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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Das ..Wilsdruffer Tooed r.n'' erjcl-.eir'.i an allen A erNLt.cn nachnnuLss 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— BM. lrer^ uuk, de, Popdeftel nnt L,80 ^Al. ^uzilglich Bestellgeld. Cinzc'.numu.ern 10 Sipig. Alle Postar.stoUen, ost. Voten und unsere Aus. träger und treschafsstellen nehmen zu jeder >ci, Br. U00MeNblaN sNk Wilsdruff U. ÜMaeNeNd Heilungen entgegen. 5m i'iLlie höherer Eewaii, —" - ' ' — Krieg oder sonstiger Be ¬ triebs! örungen besteh, kru Lm., cuuup oder Kim-Lr g des Bezugspreises. — Änchscndnng eiuge ondur Lc:»>ssrclr ersole, nur, wenn H orio beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8geu oltene Baumreil, 20 2 psg., die ^gespaltene ^cilc der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im tennchen Teile 1 SMK. Oiachweisungsteduhr 20 Reichrpsennige. Dor- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmc bisvorm.lOUHr. " Dichtigkeit der durch Fernruf nbermMciieu Anzeigen übern, wn 1 oue c) arauitc. ^cder L.adauc nipirc: erlich t, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder der Austragteber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts- ger-chts und ves Lwdlrals zu Wilsdruff, des Forstrentamis Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 247 — 91. Jahrgang letezi.-Adn: „Amtsblatt' Wilödruff-Dresm-N Poslicheck: Dresden 264«, Donnerstag, den 20. Oktober 1932 Die Wirischafisankurbelung. Der Reichskanzler Yak erst in seiner Münchener, dann in der Paderborner Rede darauf hingewiesen, daß vom 15. bis Ende September 143 000 Arbeitslose wieder zu Lohn und Brot gekommen seien; außerdem sei in früheren Jahren zu dieser Zeit die Arbcitslosenziffer immer ge stiegen, so daß im Endefsekt die Mehrbeschäftigung noch drastischer wirke. Da hieß es als Antwort von einer Seite her, das sei überhaupt nicht der Rede wert; nnd von der anderen Seite, die Rechnung des Kanzlers ruhe auf un sicheren Füßen, weil man nicht wisse, wie es jetzt mit der amtlichen Statistik über die Arbeitslosigkeit bestellt sei usw. Damit beweise man „also" — dies Wörtlein stellt sich in solchen Fällen gegenseitiger Meinungskämpfc zu rechter Zeit immer ein — durchaus nicht einen Erfolg des Papen- Planes, auch nicht die Wendung zu einem wirtschaftlichen Wiederaufstieg. Wenn man also hier zunächst einmal ganz davon absieht, ob die vom Kanzler erwähnte Zahl etwas „beweise" oder nicht, sondern lediglich die Richtigkeit der Zahl prüft, dann kann man — und das ist doch auf alle Fälle erfreulich; denn es handelt sich hier um die unschuldigen Opfer der Wirtschaftskrise — nun mit teilen, daß sich außerhalb der angezweifelten amtlichen Statistik gewisse Stützen für die Nichtigkeit des mit dieser Zahl Behaupteten gesunden haben, nird zwar solche, die man hier als besonders objektiv bezeichnen kann; denn sie stammen von den Gewerkschaften, die ja dem Kabinett Papen und seinem Plan offen entgegengetreten sind. Bekanntlich führen die Gewerkschaften eine sehr genaue Statistik darüber, wer von ihren Mitgliedern arbeitslos ist und wer nur Kurzarbeit hat, weil in solchen Fällen der Betreffende von seiner Gewerkschaft eine Unter stützung erhält. Mithin spiegeln sich die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt bei diesen Gewerkschaftsstatistiken Ziemlich genau nachprüfbar wieder, wenn diese Statistik naturgemäß auch nur einen Teil der Arbeiterschaft umfaßt. Und nun wird von dort gemeldet, daß tatsächlich der arbeitslosgewordene bzw. kurzarbei lende Prozentsatz der Mitglieder doch erfreulicherweise ge sunken ist. Daß dies auch bei der Zahl der Kurzarbeiter geschah, ist deswegen besonders