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ANMWAßÄW Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Das .Wilsdruffer Tageblatt» erscheintan allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,- RM. frei Haus, bei Poftbeftellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 1v Apjg. Alle Postanstuten, Post boten und unicre Aus« ec träger und «i.«lchäft»fteUen nehmen zu i-d°-Zen Be. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend ftellungen entgegen. Im Falle höherer EewaU, - Krieg oder sonstiger Be- triebsstärungen besteht kein Anspruch aus L>esciung de- Leitung oder Kürzung Les Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. Mittwoch, den 27. April 1932 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff k wo-und PIatzvorschrifte» annahmedisvorm.lvUhe - U berücksichtigt. Anzeigen» durch Fernruf üb«mi..°,.„ Anzeigen üdern. wir keine Garantie. Jeder Aadc.tanipruck erlisUwenu d« r".r°g'durck - «lag- -ingez.gen werden muft oder der Auflraggebe. in Konkurs gerät. ° Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauvtmannschaft Meiken des Amt^. gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossenbe^ ME. Nr. 98 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Fernöstliches Gekrisel. Ganz unbarmherzige Witze macht doch die Welt geschichte! Allerdings ist es schon bald elf Jahre Her, seit der Chinese Wellington Koo an der Spitze der Völker bundkommission stand, die Oberschlesien zerschnitten hat. Jetzt ist demselben Herrn, der damals über deutsches Land entschied, die weniger angenehme Ausgabe zuleit geworden, als Mitglied wiederum emer Vötterbund- kommission ein Stück der eigenen Heimat schützen zu wollen: die Mandschurei. Da haben ihm die Japaner zunächst einmal den Sekretär verhaftet, ließen ihn dann aus Drängen der Kommission frei, expedierten ihn aber aus der Mandschurei hinaus. Sie benehmen sich über haupt recht unfreundlich Herrn Wellington Koo gegenüber. Er wird genau überwacht, und wer sich von seinen Lands leuten mit Beschwerden über die japanischen Regierungs methoden in der Mandschurei zu ihr wagt, der wird von den Japanern genau kontrolliert, meist einsacherweise gleich verhaftet. Herr Koo hat sich — nicht zu Unrecht — darüber bei der Völkerbundkommission beschwert, aber nun bekommt er sehr nachträglich so etwas Ähnliches zu spüren, wie es einst die Behandlung der deutschen Ab- stimmungs- und Grenzziehungskommission in Ober schlesien gewesen ist. Einen noch tolleren Witz würde die Welt geschichte sich allerdings damit leisten, wenn etwa gerade jetzt, da die Völkerbundkommission in der Mandschurei „Feststellungen macht" — soweit die Japaner das zu lassen! —, der unter der Decke schwelende Konflikt zwischen Japan und Rußland an der man dschurischen Nordgrenze zu Hellen Flammen auflodern würde. Daß es ^dort schon mehr als brenzlich riecht, erhellt am besten aus der urplötzlichen Abreife des russischen Außenministers" Litwinow aus Genf, der bestimmt nicht bloß nach Moskau fuhr, um dort an einem — Gewerkschaftskongreß teilzunehmen. Man stelle sich-die Situation im Fernen Osten einmal in Umrissen vor: hier die Großmacht Japan, entschlossen, feine Mandschureipolitik bis mindestens zur sibiri schen Grenze zu tragen, also über die ostchinesische Bahn hinweg; diese ist der russische Schienenweg nach Wladiwostok, dem einzigen Hafen Sibiriens. Ist auch er ein Ziel des japanischen Vorgehens? Dann die Groß macht Rußland, die sicherlich langsam, aber stetig Truppen zum Schutz seiner Grenzen zusammengezogen hat. Weiter der „Staat" Mandschurei, dieses japanische Puppen