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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die ^andwirkschaff, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter ««"SL^SiL W-»-»'»°NkarW>I-»r»ffu.Umg°«md F-rns»r-»-r, Amt Wilsdruff -Lr. ff ' Krieg oder sonstiger D-. Xi I 11/ annahmebisoorm.IVUbr. Für die Rickligkeil der gen besteht Lein Rnixrum au, l^eler^ oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung >.1 i l/- durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir deine Warantie. Jeder Radattantpruci erlischt, wenn der Betrag durch -inge>°ndt°- vchriflstücke ersolgt nur, wenn Porto beilicgt. Klage -ing-zog-n werden muß oder Ler Auftraggeber in Konkurs gcröt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 101 — 91. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Sonnabend, den 30. April 193A Postscheck: Dresden 2640 Rese Wer MeWD ii 14 Aßest Sas viellMstMene Panzerschiff. Deutschland verteidigt sein Verteidigungsschiff in Genf. Im Flottenausschuß der Abrüstungs konferenz gab Staatssekretär z. D. von Rhein- baben eine grundsätzliche Erklärung über die bisherige Flottenpotitik Deutschlands ab, in der er mit großer Ent schied,enheit den insbesondere auf französischer Seite gegen das Panzerschiff „Deutschland" erhobenen Vor würfen entgegentrat und den reinen Verteidigungs charakter des Schiffes hervorhob. Er wies daraus hin, daß in den bisherigen Verhandlungen, besonders auch von Tardieu, auf das neue deutsche Kriegsschiff, den sogenannten T a s ch e n k r e u z e r, angespielt worden sei. Es sei der Vorwurf erhoben worden, daß gerade dieses Schiss wie kein anderes die Eigenschaften einer An griff sw affe verkörpern solle. Die deutsche Ab ordnung sei den Vertretern Frankreichs ganz besonders dankbar, daß sie auf diese Weise Gelegenheit gäben, vor aller Öffentlichkeit die Märchen, die um dieses Schiss entstanden seien, zu widerlegen. Von Rheiubaben führte als Marinesachverständiger den Nachweis, daß das neue deutsche Panzerschiff keines wegs einen besonderen Angriffscharakter trage, sondern lediglich ein ausgesprochenes Verteidigungsmittel des deutschen Volkes sei. Dem deutschen Kreuzer würde besonders seine Geschwindigkeit vorgeworfen, obwohl gerade die Geschwindigkeit in erster Linie eine Ver teidigungswaffe sei, um sich damit den Angriffen der weit überlegenen Großschiffe entziehen zu können. Ein Land wie Deutschland, das in der Zahl seiner Kriegs schiffe äußerst beschränkt ist, habe nur Nutzen von einem Schiff, das sich möglichst lange aus'See halten kann. Der grüßte Vorwurf Hei jedoch, daß der Bau des Schiffes außerordentliche Geldsummen verschlungen habe. Wenn ein Land wie Deutschland ge zwungen sei, einem Schiff von lOOOO Tonnen einen ge wissen Kampfwert zu geben, dann müsse ein solches Schiff nur ans allerbestem Material gebaut werden. , Hohe Kosten seien daher unvermeidlich. Zum Schluß seiner Ausführungen stellte Freiherr von Rheinbaben mit großem Nachdruck fest, daß das deutsche Panzerschiff halb so teuer sei als die dreimal so großen Kampsschiffe der anderen Mächte. Wenn die übrigen Mächte zum Bau solcher Schiffe wie die „Deutsch land" übergehen würden, würden die Steuerzahler dieser Länder die größte Freude empfinden. Trotz der hohen Kosten erfülle jeden Deutschen ein gewisser Stolz, daß es Deutschland gelungen sei, ein brauchbares Ver- teidigungsinstrument geschaffen zu haben. Deutschland sei bereit, auch dieses Schiss auf dem Altar der Abrüstung zu opfern, jedoch nur unter der Bedingung, daß auch die anderen Seemächte sich bereit fänden, das gleiche mit