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MdmfferTageblatt s Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die Zgelpoltene Aanmzeile 20 Apsg., Lie 4geipaltene Zeile Ler amtlichen Debanntmachnngen 4V Arichk» Pfennige, die SgefPaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 1 RWK. Nachweifnngsgebiihr 2V Reichspfennige. Dor» gefchrieben-Ericheinungs» , cnrrr»k»«..« er tagcund iLIotzPorfürifen werden »ach Möglichkeit ^erNfprLther: AMt WtlSoPUff Nk. 6 berLchfichtigt. Anzeigen» -nn-hmebisvorm.IVUHr. Für die Nichtigkeii Le, durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Aadaiwmprrci erlifcht, wenn Ler Betrag Lurch Klage eingezogen werden mutz oder Ler Auftraggeber in Konkurs gerat. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, d W°»e»bl°n s«r Wil-dmff n. Umgegend trieb-ltbrung-n besteht kein Anipruch auf Li-j-r-ng Ler Zeitung oder Kürzung Le- BczugAreNcs?- Rücklendung erngesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegi. Nr. 150 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruss-DreSden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 29. Juni 1932. der Stahlhelm und sein Wollen. Im Programm der Berliner Funkstunde sprach der Gründer und Erste Bundesführer des Stahlhelms, Bund der Frontsoldaten, Franz Seldte, über den Stahl helm und sein Wollen für Staat und Volk. Einleitend betonte Seldte, daß er sich bewußt den 28. Juni ausgesucht habe, weil an diesem Tage der Tributvertrag von Versailles unterzeichnet wurde. Er führte dann u. a. aus: Der Stahlhelm hat von der ersten Stunde an diesen un moralischen Vertrag bekämpft und wird ihn bekämpfen, so lange er besteht. Die Linke, die 1918 nach ihrem Um sturz Friede, Freiheit und Brot versprach, hat dieses nicht schaffen können. Mit entsetzlichen Verlusten innen und außen ist ihr System zusammengebrochen. Trotzdem man uns belachte oder abdrängte, beiseiteschob oder verbot, wir haben nicht nachgegeben. Wer die Freiheit für sein Vater land erkämpfen will, muß selbst frei sein. Darum mußte der Bund frei sein von allen anderen Einflüssen und Mächten« Darum mußte er nur eigene Führer, nur eigene Gelder, nur eigene Menschen haben. Das wurde in jahre langer kameradschaftlicher Arbeit erreicht. Es gelang uns, den Kameradschaftssinn auch auf die deutsche wehrwillige nationale Jugend zu übertragen. Es gelang uns unter dem Symbol des Stahlhelms und des feldgrauen Nockes die Klassengegensätze, wie es noch niemals in Deutschland geschehen war, zu überbrücken und hinweg- znlöschen. Das gibt die Kraft, die stark ist zur Arbeit und wenn es sein muß, auch zum Kampf mit der Waffe, die sich aber ausstrahlen möchte in Güte und Verstehen, in Arbeit und in Leistung. Mit um so größerer Freude bören wir, wenn der neue Reichskanzler eine neue ein heitliche Willensbildung der Nation fordert, wenn der Neichswehrminister diejenigen geistigen und physischen Kräfte des Volkes gestärkt zu sehen wünscht, die die unent behrliche Grundlage der Landesverteidigung bilden, wenn der neue Reichsinnenminister Freiherr von Gayl dis machtvolle nationale Bewegung der Gegenwart als eine staats- und volkserhaltende Kraft zu werten und zu nutzen ankündet. Nur auf dem Wege des Zusammenfassens der arbeits- und wehrwilligen nationalen Kräfte und nur auf dem Wege der Volksgemeinschaft kann es in Deutschland vorwärtsgehen. Wir kämpfen für Deutschlands Freiheit und wir rin gen um unser Recht im Rate der anderen Nationen. Wir wollen nicht angreifen, wir wollen nur sichern, was uns gehört. Und wir müssen wiederhaben, was man uns freventlich genommen hat. Wir wollen leinen neuen Krieg, gerade weil wir Front soldaten