auffallend, weil ja die Papensche Notverordnung die Einführung der Kurzarbeit verlangt, wenn der Arbeitgeber damit die Mehreinstellung von Arbeitern und die Aushändigung der Steuerverrech- nungsschcine anstrebt. An einer tatsächlichen Mehrbeschäftigung ist also an gesichts dieser Zahlen nicht mehr zu zweifeln. Zum min desten ist es eine Mehrbeschäftigung von Arbeitern. Hier gegen könnte man nun vielleicht einwenden, daß diese Mehrbeschäftigung nur eine Streckung der Arbeit bedeutet, aber, vorsichtig gesagt, dies scheint doch nicht mehr ganz zuzntreffen. Tenn aus dem Septemberergebnis des deut schen Außenhandels geht hervor, daß die Rohstoff einfuhr im vergangenen Monat dem Werte nach um 22 Millionen gestiegen ist, — und das ist ein wirklich un trügliches Zeichen für eine Ausdehnung derindu - striellen Tätigkeit. Bemerkenswert ist daran, daß die Steigerung der Nohstoffeinfuhr jetzt zum erstenmal das stetige Sinken dieses Postens der Einfuhr seit Beginn des Jahres recht erheblich unterbricht. Noch viel wichtiger aber ist etwas anderes daran: Während die Menge der Rohstoffeinfuhr um 8 Prozent stieg, stieg ihr Wert um 11 Prozent. Das heißt aber nichts anderes, als daß das allgemeine Preisniveau der Rohstoffe am Weltmarkt um 3 Prozent heraufgesetzt worden ist. Das ist mehr als nur eine Stabilisierung der Roh stoffpreise, — das kündet schon ein Steigen an. Und sei daran erinnert, wie man im Laufe der jahrelangen Welt wirtschaftskrise immer wieder auf jene endliche Stabili sierung oder gar auf dieses Steigen gehofft hat; denn damit würde das Zeichen dafür gegeben sein, daß wir wirtschaftlich auf dem tiefsten Stand der Depression an gekommen sind und mit steigenden Rohstoffpreisen nun wieder aufwärts kommen. Gewiß gab es hier und da nn Laufe dieser Jahre einmal eine kurze Unterbrechung der sinkenden Preise, auch mal eine kurze Hausse; doch beides verschwand nach kurzer Frist. Jetzt aber ist es schon seit Monaten anders, im August konnten wir auch am deutschen Außenhandel die Stabilisierung der Roh stoffpreise feststellen, bis dann im September die Steige rung eingesetzt hat. Gewiß soll man auch deswegen noch nicht im Optimis mus überschäumen, aber man darf doch wohl nicht mehr ganz unberechtigt von einer Wandlung zum Besseren sprechen. Der Memeler Kreistag erneut ausgelöst. Berlin, 19. Oktober. Das Direktorium des Memelge bietes hat nach einer Meldung Berliner Blätter aus Memel den Kreistag, der schon im Sommer vorigen Jahres aufgelöst worden war, wiederum aufgelöst mit der Begründung, daß ein Teil der Wahlberechtigten verhindert worden sei, das Wahl recht auszuüben. 7» Mill. Mark Uhr LaMleistWea. Verbesserung der Sozialhilfe. 11 Millionen monatliche Mehrleistung für Arbeitslose. Durch die letzte große Notverordnung des Reichspräsi denten wurde die Reichsregierung ermächtigt, gewisse Reformen an der Sozialversicherung vor zunehmen. An diese Ermächtigung knüpften sich gleich nach der Bekanntgabe in einem Teis- der öffentlichen Meinung die schwärzesten Vermutungen über beabsichtigte Kür zungen der Sozialleistungen. Durch die jetzt verössent- lichte Verordnung zur Ergänzung der So zi a l l e i st u n g e n, die auf Grund dieser Ermächtigung ergangen ist, werden diese Vermutungen als irrig erwiesen, denn die Verordnung bringt nicht eine Kürzung, sondern eine Erhöhung gewisser Versicherungsleistungen, so weit sie im Rahmen der noch immer angespannten finan ziellen Lage der Versicherungsträger bis jetzt möglich ist. Die Reichsregierung war im Sommer dieses Jahres wegen der trostlosen finanziellen Lage des Versicherungs trägers zu starken Einschränkungen in der Arbeits losenunterstützung gezwungen. Sie hat damals die harten Maßnahmen nicht