ihren Grotz- kampfschisfen zu tun. Deutschland sei bereit, sogar unter die für Deutschland im Versailler Vertrag festgesetzte Grenze zu gehen, wenn sämtliche übrigen Mächte sich den gleichen Bedingungen unterwürfen. Die Ausführungen Rheinbabens fanden in den Kreisen des Ausschusses größtes Interesse und Aufmerk samkeit, und besonders in angelsächsischen Kreisen eine weitgehende Anerkennung. Attgememer Bushmch. Genfer Abgesang. Nach der Absage Tardieus haben in Genf die dort weilenden Vertreter der Großmächte, also Dr. B r ü n i n g, M a c d o n a l d, S t i m s o n und Grandi, noch einige Besprechungen gehabt; dann erfolgte der all gemeine Aufbruch. S1 imson, der amerikanische Staats sekretär, ist nach der Riviera abgereist, von wo aus er nach einigen Tagen die Rückfahrt nach Amerika antreten wird. Das Gerücht, er werde sich an der Riviera noch längere Zeit aufhalten, um an der für Mitte Mai vorgesehenen neuen Zusammenkunft der europäischen Staatsmänner teilzunehmen, ist rasch wieder verstummt. Inzwischen werden in Genf selbst die Unterkommissionen ihre Arbeiten in der gewohnten Weise fortsetzen, ohne daß es dabei in absehbarer Zeit zu einem Ergebnis kommen wird, das die erneute Anwesenheit der Ministerpräsidenten und Außenminister in Genf verlangt. Außerdem wird man sehr bald in die P f i n g st f e r i e n gehen. Sehr schars sind die Ausführungen der amerikanischen halbamtlichen Presse über die Vorkommnisse in Genf, namentlich über das Ausbleiben Tardieus. Man wendet sich auch dagegen, daß Frankreich immer wieder auf der Konferenz seine Sicherheitsforderungenin den Vordergrund stellt und glaubt, aus diesem sranzöfi schen Verhalten heraus schon jetzt mit einem Versacken oder Scheitern der Konferenz rechnen zu müssen. Diese Ansicht sindet eine gewisse Stütze darin, daß die franzö sische Rechtspresse sich sogar gegen einen Anschluß Frank reichs an das Londoner Marineabkommen von 1931 aus- sprichl und das Drängen Macdonalds verurteilt, der eine baldige Sonderkonferenz der Großmächte wegen der Ab- rüstungssrage bereits für Mitte Mai verlangt hat. Auf englisch-amerikanischer Seite melden sich immer lautere Stimmen, die die Abrüstungskonferenz überhaupt als schlecht vorbereitet erklären, ein Urteil, das man Wohl schon heute auch auf die für den 16. Juni vor gesehene Reparationskonferenz übertragen kann. Für die weitere Entwicklung beider Fragen, sowohl der Abrüstung wie der Reparationen, wird das Ergebnis der französischen Wahlen entscheidend sein. * Neue Genfer Besprechungen in 14 Tagen? Eine Verlautbarung der englischen Abordnung. Von feiten der englischen Abordnung in Genf wird folgende amtliche Presscmitteilung ausgegeben: „Bei einer Besprechung, die in der Villa Bessinge des amerikanischen Staatssekretärs Stimson zwischen den Hauptvcrtretcrn der Großmächte, Paul-Vvncour-Franlreich, Macdonald-Eng land, Rossi-Italien, Nadolny-Deutschland, Stimson-Vcr- cinigte Staaten abgehalten wurde und die von Macdonald präsidiert wurde, kam mit überein, daß es dringend nötig sei, die Gespräche, die mit Aussicht auf guten Erfolg zwi schen den Führern dieser Abordnungen geführt worden sind und die glücklicherweise durch die Unmöglichkeit für Tar dieu, jetzt nach Genf zu kommen, unterbrochen worden sind, so schnell wie möglich wieder aufzunehmen. Es ist vor gesehen, daß diese Wiederaufnahme innerhalb von vierzehn Tagen stattfindet. Das genaue Datum wird in ein oder zwei Tagen festgesetzt werden." Im Kreise um die Wahlen. Politik in Hemdsärmeln — Schönheitsfehler bei der Tarif- scnkung — Nach der Wahlschlacht. Im Resrain