Volltext Seite (XML)
WiNmfferNM« für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gefallene Ranmzeile 20 Bpfg., Lie 4gelpaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs Pfennige, die 3gespaltene Beklamezeile im «ertlichen Teile 1 NMK. NachwcisungsgebLhr 2V Meichspfcnnige. Dor» SennachL?/guS' Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 LLNÄW annahmcbisvorm.IVUHr. ————— ——— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanipruch erlisch«, wenn der Betrag durch Klage eingczogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, de! Postbestellung 4,8V RM. zuzüglich Bestellgeld.. Einzelnummern 4V Rpfg. Alle Postanstatten, Post- n°hmen"zu Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend stLge7kn°^ Falle höherer Gewalt, Krieg oder fonftiger Be ¬ triebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung Ler Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto deilieg«. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 143 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr: Vorspiel zu den Reichstagsivahlen. Man hat den Wahlen zum Hessischen Landtag diesmal auch außerhalb der hessischen Grenzpfähle mit ganz besonderem Interesse entgegengesehen, denn diese Wahl wurde allgemein als eine Art Vorspiel zu den Reichstagslvahlen betrachtet. Ohne Zweifel bietet gerade Hessen die Möglichkeit zu Rückschlüssen auf das Reich, weil die hessische Wählerschaft in ihrer Zusammensetzung aus bäuerlichen und städtischen Schichten, in mancher Hinsicht etwa das gleiche Bild zeigt wie die der Wählerschaft im Reich. Für den Beobachter, der sich frei von parteipoliti schen Wünschen seine Meinung bildet, haben die Wahlen am letzten Sonntag keine Überraschung gebracht. Wohl aber für die Parteien. Da wird die Enttäuschung größer fein als die Befriedigung. Gewiß haben die National sozialisten seit der letzten Landtagswahl im Novem ber ihre Anhängerschaft um über 12 Prozent vermehren können, ihre Hoffnungen sind aber weitergegangen, sicher hat man in ihren Kreisen damit gerechnet, über 50 Pro zent aller Wähler hinter sich zu bekommen. Immerhin kann die NSDAP, darauf Hinweisen, daß ihre Bewegung, allen Voraussagen der Gegner zum Trotz, immer noch aufsteigend ist. Aus Gewinne kann auch die Deutsch nationale Volkspartei Hinweisen, es hat sich auch bei den Hessenwahlen wie bei früheren Wahlen ge zeigt, daß die DNVP. noch die einzige bürgerliche Partei ist, die sich im allgemeinen Zusammenbruch der übrigen bürgerlichen Parteien behaupten, fa sogar noch verstärken kann. Dem Versuch der bürger lichen Mittelparteien in Hessen: Volkspartei, Demokraten, Landvolk, Christlichsoziale und Wirt- fchaftspartei, durch Zusammenschluß auf einer Ein heitsliste ihren Niedergsing aufzuhalten, blieb der Erfolg versagt. Die Wählerschaft wollte von diesem Gebilde nichts wissen, und über fünfzig Prozent der Wählerschaft gingen den bürgerlichen Mittelparteien ver loren. Noch aufschlußreicher als die Ergebnisse für die oben genannten Parteien sind die Ergebnisse, die Zentrum und Sozialdemokratie erzielten. Diese beiden Parteien konnten diesmal ihre Agitation ohne Rücksicht aus irgendwelche Regierungsbindungen voll entfalten; beide haben von dieser Möglichkeit weitgehend Gebrauch gemacht und sich viel versprochen. Der Wahlkampf war gemeinsam auf zwei Schlagworte aufgebaut: einmal auf die Parole: Kamps der „sozialreaktionären Reichsregierung", dann: Kampf der „länderfeindlichen Reichsregierung". Die Wirkung war allerdings anders als erwartet. Das Zentrum hat nicht nur nichts dabei gewonnen, sondern im Gegenteil noch verloren, obwohl Herr Brüning in seiner Mainzer Wahlrede es an kräftiger Kritik an der neuen Rcichsrcgierung nicht fehlen ließ. Von 112 000 Anhängern ist das Zentrum auf 108 000 zurückgegangen. Die