theater, und im Hintergrund China. Zwischen all dem Banden oder Truppenkontingente, teils „Weiße" Scharen von Russen, die gegen das Sowjetregime kämpfen, teils sowjetrussische Freischäler, die vielleicht auch mit den chinesischen, den neuen Staat bekämpfenden Truppen ein gemeinsames Spiel treiben. Die sowjetrussischen Ange stellten der Bahn werden von den Japanern in Scharen verhaftet — kurzum, im Fernen Osten brodelt ein ganz lebhafter Hexenkessel, in dessen Mitte die arme, schlecht behandelte Völkerbundkommission steckt. Sehr Wohl zumute mag ihr dabei kaum sein! Trotzdem will sie sich in eiserner Pflichttreue nun auch noch gar in die Rordmandschurei begeben, läßt vorsichtigerweise aber ihre chinesischen Mitglieder in Mulden zurück. Dort mag Herr Wellington Koo ein wenig Lebensweisheit des Konfutse rekapitulieren und über die Vergänglichkeit irdischer Größe als Völkerbundkommissar nachdenken. Selbstverständlich für beide Seiten, für Rußland wie für Japan ist es, daß immer die Schuld, die „Provozie rung" bei dem andern liegt. Jeder von ihnen behauptet, daß der andere sich Übergriffe leiste, die eine Verteidigung notwendig machen. Daß Japan in und wegen der Mandschurei aus den ganzen Völkerbund einschließlich seiner dortigen Kommission laut und gellend pfeift, hat sich nun schon in der ganzen Welt herum gesprochen. Die Soldaten des Mikado sind aber für Rußland denn doch andere Gegner als die Chinesen, die einst mit der Moskauer Regierung auch wegen der ost- chinesischen Bahn einen Konflikt hatten. Das bekam ihnen damals sehr übel. Jetzt sind sie gewissermaßen mit den Russen gut Freund oder heimlich verbündet. Und mancher Wasfentransport mag von Norden her über die Grenze gehen, um im Kampf gegen die Japaner Verwendung zu finden. Geschehen in einem Augenblick, da sich ein Unter ausschuß der Genfer Konferenz höchst ernsthaft mit der Notwendigkeit einer „moralischen Abrüstung" der Völker beschäftigt! Groener bei Hindenburg. über einen etwa zweistündigen Besuch des Neichs- innenministers Groener beim Reichspräsidenten wird fol gende amtliche Mitteilung ausgegeben: „Der Reichspräsi dent empfing den Reichsminister Groener zum Vortrag." Von gut unterrichteter Seite erfahren wir dazu, daß Reichsminister Groener sich gegenüber den aus gesprochenen Wünschen des Reichspräsidenten, daß ast- Sonderorganisationen der Parteien mit militärähnlst' Charakter gleichmäßig behandelt werden müssen, na — Mess Wut der EliWdungMWs Sie Einladung nach Lausanne. Vorher noch großes Ministertreffen in Genf. Der englische Botschafter in Berlin hat der Neichs- regicrung eine Note überreicht, in der die englische Regie rung anfragt, ob Deutschland mit dem Beginn der Lau sanner Konferenz am 16. Iuni einverstanden sei. Eine gleichlautende Note ist in Paris, Rom, Tokio und Brüssel überreicht worden. Die Reichsregierung wird sich sowohl mit dem Zeitpunkt als auch mit dem Ort der Konferenz einverstanden erklären. In Genf hat eine längere vertrauliche Zusammen kunft zwischen MacDonald, Reichskanzler Brüning und Staatssekretär Stimson stattgefunden. In der Unterredung sollen die drei Minister übereingekommen sein, Tardieu und Grandi zu ersuchen, an den weiteren Besprechungen teilzunehmen. Es erscheint unter diesen Umständen fraglich, ob die ursprünglich vor gesehene Abreise des Reichskanzlers am Mittwoch tatsächlich stattfinden wird. Man erwartet nunmehr die Mitteilung, ob Tardieu und Grandiin den nächsten Tagen nach Genf zurückkehren werden. Was sind schivere AaMswaffen? Die Begriffsbestimmungen des Versailler Vertrages. Der Hauptausschutz der Abrüstungskonfe