ihn in seinem Grauen bis zum letzten kennen. Doch ruft man uns zur Verteidigung des Vater landes, dann steht der Stahlhelmmann selbstverständlich jederzeit bereit. Stark können wir nur sein, wenn die Wurzeln unseres Seins und Wesens im Heimatboden liegen. Deshalb stellen wir voran das Wiedererringen der deutschen Hoheftsrechte auf allen Gebieten innen und außen. Wir lehnen die Kriegsschuldlüge und die unmora lischen Kriegstributlasten als freie Männer ab. Wir be kämpfen die Arbeitslosigkeit und fordern als erstes die >, Arbeitsdienstpflicht als den ersten Grad der Abhilfe. ' Wir fordern ein gesundes, starkes Volk und darum Nah rungsfreiheit und Stählung der Geister und der Körper durch den Wehrsport. Wir wollen dem deutschen Menschen helfen wie unseren Kameraden durch die Stahl helm-Selbsthilfe, durch unsere Stahlhelm-Volksspeisungen und die sozialen Einrichtungen unserer Stahlhelm-Versiche rung. In dem Staat aber sehen wir nicht ein Wohl fahrtsinstitut, wie er jahrzehntelang als falsches Ideal in den Köpfen spukte, sondern das überpersönliche Gemein schaftsgut der Nation, in der jeder Deutsche voll verantwortlich mitzuarbeiten und aufzubauen hat. Aus diesen Ideen heraus entwickeln wir die Pläne unserer Wirtschaftsauffassung und der verantwortlichen Einführung aller Berufsstände in den Staat. Aus diesem Gefühl heraus stehen wir auch der heutigen parla mentarischen Erscheinungsform des politischen Lebens abweisend gegenüber. Aus diesen Be griffen heraus konnte der Stahlhelm sich niemals einerPartei verschreiben. Und wird es auch in Zu kunft nicht können. Er arbeitet aber gern mit allen natio nalen Parteien und Gruppen zusammen, die das gleiche Ziel haben. Laut und vernehmlich werden wir diesem Programm wieder Ausdruck geben, wenn wir in diesem Jahre zu unserem großen Reichsfrontsoldatentage am 3. und 4. September in Deutschlands Hauptstadt, in Berlin, aufmarschieren. Berlin. Anläßlich des 50. Geburtstages des 1. Dun- desführers des Stahlhelms, Franz Seldte, veröffentlicht die „Kreuzzeitung" eine Reihe von Artikeln führender Stahl helmmitglieder. Reichspräsident von Hindenburg hat in einem Telegramm an Seldte ebenfalls feinen Glückwunsch ausgespro chen. Unter anderem bringt das Blatt Aeußerungen des Ge neralfeldmarschalls von Mackensen, Duesterbergs und der Landesführer des .Stahlhelms,, Jie Lmsma KMereliz M Man Der große Topf und der Befferungsschekn. Die reparationspolitischen Gegensätze zwischen Deutschland und Frankreich sind jetzt nach der letzten Aus- spräche in Lausanne festgelegi und gewissermaßen abge steckt worden. Frankreich besteht auf einem Besse rungsschein. Deutschland hält eine glatte Trt- butstreichung für die unumgängliche Voraussetzung einer Überwindung der gegenwärtigen Wirtschaftsnot. Aber entgegen den bereits jetzt schon aus durchsichtigen Gründen im Ausland verbreiteten Versionen, als ob Deutschland sich in Lausanne rein wegativ aus die Aufgabe der Reparationen beschränkt, haben die deutschen Vertreter auf der Reparationskonferenz ganz im Gegen teil die tatkräftigste Mitwirkung am wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas in Aussicht gestellt. Es ist deutscherseits ein Sofortprogramm vorgeschlagen, das in erster Linie die wirtschaftliche und finanzielle Sanie rung Österreichs und Südosteuropas herbei führen soll. Darüber hinausgehend hat aber die deutsche Regie rung ihre Mithilfe an allen Maßnahmen zugesichert, die lm weitesten Rahmen einer Reorganisation der Weltwirtschaft dienen sollen. Die deutsche Regie rung hat sich bereit erklärt, an einer Stabilisierung der internationalen Währungen auf einer inter nationalen Konferenz, an