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WMM für Wilsdruff «nb Am-e-eNb Anstsblutt «9. Jahrs» No. 9 Donnerstag, Sen 29. Januar 191» WilS druff, drn 18. Januar 1910. X 3/09. Rr. 5. lauten. Das Gleiche gilt von den in der Provinz statt- gefundenen Wahlrechtsversammlunge«. Nur aus Halle werden einige Verhaftungen gemeldet. Ultramontaner Bildungseifer. O.L. x Mit welchen unglaublichen Schwierigkeiten der so dringend notwendige Ersatz der Schundliteratur durch gute Jugendlektüre überall da zu kämpfen hat, wo ein engherziger Klerus daS Heft in Händen hält, hat kurz vor Weihnachten der Jugendschriften-Prüfungsaus» schus deß Bezirks-Lehrervereins RegenSburg erleben müssen. Die Ausstellung empfehlenswerter Jugendschriften, die er Mitte Dezember veranstaltete, fand wegen besserer Raumverhältnifse im protestantische» Schulhaus statt. Sofort protestierte ein katholischer Geistlicher dagegen, daß man katholische Eltern in ein protestantisches SchulhiuS einlade. Insbesondere stieß er sich an den beiden Wand bildern, die Luther und Melanchthon darstellten. „Wenn ich das sehe, klibbeltS mir immer in den Fingern", rief er aus und erinnerte damit an jenen Spanier, der im dreißigjährigen Krieg gegen das auS festem Eichenholz ge fertigte Lutherbild in der Wittenberger Kirche mit dem Degen stieß und dabet die Spitze einbüßte. Die Regens burger Ausstellung fand trotzdem statt unter allgemeinem Beifall. Nur in ultramontanen Blättern begann sofort ein Verdächtigungsfeldzug, der auch nach Schluß der Aus stellung fortgesetzt wurde. Unter 863 aufliegenden Büchern hatte man bei angestrengter täglicher Schnüffelet durch verschiedene Geistliche ganze zwei Bücher gefunden, die als anstößig bezeichnet wurden. DaS eine war daS „Garten- laubenbilderbuch", in dem sich die Illustration eines nackten zwei- bis dreijährigen Kindes, von der Rückseite gesehen, vorfand. Das Kind begießt sich, wie rin kleiner Begleitgedtcht schildert, mit der Gießkanne im Glauben, es würde dann wie die Pflanze« rascher wachsen. Dem anderen Buch „Gansberg, Aus der Urgeschichte der Königliches Amtsgericht. Erscheint wSchrutllch dreimal and paar Li«»tag», Donnerstag» mrd Sonnabend». Pe,»g«prei» virrtrljLhrNch 1,35 Mi., in WllSdmff 1,30 Ml., durch di« Pos! bezogen 1,54 Mi. Fernsprecher Nr. S. — Telegramm-Adress«: Amtsblatt M»drnff. Inserat« werde» Montag», Mittwoch» mrd Freitag» bi» spateste»» 12 Uhr angenommen. Insertion» Preis 15 Psg. pro vieraespaltene SoHuS-eil«. «oberhalb de» «mtSgerichtSbtzir» MSdrust 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Ausschlag. politische Rundschau. Wilsdruff, den 19. Januar. Deutsche- Reich. Ordensfest. Im König!. Schloß in Berlin sand am Sonntag in ver üblichen Weise das vor hundert Jahren eingesetzte Agungs- und OrdenSfest statt. Die königlichen und ^ubtiichen Gebäude und viele Häuser der Umgebung waren festlich beflaggt. Das Wetter war regnerisch. Von 9 Uhr a" begann die Auffahrt der neu zu dekorierenden Herren und Damen, der geladenen Generale, Minister, Diplomaten und Fürstlichkeiten. Gegen 11'/, Uhr erschienen der Kaiser und die Kaiserin und begaben sich in feierlichem ZUM wobei der Kaiser die Kaiserin führte, nach dem Rittersaal, wo die DefUiercour stattfand. Hieran schloß sich ein Gottesdienst und sodann die Tafel, wobei der Kaiser rechts neben der Kaiserin saß. Rechts nebar dem Ka.ser saß die Kronprinzessin, links neben der Kaiserin der Kronprinz Den Majestäten gegenüber saß der Reichs kanzler. Im Verlaufe deS Mahles trank der Kaiser auf das Wohl der neuernanuten und der anderen Ritter. Nach der Tafel hielten die Majestäten Cercle und erfreuten viele der Neuausgezeichneteu durch Ansprachen. Die Reichbank verklagt. Wie die „Neue Ges. Korresp." meldet, hat die türkische Regierung nunmehr eine gerichtliche Klage gegen die Reichsbauk auf Herausgabe des Milltonendepots Abdul Hamids *^leit*t. Die KlagschM ist der Deutschen Retchsbank bereits zugestellt worden. Ei« Zündholz,yndikat ist die Folge der Einführung einer Steuer und eines Zolles auf Streichhölzer. Scho« im vorigen Herbst hatten die Streichholztndustriellen eine Konvention zur