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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erfcheim an allen Werklagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monallich 2,— RM. frei Haus, del Poftbestellung 1,8a RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpjg. Alle Postanstallen, Post» holen und uniere Aus- —« * , » ,, träger und Dctchöftsstellen nehmen zu feder §eil Be- 26ochLNÜlll11 für Wilsdruff u. ÜMgögLNÄ stellungen enlgegen. Falle höherer Temall, » — " " " Krieg oder ionstiger Be- riebsstörungen besteh! kein Anspruch auf Liescruug der Heilung oder Kürzung des Bezugspreises.— Aüeksendung eingesandlcr Schriststüche ersolgl nur. wenn Porio beilicgt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8geipollrne Nanwzeiie 2V Rpfg., die 4gefpa!tene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs* Pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. 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Sorge für fianüwerk uns Mitteistanä Auf der Obermeistertagung des Berliner und mär« kischen Handwerks hielt Reichskanzler von Papen folgende Rede: Wie ich bei früherer Gelegenheit wiederholt betont habe, muß die Rcichsrcgicrung jede ihrer wirtschafts politischen Maßnahmen in ihrer Wirkung auf die Ge samtheit prüfen und bei allen ihren Maßnahmen die Rücksicht auf das Ganze entscheiden lassen Die bisherigen Maßnahmen der Reichsregierung, die die deutsche Wirtschaft über den Tiefpunkt der Depression hinüber zu neuem Wiederaufstieg führen sollen, haben sich, das darf ich wohl erneut fcststellcn, bisher als richtig erwiesen. Bewährt hat üch vor allem der Grundgedanke der Maßnahmen, in erster Linie die Initiative des Unternehmertums wieder anzuregen und den Binnenmarkt, der ja gerade für Handwerk und Kleingewerbe entscheidend ist, zu stärken. Unsere gegenwärtige Lage fordert ein Wagnis zur Überwindung der Depression, nur müssen die Risiko möglichkeiten genau abgewogen und engbegrenzt sein, und sie dürfen Nicht außer Verhältnis znm erstrebten Erfolg stehen. Das ist von uns, wie ich überzeugt bin, genügend berücksichtigt worden. Wir haben unser Pro gramm auf dem Boden psvchologischcr und materieller Tatsachen aufgebant und cs nicht in den leeren Raum hiucinkonstruiert, wie es bei so manchen Heilsverkündcrn der Fall ist, die zwar phantasiebegabter sein mögen als wir, aber Luftschlösser bauen, wo nür ernstbedachte Über legung wcitcrhilft! Ich begrüße cs deshalb, wenn auf der kürzlich in Berlin stattgcsundenen öffentlichen Tagung des All gemeinen Deutschen Gewerkschaft sbundes und des Allgemeinen Freien Angestellten bundes Herr Abgeordneter Tarnow Das Arbeitsbeschaffungs-Programm wird aber für die handwerkliche Wirtschaft nicht nur den mittelbaren Nutzen, den ich eben schilderte, bringen, son dern es werden in Auswirkung des Programms gewaltige Summen an Aufträgen dem Handwerk unmittel bar znflicßcn. Die öffentlichen Stellen sind bereits mit der Erteilung beträchtlicher Aufträge vorangegangen. Insgesamt werden von ihnen in den nächsten Monaten öffentliche Arbeiten im Werte von nahezu dreiviertel Milliarden Mark in Auftrag gegeben werden. Mit diesen Beträgen werden Arbeiten finanziert, die zu einem beträchtlichen Teile von Handwerkern ausgeführt werden müssen, Pläne für weitere öffentliche Arbeiten, die in großem Umfange von den Kommunen vergeben werden sollen, sind,in Vor bereitung. Mit Nachdruck wird darauf hingewirkt, daß