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und Umgegend Amtsblatt Dienstag, den 23. August LS 10 «9. Jahr- Nr. 98 oeita, Buch ¬ lag »an Lei LaS iburg- rin, lvovh-Z 'MNVL nMnr- Von St. XII. b, wrze», ! Elly en ge hen?" ch bin naner vollen iirlich ze das Antreten. Durchsicht und Meldungen waren wie imm^r echt militärisch, streng und stramm. Die ganze 48. Brigade war versammelt. Da das 2 Bataillon des 106. Regiments m Pont L Mousson zum Schutz des Hauptquartiers zurückgeblieben war, so bestand die Brigade aus sechs Bataillonen mit ungefähr 5500 Bajonetten. Diese Ab teilung marschierte geschlossen als breite, tiefe Masse mit scharfgeladenen und gesicherten Gewehren querfeldein Daß diese Formation besagte: „Macht Euch bereit zum Kampf, der Feind steht in der Nähe", das wußte jeder. Links vom 107 Regiment marschierten die 106 er, welche mit der rechten Flanke des 2 Jägerbataillons Fühlung hatten. Eta Regiment rote Husaren war rechts vor wärts zu erblicken und trabte vor. Vom wolkenlosen Himmel sandte die Sonne heiße Strahlen und schon in den Morgenstunden mochte das Thermometer 20° lk im Schallen zeigen. Um sicheren Tritt aut dem ungebahnten Boden zu erhalten, mußten sich die Köpfe in der Staub- wölke mit halber Senkung zu Boden neigen. Eine Stunde mochte so marschiert wordea kein, als Laute der Ueberraschuag hörbar wurden Ein jäher Schreck durch zuckte plötzlich alle Glieder- Zwei gläserne Augen starrt-n aus dem blaffen Gesichte eines gefallenen Franzosen von der Erde empor. Er wurde überschritten wie die anderen, die zum Teil entstellende Hiebwunden zeigten. Die Brigade marschierte jetzt auf einem Teile des Schlacht- selbes von Mars la tour. Nach längerem Marsche er reichte dieselbe ein einsames Gehö te in waldiger Gegend. H er wurden die Gewehre zusamm ngestell:; cs wurde gerastet und gegessen. An Proviant war kein Mangel, häufig wurde kameradschaftlich geteilt. Ein sumpfiger Wassergraben gab hochwillkommenes, ersehntes Getränk, welches freilich unter ameren Verhältnissen Ekel erregt haben würde. Es war Hochmittag. Nirgends war eine Spur vom Feinde zu entdecken. Ueberall herrschte tiefster Friede. Die Jofikten summten und die Sonnenstrahlen bewegten sich im flackernden Feuertanz Plötzlich ertönte in der Nähe, rechts rückwärts, hinter dem Wäldchen ein donner ähnliches Krachen, welches sich schnell wiederholte. Dumpf rollend gab es das Echo des Waldes urück Ordonnanz- o fiziere kamen auf schaumbedeckten Pferden angesprengt, meldest» und ritten blitzschnell davon. Bald kamen die Befehle: „An die Gewehre! Gewehr in die Hand! Das Gewehr über!" Alle glaubten jetzt, die Brigade würde rechts schwenken, aus den Kanonendonner zu marschieren und sich mit Hurra auf den Feind stürzen. Allein gerade der umgekehrte Fall trat vorerst ein. Die Truppen be hielten die nördliche Marschrichtung bei. Je weiter sie vorrückten, desto näher kam der von rechts herüberschallcnde Geschützdonner, ja mitunter überholte er sie. Einzelne Schüsse waren längst nicht mehr zu unterscheiden- Ein ununterbrochenes Rollen, übertönt vom scharfen Gerassel der Mitrailleusen, schallte jetzt scharf in die Ohren, trotz dem vom Kampfplatz immer noch nichts zu sehen war, da Höhenzüge und Waldstücke ihn verdeckten. Der tiefe Ein schnitt der noch unfertigen Bahn Metz-Verdun wurde überschritten. „Wenn das so fort geht, kommen wir nach Belgien". Diese und ähnliche von kräftigen Flüchen begleitete Bemerkungen waren vielfach zu hören. Die- jenigen jedoch, welche sich auf der Karte genau orientiert hatten, erkannten jetzt schon, daß die Brigade auf