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MsdnKkÄMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, W°ch-nb>°..m-w»-»^».»«»-,-»» s?SL'z- Kalle döderer »rwali " KrUg »der wnsiiger Be- ^ebeftSrunoev beftrt,! k^r Anlprua, o»I Liejerang der Heilung oder Kürzung des Dezugrrrrilre.— Rvckleudunp eingelandler Echrifisiücdi «rsolgi nur. wenn Porto detliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gei; olirr" S aurrseileLt) 2 pfg., die 4gefpalteneZeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Seichs- pfennige, die Zgeipaltene Reklamezeile iw tertlichen Teile 1 AMK. >l>achweisungsgebühr 2V Reichspfennige, Vor- geschriebeveErscheinung-, cL cn- « >oge und P<atzvor<ch,iften werden nach Möglichkeit AMr ÄJUAoVUsf "tk. O berücksichtigt. Anzeigen» annahmcbisvorm.lOUHr. — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wn keine Garantie. Jeder Aabattanfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber m Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Montas?, den 14. November 1932 Wilsdrufs-DreSden Postscheck: Dresden 2640 Nr. 267 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" „Feste Preise." Mit überaus „gemischten" Gefühlen mußte die auf umfänglichsten Auslandsbezug ihrer Rohstoffe ange wiesene deutsche Industrie es mit ansehen, daß auf dem Weltmarkt die Preise hierfür nach jahrelangem, fast un unterbrochenem Sinken nun nicht etwa bloß stabil wurden, sondern plötzlich — wie bei Baumwolle und Kupfer — geradezu in die Höhe sprangen. Zwar war dies ein Zeichen dafür, daß man Wohl mit dem Endederwirt- schaftlichen Entwicklung nach unten rechnen durfte, aber schließlich mußte sich das Steigen der Roh stoffpreise auch aus die Kosten der Verarbeitung auswirken und darum in absehbarer Zeit den Preis der Fertigwaren beeinflussen. Solche nach obenhin gerichteten Tendenzen aber würden in Konflikt geraten mit der totkrank danieder liegenden Massenkaufkraft, für die eine Preissteigerung un- ersräglich sein würde. Was nützt aber eine solche Preis steigerung, wenn sie nur eine — Umsatzverschlechterung nach sich zieht! , „ Nun hat sich auch gezeigt, daß der Großhandelsindex, also der Durchschnittspreis für die Fertigwaren, in Deutschland jedenfalls bis Anfang November nicht der Preissteigerung auf dem Weltmarkt der industriellen Roh stoffe gefolgt ist, sondern trotzdem weiter gesunken ist. Ei machte also jene Preissteigerung einfach nicht mit, und das hat Wohl auch dafür gesorgt, daß jene stürmische Auf wärtsbewegung wieder in eine rückläufige Bewegung um- schlug, sich also selbst korrigierte, allerdings stehen heut« die Preise doch immer noch erheblich über ihrem tiefsten Stand etwa im Juli d. I. Das wird zum mindesten dazu führen, daß auch der Großhandelsindex kaum noch weitersinkt, der Konsument als Käufer mithin kaum daraus rechnen kann, morgen oder übermorgen die Ware zu einem billigeren Preise zu erhalten als jetzt, wie er es ja nun schon Jahre hindurch annehmen durfte. Sinkende Preis« sind der Attsdruck für sinkende Konjunktur, und mit nur allzu großer Berechtigung mußte der Kaufmann darüber klagen, daß so mancher an sich Kauflustige und Kauffähige die Deckung des nicht allerdringlichsten Bedarfs doch wieder zurückstellte und hinausschob, weil aus weitere Preissenkungen mit ziemlicher Gewißheit zu rechnen war. Man wartete also darauf, „noch billiger" einkaufen zu können. Für eine solche „Käuferzurückhaltnng", Pie sich früher ja bis zum „Käuferstreik" steigern konnte, würde aber jeder Grund fehlen, wenn es zu einer natürlichen Stabilisierung der Preise käme, man also nicht mehr aus ein allgemeines Sinken des Preisniveaus rechnen kann. Eher ist es nicht ganz