alle be teiligten verantwortlichen Behörden und Stellen bei der Vergebung dieser Arbeiten, soweit es technisch irgend möglich ist, H a n d w er k u n d M i tt e l st a n d h er an- z i e h e n. Auch die Steucrgutscheine und die Beschäftigungsprämie werden dem Handwerk erhebliche Vorteile bringen. Die Steuergutscheine werden, wie Sie wissen, bei der Umsatz-, Gewerbe- und der Grundsteuer ausgegeben, Steuerkarten, die für den Handwerker von entscheidender Bedeutung sind. Die Beschäftigungsprämie wird besonders auf die mittleren Betriebe belebend wirken. Gerade beim Hand werk ist eine Möglichkeit zu Neueinstellungen, be sonders für Hansreparatnren und dergleichen, vielfach ge geben und die Höhe der Prämie — etwa 1,30 pro Arbeits tag — ermöglicht es dem Handwerker, seinen Kunden in der Kalkulation entgcgcnzukommcn. Weiterhin hat die Reichsregierung eine Reihe von Maßnahmen getroffen, die der besonderen Not des Handwerkerstandes steuern sollen. Im Mittelpunkt dieser Maßnahmen steht die Bereitstellung von 50 Millionen Mark für die Vornahme von Hausreparaturen. Ich kann nun mit Genugtuung fcststellen, daß diese Maß nahmen den gewünschten Erfolg bringen werden, denn schon jetzt wird von diesen Zuschüssen in sehr großem Umfange Gebrauch gemacht, obwohl die erforderlichen Durchführungsbestimmungen erst vor wenigen Tagen er lassen worden sind- Nach einer Mitteilung auS Kreisen »es Hausbesitzes sind bereits in zehn Tagen Anmeldungen für Reichs- zuschüssc zu Reparaturen au Hausgrnndstückcn in etwa 250 Orte« im Gesamtbeträge von rund 23 Millionen Mark die Bereitschaft der Gewerkschaften erklärte, dem wirtschaftlichen Teile des Regierungsplanes die Chance zuzubilligen, seine Brauchbarkeit unter Be weis zu stellen. Ich hoffe, daß damit nicht nur nicht ein passives Abwarten und Beiseitestehen ausgedrückt werden sollte, sondern positive Mitarbeit in Aus sicht gestellt wird. Denn nur durch die willige Mitarbeit unseres ganzen Volkes kann das Werk der Kriscnüberwindung gelingen. Die Zeiten, da man tatenlos beifcitestand in der von parteipolitischen Rücksichten diktierten stillen Hoffnung, der andere werde mit seinen Plänen Schiffbruch erleiden, müssen vorüber sein. Es geht ums Ganze, um uns alle, um jeden einzelnen, um Gegenwart und Zukunft! Ganz zu Unrecht wird der Reichsregierung vorge worfen, ihre Sorge gelte in erster Linie derGroßwirt- schaft. Ein solcher Vorwurf verkennt völlig die enge Verflechtung, die alle Zweige der Volkswirtschaft mit einander verbindet. Gerade die Ereignisse der letzten Jahre haben ja im Osten unseres Vaterlandes zur Evidenz die Schicksalsverbnudenheit des deutschen Handwerks mit der Landwirtschaft erwiesen. Hier bringt übrigens die jetzt veröffentlichte Zweite Entschuldnngsverordnnng für das Osthilfegebiet gerade den durch die Entschuldung in Schwierigkeiten geratenen Handwerker- und Handelskreisen eine rasche und fühlbare Erleichterung. Aber auch mit der Industrie sind Handwerk und Kleingewerbe auf das engste verbunden. Wenn die Fabrikschlote rauchen, regt sich auch in den Werkstätten des Handwerks neues Leben. Wenn der Land wirt auskömmliche Preise erzielt, so setzt es zu allererst den Handwerker in Lohn. eingegangen. Die überwiegende Mehrzahl darunter betrifft Aufträge über 500 Mark. Insgesamt wird mit Auftragserteilungen von 300 bis 400 Millionen Marl gerechnet. Es wird dafür Sorge getragen, daß auch Aufträge erteilt werden, die erst im Frühjahr