 183-186, ruf. rot 214) 224. Kansas 000-000, Argent. 225-230, Amerik. weiß 000-000, Roggen, (1000 a) sächs. (70-74) 146-152. rus. 164-166. Gerste (1000 n) sächs) 160-170 schles. 180-195, pos. 175-190, böhm. 205.-218. Futtergerste 116-124. Hafer (1000n. sächs.165-172. MaiS(1000n) Cinquantinealter 176-182, neuer 000-000, Laplata gelber alter 146-148, Rundmais, gelb. alt. 145-152, neu. feucht. 000-000. Erbsen (1000 n) Futterware 160-180,Wicken,(1000a) sächs. 168-180, Buch weizen, (1000 n) tnländ. u. fremd. 180-185. Lein, saat (1000 u) feine 330—335 mittl. 345-355, Rüböl, (100 n) m. Faß raff, 64. Rapskuchen, (100 n) (Dresd. Marke.) lang 11,50. Leinkuch. über Notiz. Die für Artikel pro 100 kx notierten Preis« orrstehen sich für Geschäft« unter 5000 lex (100 n) (Dresd. Mark.), 1. 19,50, 2. 19,00. Futtermehl 12,80-13,20, Wetzenkleie, (100 n) ohne Sack, (Dre»d. Mark.), grobe 10,00-10,80, feine 8,80-9,20. Roggenkleie, (100 ll) ohne Sack (Dresd. Mark.) 11,00 bi» 11,20,. Feinst« Ware über Notiz. stiem er Mutter. Wenn auf di« Erd« sanft und still Des Abends Schatten niedersinken, Dann muß ich, ob ich auch nicht will, An dich, du liebe Mutter, denken. Nun hab' ich selbst ein eig'nea Nest; Doch hängt mit starkem Dankestriebe, Mit tausend Banden treuer Liebe Mein Herz am Elternhaus« fest. Seit früh'ster Kindheit für und für Umhegte mich d-in sorglich Walten, Was dank ich Mutter, denn nicht dir! Du lehrtest mich die Hände falten, Du sprachst von Gott, vom heil'gen Christ Mit frommen Sinn zu deinem Kinde, Damit es früh den Weg schon finde Hin, wo die ew'ge Heimat ist! Und war ich trotzig, bös' und wild, Hast du mit mütterlichem Mahnen Mich wieder auf die rechten Bahnen Geleitet, liebevoll und mild. Doch wenn ich krank zu Bette lag, Warst du es, die mich stets aus« neue Gepflegt mit nimmermüder Treue Manch' bange Nacht, manch' langen Tag. Drum will ich immer auch mit acht Aus dich, du beste aller Frauen, Auf dein geliebte» Vorbild schauen, Und lernen, wie man glücklich macht. Doch wenn mir selbst beschiedrn ist Das Mutterglück auf dieser Erden, Dann lehr mich meinem Kind zu «erden, Was du für mich gewesen bist! gitterte» Fenster der Anstaltskirche gedrän»t, ist am Blitzableiter hinuntergeglitten und hat sich wahrscheinlich bis zum Einbruch der Dunkelheit im nahen Hartmannsgrüner Walde verborgen gehalten. Dann dürfte sie in der Richtung nach Eger zu die böhmische Grenze überschritten haben. Mancherlei —* Gereimte Zeitbilder. Die Braut al« Lotteriegewinn. Wer für humane Zwecke Gelder sammelt, — der findet immer Tür und Tor verrammelt, — doch leicht und gleichsam spielend kriegt er sie — durch Gründung einer Wohlsahrtslotterie, — denn gerne übt der Mensch die Wohltat dann, — wenn er d«bei etwa« gewinnen kann. — Da» wissen nicht nur wir, man weiß auch da» — in Pitt»« bürg, einer Stadt Amerika«. — wo man ein Lotteritspiel schuf, um au» — dem Ueberschuß zu bau'n ein Waisenhaus. — Als Hauptge winn wird ausgezahlt in bar — «in Mägd lein von goldig blondem Haar, — da« ohne Widerspruch und lächelnd mit — dem Glück»« pilz in den Stand der Ehe tritt. — O, welch ein Blödsinn! solch ein Preis ist nämlich — uas drei oerschiednen Gründen furchtbar däm lich, — dieweil ihn erstens ja gewinnen kann — ein legitim bereits beweibter Mann, — der in dem Falle, daß das Glück ihm lacht«, — der Bigamie sich höchst verdächtig macht«. — Und zweitens muß man fragen, wa« ge schieht, — wenn eine Frau das Hauptgewinn- los zieht? — Und drittens wird von jedem leicht verkannt: — das Ding ist im Prinzip schon hirnverbrannt, — denn was al» War nung sonst nur wirken kann, — da» regt doch sicher nicht die Kauflust an, — und mancher nimmt ein Los nicht feiaen Sinne» — au» Furcht vor der Gefahr des Hauptgewinne». -- Wie anders würde man mit vollen Händen — für diese Lotterie die Gelder spenden — wenn'» hicß, daß dem Gewinnenden die Bürde — des Ehelebens ahgenommen würde! — Det Bettler würde seinen Stock verkaufen — und humpelnd nach dem LotterieloS laufen. — det Geizhals trennte sich von seinen Schätzen, — um aus ein Lotterielos sie zu setzen, — und bei dem ganzen Männeroolk« wär' — brr Bau von Waisenhäusern populär.