Erzielung höherer Preise geschaffen. Am Freitag ist nun der über wiegend größte Teil der deutschen Zündholzfabriken unter dem Namen „Deutsches Zundholzsyndikat, G. m. b. H." zu einem Verkaufssyndtkat zusammengetreten. Das Syndikat wird feine Tätigkeit am 1. April d. I. aufnehmen und seinen Sitz in Dresden haben. Zweck der Gründung ist natürlich eine Preissteigerung des Fabrikats. Diese ist kürzlich schon angezeigt worden „in Rücksicht auf die stark gestiegenen Selbstkosten". Die sozialdemokratisch-« Wahlrechtsversamm- Sonnavend, de» SS. Ja««ar 1S1V, vorm. 10 Uhr, sollen im Versteigerung«, lokal des hiesigen Königlichen Amtsgerichtes 2 Bände Das goldene B«ch des Kaufmanns, I Buch Vom Matrosen zum Künstler, 1 Regulator u. a. m. gegen Barzahlung meistbietend versteigert werden. Wilsdruff, den 17. Januar 1910 Y 543/09 Der Gerichtsvollzieher des Königliche« Amtsgerichts. Ganz anders in Regensburg; die Lehrer müssen sich viel mehr allen Ernstes ihrer Haut wehren, man wirft ihnen Verbalinjurien an den Kopf und droht mit der staatliche« „Schulkommisston", die den betreffenden Herrn schon bei bringen werde, wie man in Regensburg eine Jugendschriften ausstellung zu veranstalten habe. Und Arm in Arm mit solchm Leuten glaubt man das deutsche Volk auf der Kulturstufe halten zu können, die es braucht, um im Wettbewerb der Nationen bestehen zu können! Ausland. Ei« «-«er tschechischer Vorstotz i« Deutsch-Böhmen. Die Tschechen beabsichtigen in Leitmeritz ein große- Nationalhaus zu errichten. So ist's recht! In Prag darf sich kein Student sehen lassen mit seinem VerbtndungS- bande; in Pilse« darf ein deutscher Gymnasiast mit seiner Schülermütze nicht über die Straße gehen, ohne von dem tschechischen Pöbel belästigt zu werben. Die Deutsche» aber darf man durch den Bau von tschechischen Hochburgen in rein deutschen Städten herausfordern. Gegen das Kabinett Khuen-Hedervary zieht sich bereits ein Unwetter zusammen. Von der Volkspartei ist eine Aktion eröffnet worden, um sämtliche. P arteten neuerdings in eine Koalition gegen die Kabinetts bildung des Grafen Khuen-Hedervary zu vereinigen. Die Verfafsungspartei unter Führung deS Grafen Andrafftz lehnte die Teilnahme ab, dagegen haben die Parteien KofluthS und JustHS sowie die klerikale Volkspartet Delegierte abgesandt, die mit den Einberufern über ein gemeinsames oppositionelles Vorgehen zu verhandeln beabsichtigen. Die Nachlatzverteilung i« Brüssel. Am Sonnabend sollten die Töchter des Königs die erste Rate des Nachlasses, achtzehn Millionen in Brüssel in Empfang nehmen. Bei dem Anteil der Prinzessin Luise spielen aber auch die Gläubiger und neuerdings ihr früherer Gatte, Prinz Philipp von Koburg, eine Rolle. Die Bank von Brüssel bat sich bereit erklärt, a conto dec zu erwartenden ersten Rate der Erbschaft der Prinzessin fünf Millionen zu zahlen. Davon sollen drei Millionen ia der Bank für die Schulden der Prinzessin bleiben, während ihr zwei Millionen sofort auSgezahlt werde« sollten. Prinz Philipp von Koburg hat aber jetzt durch seinen Brüsseler Advokaten Beschlag auf diese zwet Millionen legen lasten, da er bet der Scheidung zwei Millionen Schulden für die Prinzessin bezahlt habe. So ist Luise jetzt wieder ohne Barmittel. — Von einer Persönlichkeit aus der Umgebung der Prinzessin wird der „Gazette" geschrieben, daß ihr häufiger Ortswechsel durch eine beständig sie beherrschende Furcht vor Verfolg««! lu«ge«, die am Sonntag in Berlin stattfanden und in denen eine gleichlautende Resolution zu gunsten der Einführung des Reichtagswahlrechtes z> " . angenommen wurde, ff fiir dir Lgl. »mtohauotmann schäft Meißen, Mr das Lgl. »ml-gericht und den Lladlral m »»«dr««. sowie Mr da« Lgl. Forftrentamt zu Tharandt Lokalblatt für »tlsdrnff, «lüan«eberg, Birknchai«, »lankenstet«, Braunsdorf, BartdardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bet Mohor«, HelStaSd-rs, yerz»,«»«»e mn -aufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Kltpphause«, Lampersdorf, Limbach, Lotze«, Mohorn, Riltttz-Roitzsche«, Munzig, Neukirche«, Neuta««eberg, R ederwMha, M Pohrsdorf, RöhrSdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmtedewald«, Sora, Steinbach