der Aufhebung bestehender Handels hemm nisse und der Deviseneinschränlun- gen, an dem Abbau von prohibitiven Zöllen und ähn lichen Maßnahmen sofort mitzuwirken. Eine besondere Rolle spielt in dieser Hinsicht die Idee eines sogenannten „Fonds c o m m u n", dessen Hauptaufgabe darin be stehen Würde, durch Kredite den Ländern mit schwierigen Währungsverhältnissen eine zuverlässige Deckungsgrund- lage zu schaffen. Der wesentliche Teil dieses Planes besteht darin, daß alle europäischen Staaten jährlich einen bestimmten Teil ihrer Zollerträgnisse oder des Überschusses ihrer Handels bilanz in eine europäische Versicherungskasse zahlen sollen. Für Deutschland würden allerdings solche Zah lungen eine große Ähnlichkeit haben mit ihres politi» scheu Charakters entkleideten Repara» t i o n s z a h l u n g e n, die ja auch nur aus den Über schüssen der Handelsbilanz gezahlt werden können. Aber Genaueres über die Ausgestaltung dieses großen Topfes steht noch nicht fest ünd man darf über die Gefahren der getarnten Tribute nicht die Nützlichkeit solcher Hilfs- lassen übersehen. Den größten Nutzen einer solchen euro päischen Hilfsaktion würde mittelbar allerdings zunächst Frankreich haben, denn sie würde vor allem den Donauländern zugute kommen müssen und die dort eingefrorenen französischen Kredite auftauen helfen. Der von Frankreich geforderte deutsche Besse- rungsschein, der es ermöglichen soll, im Falle der Erholung der deutschen Wirtschaft weitere, wenn auch be grenzte Zahlungen zu kassieren, ist natürlich für Deutsch land unannehmbar, denn auf diese Weise würde Frankreich weiterhin ein politisches Druckmittel gegenüber Deutschland in der Hand behalten. Zur Feststellung der Erholung der deutschen Wirtschaft würde wahrscheinlich wieder eine Prüfungskommission eingesetzt werden, die unangenehme Erinnerungen anParlerGilbert und seine Tätigkeit wachrufen würde. Noch stehen sich also die deutschen und französischen Thesen mit unverminderter Härte schroff gegenüber, und Macdonald hat wieder die Verhandlungsführung in die Hand genommen, um zu vermitteln und zu retten, was noch zu retten ist. * Worum es geht. Der deutsche Standpunkt in Lausanne. Aus den bisherigen Verhandlungen der Nepara- klonskonferenz wird vom deutschen Standpunkt aus von deutscher Seite folgende Bilanz gezogen: Keine Konfe renz stand vom ersten Tage an so stark unter dem Eindruck, daß es sich in Lausanne nicht nur darum handelt, endgültig das Verhältnis zwischen Gläubiger und Schuld ner zu bereinigen, sondern daß es darum geht, auf viele Fahre hinaus das Schicksal Europas und der Welt entscheidend zu bestimmen. Die Haltung der deut schen Regierung aus der Konferenz war vom ersten Tage «r vollkommen konsequent. Die Ausführungen des Reichskanzlers und deS Reichs» finanzyunistcrs in den letzten Tagen gingen immer in der Richtung, daß Vorschläge für ein neues System von Reparationszahlungen unmöglich sind und daß vas deutsche Volk in seiner ungeheuren Not jeden solchen VorsMaa nildlverüehe mW kiomüftL LblehnLU wüwe. Me deutsche These ist und bleibt, daß nü?" eine Streichung der Reparationen für alle Völker eine bessere Zukunft erhoffen lasse und daß in einer Zusammenarbeit im Rahmen des konstruktivsten Planes der einzig mögliche Weg zu erblicken sei, der zum Wiederauf bau Europas und der Welt führe. Lausanne am Donnerstag zu Ende? Die Besprechungen der drei Mächte. Die zweite Zusammenkunft zwischen MacDonald, Herriot und Papen im Beisein des Reichsaußenministers und der Finanzminister Frankreichs und Englands, dis vier Stunden dauerte, wurde kurz vor 20 Uhr abge schlossen. Es war zunächst vereinbart