eines alten Berliner Couplets heißt es: „Das Gas erlischt, 's war wieder nischt!" Gewiß mag in Gens eine ganze Menge losgewesen sein, denn schließ lich sind die Herren Außenminister doch nicht zu ihrem Vergnügen dorthingesahren, am wenigsten Macdonald, da schon sein Außenminister in Gens anwesend war; außerdem kann man auch nicht gerade sagen, daß die Delegationen der einzelnen Völker für die Abrüstungs konferenz zahlenmäßig allzu klein wären. Groß war man aber allseits im Schweigen darüber, wie sich die Genfer „Fühlungnahme" gestaltete, die nun mit einer recht schroffen „Auseinandersetzung" geendet hat. Obwohl es eine schier endlose Reihe gegenseitiger ministerieller Be suche gegeben hat, oder vielleicht — gerade deswegen! Denn Tardieu ist wieder in eine Art „Politik in Hemdsärmeln" verfallen, die noch viel robuster wirkte als die hartnäckig verfolgte und schließlich auch er reichte Nichteinberufung der Lausanner Konferenz sür den Januar d. I. Da ist nun dem englischen Ministerprä sidenten ganz undiplomatisch die Galle hochgekommen und er hat endlich einiges darüber gesagt, was denn nun in jenen zahlreichen Ministerbesuchen und -konserenzen neben der Konferenz be- und verhandelt worden ist. Uns Deutsche interessiert dabei vor allem der Satz, daß man bet diesen Besprechungen zwar die Lausanner- Tagung vorbereitet habe, dabei sich aber sehr große Schwierig keiten zeigten. Auch ohne daß Macdonald näheres sagte, ist der Schluß berechtigt, daß diese Schwierigkeiten wirk lich sehr groß gewesen sein müssen, denn der englische Ministerpräsident fügte die bezeichnende Mahnung hinzu, die Frage, vor der man in Lausanne stehen werde, dürfte unter keinen Umstünden wieder vertagt werden, „wenn man nicht wolle, daß es am Ende des Jahres überhaupt keinen interna.ionalen Handel mehr gebe". Allzu weit bis dahin ist es ab<r schon jetzt nicht mehr! Alles zu „vertagen" ist in Gens die Wesenseigentümlich keit auch der Politiker im wohlgebügelten Rock, den sie ungern den Gefal len schärferer Tonart aussetzen. Und Tardieu ganz besonders möchte nicht mit einem außen politischen Stäubchen oder Flecken am Rock in die Wahl schlacht hineingehen, die in Frankreich am Sonntag anhebt und acht Tage später endgültig über Sieg und Niederlage entscheiden wird. Da verkehrt er denn lieber mit den Genfer Kollegen gewissermaßen in Hemdsärmeln. Er vertagte — sich selbst. -!- Die Völker sollen nun bei dieser „Störungsarbeit" immer wieder stillhalten! Nur in und mit den Wahlen öffnen sie sich ein Ventil fürdieüberhitztenKessel der Volksverstimmung. Wenn es dann zischt oder gar gellend pfeift, so ist das doch wirklich nicht mehr überraschend. Daß ferner die Volksstimmung wirtschaftlich noch viel stärker unter Druck steht als politisch und man „oben" infolgedessen einige Besorgnis verspürt, wird noch dadurch vervollständigt, daß den Regierenden oft die Staats betriebe wirtschaftlich recht schlecht bekommen. Da aber hier an den Ventilen noch besonders schwere Mono polgewichte hängen, so ist nur allzuoft und aqzulauge damit gewartet worden, ein Ventil zu öffnen. Erst mußte die Reichsbahn nicht mehr aus und ein wissen vor Fehlbeträgen, bis man sich „oben" aus den Satz besann, daß die Eisenbahn dem Verkehr zu dienen, nicht aber ihn zu hemmen habe. Jetzt sind nun endlich einige Personentarifsenk nngen erfolgt, die aber zuwenig den sozialpolitischen Zweck berück sichtigen, obwohl nur dann und damit auch der heiß ersehnte wirtschaftlich-finanzielle Erfolg erreicht werden kann. Sla--istiker gibt es genug in Deutschland und auch bei der Reichsbahn. Diese