ausgeführt werden können, damit die Handwerksmeister in der sicheren Erwartung der Frühjahrsarbeit ihre alten Hilfskräfte im Winter nicht entlassen. Die eben von mir erwähnten Durchführungsbestim mungen, meine Herren, sehen ausdrücklich ein Verbot der Schwarzarbeit Vor, das bei der hier vorliegenden Begrenzung auf ein verhältnismäßig enges Arbeitsgebiet und bei den ver gleichsweise einfachen Köntrollmöglichkeiten durchführbar ist. Schwarzarbeit kann durch staatliche Verbotsvor- schristen an sich nicht zum Verschwinden gebracht werden. Sie ist nur durch eine Wiederbelebung der Wirtschaft wirksam zu bekämpfen. Um jeden Arbeitnehmer, den Sie in Auswirkung der neuen Wirtschaftspolitik mehr zu beschäftigen vermögen, wird das Heer der Schwarzarbeiter sich mindern. Wenn in den Kreisen des Handwerks die Befürchtung aufgetaucht ist, der freiwillige Arbeitsdienst könne den Arbeitsmöglichkeilen des Handwerks Abbruch tun, so ist diese Meinung unbegründet. Die Voraus setzungen des freiwilligen Arbeitsdienstes sind so eng umgrenzt, so völlig auf zusätzliche und gemeinnützige Arbeiten abgestellt, daß ein Hinübergreifen in die Sphäre der Wirtschaft nicht erfolgen wird. Die Reichsregierung ist sich bewußt, daß zur Über nahme von Aufträgen besonders die kleinen und mittleren Betriebe der Zuführung neuen Kapitals bedürfen, das sie vielleicht verloren haben. Sie hat des halb der Bank für Deutsche Industrie-Obligationen 50 Millionen Mark Reichsschatzanweisungen zugeführt, die diese in die Lage setzen sollen, längerfristige Kredite an kreditbedürftige Unternehmer, insbesondere des Klein gewerbes, zu geben. Im Rahmen dieser Maßnahmen liegt es auch, daß die Reichsregierung bereit ist, den gewerblichen Kre ditgenossenschaften, also den berufenen Kredit instituten des Mittelstandes, zu helfen. Die Neichsregierung ist sich der Schwere der sozialen Lasten, die gerade das Kleingewerbe drücken, bewußt. Auch hier wird eine fühlbare Erleichterung «»ist eintreten können, wenn der Druck der ungeheuren Krise von Deutschland zu Weichen beainnt. Meine Herren, ich habe schon öfter betont, daß das schwere Werk, die deutsche Wirtschaft wieder zu neuem Auf stieg zu führen, vom Vertrauen breitester Volks- fchichten getragen sein muß. Alle Vernunftsgründe sprechen heute dafür, daß dieses Vertrauen in eine günstigere wirt schaftliche Fortentwicklung gerechtfertigt ist. Wenn ich immer wieder betone, daß die Wirtschaftspolitik der Reichsregierung eine ausgesprochene Mittelstandspolitik ist, daß sie die Erhaltung jener breiten, von den Krkegs- folgen besonders bedrängten Schicht des deutschen Bürger tums will, dann werden Sie meinen Ausführungen ent nommen haben, wie sehr uns diese Aufgabe am Herzen liegt. Zur Lösung der großen Arffgaben der Mittelstands politik der Reichsregierung, meine Herren vom Handwerk, gehört aber auch, daß das Handwerk seine alte gute Tradition aufrcchterhält, gute und preiswürdige Arbeit zu liefern, denn Qualitätsarbeit findet gerade heute Nachfrage und Anerkennung. Die gute alte Tradition des Handwerks, meine Herren, geht aber über das rein Wirtschaftliche hinaus. Alles Wirtfchaftcn hat ja seine Wurzeln nicht im Kalku lieren von Gewinn und Verlust, sondern es senkt sie tiefer hinein in den Zusammenhang des Lebens, in dem es steht. Ich bin zu Ihnen gekommen, meine Herren, weil ich in den Vertretern des Handwerks etwas anderes sehe als die Vertreter irgendeiner Bevölkernngsschicht. Das