vermeiden können, sie begrüßt es, daß jetzt in gewissem Umfange die Möglichkeit geboten ist, die Leistungen zu ergänzen. Durch die neuen Maßnahmen der Reichsregierung fließen den Arbeitslosen jetzt monatlich 11 Mil lionen Mark mehr zu als bisher. Die Ncichsregierung beabsichtigt, in dieser Hinsicht noch mehr zu tun, sobald die finanzielle Lage es zulätzt. über die Verordnung zur Ergänzung der sozialen Leistungen wird amtlich folgendes mit- geteilt: Die Verordnung bringt an erster Stelle eine Erhöhung der Arbeitslosenunterstützung für den bevorstehenden Winter. Arbeitslose, die in der Zeit vom 31. Oktober 1932 bis zum 1. April 1933 ver sicherungsmäßige Unterstützung oder Krise n Unter st ü tz u n g nach den Lohnklassen I bis VI mit mindestens einem Familienzuschlag beziehen, erhalten zu der Unter stützung eine wöchentliche Zulage. Die Zulage beträgt, und zwar ohne Unterscheidung nach Lohn- und Ortsklassen, für je sechs Unterstützungstage bei Arbeits losen mit einem oder zwei zuschlagsberechtigten Ange hörigen zwei Reichsmark; sie erhöht sich bei drei oder Vier Angehörigen auf drei Reichsmark und bei mehr als vier Angehörigen auf vier Reichsmark. Arbeitslosen, die einer höheren Lohnklasse als VI angehören, erhalten die Zulage, wenn ihr bisheriger Unterstützungssatz den Satz der Klasse VI einschließlich der Zulage nicht erreicht; als Zulage wird in diesem Falle der Unterschiedsbetrag gewährt. Besonders wichtig ist, daß die Zulage bei der Prüfung der Hilfsbedürftigkeit für die versicherungs mäßige Unterstützung und Krisenunterstützung außer Betracht bleibt. Die neue Verordnung beseitigt ferner Schwierig keiten und Härten, die sich aus der Ortsklassenein teilung der Notverordnung vom 14. Juni ergaben. Sie enthält eme weitere Vorschrift, wonach zum Aus gleich von Härten, die sich in besonderen Fällen aus der Bemessung der Arbeitslosenunterstützung nach Orts klassen und Gemeindegrötzen in der Zeit vom 31. Oktober 1932 bis zum 1. April 1933 ergeben, aus den Mitteln der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen versicherung ein Betrag bis zur Höhe von acht Mil lionen Reichsmark verwendet werden kann. In der Krankenversicheruna hat die Notverordnung vom 8. Dezember 1931 sämtliche Mehrleistungen beseitigt. Die Wiedergewährung war nur zulässig, wenn der höchste Beitrag bestimmte Grenzen (im allgemeinen 5 Prozent des Grundlohnes) nicht übersteigt. Die neue Verordnung läßt in beschränk tem Umfange Mehrleistungen zugunsten ver Angehörigen der Versicherten auch bei überschreiten des Höchstsatzes wieder zu. Es soll gestattet sein, Kranken hauspflege für Familienangehörige oder einen Zuschuß anstelle der Krankenhauspflege zu gewähren, ferner das Hausgeld zu erhöhen, das bei Aufnahme eines Ver sicherten in das Krankenhaus für feine Familie zu zahlen ist. Beitragserhöhungen dafür werden im allgemeinen nicht notwendig sein. Die Notverordnung vom 14. Juni 1932 mindert alle Unfallrenten, auch die Renten für Unfälle der Gegenwart und Zukunft. Die neue Verordnung der Reichsregierung schreibt vor, daß die Renten und Anfälle, die sich nach dem 31. Dezember 1932 ereignen, nicht mehr gekürzt werden. Die Renten richten sich bei diesen Unfällen wieder lediglich nach dem Jahresarbeits- Verdienst. Ferner sieht die neue Verordnung Milderungen hin sichtlich der KriegSopferrenien vor. Nach der Notverordnung vom 8. Dezember 1931 bleiben von den auf die Sozialrenten anzurechnenden Ver sorgungsbezügen 25 Mark im Monat von der Anrech nung frei, soweit es sich um Renten handelt, die vor dem 1. Januar 1932 festgestellt sind Diese Freigrenze soll nach der neuen Verordnung apch für die nach dem Stichtage festgestellten Reulen gelten. Schon die Notverordnung