Sozialdemokratie hat aller dings 4000 Leute gewonnen, wohl ein paar Kommunisten und Leute der Sozialistischen Arbeiterpartei. Durch Listenverbindung mit der Staatspartei ist es der SPD. auch gelangen, die Zahl der Sitze von 15 auf 17 zu er höhen. Aber trotzdem werden sich die Propagandaleiter der SPD. wie auch des Zentrums heute ausrechnen, daß Von den beiden Kampfparolen gegen die neue Regierung auch bei den Reichstagswahlen nicht viel zu erwarten ist. Der Streit der süddeutschen Staaten mit Berlin ist auf die hessische Wählerschaft ganz ohne Eindruck geblieben, und selbst die Tatsache, daß die neue Reichsregierung nur wenige Tage vor den Wahlen mit neuen schweren steuer lichen und sozialen Belastungen herausgekommen ist, hat den Oppositionsparteien keinen besonderen Auftrieb ge geben, auch nicht den Kommunisten, die sehr stark verloren haben. Das hessische Vorspiel zu den Reichstagswahlen zeigt, allgemein gesehen, die Entwicklung, die schon lange er kennbar ist: die Abkehr der Wählerschaft von den Splitterparteien und die Herausbildung einiger weniger großer Parteien. Neue Firmen ziehen auch nicht mehr, davon werden sich heute gerade die Parteien überzeugen müssen, die sich auf der Einheitsliste zusammengefunden haben: die Polkspartei, die Wirtschaftspartei, die Staatspartei, die Christlichsozialen und das Landvolk. Ob diese Parteien aus den Hessenwahlen für den 31. Juli die richtigen Lehren ziehen, ist allerdings nach dem, was man bis jetzt hört, sehr fraglich. Was nun aus der hessischen Regierungsbil dung werden wird, weiß heute sicher noch kein Mensch. Die Kräfteverteilung ist ungefähr die gleiche wie im alten Landtag. Den Nationalsozialisten reicht es nicht zur Mehrheit, auch dann nicht, wenn Deutschnationale und die beiden Abgeordneten der Einheitsliste zu ihnen stoßen, sie hätten dann erst die Hälfte aller Stimmen, aber das ist eben noch keine tragfähige Mehrheit. Die Verantwortung für das Zustandekommen einer neuen Regierung liegt nach wie vor beim Zentrn in. Aber der Wahlkampf hat nicht gerade zu einer Annäherung zwischen Nationalsozia listen und Zentrum beigctragen. » Fördert die Ortspreffe » „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Lausanner Der „Ladenhüter". Längst hat Frankreich erkannt, daß wirtschaftlich die Reparationen für sein Land ein schlechtes Geschäft sind. Letzten Endes wäre es froh, sie loszuwerden, denn Zahlungen von Land zu Land können, das hat sich schon längst herausgestellt, an der Schlußrechnung nur durch Waren erfolgen, und diese Importe aus Deutschland kann Frankreich nicht nur nicht brauchen, sondern sie drücken mit ihrer Konkurrenz auf seinen Binnenmarkt, der sich immer mehr dem Zustand der Krisenmärkte der übrigen europäischen Staaten angleicht. Frankreich macht es aber mit seiner Reparationsforderung wie der kleine Krämer, der seinen Ladenhüter, den er gern los werden möchte, nicht als „Ladenhüter" ausgezeichnet ins Schaufenster stellt, sondern sie als besonders wertvoll bezeichnet, um für sie noch einen möglichst hohen Preis herauszuschlagen, während er am liebsten um jeden Preis mit ihnen räumen möchte, weil sie ihm Platz fortnehmen, den er für neue gute Ware dringend benötigt. So stellt Frankreich auch einen eventuellen Reparationsverzicht als großes Opfer seinerseits hin, um für ihn noch gewisse Vorteile auszuhandeln. Auf wirtschaftlichem Gebiet scheinen solche französischen Erwartungen sich ein mal zu richten auf die Zahlung einer gewissen End summe, durch Verpfändung der Reichsbahn und Aus gabe von Reichsbahnbonds. Abgesehen von dem Wider stand, den ein solcher Plan bei Deutschland finden müßte, scheint er doch der Schwierigkeiten bei der Festsetzung einer in Reichsbahnbonds zahlbaren deutschen Endsumme sowie der Zinsen- und