Handwerk hat die Eigentümlichkeit an sich, daß es keine Arbeitsmarktpartei darstellt, sondern einen Berufsstand. Darin liegt seine bleibende Bedeutung im Bau unserer Gesellschaft und unseres Staates. Wer die marxistische Idee des Klassenkampfes ablehnt, wird in der Ausgestal tung der Berufsstände und der Arbeitsgemeinschaft den Weg zur Volksgemeinschaft finden. Meine Herren, es ist ein beliebtes Schlagwort im Wahlkampf ge worden, die Negierung wolle die Rechte des Volkes antasten. Wir denken nicht daran, das zu tun! Wir sind im Gegenteil der Überzeugung, daß über nebensächlichen Dingen, über Partcigezänl und Machtfragen, die eigent lichen Rechte des Volkes vergessen worden sind. Diese Rechte und Freiheiten aber geben dem Staat und der Verfafsung erst ihren eigentlichen Inhalt und ihr soziales Fundament. Die Regierung steht vor der unab weisbaren Aufgabe, das Volk instandzusetzen, diese seine Rechte wieder auszuüben. Man hat geglaubt, mich darauf Hinweisen zu müssen, das; wir uns in einer Krise des Rechts ohnegleichen befinden, daß die Wesensgrundlage des Staates unterwühlt sei. Ja, meine Herren, das ist richtig, aber nicht die Negierung hat diese Krise herbei geführt, nicht d i e Leute haben die Wesensgrundlage des Staates unterwühlt, die sich jetzt seit fünf Monaten unter Einsatz ihrer ganzen Kraft bemühen, den Schutt der letzten 13 Jahre fortzuräumen, sondern die Führer der Parteien, die in jenen 13 Jahren Deutschland mit ihrem Streit er füllt haben, sie sind es gewesen, die die Grundlage unseres Verfassungslebens ins Wanken gebracht haben. In diesem Zusammenhänge muß ich ein offenes Wort zu den programmatischen Ausführungen des Führers der Z en t r u m s p a rt e i in Münster sagen, den Ausführun gen, die mir für eine große und - wie sie selbst immer betont — staatserhaltende Partei ein allzu reichliches Maß von Verneinung enthielten. Der Führer des Zentrums stellt in dem Bestreben, seine Parier und das Parlament von den Vorgängen des 12. September reinzuwaschen, die Dinge auf den Kopf, wenn er behauptet, die Regierung habe eine Aussprache geschem und sei dem offenen Kampf mit dem Parlament ausgewichen. Das Gegenteil ist de» Fall Hier, scheint mir, liegt die tiefste Fehlerquelle der Nichtfunktion des politischen parlamentarischen Lebens: in der Tatsache der Vergewaltigung der politischen Per sönlichkeit durch die Parteimaschinc und Bürokratie. Es ist dem deutschen Volke vielleicht noch gar nicht einmal zum Bewußtsein gekommen, daß eine Mehrheit dieses letzten Reichstages entgegen der ausdrücklichen Verfassungs- bcstimmung, wonach „die Abgeordneten nur ihrem Ge wissen unterworfen und an Aufträge nicht gebunden sind". Befehle für ihr politisches Handeln nicht einmal von ihren Fraktionsführcrn, sondern von Stellen erhielten, die mit dem Reichstag nicht das geringste zu tun haben. Die deutsche Wirtschaft wird nicht gefestigt werden können, wenn nicht gleichzeitig gefestigte politische Ver hältnisfe hergestellt werden! Und man wird den poli tischen Verhältnissen keine feste und dauernde Gestalt geben können, wenn man nicht die Fehler beseitigt, die unsere Verfassung in den letzten dreizehn Jahren gezeigt hat. Eine Verfassung soll dem Volkswillen die Wege weisen zur verantwortlichen Mitarbeit an der Leitung der Geschicke von Staat und Volk. Der Wille des Polkes kann aber in einem Reichstag keinen Ausdruck finden, der fianäwerk unä Arbeitsbeschaffung