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MdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Ng7n^5m »lebtstörungen besteh! Kern Anspruch aus Lsejerunp der Heilung oder Kürzung der Bezug-preges?- Rück Endung erngejanüter Echriststürüe erfolg! nur, wenn Porto b-Megt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Naumzeile 20 Npfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Neich« Pfennige, die 3 gespaltene Sieklamezeile im textlichen Teile 1 NMK. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vor- geschriebeneSrscheinungs. « tage und Blatzvorfchristen ; werden nach Möglichkeit AM» v berücksichtigt. Anzeigen- annahmebisvorm.IVLlbr. Für die Richtigkeit der 7 durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Wieder Radattanfpruch erlischt, wenn der Betrag durch t Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Nr. 124 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 30. Mai 1932 MH Geschichte und Geographie." Selbstverständlich haben es die chauvinistischen Zeitungen m Frankreich höchst übel vermerkt, daß der» neue österreichische Bundeskanzler Dr. Dollfutz dem Reichskanzler Dr. Brüning ein Begrützungstelegramm geschickt hat. Tas ist übrigens bisher immer geschehen, wenn in Österreich oder' Deutschland ein Regierungs wechsel stattfand. Der „Demps" produzierte natürlich sofort einige bissige Bemerkungen, als nun auch Dr. Doll fuß an diesem Gebrauch sesthielt und damit dartun wollte, daß Österreich trotz seiner fürchterlichen Finanz- und Währungsnot doch nicht die allerletzten Rechte seiner politischen Selbständigkeit auf- tv geben willens ist. Eine spätere Zeit wird wohl den Kopf schütteln über dieses hartnäckige Widerstreben Frankreichs gegen ein Zusammengehen der beiden rein deutschen Länder Österreich und Deutschland; auch die anderen Nachfolge staaten" passen ja eifersüchtig auf, daß dem Verbot des Zusammenschlusses nicht irgendwie zuwidergehandelt wird. Bei dieser „weltpolitischen" Frage muß man sich — von allem anderen abgesehen — doch auch einmal vor Uugen halten, daß es sich hier um ganze 6,5 Millionen Deutscher handelt, die nun mit aller Gewalt von den 65 Millionen Deutscher im Reich ferngehalten werden sollen Und nur um ein Sechstel seiner Bodenfläche würde das geeinte deutsche Reich größer werden, wenn Öster reich wieder zu uns kommen würde, nachdem es 1918 den veraeblicben Versuch dazu gemacht hatte. ^"ue Bundeskanzler Dr. Dollfuß, dessen parla- menwi-iscke Grundlage im Nationalrat nur aus der Rechten und den Christlich-Sozialen besteht, während die großdeutsche Gruppe Dr. Schobers im Kabinett nicht ver treten ist. hat aber in seiner Regierungserklärung noch erEv L-cyrttl werter getan. Österreich habe im Februar an die europäischen Großmächte einen dringenden Hilfe ruf abgesandt, der eine unmittelbare wirtschaftspolitische Unterstützung des Donaustaates verlangte. Der einzige Staat, der mit einem solchen Vorschlag unmittelbarster Hilfeleistung — durch weitgehende Zollbegünstigung — sofort an die Wiener Regierung herantrat, war Deutsch land, während Herr Tardieu plötzlich mit seiner Idee einer künftigen Donaukonföderation die Welt überraschte. Bekanntlich ist ^s diesem Plan bisher überhaupt nichts geworden, so wenig wie bisher auch aus der finanziellen Hilfeleistung für Österreich. Auch jetzt wieder hat darum der neue Bundeskanzler erklärt, in kürzester Frist zu einer „einschneidenden Selbsthilfe" greifen zu müssen — also zu einer Zahlungseinstellung für den Zinsendienst der ausländischen Anleihen und Kredite Österreichs — wenn die Wiener Regierung nicht zu einer gütlichen Einigung mit diesen Auslandsgläubigern gelangen könne. Dieses Transfer-Moratorium ist schon vor einigen Tagen ange kündigt worden. Allerdings beginnt gerade eine beson dere Kommission des Völkerbundes jetzt mit der Ver handlung über die österreichische Finanzkatastrophe, aber