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Ottendorfer Zeitung. Erscheint Dienstags, Donnerstags und 5onnal>ex>r abcnSs. Bezugspreis: monatlich pfg., zweimonatlich so pfa., vierteljährlich 1,20 Nkark. O Einzelne Nummer io Pfg. O V —I v Unter haltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Netteste Nachrichten Bezirks und General-Anzeiger o o Annahme von Anzeigen bis spätestens Mittags p Uhr des Lrscheinungstag«. Preis für die Spaltzeile zo pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen Preisermäßigung. W —. ü Atü wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Liu.1 u"d Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für -ie Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla. No. 2. Mittwoch, den 6. Januar 1909. Bekanntmachung. Eü ist bei Umr im Laufe dieses Jahres stattgesundenen Begehung des Laules der hiesigen kleinen Röder sowie auch der Orla lehr oft die Beobachtung gemocht worden, daß Asche. Kehricht und sonstiger Unrat direkt in die genannten Wasserläufe hineingeschüttet und dieselben hierdurch stark verunreinigt werden, Weiter wurde auch s hr häufig wahrg.nommen, «ie auf öffentlichen Wegen, an Straßenrändern, in Straßengräben usw ebenfalls Asche und dergleichen Unrat hingeschüttet wird, um die für diesen Zweck bestimmen Aschegrubm bez Aschebehälter nicht benutzen zu brauch, n. Unter Bezugnahme auf § 74 Absatz b der Revidierten Landgemnndeordnung u?-d 8 366 Absatz 10 des ReichSstrafgefetzbucheS wird hierdurch da auf hingnviesen, daß weiterhin vorkommende derartige Verunreinigungen unnachsichtliche Bestrafung zur Folge haben. Otteoäork-RoritLäork, am 18. Dezember 1908. Der Gemeindevorstand. Dir DM" Leseholyeichen -MD auf 1909 können im hiesigen Gemeindeamt während der üblichen Geschäftszeit in Empfang genommen werden Ottenüork-AloritLÜork, am 29 Dezember 1908 Der Gemeindevorstand. 8. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Gkrilla, den S. Januar — Der von den Besitzern von Rmdoieh im hiesigen Orte gewählte Ausschuß zum Zwecke der Regulierung der Bullcnhaltung im Wege der freien Vereinbarung hielt kürzlich eine Sitzung ab Eü wurde dabei beschlossen die Viehbesitzcr daraus aufmerksam zu machen, daß bis Ende Januar die Anmeldung der neuanzugehörenden Bullen im Gemeindeamt« zu Ottendorf statt- zusinden habe. Nach länge, er Aussprache einigte man sich dahin von Besitzern deckfähigen weid« lichen Rinder einen Beitrag von 20 Pfg. pro Kops dieser Rinder für 1909 zu erheben, um damit eine Kaffe zu gründen, deren Vorhanden sein unbedingt erforderlich ist um bei eventuell eintretenden Unglückssällen usw. bet Bullenhaltern Mittel zur Hand zu hoben. Es wird deshalb in den nächsten Togen ein Mitglied des Ausschusses die fraglichen Beiträge einheben. Tie Viehbcsitzr «erden gebet«» hiervon Notitz zu nehmen. — * Was der Landmann vom Januar sagt. Ist der Januar nicht so naß, füllt sich des Winzers Faß. Ein schöner Januar bringt uns «in gute« Jahr. An Vmcenzi Sonnenschein, düngt viel Korn und Wein. Morgenrot am 1. Januar, deutet auf viel Gewitter im Sommer. Am 10 Januar Sonnenschein bringt viel Korn und Wein. Am Weihnachtsiag, wächst der Tag so weit ein Mücklein gähnen mag; am Neufahrstag wächst der Tag, so weit der Haushahn schreien mag; am Drei König wächst der Tag, so weit das Hirschlein springen mag. Wie da» Wetter am MacaüuS war, so wird'» im Sept-mb: r trüb oder klar. An Fabian und Sebastian soll der Tast in die Bäume gah'n. Ist Pauli Bekehnmg hell und klar, so hofft man aus ein gute» Jahr. Wenn die Tage langen, kommt der Winter gegangen Tanzen im Januar die Mucken, muß der Bauer nach dem Futtrr guck.n. Wie das Wetter an St. Vincent war, so wird sein das