ausgeschlossen, daß nun, wir üblich bei einer Besserung der Wirtschaftslage, sich preis steigernde Tendenz geltend zu machen versuchen! Sie sind vorhanden, wissen aber recht genau, daß sie nach wie vor unter dem Druck der verminderten Kaufkraft der Massen stehen. Von maßgebender Seite hat man zur Warnung schon darauf hingewiesen, daß „Preissteige rungen, in der augenblicklichen Situation auch an der Be schränkung der Nachfrage scheitern" würden. Das gelt« besonders für Waren, bei denen die Nachfrage „fehl elastisch" sei, die also nicht der Deckung des unmittel barsten Lebcnsbedarfs dienen. Hier würde mithin ein« Preissteigerung leicht zur Umsatzschrumpfung führen. Kann sich doch überhaupt die Massenkaufkraft — befsei gesagt: die Kaufschwäche— auch bei raschem Konjunktur- anstieg doch nur ircht langsam von dem Tiefstand erholen, auf den sie durch die Krise hinabgedrückt worden ist. Und wir haben uns bisher nur mit kleinen, aber doch all mählich aufwärtsgehenden Schritten von jenem tiefsten Punkte fortbewegen können! Richtig ist ja, daß in der Erzeugung und im Hande! auch heute noch vielfach „mit Verlust gearbeitet" wird und man daher wenigstens nach einer besseren Angleichung der Preiie an die Kosten strebt; hat doch die schwindend« Massenkaufkraft, also die immer geringer werdende Nach- frage an zahllosen Stellen selbst das natürlichste und kalkulatorisch richtigste Verhältnis zwischen den Kosten und den erzielbaren Preisen der Waren zerrissen. Und doch muß sehr vorsichtig und sehr behutsam daran gegangen werden, dieses Verhältns wiederherzustellen, um allmählich auch zu einer Rentabilität unserer Wirt- schäft zu gelangen. Umsatzsteigerung aber bedeutet heut« auch, daß die fixen Kosten für die „Wareneinheit" sinken: das Schlimmste m und an unserer Wirtschaft ist ja dei „Leerlauf", die Nlchtausnutzung des Erzeuguugsappa- rates. Preissteigerungen also, die nur zu einer Ver stärkung dieses „Leerlaufes", zu einem Rückgang des Um- satzes Veranlassung bieten würden, müßten heute immer ihren Urheber schädigen, und damit zugleich die Gesamtheit der Erzeuger und Verbraucher. Sie Massenarbeitslosigkeit des Winters. Arbeitsbeschaffung und Landgemeinden. Im Sitzungssaal des Reichstages fand der Vertrcter- tag des Verbandes derPreußischenLandgemein- dcn statt. Der Andrang war so groß, daß nicht nur der Sitzungssaal überfüllt war. sondern nock mehrere hundert Jie MerllWn der Länder. Kampf im Neichsrai. Wieder Reichstagsauflösung? Die Vereinigten Ausschüsse des Reichsrats traten am Sonnabend unter außerordentlich starker Beteiligung zu sammen. Anwesend waren sämtliche Ministerpräsidenten der Länder. Außerdem nahmen teil Reichsinnenminister Frhr. v. Gahl, Reichswehrminister v. Schleicher, Reirhs- finauzminister Graf Schwerin-Krosigk, der preußische Finanzminister Klepper u. a. Der Zweck der Beratungen ist die allgemeine Erörterung aller mit der Reichsreform und mit der Beseitigung des Dualismus zwischen Reich und Preußen zusammenhängenden verfassungsrechtlichen und staatsrechtlichen Probleme. In politischen Kreisen sieht man den Besprechungen des Reichskanzlers mit den Parteiführern mit großem Interesse entgegen. Man glaubte, daß es durchaus noch nicht feststeht, daß diese Besprechungen ergebnislos ver laufen müßten. Außerdem tritt man Gerüchten entgegen, die in parlamentarischen Kreisen verbreitet werden, wonach für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen die Auflösung des Reichstags vorgesehen sei. Es handelt sich hierbei, so wird versichert, um Gerüchte ohne ernste Unterlagen. Der Reichskanzler wird nach dem Ab schluß der Besprechungen mit den Parteiführern dem Reichspräsidenten berichten. Erst