renz hat den VorfchlaK 1>es Präsidiums angenommen, nach dem die drei technischen Ausschüsse für die Land-, See- und Luftfragen die Begriffsbestim mung von Angriffs waffsn behandeln sollen. Die drei Ausschüsse werden entscheiden müssen, welche Waffengattungen ausgesprochenen Angrisfscharakter tragen, für die Zivilbevölkerung in besonderem Maße bedrohlich sind oder eine besondere Gefährdung der Landesverteidigung bedeuten. Die Ausschüsse haben so dann dem Haupmusschntz ihre Vorschläge zu unterbreiten. Die Verhandlungen des Hauptausschusses werden vorläufig voraussichtlich für zwei bis drei Wochen unterbrochen. Die noch offenen großen Streitfragen, vor allen Dingen die Gleichberechtigung, soll jetzt möglichst in diplomatischen Verhandlungen geklärt werden. Oer Standpunkt der deutschen Delegierten. Zu den Ausschußverhandlungen der Abrüstungskon ferenz über die großen Angrifsswaffen wird auf den t- scher Seite der Standpunkt vertreten, daß für die Be griffsbestimmung die Waffenverbote des Versailler Vertrages maßgebend sein müssen. Die hervorragendsten Sachverständigen der Alliierten selbst haben auf der Versailler Konferenz die Tanks, schwereGefchützc, die Flug massen, Untersee boote, Großkampfschiffe sowie die Gase und bakteriologischen Kriegsmittel schon als Angriffs- wafsen gekennzeichnet, indem sie sie den Entwafsnungs- bestimmungcn des Versailler Vertrages zugrunde legten. Abrüstung und Weltwirtschaftskrise. Stimson vermittelt in der Abrüstungsfrage. über die erste gemeinsame Zusammenkunft zwischen Macdonald, Stimson und Brüning in der Villa des amerikanischen Staatssekretärs ist von englischer Seite eine halbamtliche Mitteilung verbreitet worden, der- zufolge die Abrüstungsfrage behandelt worden und der Inhalt der Unterredung dem französischen Ministerprä sidenten Tardieu und dem italienischen Außenminister Grandi übermittelt worden ist. über den Inhalt der streng geheim gehaltenen Unterredung wird bekannt: Stimson erklärte mit großem Nachdruck, daß die Ab rüstungskonferenz zu einen, erfolgreichen Ausgang nur dann gelangen könne, wenn die deutsche und die fran zösische Regierung zu einer Übereinstimmung in den grundsätzlichen Aürüstungsfrageu gelangen. glebig gezeigt hat. Eine entsprechende Entschließung des Reichspräsidenten wird allerdings erst erfolgen, wenn der Reichskanzler selbst wieder nach Berlin zurück gekehrt ist. Es steht dann zu erwarten, daß die Verordnung des Reichspräsidenten über das SA.-Verbot eine Ergänzung findet, in der der Reichsregierung eine gleichmäßige Be handlung derartiger Organisationen zur Pflicht gemacht und in der sie wahrscheinlich weiterhin aufgefordert wird, eine sorgfältige Überwachung noch bestehender Verbände durchzuführen. Mit einem Verbot des Reichsbanners als solchem dürste nicht zu rechnen sein. Den gleichen Standpunkt hat der englische Minister- Präsident Macdonald eingenommen. Es müsstn jetzt praktische Methoden gefunden werden, um so schnell wie möglich zu wirklichen Ergebnissen zu gelangen. In der Unterredung soll Stimson weitgehende Mit wirkung und Hilfe zur Überwindung der Gegensätze an- geboten ftnd sich für die Vermittlung zur Ver fügung gestellt haben, da die Überbrückung der europäischen Gegensätze in der Abrüstungsfrage von ent scheidender Bedeutung für die Überwindung der Weltwirt schaftskrise sei. Aus diesem Grunde seien die Vereinigten Staaten bereit, mit allen Kräften an der Lösung des euro päischen Abrüftungsproblems mitzuwirken. Brüning wird über den deutschen Abrüstungsstandpunkt sprechen. Nach französischer Darstellung soll Reichskanzler Brü ning in der