Amortisationsregelung auch von französischer Seite als so groß erkannt zu sein, daß man dieses Projekt schon wieder hat fallen lassen. Ein weite rer Plan, der für die deutsche Volkswirtschaft genau so verhängnisvoll werden könnte wie die Reichsbahnver pfändung, besteht in den Andeutungen, die jetzt als Ver suchsballon in der französischen Presse steigen, daß Frankreich eventuell bereit wäre, eine Anleihe an die Deutsche Reichsbank gegen gewisse politische Sicherheiten zu gewähren. Man erwartet französischer- seibs, daß Deutschland angesichts solcher „Vorteile" nicht nur jede Form eines von den Mächten in Lausanne ab gefaßten politischen Waffen st ill st andes unter zeichnen, sondern auch jede Behinderung für die Entwick lung des internationalen Handels beseitigen würde. Ferner müsse Deutschland in diesem Falle seins Einwände gegen die von Frankreich vorgeschlagene Donaukon föderation fallen lassen. Zu deutlich erkennt man hier die Absicht, und man wird verstimmt. Wieder holt Frankreich seine bekannten „goldenen Kugeln" hervor, um damit unseren wirtschaftlichen Grenzschutz, die einzige Rettung, die uns zum Aufbau einer nationalen Wirtschaft übrigbleibt, zusammenzuschießen, um dann sein^ goldenen Fesseln um unseren Hals zu werfen und uns abzuwürgen. Von Ausländsanleihen haben wir nun gerade, wie man so schön zu sagen Pflegt, „die Nase voll"! Die Donaukonsöderation ist für Deutschland über dies auch außerdem untragbar und würde für den ganzen mitteleuropäischen Wirtschaftsraum keine Rettung, sondern im Gegenteil einen beschleunigten Zusammenbruch be deuten. Genau so unannehmbar ist für Deutschland das andere von Frankreich angebotene Kompensationsobjekt der „politischen Sicherheit". Diese Forderung bedeutet eine Zusammenkoppelung der Reparationsfrage mit der A b r ü st u n g s f r a g e und eine Vernebelung oder Verschiebung des deutschen Anspruchs auf Gleich berechtigung auf dem Gebiet der Rüstungen, die jetzt endlich in Genf durchgesetzt werden muß. Die Forderungen, mit denen Deutschland nach Lau sanne und Genf gekommen ist, sind klar und eindeutig mehrfach von der Reichsregierung festgelegt worden: Reparations st reich ung und Gleichberech tigung. Sie sind keine Handelsobjekte, um die sich schachern läßt, sondern die unerschütterlichen Grundlagen nationaler Selbstbehauptung, aus denen die Reichsregierung beharren muß und wird. Ernste Schwierigkeiten in Lausanne. Verschiebung der Vollkonseren z. Die Sitzung der sechs einladenden Mächte in Ouchy dauerte kaum zehn Minuten. An der Besprechung nahmen die Chefs der sechs einladenden Mächte teil, über die Sitzung wurde ein kurzer amtlicher Bericht aus- gegeben, in dem mitgeteilt wird, daß der Präsident der Reparationskouferenz Macdonald seine Kollegen über die jetzt begonnenen Besprechungen unterrichtet hat. Diese Be sprechungen würden jetzt zwischen den einzelnen Abord nungen fortgesetzt werden. Um diesen Besprechungen die Möglichkeit der Entwicklung zu geben, sei beschlossen worden, die auf Dienstag vormittag einberufcne Voll sitzung der Reparationskonferenz auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Dresden 2640 Dienstag, den 21. Juni 1932. Krilenluft. Neue französische Vorschläge? Ein umfangreicher französischer Plan. Eine Zuständige Unterredung zwischen Herriot und Macdonald in Lausanne, an der der englische und der französische Finanzminister teilnahmen, hat in Konferenzkreisen Aufsehen erregt. Nach französischer Mit teilung soll Herriot einen umfangreich enPlan vor gelegt haben, der die Zustimmung der französischen Ne gierung gefunden hat und der die gesamten politischen und wirtschaftlichen Fragen behandelt. Die Unterredung zwischen Herriot und MacdonalH wird allgemein als Ausgangspunkt für entscheidende Reparations- und Abrüstungsbesprechungen