einem Marsche begriffen war, welcher die Umfassung des feind- lichen rechten Flügels bezweckte. Gleichzeitig wurde von denselben bemerkt, daß die von Westen uno später von Norden zum Angriffe vorgeführten Truppen nur zwischen Siez, Tod oder Gefangenschaft zu wählen hatten. Einen schützenden Rückzug gab es nicht; denn dieser hätte ins Innere Frankreichs oder nach Belgien führen müssen. ZM unerschütterlichen Vertrauen auf die überlegene Kriegstuchtigkett der Truppen hatte die Oberleitung einen Rückzug außer Berechnung gesetzt und die Rückzuglinie aufgegeben. Dieses Vertrauen weckte da, wo das Ver ständnis dafür wohnte, tatkräftigen, freudigen Mut. Der Schlachtendonner wurde intensiver. Endlich ge langte die Brigade auf einen Höhenrücken, von wo aus der größte Teil des Schlachtfeldes zu übersehen war. Nichts kann vergeblicher sein, als diesen ersten Anblick und Eindruck schildern zu wollen. Wenn man die so plötzlich vor die Augen getretene Szenerie auch mit den brennendsten Farben malen wollte, vor der greifbaren, lebendigen i Vsr vierzig fahren Die Sachse» bei St. Privat, n. Herrn ? ES is ge macht d das kannst Mark i nicht st Du, er." — neinen Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 13 Pfg. pro viergespaliene Korpuszeile. Außerhalb des Amtsgeiichtsbezirks Wilsdruff 20 Pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 30 Prozent Ausschlag. „Die Feuertaufe am 18 Auaust" Purpurglut flammte auf im Osten. Rote'Lichtblitze durchdrangen die Dunstmassen und zerrissen den Morgen- nebel in den Talmulden. Die blanken Waffen sandten den mutige», kecken Augen ihrer Träger strahlende Morgengrüßc. Der ewig denkwürdige 18 August 1870, der blutigste Schlachttag des deutsch^ranzösts^ Krieges, war erschienen. Schon in frühester Morgenstunde berrschte Leben im Lager. Der lehmige, auS Feldkeffeldeckcln ge. trunkene Kaffe mundete vortrefflich. Mochten manche Herzen Todesahnungen beschleichen oder war das in der Luft liegende undefinierbare Etwas schuld daran, em eigentümlicher, feierlicher Ernst dämfte heute die sonst so übermütige, ausgelassene, zu derben Späßen geneigte Morgensttmmung der Truppen im Biwack. „Es riecht Blut", meinte der alte, wackre Feldwebel Schumann A" ?ir ^Kompagnie (107eZ, der fast genau zwölf «lunden später beim kühnen Vordringen, die Bataillons- an der Spitze des Bataillons mit durchschossenem Kopfe tot zusammenbrach. Als dann Offiziere den Soldaten mittMen, daß es heute auch den Sachsen Vergönnt sein wurde, gegen den Feind zu Kämpfen, als sie mahnten, daß sich jeder brav halten und die altbewährte, todesmutige Sachsentreue nicht be- Recken solle da flammte in aller Herzen frischer, freudiger Tatrnmut auf. Noch vor 6 Uhr kam der Befehl zum I Wirklichkeit müßte das Bild erblassen. In vielleicht ^stündiger Entfernung zog sich ein ziemlich bedeutender Höhenzug stundenlang hin. Derselbe war mit Dörfern, einzelnen Gehöften und Waldstücken besät, in und zwischen welchen gewaltige Massen feuernder feindlicher Artillerie and Infanterie bemerkbar waren. Die Ortschaften der vavorltegenben Niederung waren meist in Puloerrauch ge hüllt. Im Vordergrund waren unzählige deutsche Geschütze im lebhaften Feuern begriffen und dahinter wurden vor- marschierende Regimenter Infanterie sichtbar. Der Ge schützdonner hatte eine ungeahnte Höhe erreicht und von der Stärke des Kleingewehrfeuers dürften nur diejenigen einen annähernd richtigen Begriff sich machen können, die etwa bei einem Manöver das nabe Schnellfeuer unseres so trefflichen JnfanteriegewlhceS öl 71/84 schon einmal von größeren Truppenteilen