ganze Jahr. Schönes Wetter bringt Gewinn merk dir das in deinem Sinn. St. Pauli schön mit Sonnnenschein, bringt F uchibmkeit an Getreid' und Wein. Januar warm, daß Gott erbarm. Wenn Gras wächst im Januar wächst es schlecht das ganze Jahr. Nebel im Januar macht ein nasses Frühsahr. Sind die Flüsse klein, gibt »s guten Wein. Ist d r Januar naß, bleibt leer das Faß. Ein ge linder Januar, bringt Kälte im Februar. Morgenrot am ersten Tag, Univ tl.r bringt und große Plag. —* Die Jagd im Januar. In diesem Monat geht die Jagd auf Spieße, böcke, welche vom 1. Juli bis Ende Januar geschaffen werden dürfen, zu Ende. Jagdbar sind in Sachsen noch im Januar das männliche Rot- und Dammwild nebst Wildkälb-rn, die R h- böcke, die Spießerböcke Hasen, Fasanen, Auer Birk« und Haselhühner, sowie Schnepfen, Wild enten und Ziemer. Nach Ablaus des Monats tret n hiervon in die gesetzliche Schonzeit ein die Rehböcke, die Spießerböcke, die Hasen, Fasanen, Auer-, Birk- und Haselhühner, Schnepfen und Dachse. Der Februar bringt schon mehrfache Jagdeinschränkungen. 8.8 IC. Aus dem Gebiete der staatlichen J gendfür sorge steht jetzt in Sachsen ein wichiiger Fonschritt bevor. Am 8 Dezember rahm di? Erste Kammer den umgearbeiteten Entwurf des Fürsorgeerziehungsgesetzes an, das nach seiner Genehmigung durch die Zweite Kammer im kommenden Jahre in Kraft treten dürste. Durch dieses Gesetz wird den Vormundschaftsgerichten und den Verwaltungsbehörden ein wirksames Mitbl in der Hand gegeben, um der fort- schr.ipnden Verwilderung und Verwahrlosung der Jugend nicht nur entgegenzua-beiten, sondern auch oorzubeugen. Im Gegensätze zur Zwangs ei ziehnng der bereit« verwahrlosten und straf fälligen Jugend wird sich die Fürsorgeerziehung auf diejenigen Jugendlichen erstrecken, welche infolge sittlichcr Entartung, mangelhaster Er ziehung oder zerütteter Familienverhältn sse erst in Gefahr sind, körperlich oder sittlich Schaden zu nehmen. Die Durchführung des Gcs.tzes wird an die Erziehungsanstalten des Staates (Bräunadorf, Altendorf), wie auch der Inneren Mission (Rettungshäuser) große Anforderungen stellen; eü wird sich nötig machen, neue kommunale und private Anstalten zu gründen, und man wird darauf bedacht sein müssen, Familien aus findig zu machen, die geeignet und gewillt sind, die für die Familienerzirhung bestimmten Für sorgezöglinge aufzunehmen. Dresden. Der Streckenwärter der städtischen Straßenbahn, der aus der Königsbrücker Straße von einer Automobil!»oschke überfahren und lebensgefährlich verletzt wurde, ist im Friedrich- städt.r Krankenhause, wo er Aufnahme gesunden Hal, seinen Verletzungen erlegen. — Ek schaffen aufg sunden wurde am NeujahrS- tage im StaatSforstreoier Dresden, zwischen Dreödeu und Klotzsche ein Unbekannter. Er 'cheint dem Arbeitcrstande anzugehören und kann 35 bis 40 Jahre alt sein. — Am Sonntag, den 3. Januar ist an der Kleinen Gans im Basteigebiete ein An gestellter der Esch-bachschen Werte, der 20 jährige Mechaniker Paul Löschner, beim Felskiettern abgestürzt und tot aufgesunden worden. Löschner ist allein ohne Seil gegangen und durch den schwierigen Gühmlamin in Nagelschuhen ge kleckert. Weit oben an der sogenannten Kanzel hat er drei nachfolgenden Herren noch eine Warnung wegen der vereisten Felsen zugerufen, dann ist er plötzlich gefallen, hat im Sturze einen Mann der anderen Partie, die das Seil angelegt hatte, gestreift und sich mehrfach im Sturze überschlagen: B i dem sofo-t ins Werl gesetzten Rettungsversuche wurde der Leichnam im Grunde der Querschlucht auf gefunden und mit großen Schwierigkeiten aus den Felsen auf gangbaren Boden und sodann hrrab nach Rathen gebracht. Löschner soll einer d r geübtesten