angesehen. Der englische Mini sterpräsident wird den Reichskanzler sofort über seine Unterredung mit Herriot unterrichten. * prwateSesprechimgen-KeineÄndttimg Die Franzosen fordern weiter eine Abschlagzahlung. Die Dreimächtebesprechung im Hotel „Beau Rivage" dauerte über zwei Stunden. Die Unterredungen sind für streng vertraulich erklärt worden. Vereinbarungs gemäß wurde der Presse nichts mitgeteilt. Zunächst wurde in Anwesenheit von Herriot und dem französischen Finanz minister verhandelt. Diese kehrten jLdoch nach einiger Zeit in ihr Hotel zurück, so daß die weiteren Besprechungen allein zwischen den deutschen und englischen Ministern stattfanden. Unmittelbar nach der Sitzung sand im Hotel Savoy eine Sitzung der deutschen Abordnung statt, in der der Reichskanzler und der Ncichsaußenminister die übrigen Herren der deutschen Abordnung über ihre bisherigen Be sprechungen unterrichteten. Aus den privaten Besprechungen ergibt sich, daß die Lage sich n i ch t g e ä n d c r t hat. Die Franzosen beharren auf ihre bisherige Stellungnahme und fordern im Falle einer Streichung der Triüutzahlungen eine deutsche Abschlagzahlung durch Verpfändung von E i s e n b a h n o b l i g a t i o n c n. Auch in der Abrüstungsfrage hält die französische Regierung an ihrer Forderung der lediglich haushalts mäßigen Lösung fest. Die Lage hat sich dÄmit im allge meinen weiter versteift. Die Verhandlungen in der jetzt aufgenommenen Form rein privater Unterredungen zwischen den leitenden Ministern werden in den nächsten Tagen weiter fortgesetzt werden. Eine Sitzung der Kon ferenz soll erst stattfinden, falls sich Möglichkeiten einer Einigung abzeichnen. Herriot will mit den Deutschen erst nach englisch-französischer Einigung verhandeln. Ministerpräsident Herriot erklärte der französischen Presse, daß vorläufig eine Übereinstimmung zwischen der deutschen und der französischen Auffassung nicht bestände. Französischerseits fänden jetzt in erster Linie Verhandlun gen mit der englischen Regierung statt. Sobald eine Übereinstimmung zwischen England und Frankreich her gestellt sei, würden die Beratungen von französischer Seite mit der deutschen Regierung beginnen. Die englische Regierung trete für eine völlige Streichung der Repa rationen ein, der sich jedoch die französische Regierung widersetze, da sie auf Grund der internationalen Schulden regelung einen Anspruch auf einen Überschuß von Zahlun gen von 359 Millionen Goldmark habe, während England nur 66, Italien 35, Belgien 68 Millionen Goldmark be anspruchen könnten. Hieraus ergebe sich eindeutig, daß Frankreich an der endgültigen Schulden rege- lung bei weitem am meisten interessiert sei. * Völlige Ergebnislosigkeit! Die privaten Besprechungen in Lausanne Nach Mitteilung von unterrichteter Seite sind in den pri vaten Besprechungen die Gegensätze in der Tributfrags in aller Schärfe zutage getreten. Tie Verhandlungen sind völlig ergebnislos gewesen. Herriot hat MacDonald mit- geteilt, daß Frankreich auf einer Beibehaltung der Repa rationen bestehen müsse, wenn es auch eine wesentliche Her absetzung und Hinausschiebung der Reparationszahlungen ohne jede neue förmliche Anerkennung zuzugcstehen bereit sei. Tie englische Regierung vertritt dagegen wie bisher den Standpunkt der unbedingten Notwendigkeit einer voll ständigen Streichung der Reparationen als Voraussetzung für die Überwindung der Wirtschaftskrise und ersten Schritt für dieGesamtlösung der internaiionalen Schulden frage. Entgegen der völlig übereinstimmenden Haltung Englands, Italiens und Deutschlands hält Frankreich den noch am Tributsvstem fest. Deutscherseits wendet man sich besonders dagegen, die Tributfrage in der jetzigen außerordentlich ernsten Lage der Weltwirtschaft als eine reine finanzielle Frage zu