zugleich gehört haben. Da die Brigade unwillkürlich nach rechis drängte, kam der Beiehl „Halb links". Bei dieser Schwenkung mochte daS Blitzen der Waffen die feindlichen Augen getroffen haben. Ein scharfes, raketenartiges Zischen machte sich bemerkbar, dem nach kurzer Zeit ein scharfer Knall folgte. Die erste mit Hurra begrüßte feindliche Granate war eingetroffen. Sämtliche Granatschüsse waren zu kurz, sie konnten gleich den in hohem Bogen wie kleine Nebelballen durch die Luft sausenden Schrapnells keine Verluste verursachen. Ja der 6 Abendstunde erreichte die Brigade eine tiefeingeschntitene Schlucht. Nirgends war jedoch ein Schluck Wasser aufzutreibev, um die ausgetrocknete Mund höhle anzufeuchten. Das höllische Schlachtgebrüll hatte jetzt eine fürchter liche Höhe erreicht und erklang wie das erderschülternde Rollen eines Weltengewstters. Jeder fühlte, daß in nächster Nähe ein Stück folgenschwerer Weltgeschichte der Entschei dung nahe. Auf beiden Setten mußten jetzt Hunderte von Kanonen und Hunderttausende von Gewehren in der Blutarbeit begriffen sein. Und darüber ein Himmelszelt in friedlicher Bläue, ein Gott so dort als hier. — Warum „Stillgestanden! Das Gewehr über! Bataillon marsch!" Auf Händen und Füßen gings den steilen Ab hang der Schlucht hinan, während das 2. Jägerbataillon sich abzweigte, um den Umgehuvgsmarsch im deckenden Tale fortzusetzeu. Oben lag auf welliger Hochebene ungefähr 1000 Schritt links das kleine Dorf Roncourt, daneben ein Wald mit Steinbrüchen und weiter rechts, auf freier, beherrschender Höhe das größere, von Pnlverrauch um gebene Dorf St. Privat. Nur wenige Schritte waren getan worden, als bet Roncourt und am Waldrande Rauchwölkchen aufstiegen. Mit größter Schnelligkeit warf das 106. Regiment einige Kompagnien vor, welche das Feuergefecht eröffneten. Die Bataillone der Brigade blieben im Vormarsch in der Richtung auf die linke Seite von Roncourt. Nach kurzer Zeit kam aus dem blitzdurchzuckten Pulverbampf der Talmulde rechts ein Offizier der roten Husaren herauf gesprengt. Wie später bekannt geworden ist, berichtete derselbe dem Brigadier Oberst von Schulz über die Lage des im todesmutigen Vorstürmen dezimierten Gardekorps und ersuchte dringend um baldige Unterstützung. Diese wurde bereitwilligst zugesagt. Während di: zwei Bataillone vom 106. Regiment und das 3. vom 107. die alte Marsch, richtung auf Roncourt und den nahen Wald, in welchem sich ein immer lebhafteres Gewehrfeuer entwickelte, vorerst beibehielten, schwenkten das 1. und 2. Bataillon deS 107. Regiments sofort rechts, gingen neben Roncourt vorbei und marschierten in südlicher Richtung gradenwegs auf St. Privat, den starkbesetzten Schlüssel- und Stütz- runkt des feindlichen rechten Flügels. Durch diese Be- vegung kamen die Mi vom Regimentskomandeur Oberst- ieutaant von Schweinitz geführten Bataillone der 107 er ms Vordertreffen und bildeten so die Spitze bei jenem Archivaren Stoß, den die Sachsen im Verein mit sieben Gardekompagnien ausführten, daß hauptsächlich dadurch der ganze rechte Flügel des Feindes aufgerollt und der Erfolg des Tages herbeigeführt wurde. Die Schwenkung war kaum auSgeführt, als ein eigentümliches Zischen, wie wenn eine große Anzahl Personen fortwäürend die Laute „S" und „Tsch" schnell aussprächen, hörbar wurde. „Was ist das!" diese Frage einiger Neulinge wurde übertönt von den Flüchen alter Soldaten. Die Ungewißheit sollte nicht lange dauern. Rechts link» und vorn brachen plötzlich Kameraden zu- Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstag», Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich 1,33 Ml. frei ins Haus, abgcholt von der Expedition 1,30 Mk., durch die Post bezogen 1,54 Btt. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. für die Kgl. Nmlshauptmannschaft Weihen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Birkenhain, Blankenstein Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bet Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kefselsdorf, Kleinschönbera Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff Roitzsch. Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeltgstadt, Spechtshausen, Tanneberg, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Mit der wöchentlichen Beilage „Welt im Bild" und -er monatlichen Beilage „Unsere Heimat". Druck und Verlag vcn Artbur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Zschunke, Wilsdruff. rrenes aus aller Welt. Anläßlich der Einweihung des Posener Kaifcrschlosses erhob der Kaiser Posen zur Residenz; Persönlichkeiten, die durch Stiftung von Familienfideikommissen zur Stärkung des Deutschtums im Osten bei getragen hatten, wurde der Adel verliehen. Der preußische Handelsministcr hat einen Gebührentarif der Stellenvcrmittler für Biihneirangehörige erlassen. In Friedrichshafen erfolgte die erste Probefahrt des 2 VI" Sonntag morgens nach Baden-Baden. In Augsburg sand die 57. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands statt. Vom 3. bis 6. September d. I. findet in Dresden zum ersten Male ein „Allgemeiner deutscher Zöllnertag" statt. In München ist c« gelungen, Nöntgen-Kinematographijchc Aus nahmen in Bewegung befindlicher innerer menschlicher Organe zu machen. Die vereinigten Fleischer-Innungen der Stadt Breslau haben sich wegen der Fleischteuerung mit einer Eingabe an den Kaiser gewandt. Aus der oldenburgischen Rordseeinsel Wangerooge werden um fassende Befestigungsarbeiten vorgenommen werden. Die gerichtliche Untersuchung in Sachen der Niederdeutschen Bank hat den dringenden Verdacht begangener Depotnnterfchlagungen erbracht. Die österreichische Negierung wird kein Ausfuhrverbot für Vieh erlassen. In Budapest haben etwa 4000 Mühlenarbeitcr wegen Lohn differenzen die Arbeit eingestellt. Der französische Marineminister sprach sich in begeisterter Weise über die Zukunft der französischen Aviatik aus. Im französischen Marineministerium wird ein Plan für die vollständige Reorganisation der großen Marinewerften ausgearbeitet. Der 11. Internationale Geologenkongreß ist in Stockholm er- .öffnet ivorden. In Rußland sind an der Cholera in diesem Jahre bereits 30 287 Personen gestorben. In Cetinje haben die festlichen Veranstaltungen begonnen, die der Erhebung Montenegros zum Königreich gewidmet sind. ES verlautet, daß der bulgarifche-türkische Konflikt wegen der mazedonischen Frage einen Ausgang zum Kriege nimmt. In Persien hat zwischen dem Regenten und dem Kabinett eine Versöhnung stattgcsunden; der Regent bleibt auf feinem Posten. Japan beschloß die Fertigstellung des ans 8 Jahre verteilten .Flottenprogramms innerhalb vier Jahren zu beschleunigen. Die Wahl des neuen Präsidenten von Chile wird am 15. Oktober siattfinden. dem todcsmutigen, schweren Ringen der Sachsea Privat und dem hervorragenden Anteile, den Armeekorps an dieser Schlacht genommen, gibt rin Kapitel ein anschauliches Bild, das wir dem Werkchen "Bei den Fahnen des Xll kgl. sächs. Armeekorps im Feldzüge 1870/74- von C L Hähnel (Verlag der C. H. Beckschen Verlagsbuchhandlung München) entlehnen. Der Verfasser, ein Mitkämpfer, überschreibt diesen Ab- schnitt seiner Erlebnisse mit: Zünger r fünf ter für getrag. - übrig en, um