Kletterer gewesen sein; über die unmittelbare Ursache seines Unfalls wird sich kaum etwas seststellen lassen. Immerhin dürfte die Nichtachtung aller sportlichen Erfahrung, der Verzicht auf Begleiter, Kletter schuhe und Seilsicherung nicht ohne Einfluß aus da» bedaueilichr Unglück gewesen sein. Neustadt. Am Montag verunglückte der bei Herrn Heinrich in Ottendorf beschäftigte G schirrfüheer Hartmann aus Berthelsdorf da durch daß ihm beim Ablad°n von Langholz in dem Uhlemannschen Gehöft ein größerer Ast an den Unterkiefer sprang, wobei ihm derselbe zerschlagen wurde. — In dem Dampfsägewerk des Herrn Uhle mann gcriet der Heizer und Maschinist L. in die Transmission. Er zog sich mehrere Arm- Bein- und Nippenbrüche zu. Noch am Abend desselben Tages wurde der Verunglückte dem Johannilerkrank-nhauS zu Heidenau zugeführt Kötzschen broda. Mehrere wagehalsige Schulknaben versuchten am Mittwoch den erst leicht zugcfrorenen Elbstrom zu überschreiten. Mit mächtigen Stöcken prüften sie die Stärke der Eisdecke. Obwohl sie mehrmals vom Ufer her gewarnt wurden, von ihrem Vorhaben ob- zulaffen, drangen sie vorwärts und schlugen sich durch die ausgestauten Eisschollen Bahn. Oft mals bis an die Knie in Schnee und Eis fleckend, waren sie ziehmlich bis auf die Mitte des Stromes gelangt, als plötzlich an einigen Stellen die leichte Eisdecke unter der Last nach gab und mit den zw-i Knaben sich senkte. Bis umer die Arme wurden dieselben von den eisigen Fluten mehreren Minuten lang bespühlt, ehe es ihren Kameraden unter eigener Lebens gefahr gelang, sie zu retten. Ganz durchnäßt und erstarrt vom Frost, wurden beide zu ihren Eltern gebracht, wo sie jetzt krank darnieder liegen. Kobeln. In der Oberstube des Wohnhaus es des Weymannschen Gutes brach in der Nacht zum Donnerstag Feuer aus. Mutmaßlich ist rg durch ein defektes Ofenrohr entstanden. In folge des ungünstigen OstwindeS stand dadurch fast der ganze Ort in Gefahr. Nur dem raschen und energischen Eingreifen des Gutsbesitzers O. Ziesche ist es zu danken, daß da» Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb. Chemnitz Sonnabend abend wurde die 63 Jahre alte ledige Wilhelmine Reichelt von einem Privat-Automobil auf der Hartmannstraße umgeriffen und überfahren, als sie die Straße üb-rschreiten wollte. Das linke Vorderrad de» Automobil» brachte der Unglücklichen eine so schwere Kopfverletzung bei, daß sie gleich nach dem Unfall starb. Adorf i. D. Schmuggler, die Sonnabend abend vier Ochsen von Böhmen nach Sachsen gebracht halten, wurden durch den Grenzaufseher Lenk im nahen Arnsgrün auf frischer Tat er tappt. Auf den Anruf und einen Schuß des Beamten flüchteten drei Männer mit ihren Tieren über die nahe Grenze. Den vierten Ochsen erbeutete der Grenzbeamte. Aus der Woche. Ueber allem politischen Geschehen, an dem unsre Zeit auch an der Jahreswende nicht arm war. steht die erschütternde Kunde von dem grenzenlosen Unglück, das ganz Süditalien be- iroffea und insbesondere Kalabrien und Sizilien heimgesucht hat. Am schwersten ist die schöne Stadt Messina betroffen worden, der die deutsche Kaiserfamiiie auf der Fahrt nach Korfu im Frühjahr 1908 einen kurzen Besuch abstattete. Die unruhige Erde hatte sich mit dem tosenden Meere vereinigt um der blühenden Stadt (dem Hauptort italienischer Apfelsinen-Ausfuhr nach dem Norden) den Untergang zu bereiten- In drei Jahrhunderten ist Messina viermal schwer von einer dunklen Schicksalshand betroffen worden. 