worden, daß am Mittwoch eine neue Sitzung der sechs einladenden Mächte der Konferenz sowie direkte Verhandlungen zwischen der deutschen und französischen Abordnung, und zwar zwischen dem Reichskanzler Papen und Herriot sowie zwischen dem Finanzminister Graf Schwerin-Krosigk und dem franzö-z fischen Finanzminister Germain-Martin, stattfinden sollen. Nach Mitteilungen von französischer Seite, die aller dings mit Vorsicht ausgenommen werden müssen, ist in den Besprechungen die Aussichtslosigkeit weiterer Verhand lungen festgestellt worden. Man wäre übereingekommem! einen Ausschuß aus den Vertretern der sechs einladenden Mächte einzusctzen, um aus diese Weise die Konferenz in Permanenz zu erklären. Tatsächlich würde jedoch bereits die Konferenz in den allernächsten Tagen zum Abschluß kommen, voraussichtlich bereits am Donnerstag. Die für Mittwoch vormittag einberufene deutsch französische Besprechung ist offiziell abgesagt worden, soll jedoch als rein persönliche Besprechung zwischen Papen und Herriot noch stattfinden. Zn -er Sackgasse. Der Druck aut die deutsche Delegation. Der englische Ministerpräsident hat in Lausanne die Initiative ergriffen und vorläufig die Verhandlungs- führung in die Hand genommen. Macdonald hat gleich zeitig den Reichskanzler und den französischen Ministerpräsidenten zu sich zu einer gemein- famen Unterredung berufen, an der der eng lische Schatzkanzler Chamberlain und der franzö sische Finanzminister Germain Martin teilnahmen. Von englischer Sette wird erklärt, daß jetzt Bemühungen der englischen Regierung einsetzten, um einen Ausweg aus der völlig festgefahrenen Lage zu finden. Schwierig und außerordentlich ernste Verhandlungen stehen damit der deutschen Regierung bevor, da jetzt zweifellos sowohl von englischer wie auch von französischer Seite ein außerordentlich starker Druck aus die deutsche Regierung ausgeübt werden wird, den bisherigen klaren deutschen Standpunkt aufzugeben und Zugeständnisse zu machen. Die Tendenz auf der Gegenseite läuft jetzt eindeutig in der Richtung, der deutschen Regierung die Schuld tür einen möglichen Zusammenbruch der Konferenz zuzuschieben, falls die deutsche Regierung die ^vorstehenden allgemeinen Kompromißvorschläge ab- iehnen sollte. Am Mittwoch doch noch private deutsch» frauzösifche Besprechungen. Lausanne, 28. Juni. Trotz der Absage der offiziellen deutsch - französischen Delegationsbesprechungen werden am Mittwoch vormittag doch noch persönliche Besprechungen zwi schen dem Reichskanzler von Papen und Herriot sowie zwischen dem deutschen und französischen Finanzminister stattfinden/ Was bei diesen Besprechungen verhandelt werden wird, steht noch nicht fest. England ist weiter optimistisch. Lausanne, 28. Juni. In leitenden englischen Kreisen wird in schroffem Gegensatz zu der geradezu panikartigen Stimmung, die von französischer Seite Dienstag abend ver breitet wird, die Lage der Konferenz als keineswegs hoffnungs los bezeichnet. Die Verhandlungen seien Dienstag durchaus freundschaftlich verlaufen- Die Verhandlungen gingen weiter und würden voraussichtlich bis Mitte nächster Woche hinein dauern. Zwar wären die Gegensätze noch außerordentlich groß. Es bestehe jedoch nach den Dienstagverhandlungen durchaus der Eindruck, daß man gegenüber der Lage der letzten Tage etwas weiter gekommen sei. Man werde jetzt wiederum die offizielle Konferenzmaschine in Gang setzen und einen Unter ausschuß einsetzen, um in engem Rahmen eine Ueberbrückung der Gegensätze zu finden. Für die Erklärungen von französi scher Seite, daß der Abbruch der Konferenz nunmehr unver meidlich geworden sei, zeigt Man auf englischer Seite wenig