bet KeffelSdorf, Stetabach bet Mohor«. Seeltgstadt, Spechtshause«, Taube»heim, U«kerSdorf, WetStropp, Wtldberg. Mit -er wöchentlichen Leilage „Welt im Vild" und der monatlichen Settage „Ansere Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Zschunke, Wilsdruff. Menschen" wurden Darwinistische Tendenzen vorgeworfen, weil in ihm der Satz vorkam: Es waren Tiere, aber eS wurden Menschen. Aus dem ganzen Zusammenhang, der mit Entwicklungsgeschichte und Deczendenzlbeorie auch nicht das mindeste zu tun hat, geht deutlich die Meinung hervor, daß die M-nschcn auf der Stufe der Jägerepoche wie die Tiere waren. Zu drttt wurde schließlich dem Katalog der Vorwurf gemacht, daß in ihm gleich hinter Talhofer „Vom göttlichen Heiland" „Tiermärchen" kommen. Auf Grund dieser Delikte schrieben die geistlichen Kritiker von einem „nach Text und Illustration gleich anstößigen Ge dicht", von einem Buche, „daS de« christlichen Glauben direkt angretfe", von einem Katalog, besten „ungeziemende Zusammenstellung jedem Christen ohne weiteres etnleuchten „ - m n - . - - ° - müsse". Man möchte ja nun glauben, daß Leute, deren ^um Preußischen Abgeordnetenhaus Bildungsfeindlichkett derart absurde Formen angenommen fino überall ohne Zwischenfall ver- hat, der verdienten Lächerlichkeit anheimfallen müßten. Es wird hiermit darauf hi»gewieseo, daß nach 8 51 deS Wassergesetzes vom 12. März 1909 alle diejmigen, welche ein fließendes Gewässer in ei«er Weise benützen, zu der es nach 8 23 desselben Gesetzes behördlicher Erlaubnis bedarf, also insbesondere durch Stauanlagen zu Wastertrtebwerken, durch Ent- und Bewässerungsanlagen, durch unmittelbare oder mittelbare Einführung von verunreinigenden Stoffen usw, dies inner halb elner Frist von zw.i Jahre« vom Inkrafttreten deS Gesetzes an gerechnet, d. t. , . bis r«m 31. Dezember 1S11, bei der Königlichen Amtshauptmannschaft zur Eintragung in daS Wasterbuch anzuzetgen uub gegebenenfalls daS tatsächliche Bestehen der Benützung durch Zeugniste der Orts- "Aorden oder in anderer Weise glaubhaft zu mache«, auch die erforderlichen sosfttgen näheren Unterlagen betzubrtngen haben. ES wird ferner darauf hingewiesen, daß auch solche Umbauten und Wieder herstellungen einer Stauanlage, die nicht mit einer Aenderuua oder einer Auswechselung von Hauptteilen verknüpft find und daher nicht besonderer Erlaubnis bedürfen, nach A des WastergesctzeS zwei Wochen vor Beginn der Ausführung der Königlichen AM'vbauptmannschaft anzuzeigen find. m Meißen, am 14. Januar 1910. »ns Nr. 6 xv. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Kultus uno öffentlichen Unter- rlchls wird folgende, vielfach unbeachtet gelassene gesetzliche Vorschrift hinsichtlich der religiösen Erziehung der i« gemischte« Ehen geborenen Kinder in Er innerung gebracht. Nach 88 6 bis 8 des Gesetze« vom 1. November 1836 sind eheliche Kinder, deren evangelischen, deren Mutter aber dem katholischen Glaubensbekenntnisse an- Khoren, dergleichen Kinder, deren Vater dem katholischen und deren Mutter dem evan- Mischen Glaubensbekenntnisse zugetan sind, i« dem Beke««t«isse des Vaters zu erziehen. Eine Abweichung von diesen Bestimmungen ist nur zulässig, wenn die Elter» vor erfülltem sechste« Lebensjahre d-S betreffenden Mnbes a»- Gertchtsstelle und ohne Beisein anderer Personen ei«e Uebereink««ft vor den» Richter dahin zu Protokoll abgeschloste» habe«, daß ihre Kinder i« dem Be»- kenntnisse der Mutter erzogen w.rden sollen. Auf die religiöse Erziehung der jenigen Klader aber, welche brreitS daS sechste Lebensjahr erfüllt haben, ist ein solche- gerichtlicheS Ueberei»kommen ohne Einfluß. Meißen, den 8 Januar 1910. »1« Nc 21» m Dte Königliche vezirksschulinspektio«. In dem Konkursverfahren über das Vermögen deS Klempnermeisters Ernst Moritz Werner in Kesselsdorf ist zur Abnahme der Schlußrechnung deS Ver walters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß»erzetchntS der bet der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf rMttwsch, den 16. Februar lyio, vormittags '/,11 Ahr vor dem Königliche« Amtsgerichte zu Wilsdruff bestimmt worden.