dann wird es sich er weisen, welche Maßnahmen der Reichspräsident für not wendig hält. Die Forderungen -er Län-er. Eine Entschließung der RcichsratSausschüffe. Uber die Sitzung der Vereinigten Ausschüsse des Reichsrates wuroe eine amtliche Mitteilung aus gegeben, in der es heißt: In der Sitzung wurde zunächst die Finanzlage von Reich, Ländern und Gemeinden besprochen. Der Reichs minister der Finanzen, Graf Schwerin-Krosigk, gab dazu einen Überblick über die Finanzlage im Reich. Danach rechnet man mit einem Ausfall an den Steuer- und Zolleinnahmen in Höhe von etwa 700 bis 8üü Mil lionen Marl, von denen etwa 400 Millionen das Reich, der Nest die Länder treffen. Außerdem legte der Ministe» den Schuldenstand des Reiches und die Verpflichtungen des Reiches aus Garantien usw. dar. Die Länder machten ihre bekannten Forderungen geltend: Abschlagszahlung des Reiches an die Länder auf die Eisenbahnabfindung, Beteiligung der Länder an den Zuschlägen zur Einkommensteuer und schließlich gleich- heitliches Vorgehen des Reiches und der Länder bei der Ergreifung von Sparmaßnahmen. Der Reichsminister der Finanzen sagte zu, diese Forderungen der Länder innerhalb der Reichsregierung zu besprechen. Reichs minister des Innern Freiherr von Gahl gab dann einen überblick über die Pläne der Negierung zur Reichs- reform, wobei er betonte, daß diese Pläne in enger Fühlung mit den Ländern weiterbearbeitet werden sollten. Abschließend faßten die Vereinigten Ausschüsse Vertreter in der Wandelhalle Platz nehmen mußten, wo hin die Rede durch Lautsprecher übertragen wurde. Als Vertreter der Rckchsregierung war Staatssekretär Dr. Popitz erschienen. Ferner waren zahlreiche Vertreter einzelner Ministerien und Behörden des Reichs und Preußens sowie kommunaler Spitzenorganisationen, Wirtschaftsverbände usw. anwesend. Bürgermeister Lange - Weißwasser verlas zu nächst ein Telegramm des Reichskanzlers, in dem dieser betont, mit wie großem Interesse die Reichsregierung den Arbeiten und Anregungen des Verbandes der Preußischen Landgemeinden auf dem Gebiet der Kommunalpolitik folge. Eine der wesentlichsten Voraussetzungen gesunder Gemeindefinanzen sei die Ver ringerung derArbeit s l o sigkeit. Die Reichs regierung werde in dieser Beziehung die Verhandlungen über ein zusätzliches Ärbeitsbeschaffnngsprogramm be schleunigt zu Ende führen. Der Vorsitzende gab dann Kenntnis von einem Schreiben des Ncichswehrministers von Schleicher, der der Tagung ebenfalls vollen Erfolg wünscht. Auch er halte die Frage derArbeits - beschaffung von ausschlaggebender Bedeutung und bringe dex Arbeit der Landgemeinden großes Interesse entgegen. Neichsminister Prof. D r. Popitz über mittelte namens der Neichsregierung und der Kommissare des Reiches für das Land Preußen der Tagung die besten Wünsche. Er teilte außerdem unter lebhaftem Beifall der Versammlung Grüße des Reichspräsidenten mit, der der Arbeit der Landgemeinden ein besonders warmes Interesse entaegenbrinae. Weiter hob er hervor. folgende Entschließung, die dem Reichsrat in seiner nächsten Plenarsitzung vorgelegt wird: 1. Die Maßnahmen des Reiches vom 29. und 30. Oktober 1932 gehen über die Maßnahmen» die auf Grund der Notverordnung vom 20. Juli 1932 getroffen wurden, weit hinaus. Ohne bei diesem Anlaß die Frage der Rechtsbcständigleit dieser Anordnungen weiter zu be rühren, stellt der Ncichsrat fest, daß durch diese Maß nahmen eine grundlegende und tiefgreifende Verände rung im bisherigen verfassungsmäßig festgelegten Kräfteverhältnis zwischen dem Reich und Preußen, zwischen dem Reich und den Ländern und zwischen den Ländern untereinander hcrbeigeführt worden ist. Die obersten Reichsorganc haben wiederholt die Zusage gegeben, daß an dem grundsätzlichen Verhältnis zwischen dem Reich und den Ländern nichts geändert werden soll. Der Ncichsrat erwartet daher, daß die Reichsregierung im Hinblick auf diese Zusage so rasch wie möglich die zur Behebung der eingctrctencn Glcichgewichtsveränderungen erforderlichen Maßnahmen trifft. 