gemeinsamen Unterredung mit Macdonald und Stimson erklärt haben, er sei bereit, den grundsätz lichen deutschen Standpunkt in der Abrüstungsfrage in aller Öffentlichkeit und in allen Einzelheiten in Gegen wart des französischen Ministerpräsidenten Tardieu dar zulegen, halte es jedoch für richtig, daß auch die Aussprache über den grundsätzlichen Standpunkt der beiden Regierun gen in der Abrüstungsfrage bei Anwesenheit Tardieus stattfindet. Stimson soll nach dem Abschluß der heutigen Unter redung Tardieu telephonisch dringend ersucht haben, zu einer gemeinsamen Besprechung nach Genf zurückzulehren. Tardieu hat, wie nunmehr mitgeteilt wird, sein Eintreffen für Freitag in Aussicht gestellt. Deutscher Anirag zur Floitenabrüstung. - Die deutsche Abordnung hat im Flottcnausschuß der Ab rüstungskonferenz den Antrag Angebracht, folgende Gattungen der Seerüstung eis Angrifsswaffen zu erklären: Linienschiffe über 10 000 Tonnen, Geschütze über 280 Milli meter, Flugzeugmutterschiffe, Unterseeboote und sämtliche chemischen und bakteriologischen Kampfmittel. * Deutsche amtliche Mitteilung über die Llnterredung Brüning-Stimson-MacdonaW. Von zuständiger deutscher Stelle wird folgende halb amtliche Mitteilung über die Zusammenkunft des Reichs kanzlers Brüning mit dem englischen Ministerpräsidenten Macdonald und dem amerikanischen Staatssekretär Stimson veröffentlicht: „Im Laufe des Vormittags hatten der deutsche Reichskanzler Dr. Brüning, der vom Staatssekretär von Bülow begleitet war, und der englische Minister präsident Macdonald eine Unterredung mit dem amerikanischen Staatssekretär Stimson, der auf amerikanischer Seite die beiden Vertreter auf der Ab rüstungskonferenz, Hugh Gibson und Norman Davis, beiwohnten. Gemäß der Verlautbarung, die auf Grund gemeinsamer Vereinbarungen von britischer Seite erfolgte, ist diese Unterredung die Fortsetzung der bisherigen Be sprechungen, die in der vergangenen Woche zwischen dem amerikanischen Staatssekretär Stimson und den übrigen Beteiligten, insbesondere dem Reichskanzler Brüning, gepflogen wurden. Der heutige Meinungsaustausch galt einigen wichtigen Punkten der Äbrüstungsfrage. Die Be- sprechung wird nach der am Freitag erfolgenden Rück kehr des französischen Ministerpräsidenten Tardieu nach Genf fortgesetzt. Demgemäß hat der deutsche Reichs kanzler Dr. Brüning seine eigentlich schon für Mittwoch beabsichtigt» Rückreise nach dieser Besprechung in Aus- sicht genommen." Von feiten der englischen Abordnung ist gleichfalls eine Mitteilung über die Unterredung zwischen Macdonald, Stim son und Brüning veröffentlicht worden, in der hervorgehoben wird, daß in der Unterredung zwischen den drei leitenden Staatsmännern einige Punkte der Abrüstungsfrage erörtert worden sind. Ministerpräsident Macdonald sei gebeten worden, an den weiteren Besprechungen teilzunehmen. Reichskanzler Brüning, der die Absicht gehabt habe, am Mittwoch abzureisen, habe daraufhin seine Abreise verschoben. Macdonald beab sichtigt vorläufig, am Sonnabend zu reisen. In den weiteren Besprechungen wird über diejenigen Punkte verhandelt werden, die bereits in der ersten Besprechung erörtert worden seien. Vor Ginsöhrang i>er 40-Stuoden-Woche. Nach verläßlichen Informationen wird zur Zeit im Reichsarbeitsministcrium der Entwurf einer Notverord nung ausgearbeitet, durch die die 40-Stunden- Woche für bestimmte Gewerbezweige ein- qeführt wird. Der Entwurf soll bereits am 28. einer Be- sprechung in den Ländermiuistcrien unterzogen werden. Die Verordnung zerfällt in zwe^ Gruppen, von denen hie erste die Gewerbezweige umfass bei denen in Zn-