Statistiker haben auch festge stellt, daß die Eisenbahn bei der Personenbeförderung ihre Haupteinnahmen aus dem Personen- Nah verkehr be zieht —, und dort ist von einer Tarissenkung nur an einem einzigen Punkt etwas zu spüren. Wie stark ist beispiels weise der Ausflugsverkehr überall in Deutschland zurück gegangen, weil dabei die Fahrtkosten heute unstreitig die hemmende Hauptrolle spielen! Aus diesem „Mangel an Nachfrage" heraus ist eben das Verkehrsinstrument längst nicht so ausgenutzt, wie es seine Rcntabilisierung sordern muß. Noch immer aber hat gerade beim Verkehr die Tarif senkung zu einer Steigerung seiner Ausnutzung geführt oder doch zum mindesten dazu, daß seine Einschrumpfung gehemmt wurde. „Die Masse macht's", also — die Massen wachen es. Müssen es machen. * Sie machten es ja auch bei den gottlob nun endlich hinter uns liegenden Wahlen. Hier pfiffen die Ventile mit schrillstem Getöse; der ausgestömte Dampf liegt inso fern noch über Deutschland, als man vorläufig noch nicht weiß, welche politisch-parlamentarischen Folgen diese Pfiffe haben werden. Erst muß sich dieser Damps etwas verziehen, ehe man allseits besser und klarer sieht, was denn nun eigentlich geschehen soll. Die Ventile kann man nicht einfach wieder festschrauben und die Besiegten in den Synamitattellkat während einer Parade in Schanghai. Zahlreiche Verletzte. Während einer Parade im Hongliu Park in der inter nationalen Niederlassung in Schanghai, die anläßlich des Geburtstages des Kaisers von Japan stattfand, warf ein Koreaner eine Bombe auf die Tribüne, wo zahlreiche japanische Würdenträger versammelt waren. General Schirolawa, der Oberbefehlshaber der japani schen Truppen in Schanghai, General U y e d a, der japanische Gesandte S ch i g e m i t s u, der Ober befehlshaber der japanischen Marinestreitkrüfte in Schang hai, Admiral Nomur a, der japanische General- k o n s u l M u r a t, der A d m i r a l S ch i m a d a und der Wahlschlachten scheinen ihre Niederlage nicht wegdtspu- tieren zu wollen. Allerdings wären wir nicht ! Deutsch land, wenn nicht doch auch hierbei wieder das Hamlet- Wort zuträfe: „Der angeborenen Farbe der Entschließung Wird des Gedankens Blässe angekränkelt" — so daß man über stete Bedenken schwer zu energischem Handeln kommt. Dr. Pr. General Tafchiro sowie einige Zivilisten wurden verletzt. Sieben Personen wurden verhaftet. Die japanischen Truppen, die in einer Stärke von 10 000 Mann an der Parade teilnahmen, halten ihren Vor beimarsch gerade beendet. Eine Anzahl japanischer Kinder sammelte sich um die Tribüne, wo der japanische General konsul und die anderen Würdenträger Ansprachen hallen wollten. Als die japanische Nationalhymne gesungen wurde, explodierte plötzlich eine Dynamitbombe. Die japanischen Truppen besetzten sosorl alle Ausgänge des Parkes, die Polizei riegelte die Anschlagstelle ab und nahm sieben Personen, die sich verdächtig gemacht hatten, fest. Unter den anwesenden 15 000 Zuschauern entstand eine ungeheure Ausregung. Einer der Verhafteten, der 2 5 I a h r e a l t e K o r e a n e r A i n h o k i t s u, der an geblich die Bombe geworfen Hal, wurde von der Menge beinahe gelyncht. Als ihn japanische Polizisten sestnah- men, strömte Blut von seinem Gesicht. Es tonnte noch nicht festgestellt werden, ob seine Verletzungen von Bombensplittern oder von dem Angriff der Menge her rühren. In der Nähe der Tribüne fand man eine zweite Bombe, die anscheinend von einem zweiten Allentäter fallengelassen wurde. Das Befinden des Generalkonsuls Murai ist außer ordentlich ernst. General SchiMawa wurde im Kranken-