nirgends ist der Schritt von Verhandlungen zu Be schlüssen oder gar Taten so groß und so — schwer wie M Genf. Hinzukommt außerdem noch, daß die bevor stehende Lausanner Konferenz einen halb willkommenen Grund für die Vertagung aller .Rebenfragen" hergebeu kann. Trotz dieser furchtbaren Situation, die Österreich zum Bittsteller vor dem Völkerbund, also vor allem Frankreich gegenüber macht, hat der Bundeskanzler Dr. Dollfuß in seiner Regierungserklärung den Satz zu sprechen „gewagt", Vic Welt „werde es verstehen, daß Österreich sich als selbständiger deutscher Staat, bedingt durchBlut,GeschichteundGeographie,der engsten Verbundenheit und Freundschaft mit Deutschland bewußt sei, die berechtige und verpflichte". Möglicher weise wird diese Erklärung dem neuen Bundeskanzler in Paris noch mehr verübelt werden als sein Begrüßungs- tclegramm an den deutschen Reichskanzler. Daß Deutsch land selbst alles in seinen Kräften Stehende tun wird, um Österreich in seinen Schwierigkeiten zu helfen, — da zu „verpflichtet uns Blut, Geschichte und Geographie". Brüning über die Arbeitsbeschaffung. Das Jahresbanlett des Vereins der ausländischen Presse in Berlin. Der Verein der ausländischen Presse in Berlin veranstaltete sein Jahresbankett, zu dem außer den Vertretern der internationalen Presse zahlreiche hohe Diplomaten und Vertreter der Reichsregierung und der Behörden erschienen waren. Der Vorsitzende, MaxBlokzyl, brachte zu Beginn seiner Begrüßungsansprache Hochs auf den Reichspräsi denten und dre Staatsoberhäupter der bei dem Bankett vertretenen Rationen aus. Blokzyl wandte sich dann an den Reichskanzler, dem er besonderen Dank für sein Er scheinen aussprach. Das Amt eines deutschen Reichs kanzlers sei in diesen Zeiten Wohl eines der schwersten und undankbarsten. Aber die Kritiker -mögen bedenken, daß der große Wilhelm Busch, dessen 100. Geburtstag die Welt soeben gefeiert habe, beute ganz sllüer aedickttLl WmlrMitt der ReWkMW. Berlin. Beim heutigen Empfang beim Reichs präsidenten hat der Reichskanzler Dr. Brüning den Gesamtrücktritt der Reichsregierung überreicht. Der Reichspräsident hat das Rücktrittsgesuch angenommen Hin-enLurg in Berlin. Der Reichspräsident empfängt den Kanzler. Der Reichspräsident von Hindenburg traf am Sonntag morgen mit dem fahrplanmäßigen Zuge wieder in Berlin ein. Er begab sich sofort in das Neichspräsi- dentcnpalais. Um 11 Uhr empfing er den Reichskanzler zu einer Aussprache über die gesamtpolitische Hindenburg wieder in Berlin. Lage. Die Aussprache fand nnter vier Augen statt. Sie wird am Montag um 12 Uhr fortgesetzt werden. Die amtliche Mitteilung über die Aussprach« Hindenburg—Brüning. über die Unterredung zwischen dem Reichspräsidenten und dem Reichskanzler wurde lediglich folgende amtliche Mitteilung veröffentlicht: „Reichspräsident von Hindenburg empfing Reichskanzler Dr. Brüning zum Vortrag über die gesamte politische Lage. Der Vortrag wird Montag 12 Uhr sortgoesetzt." Die parlamentarischen Arbeiten der Woche. Die parlamentarischen Arbeiten im Reichstag wie im Preußijchen Landtag nehmen ihren Fort gang. Am Dien/mg treten der Haushalts- und der Steuerausschutz des Reichstags zusammen. Am Abend findet dann die mit Spannung erwartete Zusammenkunft des Ältestenrats statt, in der die Frage der Wieder einberufung des Reichstags ausgiebig er örtert werden wird. Ob der Reichstag zu dem von dem Präsidenten seinerzeit in Aussicht genommenen Termin des 6. Juni, für den sich die Oppositionsparteien mit aller Entschiedenheit einsetzen werden, einberufen wird, steht noch dahin. Im Sozialpolitischen Ausschuß wird am Mittwoch die Kleinrentnerfürsorge behandelt werden. Dem Ausschuß für Kriegsbeschädigtenfragen liegen weit über 100 Eingaben znr Erledigung vor, die in drei Sitzungen beraten werden sollen. Auch die Aus schüsse des Reichsrats werden im Laufe der Woche die Vorberatung des neuen