1743 wütete monatelang die Pest in seinen Mauern und entvölkerte cS. 1783 wurde eü durch ein Erdbeben fast gänzlich zer stört und 1823 durch eine Ueberschwemmung verwüstet. Auch im Jahre 1905 suchte ein Erdbeben Sizilien heim. Nun aber ist die größte und folgenschwerste Katastrophe über di« herrliche Stadt hereingebrochen. Just in der Stunde, da kleinliche» Diplomatengezank um die Balkansragen die Welt erfüllte, hat ein erbarmungsloses Schicksal ein einigende» Band um die Völker geschlungen, gewebt au» Liebe und Mitleid. In mitfühlender Trauer vereint sich die Welt, um die Wunden zu heilen, die Mutter Erde, die unberechenbare, und da» Meer, das trügerische den süditallenischcn Brüdern geschlagen hat. Der Sizilianer wie der Kalabreser werden ihre Heimat nicht ver- laff-n. Wie auf der unruhigen Erde San Franziscas eine neue blühende Stadt entstanden ist, wie die Anwohner des Vesuvs, so oft der« selbe auch ihre Hütten durch Lovaströme zer stört, ihm treu bleiben von Generation zu Generation, so wird auch Messina wieder im alten Glanze erstehen erfüllt von Liebe, Glaube und Hoffnung, der Menschen unverlierbarem Erbteil. — Nachdem der russische Minister des Aeußern, Iswolski, vor der Duma in bezug auf die Balkanfrage und die Verhandlungen mit Oesterreich-Ungarn befriedigende Er klärungen abgegeben hat, darf man hoffen, daß auch diese heikle Frage nun bald zur allgemeinen Zufriedenheit entschieden sein wird. Zwar wollen die Gerüchte nicht verstummen, daß England im Verborgenen ein gefährlich Spiel treibe, indem es Serbien heimlich Hoffnungen auf Unterstützung für den Fall eine» Kriege» mache, aber England wird (wenn die Nachricht wirklich auf Wahrheit beruht von seinem Treiben lassen müssen, wenn die übrige Welt den Frieden will, und in Serbien sieht es viel zu ernst au», al» daß es einen Krieg auf eigene Faust unternehmen könnte. Kön^g Peters Thron wankt. Und was vor Monaten noch abgeleugnet wurde, ist heute öffentliches Geheimnis, daß nämlich die revolutionäre Partei mit jedem Tage erstarkt. Dazu kommt, daß unter den Anhängern der Monarche eine verhängnisvolle Spaltung aus gebrochen ist. Ihr kleinerer Teil hält treu zu König Peter, während der andere Teil den jungen Thronfolger auf den Schild gehoben hat. Da» Blut der letzten Obrenowitsch noch immer um Rache. — Deutschlands diplomatische Lage ist gegenwärtig insofern nicht ungünstig, al» e» unbeteiligt der Entwickelung der Balkan fragt entgegensehen kann und somit al» Ver« mittler etwa streitigen Punkten überaus geeignet erscheint. Gerade in diesen Tagen haben wir sehr viele Freundschastsbeteuerungen vernommen. In Madrit empfing König Alfons unsern neuen Botschafter überaus liebenswürdig und äußerte, daß er jede Gelegenheit ergreifen werde, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutsch land und Spanien zu fördern. Präsident Roose velt sprach zu dem neuen Vertreter des Deutschen Reiches in Washington ähnliche Worte und endlich rief der russische Minister de» Aeußern, Herr Iswolsky, in der Duma einige deutsch freundliche Worte in die Welt. Rings um uns starken Waffen: Rußland stärkt seine Infanterie, England sein Landherr und seine Flotte, Frank reich seine Artillerie der deutschen ebenbürtig zu machen. Und über den Ereignissen schwebt unheildrohend Bismarks Wort, daß der nächste europäische Krieg um den Orient entbrennen werde. Jst's soweit? Niemand vermag in die Zukunft zu schauen, nur hoffen können wir, daß dieses Prophetenwort sich sobald nicht erfülle. Denn ein europäischer Krieg wäre der finanzielle Untergang Europas, ein Zusammenbruch, dessen unheilvolle Folgen sich über Jahrzehnte erstrecken würden. — Fn Afrika herrscht gegenwärtig Ruhe. Marokko ist still geworden unter seinem neuen Herrscher, der mit starker Hand die Leiden schaften des Volksgenoffen gebändigt hat. Nur aus unserm Schutzgebiet Südwestafrika kommen ab und zu Hiobsposten. Hoffentlich bleiben sie vereinzelt.