vom 14. Juni 1932 hatte in Aussicht genommen, daß in der Rentenversicherung für die Selbstverwaltung die Möglichkeit geschaffen wer den sollte, die gesetzlichen Negelleistungen durch Mehr te i st u n g e n zu ergänzen. Zur Ausführung dieser Vor schrift trifft die neue Verordnung die nötigen Bestimmun gen. Danach wird die widerrufliche Gewährung von Mehrleistungen durch die Selbstverwaltung allgemein zu gelassen. über die Mehrleistungen bestimmt die Satzung. Sie bedarf aber der Zustimmung der Aufsichtsbehörde. Es wird auf Grund der neuen Vorschriften namentlich der A n g e st e l l t e n v e r s i ch e r u n g die Erfüllung ihres Wunsches möglich sein, die Gewährung von Waisenrenten und Kinderzuschüssen über das 15. Lebensjahr hinaus fortzusetzen. Die Einführung von Mehrleistungen ist un zulässig, wenn sie die Deckung der Regelleistungen ge fährdet. Die Invalidenversicherung wird daher leider an die Einführung von Mehrleistungen zur Zeit noch nicht denken können. Auch hier kann sich aber die Lage ändern, wenn die finanziellen Unterlagen der In validenversicherung in Ordnung gebracht sind. * Die Aufwendungen der neuen Gozialvsrordnung. Mittelweg zwischen wirtschaftlichen und sozialen Forderungen. Die Gesamtaufwcnduugen der Verordnung zur Er gänzung von Sozialleistungen belaufen sich auf jährlich rund 70 Millionen Mark. In der Arbeitslosen hilfe beträgt der Mehraufwand für die Zeit vom 31. Oktober bis 31. März rund elf Millionen Mark monat lich, also insgesamt 55 Millionen Mark. Die Verbesserung der Unfallrente beziffert sich auf jährlich vier Mil lionen Mark. Der Mehrbedarf durch die Verbesserung im Verhältnis der Kriegsbeschädigten re nte zur Invalidenrente beläuft sich im ersten Jahre auf ruud eine Million Mark. Die Verbesserung der Kriegsbeschädigten rente beziffert sich in ihrer Auswirkung auf zehn bis elf Millionen Mark. Staatssekretär Grieser vom Reichsarbeitsministe rium erklärte vor Pressevertretern, daß die Verordnung den Mittelweg einhalte, denn sie sei sowohl nach wirt schaftlichen als nach sozialen Gesichtspunkten verfaßt wor den. Was die Milderung bezüglich derKriegsopfer- rente angehe, so sei es der b e s o n d e r e W u n s ch d e s Reichspräsidenten gewesen, daß die Kriegsopfer von gewissen Hemmungen rechtmäßiger und verwaltungs mäßiger Art befreit werden sollten. Für die Kriegsbeschä digten ist in Zukunft eine Freigrenze in Höhe von 25 Mark eingeführt werden, d. h. an einem Beispiel er läutert: bezieht jemand eine Kriegsrente in Höhe von 50 Mark und erhält dazu eine Invalidenrente von 40 Mark, so war nach dem bisherigen Recht der Anspruch aus der Invalidenrente bereits durch die Kriegsopfer rente gedeckt. Wenn nun eine Freigrenze von 25 Mark eingeführt wird, so muß künftig aus der Invalidenrente noch ein Betrag von 15 Mark gemhlt werden. Bei den Kannbezügen läßt die Verwaltung, wie Staatssekre tär Grieser weiter erklärte, die Rücksicht walten, die den Kriegsopfern zukomme. Das gelte insbesondere für die K a p i t a l a b fi n d ung bei Zwangsversteigerung von Grundstücken usw. * Ltnierstühungsempsänger müssen wieder Lohnempfänger werden! Reichsarbeitsminister Schäffer sprach im Rund funk über die Verordnung zur Ergänzung von sozialen Leistungen. Er führte u. a. aus: Es kommt weniger auf ven Abstand zwischen der Zahlenreihe der Arbeitslosig keit von heute und der des Jahres 1931 an, bezeichnend ist vielmehr die Richtung, nach der sich die beiden Zahlenreihen bewegen. Bei dem Abstieg von der Höhe des letzten Winters bis jetzt hat sich das Heer der Arbeits losen stark und fast ohne Unterbrechung — im ganzen um 1 030 000 Mann — verringert. Wenn auch für die erste Oktoberhälfte dieses Jahres abickließende