2. Bei der großen Bedeutung einer Reichs- reform für das Schicksal von Volk und Reich stellt der Reichsrat an die Reichsregierung das dringende Ersuchen, unter Vermeidung überstürzter Maßnahmen und einer übereilten Behandlung die deutschen Länder bei der Gestaltung der Entwürfe noch vor ihrer Verabschiedung im Reichskabinett und vor einer öffentlichen Bekanntgabe maßgebend zu beteiligen. * Im Verlaufe der Sitzung der Reichsratsausschüsse hat noch der Reichsinnenminister alle Gerüchte über eine Auflösung des Reichstages ausdrücklich zurück gewiesen und als falsch erklärt. Briefwechsel Braun-Hindenburg. Der geschäftsführende preußische Ministerpräsident Braun hat ein Schreiben an den Reichspräsidenten ge richtet, in dem er gegen die Verabschiedung zahlreicher höherer Beamter der preußischen Verwaltung Einspruch erhebt. Er erklärt, es handele sich bei den davon betrof fenen Beamten verschiedentlich gerade um besonders wert volle und tüchtige Kräfte. Braun behauptet, der Grund für die Maßnahmen liege bei dem größten Teil ganz offensichtlich in der poli tischen Einstellung oder in der konfessionellen Zugehörig keit der Beamten. Die preußische Landesregierung habe Anspruch darauf, nach Beendigung der Aufgaben des Reichskommissariats einen Beamtenapparat wieder vor zufinden, der nicht durch unsachliche Eingriffe in seinen Grundlagen erschüttert sei. Reichspräsident von Hin denburg hat in seinem Antwortschreiben geantwortet, er bedauere, in dieser Angelegenheit nichts unternehmen zu können, weil nach dem Urteil des Staatsgerichtshofes der Neichskommissar berechtigt sei, im Interesse der Vereinfachung der Verwaltung und der Erzielung von Ersparnissen im Staatshaushalt Maßnahmen der in Reds stehenden Art zu treffen. daß auch Reichsminister Dr. Bracht wegen einer unauf schiebbaren Reise zu seinem Bedauern verhindert sei, an der Tagung teilzunehmen. Der Redner warnte, auf Einzelheiten zur Finanzlage der Gemeinden eingehend, vor einer geistigen Einstellung, die jede Maßnahme der Reichsregierung von vornherein ihrer Wirkungsmöglichkeit beraube. Dr. Popitz wies weiter auf den in der vorigen Woche gefaßten Beschluß der Reichsregierung hin, die Zuschüsse, die die Gemeinden für die Wohlfahrts- erwerbsloscnfürsorge erhalten, in den Wintermonaten wesenlich zu erhöhen. Gleichzeitig sei beschlossen worden, den Abfluß der in der Krisenunterstützung Be findlichen zur Wohlfahrtspflege abzustoppen. Diese wich tige Maßnahme beseitige eine Unberechenbarkeit, die bisher für die Finanzen der Gemeinden bestanden habe. Gewiß reiche diese Maßnahme nicht aus; sie könne nur ein Anfang sein. An einem umfassenden Plan werde mit größter Beschleunigung gearbeitet. Dr. Popitz schloß mit einem Bekenntnis zur Selbstverwaltung. Der Präsident des Deutschen Landgemeindetages und des Verbandes der Preußischen Landgemeinden, Landrat a. D. Dr. Gereke-Pressel, beschäftigte sich zunächst mit der Verwaltungsreform in Preußen. Er betonte, daß die Reformmaßnahmen, soweit sie besonders die ländliche Selbstverwaltung betreffen, keineswegs die Billigung der Bevölkerung gefunden hätten. Alle Sorgen und Bedenken würden aber noch weit übertroffen von der großen Schicksalsfrage: Wie sollen wir mit der Massenarbeitslosigkeit über die nächsten Monate hinwegkommen und wie sollens unsere Gemeinden die immer weiter aestieaenen W ochL».