Reichshaushalts aufnehmen. Die nächste, dritte Vollsitzung des Preußischen Landtags findet am Mittwoch um 14 Uhr statt. Vor her wird der Ältestenrat noch einmal die Saalschlacht behandeln und sich darüber schlüssig werden, in welcher Form die in Aussicht genommenen Vorbeugungs- undSchutzmaßnahmen für die Zukunft zu treffen sind. Zur Sicherung der Ordnung im Gebäude des Preußischen Landtags hat der neue Landtagsprästdent Kerrl eine Reihe von Anordnungen getroffen, die für die Zeit vom Mittwoch bis Sonnabend nächster Woche Gel tung haben sollen. Für diese Tage erhalten Personen, die ohne Landtagsausweis sind und Abgeordnete sprechen Wollen, keinen Eintritt in den Landtag. Die Abgeordneten sind gebeten worden, in dieser Zeit Besucher nicht einzu führen. An sämtlichen Eingängen wird im übrigen strengste Kontrolle durchgeftthrt werden. * Sie Notverordnung noch nicht fertig. Entgegen der allgemeine» Erwartung fand am Sonn abend keine Kabinettssitzung statt. Die Be ratungen über die Notverordnung wurden nicht ab geschlossen. Sie sollen erst nach der Besprechung des Reichspräsidenten mit D r. Brüning fortgesetzt werderr. haben würde: „Kanzler stürzen ist nicht schwer, 'Kanzler sein dagegen sehr!" Nuntius Orsenigo als Doyen des Diplomatischen Korps, der darauf das Wort ergriff, stellte fest, daß seit langem aus allen noch so ehrlichen Bestrebungen der Politiker und Diplomaten, das Völkerleben in seinen normalen Rhythmus zu bringen, eine verhängnisvolle Unfruchtbarkeit laste, weil es an der Atmosphäre internationalen Wohlwollens fehle, d. h. an jener Liebe unter den Völkern, die sehr wohl neben einer aufrichtigen Vaterlandsliebe bestehen könne. In diesem Zusammenhang richtete der Nuntius an die internationale Presse einen starken Appell, einen „Kreuzzug" im Dienste des internationalen Wohlwollens zu führen, den die gegenwärtige Stunde verlanae. damit vie Rationen lernen, sich mehr zu achten, um sich besser zu verstehen, sich mehr zu lieben, um sich dann gegenseitig zu helfen. Reichskanzler Dr. Brüning nahm hierauf das Wort. Er führte u. a. aus: Ich bin Ihrer freundlichen Einladung als Außenminister gefolgt, möchte aber diesmal nicht zu den Problemen der Außenpolitik, über die ich jüngst ausführlich gesprochen habe, sondern als Reichskanzler zu innendeutschen Problemen Stellung nehmen. Das funda mentale Problem, das uns — fast wörtlicki genommen — Tag und Nacht beschäftigt, ist das Problem der Arbeitslosen. Eine neue Plage der Menschheit, akut in der ganzen Wett, aber von einer geradezu unheimlich drückenden Schwere in Deutschland. 6 000 000 Arbeitslose, deren Geschick die gleiche Anzahl von Angehörigen trifft, also rund ein Fünftel unseres Volkes! Unter diesen sechs Millionen Arbeitslosen zwei Millionen, also ein Drittel unter 25 Jahren. Von diesen zwei Millionen ist eine Million unter 21 Jahren. Eine Million junger Menschen also, die das Leben vor sich haben, ohne eine Arbeitsstätte zu finden; Menschen, denen sich in dem Augenblick, wo sie der Kindheit entwachsen, denk- und handlungsfähig sind, keine Arbeitsstätte bietet, und denen sich in ihrem Lebens lauf unüberschreitbares Hindernis entgegenstellt. Nicht die Nahrungsmittel sind es, die fehlen. Im Gegenteil: Die Inangriffnahme der Urbarmachung immer weiterer, immer größerer Strecken bisher un bebauten Landes, die gewaltigen Fortschritte der Chemi« und der Technik sind eine Gewähr dafür, daß die Menschheit auch bei rapidem Wachstum nicht Not zu leiden brauchte. Es ist ja bekannt, daß die Rohstoffländer nicht wissen, wo sie mit ihren sonstigen Naturerzeugnissen hin sollen. Sie ersticken im Überfluß hieran, da die mangelnde Kauf- und Konsumkraft anderer Teile des Erdballs auch zu unwahrscheinlich niedrigen Preisen nicht in der Lage ist, sie aufzunehmen. Ebenso wichtig ist neben der Frage der NahrungS- MrsorgMg die Frage der Arbeitsbeschaffung und deS